Titel: | C. J. H. Woodbury's Apparat zur Prüfung von Schmiermitteln. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 352 |
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C. J. H. Woodbury's Apparat zur Prüfung von
Schmiermitteln.
Mit Abbildungen.
Woodbury's Apparat zur Prüfung von Schmiermitteln.
C. J. H. Woodbury in Boston benutzt zur Bestimmung der
Schmierfähigkeit eines Schmiermittels das von Mac
Naught (1838 70 * 108. 1858 148 * 189) angegebene Verfahren: Es wird das
Schmiermittel zwischen zwei gegen einander gedrückte, ebene, wagerechte Scheiben
gebracht, die untere wird in Umdrehung versetzt und dann das Moment bestimmt,
welches genügt, um das Mitnehmen der oberen Platte zu verhindern.
Den Mac Naught'schen Apparat hat dann Duske (vgl. 1862 164 * 18)
weiter ausgebildet, indem er den Druck zwischen den Platten durch Anwendung eines
Druckhebels mit Laufgewicht leicht regelbar machte.
Woodbury benutzt nun unmittelbare Belastung der oberen
Platte durch Gewichte. Die Bauart des Apparates selbst zeigen die aus Engineering, 1884 Bd. 38 S. 533 entnommenen Figuren 1 und 2. Die
untere Scheibe a mit wagerechter, ringförmiger Lauffläche ist oben auf
eine senkrechte Welle aufgekeilt, welche durch zwei Halslager und ein Fuſslager
gestützt ist. Auf diese untere Scheibe a drückt mit
ihrer gleichfalls eben geschliffenen Grundfläche die aus harter Legirung
hergestellte obere Scheibe a, welche oben mit einem
hohlen ringförmigen Angüsse versehen ist. Das Innere dieses Hohlraumes ist durch
Scheidewände in Kanäle getheilt, durch welche beim Versuche Wasser zum Regeln der
Temperatur geleitet werden kann. Um hierbei die Wärmevermittelung von bezieh. nach
auſsen möglichst fern zu halten, ist über die Scheibe b
eine Kapsel von Hartgummi geschoben und der Zwischenraum noch mit Eiderdunen
ausgefüllt worden. Die obere Scheibe trägt auſserdem 4 Ständer, auf welchen das
Fuſslager der Belastungsachse c befestigt ist, die dann
noch in 2 Halslagern des Gestelles gehalten wird. Oben ruht auf der Belastungsachse
ein gleichschenkeliges Querstück, an welchem mittels Stangen die Brücke für die
Belastungsgewichte hängt.
Fig. 1., Bd. 258, S. 353Fig. 2., Bd. 258, S. 353Damit die Reibflächen selbst sich möglichst gleichmäſsig abnutzen, ist die
obere Drehachse gegen die untere um ungefähr 3mm
seitlich versetzt. Die Umdrehungszahl der unteren mittels Riemen angetriebenen Scheibe wird
durch ein ausrückbares Zählwerk angezeigt, während die jeweilige Temperatur durch
ein in die obere Scheibe eingelassenes Thermometer gemessen wird. Die Schmierung mit
dem zu prüfenden Oele erfolgt durch ein Rohr, welches durch die obere Scheibe bis zu
der kreisförmigen Aussparung in der unteren Scheibe führt; das obere Ende dieses
Rohres ist von Glas, so daſs die Menge des nachflieſsenden Oeles beobachtet werden
kann.
Wird nun die untere Scheibe in Umdrehung versetzt, so wird die Reibung, welche
zwischen den gegen einander gepreſsten Scheiben herrscht, die obere Scheibe mit den
Belastungsgewichten u.s.w. mitzunehmen suchen; zur Bestimmung des Momentes, welches
die Mitnahme verhindert, ist mittels eines Stahlbandes ein Dynamometer an die obere
Scheibe angeschlossen. Hierbei wird aber nicht die
Reibung mit bestimmt, welche die obere Verticalachse in ihren Lagerstellen erfährt.
Um diesen bei allen Apparaten dieser Gattung auftretenden nachtheiligen Einfluſs
möglichst zu vernichten, wendet Woodbury statt der ruhenden Lager zwei sich entgegengesetzt drehende Lager an, so daſs das rechts drehende
Reibungsmoment der einen Lagerfläche das links drehende der anderen aufheben kann.
Die Einleitung dieser Bewegungen erfolgt durch Schnüre von der Hauptantriebwelle aus
(vgl. Fig. 1).
Aus den so erhaltenen Ablesungen ist dann der Reibungscoefficient für das betreffende
Schmiermittel unter der Annahme abgeleitet, daſs sich der Druck durchaus gleichmäſsig über die Reibfläche vertheile. Die
mitgetheilten Zahlenwerthe ergeben, daſs der Reibungscoefficient abnimmt mit
zunehmender Pressung und abnimmt mit der Dünnflüssigkeit des Oeles, wie dieselbe
durch die Temperaturerhöhung hervorgerufen wird, und zwar um so weniger, je gröſser
die Pressung ist (vgl. auch Tower und W. Browne 1885 255 129).
Der Reibungscoefficient eines Paraffinöles nimmt danach
z.B. bei einer mittleren Reibgeschwindigkeit von 1m,52 folgende Werthe an:
Belastung
Temperatur
k/qc
4,4°
15,6°
26,7°
37,7°
0,07
0,5380
0,3400
0,2120
0,1380
0,70
0,0836
0,0554
0,0402
0,0302
1,41
0,0528
0,0375
0,0289
0,0227
2,11
0,0413
0,0307
0,0246
0,0199
2,81
0,0349
0,0271
0,0221
0,0181.