Titel: | Grasanalysen von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 28 |
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Grasanalysen von Ferd. Fischer.
Ferd. Fischer's Gasanalysen.
Im Anschlusse an die früheren Untersuchungen über Retortenöfen mit Gasfeuerung (1883 249 346) ist
zu bemerken, daſs die besprochenen drei Stettiner Oefen umgebaut sind und zwar zwei
nach der verbesserten Construction von Hasse und Didier (I und II), während die äuſsere Ecke jetzt ein
Münchener Ofen (III) einnimmt.
Ende December 1884 aus den Generatoren entnommene Gasproben ergaben im Durchschnitte
von je 4 bezieh. 6 Proben:
I
II
III
Kohlensäure
6,05
6,30
8,61
Kohlenoxyd
25,82
27,54
22,40
Methan
0,65
0,50
0,90
Wasserstoff
9,42
11,04
14,22
Stickstoff
58,06
54,62
53,87
–––––
–––––
––––––
100,00
100,00
100,00.
1k Kokes mit 93 Proc.
Kohlenstoff gibt demnach:
Kohlenoxyd
1,37
1,38
1,21
Methan
0,03
0,03
0,05
Wasserstoff
0,50
0,55
0,77
Kohlensäure
0,32
0,32
0,46
Stickstoff
3,08
2,74
2,91
––––
––––
––––
5,30
5,02
5,40.
Der Brennwerth beträgt daher 5740, 5900 und 6110c, ist somit nicht erheblich verschieden,
wenngleich im Münchener Ofen (vgl. 1883 248 * 25) mehr
Wasser zersetzt wird.
Die Untersuchung der Verbrennungsgase ergab im Durchschnitte:
I
II
III
Kohlensäure
17,5
17,9
18,0
Kohlenoxyd
Spur
0
Spur
Sauerstoff
2,5
2,4
1,9
Stickstoff
80,0
79,7
80,1
Temperatur
unten
590°
610°
398°
„
oben
710°
725°
520°.
Daſs die Gase die Regeneration des Münchener Ofens mit nur 400° verlassen, erklärt
sich aus der Art des Wassergefäſses, gegenüber dem geschlossenen Verdunstungsgefäſse
beim Hasse-Didier'schen Generator. In allen Fällen
nehmen die Gase von dem Ende der Regeneration unter dem Ofen bis da, wo der
Schornstein oben aus dem Ofen herausragt, erhebliche Wärmemengen auf, so daſs es
vortheilhafter sein würde, die Abzugskanäle seitlich auſserhalb des Ofens zu
legen.
Jedenfalls bestätigen auch diese Versuche die Vorzüge der Gasfeuerung gegenüber der
Rostfeuerung (vgl. 1879 232 527).
Im Sommer 1876 habe ich wiederholt die beim Rösten von
Feinkies in PlattenöfenVgl. Lunge: Handbuch der Soda-Industrie, Bd.
1 * S. 193. Bode 1877 225 279. entwickelten Gase untersucht. Um den
Gehalt an Schwefelsäuredampf und Schwefligsäure zu bestimmen, füllte ich in meinen
Apparat zur Untersuchung der Rauchgase (vgl. 1880 237 *
387. Jahresbericht der Chemischen Technologie, 1880 * S. 230) als
Sperrflüssigkeit Erdöl statt Wasser, trieb die durch ein Porzellanrohr angesaugte
Gasprobe nach dem Messen möglichst rasch in das Kalirohr und nach dem Lösen der
Säuren in Pyrogallat zur Bestimmung des Sauerstoffes. In einer gleichzeitig
angesaugten Probe wurde in bekannter Weise SO2 nach
Reich bestimmt. Einige Male wurde in der erhaltenen
Lösung die Gesammtmenge an Schwefelsäure durch Chlorbarium gefällt, um so nach Abzug
der durch Oxydation von SO2 gebildeten die bereits
vorhandene zu finden.
Eine in der Schwefelsäurefabrik von Meyer und Riemann in
Linden am 19. Juli 1876 so ausgeführte Versuchsreihe ergab z.B.:
Ort der Probenahme
Zeit
SO2durch
J
Gesammt-säuren
Sauer-stoff
Bemerkungen
Uhr
Min.
Platte 2 von unten
10
40
0,96
1,4
18,4
Thür geschlossen
4
55
1,52
2,2
16,6
6
11
10
3,81
4,6
12,5
Sammelkanal
30
8,26
9,6
5,9
12
7,53
8,6
7,5
Thür offen
Platte 6
5
8,43
11,6
3,9
Schieber zuDie aus der Jodlösung gefällte Schwefelsäure lieſs 11,92 Vol.-Proc.
Gesammtsäure, somit 3,49 Vol.-Proc. Schwefelsäuredampf bei 20°
berechnen. Die damals beabsichtigten weiteren
Versuche konnten wegen Mangel an Zeit nicht ausgeführt
werden.
6
20
4,92
5,6
10,7
„ offen
2
40
2,48
3,9
14,8
4
6
2,62
3,4
16,0
Sammelkanal
6
20
5,80
6,5
10,6
Die Austrittgase enthielten um 7 Uhr 0,4 Proc.
Säuregase und 4,4 Proc. Sauerstoff.
Am 27. Juli 1877 untersuchte ich in gleicher Weise die Röstgase eines Stückkiesofens in der Schwefelsäurefabrik Egestorff's Salzwerke in Linden. Acht neben einander
liegende Oefen sind derart mit einander verbunden, daſs die des ersten durch alle
übrigen mit durchziehen. Die Gasproben wurden der letzten Abtheilung entnommen:
Zeit der Probe-nahme
SO2 durch
J
Gesammt-säuren
Sauerstoff
Uhr
Min.
10
10
8,91
11,0
5,9
28
8,14
10,8
5,0
40
8,12
10,2
6,6
52
7,20
9,5
6,2
11
28
6,19
8,5
7,9
40
6,79
9,4
6,7
50
7,76
9,5
6,9
12
0
8,07
9,7
6,9
10
9,30
11,4
5,0
25
9,17
11,3
3,9
5
34
7,12
7,9
8,9
42
6,61
7,6
8,4
52
7,19
8,2
7,9
6
10
6,91
7,8
8,5
Die aus dem Gloverthurme tretenden Gase ergaben 6,45 Proc. SO2, 6,8 Proc. Gesammtsäure und 10,5 Proc. Sauerstoff.
Die Schwefelsäuredämpfe waren hier also fast völlig verflüssigt, wie auch Scheurer-Kestner (1876 219
516. 1885 257 28) annimmt. Die Austrittgase enthielten um
4 Uhr 0,5 Proc. Säuren und 4,2 Proc. Sauerstoff, um 5 Uhr 0,7 Proc. Säuren und 4,5
Proc. Sauerstoff. Die Röstgase haben noch einen ziemlich weiten Weg unter
Abdampfpfannen zurückzulegen und nehmen wahrscheinlich hier durch das Mauerwerk Luft
auf.
Versuche, die Schwefelsäuredämpfe durch eine Lösung von Chlorbarium zurückzuhalten,
miſslangen, wie auch G. Lunge (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1878 S. 1825) gefunden hat. Das hier angegebene
volumetrische Verfahren macht zwar keinen Anspruch auf vollständige Genauigkeit,
vielmehr wird der wirkliche Gehalt an Schwefelsäure etwas gröſser sein; es hat aber
den Vorzug, daſs es innerhalb 4 bis 5 Minuten die Gesammtmenge der Säuren annähernd,
den Sauerstoff aber bis auf etwa 0,2 Proc. genau erkennen läſst. Der genannte
Apparat erscheint daher für die Betriebsaufsicht
geeigneter als die Bestimmung von SO2 nach Reich, da der Gehalt an Schwefelsäure nicht selten über
2 Vol.-Proc. beträgt. Auch die Bestimmung des Sauerstoffes in den Austrittgasen
verdient mehr Beachtung (vgl. Lunge 1877 226 634).