Titel: | Elektrischer Aus- und Einrückapparat für Eisenbahnsignale. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 257, Jahrgang 1885, S. 311 |
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Elektrischer Aus- und Einrückapparat für
Eisenbahnsignale.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 21.
Elektrischer Aus- und Einrückapparat für
Eisenbahnsignale
Eine elektrische Aus- und Einrückung für Eisenbahnsignale, welche insbesondere auf
das Blocksystem von Lartigue, Tesse und Prudhomme (vgl.
1876 219 * 307. 1877 226 158)
anwendbar ist, haben P. Tesse, H. Lartigue, Gebrüder Mors
und E. Sartiaux in Paris (Oesterreichisch-Ungarisches Patent Kl. 20 vom 7.
August 1883) angegeben. Wie erinnerlich, fragt bei diesem Blocksysteme jeder
Signalmast für jede Fahrtrichtung einen (groſsen) Signal-Flügel und etwas tiefer einen (kleinen) Signal-Arm; der für gewöhnlich lothrecht nach unten
hängende Flügel bezeichnet in wagerechter Stellung dem Zugführer den in der
Zugrichtung nach Vorn liegenden Bahnabschnitt als blockirt, d.h. zeigt ihm an, daſs
dieser Abschnitt von einem Zuge besetzt ist; der für gewöhnlich lothrecht mit seiner
Spitze nach oben stehende Arm überbringt dagegen in
seiner wagerechten Lage dem Signalwärter die Meldung, daſs ein Zug in den rückwärts
liegenden Bahnabschnitt einfährt.
Textabbildung Bd. 257, S. 311
Fährt ein Zug von der Station A
nach der Station B hin ab, so wird er in B durch Wagerechtstellen des Armes angemeldet. Trifft der
Zug in B ein und findet den Weg nach der Station C hin frei, so fährt er in den Abschnitt BC ein; der Signalwärter in B
stellt aber den Flügel mittels einer Kurbel (Nr. 1) wagerecht (auf Halt); dabei entsendet er
zugleich einen negativen Strom nach C und stellt dadurch
dort den Arm wagerecht. Darauf stellt der Signalwärter in B mittels einer zweiten Kurbel (Nr. 2) auch den zu dieser Fahrtrichtung gehörigen
Signalarm wieder lothrecht nach oben, sendet hierbei zugleich einen negativen Strom
nach A und hebt daselbst durch Senkrechtstellen des
Flügels die bisherige Blockirung der Strecke AB auf. Jede
Kurbel steht für gewöhnlich wagerecht; beim Blockiren bezieh. beim Anmelden des
Zuges nach vorwärts wird die Kurbel um 210° von rechts nach links gedreht und dabei
bewegt ein auf ihrer Achse sitzender, aber um 90° gegen sie verstellter, daher für
gewöhnlich nach oben stehender Krummzapfen den Flügel bezieh. den Arm in die
verlangte Stellung. Bei der Rückstellung des Flügels bezieh. des Armes geht die
Kurbel von selbst mit in die wagerechte Lage zurück, ebenfalls durch eine Drehung
von rechts nach links, da ihr eine Drehung von links nach rechts durch Sperrungen
unmöglich gemacht ist. Die Stromsendung bewirkt stets eine auf die Kurbelachse
aufgesteckte Schlieſsungsscheibe. Während sich in C der
Arm wagerecht stellt, wird ein positiver Strom nach B
entsendet, welcher daselbst als Empfangszeichen das rothe Feld der zum Flügel
gehörigen Signalscheibe sichtbar werden und mittels eines Hammers einen Schlag auf
eine Glocke geben läſst. In ähnlicher Weise sendet der sich in die Lothstellung
herabsenkende Flügel in A ein Empfangssignal nach B. Die Anordnung ist dabei so getroffen, daſs sowohl der
Flügel, wie der Arm in der durch die Drehung der Kurbel um 210° ihm ertheilten
oberen Stellung durch die Mitwirkung eines (Hughes'schen) Magnetes festgehalten wird, welcher die Wirkung der Schwere des
Flügels bezieh. des Armes aufhebt; durch den negativen elektrischen Strom wird der
Magnet geschwächt und nun senkt sich der Flügel bezieh. der Arm durch sein eigenes
Uebergewicht.
Der Zweck und die Bestimmung der Verbesserung ist nun die Einschaltung eines von den
Bewegungsmechanismen unabhängigen, nach Belieben ohne jede Störung wieder
entfernbaren Apparates, zwischen diese Mechanismen selbst, durch welchen Apparat
ihre Thätigkeit wechselseitig von einander abhängig gemacht wird, und die
Hinzufügung einer Vorrichtung, durch welche die Blocksystem-Abschnitte einer
Bahnlinie zu einem Ganzen verbunden werden, so daſs die Verrichtungen des
Postenwächters von dem Umstände, ob die Linie frei oder besetzt ist, oder vom
Vorgehen eines verantwortlichen Beamten abhängig werden. Zufolge der wechselseitigen
Abhängigkeit kann dann der überwachende Beamte am Posten B den Blockabschnitt AB rückwärts nicht
entblockiren, bevor er den nach vorwärts liegenden Abschnitt BC blockirt hat, nachdem ein Zug in BC
eingefahren ist. Wenn aber BC in B für einen Zug blockirt worden ist und dem überwachenden Beamten des
Postens B ein zweiter von A
kommender Zug signalisirt wird, so kann dieser Beamte verhindert werden, dieses
Anmeldesignal verschwinden zu machen und AB zu
entblockiren, bevor er nicht BC nach dem vom Posten C aus stattgefundenen Entblockiren, beim Austreten des
ersten Zuges aus diesem Abschnitte, von Neuem blockirt hat. Man kann aber ferner
auch bei einer
Blockzwischenstation B die wechselseitige Abhängigkeit
der Abschnitte BC und AB
aufheben, wenn ein Zug im Bahnhofe B auf einem
Nebengeleise steht, sie dagegen beibehalten, wenn Züge durchfahren, ohne auf
Nebengeleise zu kommen, und ebenso leicht kann man verhindern, daſs der Beamte des
Postens B selbst dieses Aufheben der Abhängigkeit
vornehme, ohne Mitwirkung eines verantwortlichen Beamten in jener Station, wo der
Zug dann auf ein Nebengeleise kommen soll; endlich kann man auch durch bloſses
Entblockiren des Abschnittes A
B, nachdem der Zug in das Nebengeleise eingefahren ist,
das alte Verhältniſs wieder herstellen.
Um dies zu ermöglichen, wird auf der gemeinschaftlichen Achse der Kurbeln zweier
Bewegungsmechanismen (Nr. 1 und 2), welche zur Bewegung des für dieselbe
Fahrtrichtung dienenden Flügels und Armes dienen, das in Fig. 10 und 11 Taf. 21
dargestellte guſseiserne Kästchen a angebracht. In
diesem befinden sich: ein Rad aus Hartgummi r, welches
auf der Achse des Bewegungsmechanismus Nr. 1 angebracht ist; zwei Contactfedern f und f1, deren eine f mit der
Batterie und deren andere f1 mit einem Hughes'schen Elektromagnete e verbunden ist; ein um die Achse l1 drehbarer Hebel l, auf dessen unteren Arm die Spiralfeder b wirkt und der mit dem Anker c des Hughes'schen Elektromagnetes in
Verbindung steht, während am anderen Arme ein Anschlagstück t angebracht ist; ein an der Achse des Bewegungsmechanismus Nr. 2
angebrachter Arm d, welcher an das Anschlagstück t schlägt, wenn der Anker c mit dem Elektromagnete e in Contact ist;
ein Stab v, welcher auf der Achse des
Bewegungsmechanismus Nr. 2 so angebracht ist, daſs derselbe den Hebel l in seine normale Stellung zurückbringt, d.h. den
Anker c in Contact mit dem Elektromagnete e; endlich ein Läutewerk s, Welches zwischen einer Batterie und einem Commutator in eine Leitung
eingeschaltet ist; dieser Commutator ist entfernt von den Semaphoren, zunächst der
Stelle angebracht, wo der Zug auf das Nebengeleise gelangt.
Bei einem Posten in einem Bahnhofe mit Nebengeleisen
sind nun die Vorgänge die folgenden: Sind Flügel und Arm in ihrer Normalstellung und
wird vom vorhergehenden Posten ein Zug signalisirt, so daſs der (kleine) Signalarm
erscheint, so dreht sich die Achse des Bewegungsmechanismus Nr. 2 und der Arm d schlägt an die Knagge t
des Hebels l; es ist also dem Wächter in B unmöglich, das Ankunftssignal wieder verschwinden zu
machen und den rückwärtigen Abschnitt AB zu
entblockiren.
Fährt der Zug durch, ohne auf ein Nebengeleise zu kommen, so wird der Wächter, wenn
der Zug beim Posten vorüber ist, den (groſsen) Flügel in Bewegung setzen. Dabei
dreht sich das Rad r mit der Achse des
Bewegungsmechanismus Nr. 1 und die Contactfedern f,
f1, welche durch ein in die Mantelfläche
des Rades eingesetztes leitendes Contactstück leitend verbunden werden, senden einen
Strom aus, durch welchen der Elektromagnet e entmagnetisirt wird. In Folge
dessen kann die Spiralfeder b den Anker c wegziehen, wodurch der Arm d frei wird. Der Wächter kann nun die Kurbel des Bewegungsmechanismus Nr.
2 vollständig umdrehen, wodurch er AB entblockirt. Bei
dieser Bewegung führt auch der Stab v den Hebel l und den Anker c in die
Stellung zurück, in welcher c an e anliegt.
Wenn in diesem Augenblicke der vorhergehende Posten A
einen zweiten Zug ankündigt, so wird die Kurbel des (kleinen) Armes von Neuem durch
das Anschlagen des Armes d an die Knagge t eingeschaltet. In Folge dessen kann der Wächter
dieses Signal nicht verschwinden machen und nach rückwärts entblockiren, obwohl der
(groſse) Flügel seines Semaphors auf „Halt“ steht, um den vorhergehenden
Eisenbahnzug zu decken. Er wird dies erst dann thun können, wenn der folgende Posten
ihn entblockirt, indem er den (groſsen) Flügel sinken läſst und nachdem dieser
(groſse) Flügel von Neuem, auf „Halt“ gestellt worden ist, um das Durchfahren
des zweiten Zuges zu decken. Bei jedem Signalisiren eines Zuges wird somit nach vorn
und nach hinten blockirt. Sollte der Wächter vergessen, den Apparat zu handhaben, so
bleibt der Bahnabschnitt beständig blockirt und jede Gefahr vermieden.
Soll hingegen der angemeldete Zug nicht durch die Station B hindurch-, sondern in ein Nebengeleise einfahren, so wird die
wechselseitige Abhängigkeit der beiden Bahnabschnitte AB
und BC, zwischen welchen diese Station liegt, nach
vollzogenem Einfahren aufgehoben. Dies bewirkt der Beamte, welcher dieses Einfahren
leitet, indem er durch Drücken auf den Commutatorknopf einen Strom in den
Elektromagnet e sendet, was dann genau dieselbe Wirkung
hervorbringt wie das Aufziehen des (groſsen) Flügels; der Arm d wird nämlich ausgelöst und man kann dann den
rückwärtigen Abschnitt AB entblockiren. Ein auf der Achse
angebrachtes Hartgummi-Rad mit einem eingesetzten leitenden Contacte ermöglicht,
gleichzeitig mit dem Hauptapparate einen Repetitionsapparat in Thätigkeit zu
versetzen.
Bei diesem Vorgange führt der Stab v, wie gewöhnlich,
den Hebel l in seine normale Stellung zurück, so daſs
die Apparate bereit sind, mit wechselseitiger Abhängigkeit der Bahnabschnitte von
Neuem zu wirken.
Das Läutewerk s läutet während der ganzen Zeit, durch
welche der Commutator in Thätigkeit ist.
Die Haltestellen oder Posten am
Hauptgeleise haben dieselbe Einrichtung wie die Stationen mit
Nebengeleisen; nur fehlt in denselben der Commutator, durch welchen die
wechselseitige Abhängigkeit der Bahnabschnitte aufgehoben werden kann.
Das Patent erstreckt sich zugleich noch auf eine Abänderung der Einrichtung, bei
welcher die Anbringung eines besonderen Kästchens a
entbehrlich wird und die nöthigen Theile gleich am Bewegungsmechanismus des
(kleinen) Signalarmes angebracht werden und der das Entblockiren gestattende Strom auf den
Elektromagnet dieses Bewegungsmechanismus wirkt.
E–e.