Titel: Apparat zur Hervorbringung niedriger Temperaturen.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 403
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Apparat zur Hervorbringung niedriger Temperaturen. Mit Abbildungen auf Tafel 27. Lambrecht's Apparat für Thaupunktbestimmungen. Zur Hervorbringung niedriger Temperaturen, namentlich für Thaupunktbestimmungen, verwendet W. Lambrecht in Göttingen (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 32237 vom 7. Februar 1885) denselben Luftstrom, welcher ein Flügelrad zum Aufrühren von Aether treibt, gleichzeitig zur Beförderung der Verdunstung. Der Apparat (Fig. 9 und 10 Taf. 27) besteht aus einer leichten, runden Kapsel, welche durch eine Zwischenwand b in zwei Abtheilungen a und v getrennt ist. In a befindet sich ein Flügelrädchen c auf einer leicht drehbaren Achse d, welche in den Hülsen e der Wände b gelagert ist und auf ihrem auſsen vorstehenden Ende ein Schwungrad f trägt. Ein Rohr g mit Abzweigung z (vgl. Fig. 10) mündet seitlich in die Kammer a, während auſserdem oben auf derselben ein offenes Röhrchen h mit erweitertem Mundstücke sich befindet. Die zweite Kammer v ist durch einen etwas gewölbten, hochpolirten Metallspiegel i abgeschlossen; in das Innere derselben ragt durch ein Rohrstück k mit Gummiring l ein feines, sehr empfindliches Thermometer m hinein, welches am besten nach unten gebogen ist, aber auch – wie punktirt angedeutet – gerade sein kann. Beim Gebrauche des Apparates wird durch das Rohr h Aether in die Abtheilung a gegossen; dann wird durch das Rohr g ein Windstrom eingeblasen, welcher aus dem gebogenen Rohre z nahezu tangential auf das Flügelrädchen c trifft. Dieses Rädchen wird dadurch in schnelle Umdrehung versetzt, welch letztere auch auf das Schwungrad f übertragen wird, das sowohl die Bewegung regulirt, als auch, weil auſsen sitzend, dieselbe dem Auge sichtbar macht. Der in der engen Kammer befindliche Aether geräth dabei in heftige Wallung und verdunstet mit groſser Schnelligkeit, indem derselbe die umgebende Luft so schnell abkühlt, daſs sich die Feuchtigkeit derselben als Thau niederschlägt. Dieser Thauniederschlag ist nun auf dem blank polirten Metallspiegel sehr scharf und deutlich zu beobachten, während das Thermometer gleichzeitig den entsprechenden Temperaturgrad anzeigt. Da nun das erste Auftreten des Thaues für den Feuchtigkeitsgehalt der Luft bestimmend ist und dazu eine scharfe Beobachtung gehört, so ist es von groſser Wichtigkeit, daſs das Auge, ohne auf- oder umherblicken zu müssen, an derselben Stelle den Temperaturgrad ablesen kann, bei welchem die Thaubildung stattfindet, was bei diesem Apparate und insbesondere bei der mit gebogenem Thermometer gezeichneten Ausführung leicht ist. Der Rand des Spiegels steht weit über der Kapsel hervor und wird sich anfänglich nur die Mitte desselben scharf begrenzt mit Thau bedecken, während der äuſsere Theil hell und ungetrübt bleibt, was die genaue Bestimmung des Thaupunktes sehr erleichtert. Damit die Genauigkeit der Wirkung des Apparates durch die Nähe des Beobachters nicht beeinträchtigt werde, kann dasselbe mit einer Glasglocke umgeben werden. Will man den Apparat vor dem Fenster im Freien anbringen, so wendet man statt eines Tragfuſses ein gebogenes Winkelrohr an, welches mit einem Schenkel durch den Fensterrahmen in das Zimmer hineinragt. Man kann vom Zimmer aus die Luft durchblasen und eine Beobachtung des Thaupunktes im Freien anstellen, ohne selbst im Freien sein zu müssen. Füllt man die Kammer v des Apparates mit Wasser anstatt mit dem Quecksilberbehälter des eingesteckten Thermometers, so wird das Wasser selbstverständlich sehr rasch zu Eis erstarren, so daſs das Instrument also auch ein sehr einfaches Mittel bietet, um die künstliche Eisbildung zu erläutern.

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