Titel: | Ueber Neuerungen an Vertikalkesseln. |
Fundstelle: | Band 258, Jahrgang 1885, S. 1 |
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Ueber Neuerungen an Vertikalkesseln.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 1.
Ueber Neuerungen an Vertikalkesseln.
Die seit den früheren Berichten (vgl. 1882 243 * 177. 1883
249 * 321. * 361) bekannt gewordenen neueren
Anordnungen von Vertikalkesseln sind fast ausschlieſslich englischen und
französischen Ursprunges und schlieſsen sich mehr oder weniger an die älteren Formen
an.
J. Blake von den Britannia-Werken in Manchester hat nach
Engineering, 1884 Bd. 38 S. 396 seinen bekannten,
in England sehr verbreiteten Kessel vgl. 1880 236 * 191
und * 279) noch in der aus Fig. 1 Taf. 1
ersichtlichen Weise vereinfacht. Die im Uebrigen cylindrische Feuerbüchse wird
einerseits durch eine winkelig gebogene Platte begrenzt, welche in ihrem oberen
lothrechten Theile das Heizröhrenbündel und in dem unteren elliptisch geschnittenen
Theile einen kurzen, zur Beschickung des Rostes dienenden Stutzen aufnimmt und
hierdurch zugleich hinreichend versteift wird.
Fig. 6 Taf. 1
zeigt nach dem Engineer, 1884 Bd. 58 S. 292 einen
Kessel von Tinker, Shenton und Comp. in Hyde bei
Manchester, bei welchem, wie bei den Blake'schen
Kesseln, ein wagerechtes Heizröhrenbündel die Feuergase unterhalb des Wasserspiegels
abführt. Die Feuerbüchse ist hier jedoch oben durch eine gewölbte Decke
abgeschlossen und nur durch einen verhältniſsmäſsig engen Stutzen mit einem darüber
liegenden weiten Heizrohre verbunden, was zur Erzielung einer guten Verbrennung
vortheilhaft sein kann. Eine elliptische, vorn durch einen abnehmbaren Deckel
verschlossene Rauchkammer leitet dann die Gase aus jenem Rohre in die engen
Heizröhren ein. Ein derartiger Kessel von 1m,24
Durchmesser und 3m,05 Gesammthöhe mit 54
Heizröhren von 57mm äuſserem Durchmesser hat eine
Heizfläche von 16qm. Mehrere Versuche mit
demselben ergaben eine 10 bis 12fache Verdampfung.
Auch der in Fig.
10 Taf. 1 nach Engineering, 1883 Bd. 36 S.
517 abgebildete sogen. „Cestus“-Kessel von T.
Joicey in Gateshead ist mit dem wagerechten Heizröhrenbündel ausgerüstet.
Die Feuerbüchse ist aus zwei Kegelstumpfen zusammengesetzt, von denen der obere von
mehreren zugleich für den Wasserumlauf und zur Versteifung dienenden schrägen Wasserröhren durchzogen
ist. Die Form der Feuerbüchse hat hauptsächlich den Zweck, den Raum zwischen
derselben und dem Kesselmantel befahrbar zu machen. Die Heizröhren liegen zum
gröſsten Theile in einem seitlich am Kessel befestigten kurzen Cylinder, an welchen
auſsen noch eine Rauchkammer angehängt ist, so daſs der ganze Kessel als verkürzter
Locomotivkessel angesehen werden kann. Aus der Rauchkammer werden die Heizgase durch
ein theilweise im Dampfraume liegendes Rohr noch einmal quer durch den Kessel
geführt. Auſser diesem hauptsächlich für kleine
Dampfboote bestimmten Kessel ist a. a. O. noch ein kleinerer Kessel mit
ähnlicher Feuerbüchse dargestellt, bei welchem jedoch der seitliche Ausbau sammt den
Heizröhren fortgelassen ist und die Gase in zwei Rohren, welche die Feuerbüchsdecke
mit der Kesseldecke verbinden, durch den Dampfraum geführt werden.
Der Kessel von Coles und Matthews in Coventry, welcher
in Fig. 2 und
3 Taf. 1
nach Engineering, 1885 Bd. 39 S. 341 abgebildet ist,
enthält in der Feuerbüchse eine Anzahl Knierohre, durch welche ein sehr energischer
Wasserumlauf herbeigeführt wird; letzterer hat allerdings zur Folge, daſs das Wasser
aus diesen Röhren sehr hoch, zuweilen bis zur Decke in den Dampfraum
hinaufgeschleudert wird, so daſs derartige Kessel immer sehr nassen Dampf lieferten.
Um diesem Uebelstande abzuhelfen, ist in den Dampfraum ein sämmtliche Röhren
überdeckender Kegel eingehängt, aus welchem der Dampf nur unter dem unteren Rande
hinweg oder durch enge Oeffnungen austreten kann und daher in dem ihn umgebenden
Raum ziemlich trockener Dampf gewonnen wird. Der Kegel besteht aus drei auf einander
gehängten Stahlblechringen, von denen der oberste an der Kesseldecke befestigt ist.
Die beiden unteren sind mit Handgriffen versehen und können leicht emporgehoben
werden, um zu der Feuerbüchsdecke und den oberen Rohrmündungen zu gelangen.
Auſserdem ist jeder der Ringe aus Stücken derart zusammengesetzt, daſs diese durch
ein Mannloch herausgenommen werden können. Behufs bequemen Einbringens der Röhren
sind die Löcher in der Feuerbüchsdecke weiter gebohrt, als dem äuſseren Umfange der
Röhren entspricht; die Befestigung der letzteren geschieht mittels umgelegter Ringe,
welche von oben verstemmt werden. Den unteren Rohrmündungen gegenüber sind im
Kesselmantel Reinigungsöffnungen angebracht. Eine unter der mittleren Oeffnung der
Feuerbüchsdecke aufgehängte Schale, welche von auſsen gehoben und gesenkt werden
kann, drängt die Gase an die Heizflächen und gestattet eine bequeme Regelung des
Zuges. Der Kessel wird in Gröſsen für 2 bis 25e
gebaut.
Lumby Sohn und Wood in Halifax stellen nach der Revue industrielle, 1884 S. 346 kleine Kessel mit zwei
die Feuerbüchse wagerecht durchkreuzenden Wasserröhren vollständig durch Schweiſsung her. Abgesehen von der Vernietung der Decke
mit dem Rauchrohre sind nicht nur die Feuerbüchse mit den Röhren und der
Kesselmantel ganz und gar geschweiſst, sondern auch unten, wie an der Feuerthür und am
Aschenloche durch Schweiſsung verbunden. Ob der dadurch erreichte Vortheil die nicht
unbedeutende Arbeit werth ist. dürfte zweifelhaft sein.
Fig. 7 Taf. 1
veranschaulicht einen sehr einfachen Kessel von A. Pifre in
Paris (* D. R. P. Nr. 28576 vom 8.
April 1884), welcher nur für sehr kleine
Leistungen bestimmt und, um möglichst wenig Wartung zu erfordern, mit einem
Füllschachte versehen ist. Der Kessel besteht nur aus zwei oben und unten durch
Ringe verbundenen Cylindern A und B. Ueber den Kessel ist ein Cylinder D gestülpt, welcher einen Aufsatz H trägt, und in diesen ist das nach unten sich etwas
erweiternde Füllrohr I eingehängt. Eine Rohrschlange
C, deren beide Enden mit dem Kessel verbunden sind,
dient als Rost. Als Brennstoff werden Kokes vorausgesetzt. Wenn auch in der
Rohrschlange ein Wasserumlauf entstehen wird, kann dieselbe doch nicht von langer
Dauer sein. Die Ausnutzung der Heizgase ist eine sehr mangelhafte, da die Heizfläche
zu gering ist. Sollten die Gase auch den äuſseren Cylinder A umspülen, so müſsten dieselben wenigstens unten aus D statt aus dem Aufsatze H
abgeführt werden.
Der in Fig. 12
Taf. 1 nach der Revue industrielle, 1884 S. 221
abgebildete Kessel von C. Levet kann aus dem
gewöhnlichen Field'schen Kessel dadurch hergestellt
werden, daſs man aus der Feuerbüchse, von deren Decke G
die Field'schen Röhren herabhängen, einen Cylinder
herausnimmt, die beiden übrig gebliebenen Theile durch je eine ebene Platte D bezieh. E abschlieſst
und zwischen diese beiden Platten Rauchröhren einschaltet, welche die Wasserröhren
concentrisch umgeben. Dadurch ist sowohl der Wasserraum, wie auch die Heizfläche
vergröſsert. Um die Ablagerungen von Kesselstein auf der Platte D zu vermeiden, ist in einiger Entfernung davon eine
Ringplatte J angeordnet, welche eine Wasserströmung in
der Richtung der Pfeile herbeiführen soll. Jedenfalls wird hier ähnlich wie bei den
bekannten Popper'schen und anderen EinlagenVgl. 1869 191 * 263. 1876 220 174. 367. 222 92. 1878 228 * 205. ein groſser Theil der
Niederschläge von der Platte J aufgefangen, wo
dieselben nicht schädlich werden können. Behufs bequemer Reinigung kann der obere
Theil des Kesselmantels abgenommen werden und zwar liegt die Theilfuge gerade in der
Höhe der Platte J.
Ein dritter französischer Kessel von A. de Dion, Th. Bouton und Ch.
Trépardoux in Paris (* D. R. P. Nr. 27725 vom 18. Oktober 1883) ist in Fig. 4 und 5 Taf. 1
dargestellt. Derselbe scheint aus einem in der Revue
industrielle, 1884 S. 335 abgebildeten Kessel derselben Firma
hervorgegangen zu sein. Letzterer besteht aus einem cylindrischen Doppelmantel,
welcher mit einem in seiner Achse liegenden Rohre durch eine groſse Zahl radialer,
enger und nach der Mitte etwas ansteigender Rohre verbunden ist. Dieser Kessel
muſste wegen seines kleinen Dampfraumes jedenfalls sehr nassen Dampf liefern und dies mag zu der
gezeichneten neuen Form geführt haben. Der auf einen beliebigen Ofen aufzustellende
Kessel A enthält einen Innenkörper, aus dem
Kegelstumpfe E, dem mittleren Rohre F und zahlreichen von E
nach F ansteigenden Röhren G bestehend, aus welchem die Heizgase durch eine Anzahl Röhren J abgeleitet werden. Die letzteren sind an der
Kesseldecke mittels aufgeschraubter Muttern befestigt und die untere Verbindung
zwischen A und E ist
ebenfalls durch Verschraubung bewerkstelligt, so daſs der Innenkörper, wie er in
Fig. 5 in
der Ansicht gezeigt ist, leicht herausgenommen werden kann. Der Kessel ist
anscheinend in kleinen Abmessungen aus Kupfer getrieben gedacht. Bei der Herstellung
aus Eisen wird der sonderbare eiförmige Dampfsammler C
wohl passend durch einen kurzen liegenden Cylinder zu ersetzen sein, welcher durch
einen oder mehrere Stutzen mit A verbunden ist. Ein auf
den Kessel aufgestellter Vorwärmer L ist so gestaltet,
daſs er die Heizgase eng um den Dampfsammler herumführt. Die über dem Rohre F angebrachte Platte H
soll das Aufspritzen des Wassers in den Dampfraum verhindern, Der Kessel ist u.a.
bei einer von dem genannten Hause gebauten Dampfdroschke angewendet worden.
Für gröſsere Leistungen ist der in Fig. 8 Taf. 1 nach der Revue industrielle, 1884 S. 98 abgebildete Kessel von
J. Pelestot bestimmt. In einen oben erweiterten
Mantel A ist von unten die cylindrische Feuerbüchse P, von oben eine gleichfalls cylindrische Rauchkammer
C eingebaut, welche beide durch ein Bündel
senkrechter Heizröhren O verbunden sind. Auſserdem sind
in den vorspringenden Boden des oberen Kesseltheiles zwei Reihen Field'scher Röhren eingehängt, so daſs auf kleiner
Grundfläche eine sehr ausgedehnte Heizfläche erzielt ist. Die Rauchkammer wird zum
gröſsten Theile von einem eingehängten besonderen kleinen Kessel B ausgefüllt, welcher als Vorwärmer dient und mit dem
Hauptkessel oben durch ein Rohr G mit Hahn, unten durch
den Hahn H in Verbindung gesetzt werden kann. Die
Heizgase werden, nachdem sie die Röhren O durchstrichen
haben, durch vier weite Stutzen in den den unteren Kessel umgebenden Raum geleitet,
welcher nach auſsen durch einen mit Sand o. dgl. ausgefüllten doppelten Blechmantel
D abgeschlossen wird. Durch den so gebildeten
absteigenden Zug gelangen die Gase, nachdem sie die Field'schen Röhren und die Auſsenwand von A
umspült haben, in den Fuchs. Der Mantel D besteht aus
mehreren durch Gelenke verbundenen Theilen derart, daſs behufs Reinigung der Röhren
u.s.w. jeder Theil wie eine Thür geöffnet werden kann. Der Kessel B ist mit Manometer, Sicherheitsventil und einem
Schwimmer-Wasserstandszeiger versehen. Das Rohr G soll
für gewöhnlich offen, der Hahn H jedoch geschlossen und
der Wasserstand in B höher als in A sein, damit ein groſser Vorrath heiſsen Wassers
vorhanden sei, mit dem dann der Hauptkessel jederzeit durch Oeffnen des Hahnes H
gespeist werden kann. Der
dargestellte Kessel hat bei 4m,9 Höhe und 2m,44 gröſstem Durchmesser 117 Heizröhren O von 75mm
Durchmesser und 116 Field'sche Röhren von 80mm Durchmesser, womit sich eine Gesammtheizfläche
von 117qm,8 ergibt. Mit Rücksicht auf die nöthige
Ummantelung des unteren Theiles bildet dieser Kessel gleichsam den Uebergang zu den
folgenden eingemauerten Kesseln.
An dem in Fig.
9 Taf. 1 nach der Wochenschrift des
Oesterreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1884 S. 76
veranschaulichten Kessel von Brand und Lhuilier in
Brunn, welcher in Wien im J. 1883 ausgestellt war, ist hauptsächlich die Anwendung
der Tenbrink'schen Feuerung bemerkenswerth. Der
Feuersack ist unter 45° geneigt von der Seite eingesetzt und von dem vorderen Ende
desselben ein nach oben sich erweiterndes Rohr nahezu senkrecht durch den Kessel
hindurchgeführt. Von dem Raume oberhalb des Kessels gelangen die Heizgase durch
Heizröhren, welche denselben zu beiden Seiten des Feuersackes der ganzen Höhe nach
durchziehen, unter den Boden des Kessels und bestreichen darauf, wieder nach oben
ziehend, den Kessel noch von auſsen. Um eine möglichst groſse freie Wasseroberfläche
zu gewinnen, ist über dem stehenden Kessel, durch einen Stutzen mit demselben
verbunden, ein wagerechter Oberkessel angebracht, welcher zum gröſsten Theile mit
Wasser gefüllt ist und auf seiner hinteren Seite noch einen querliegenden
Dampfsammler trägt. Der in Wien ausgestellte Kessel hatte 36 Heizröhren von 76mm lichter Weite, eine Gesammtheizfläche von 55qm,7 und beanspruchte nur einen Flächenraum von
2m,8 Breite und 3m,06 Tiefe. Derselbe lieferte recht trockenen Dampf für eine 35pferdige
Maschine der gleichen Maschinenfabrik.
Der in Fig. 11
Taf. 1 abgebildete Kessel von E. Hetze in
Breslau (* D. R. P. Nr. 25311 vom 15.
Juni 1883) ist zusammengesetzt aus einem kurzen wagerechten Kessel A mit seitlich liegendem Flammrohre B, einem auf A
aufgesetzten, verhältniſsmäſsig weiten Dome C, einem
niedrigen stehenden Oberkessel E und einem die Theile
C und E verbindenden
Bündel senkrechter Wasserröhren D. Die Heizgase treten
von dem die ganze Länge des Unterkessels einnehmenden Roste zunächst unter den
Kessel A, bespülen denselben nahezu auf seinem ganzen
Umfange, wie auch den Dom C, steigen dann zwischen den
Wasserröhren hindurch aufwärts und ziehen schlieſslich noch durch einen doppelten
Heizröhrenkranz, welcher in den Oberkessel eingesetzt ist. Die Verdampfungsfläche
ist hier sehr klein und, da schon in A und C eine bedeutende Dampfentwickelung, in den Röhren D also ein sehr ungestümes Aufsteigen des Dampfes
stattfinden wird, so ist anzunehmen, daſs der gewonnene Dampf sehr naſs sein
wird.
Schlieſslich zeigen noch Fig. 13 und 14 Taf. 1
einen sogen. offenen Dampfkessel (für Spannungen bis zu
0at,5) von C.
Voelckner in Wien (Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 21. Oktober
1883). Derselbe ist im
Wesentlichen ein Field'scher Kessel, unterscheidet sich
aber von der gewöhnlichen Anordnung erstens durch die Anbringung eines seitlichen
Füllschachtes und zweitens dadurch, daſs die Heizgase aus der Feuerbüchse nicht nach
oben durch ein Rauchrohr, sondern durch eine Anzahl (in der Zeichnung 6) radialer
Röhren d in zwei auſsen am Kessel abwärts führende Züge
e geleitet werden, welche sich unter dem Boden des
Feuerraumes vereinigen und durch den Kanal f in den
Schornstein münden. Speisung und Luftzuführung sollen selbstthätig geregelt werden.
Die ganze Anordnung erscheint recht zweckmäſsig.