Titel: | J. Wickfeld's bezieh. A. Bernstein's Kohlenstaubmotor. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 483 |
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J. Wickfeld's bezieh. A. Bernstein's
Kohlenstaubmotor.
J. Wickfeld's bezieh. A. Bernstein's Kohlenstaubmotor.
Die von den Grubenexplosionen her bekannte Erscheinung, daſs fein vertheilter
Kohlenstaub in Verbindung mit atmosphärischer Luft ein ungemein kräftig explodirendes Gemenge
bildet, wird dadurch nutzbar zu machen gesucht, daſs man die Explosion eines solchen
Gemenges in gleicher Weise wie bei den Gasmotoren in einem Cylinder vor sich gehen
läſst. Die bei der Verbrennung der in der Luft fein vertheilten Kohlentheilchen
entwickelte bedeutende Wärmemenge theilt sich dann der umgebenden Luft und der
gebildeten Kohlensäure mit und veranlaſst eine beträchtliche Spannungszunahme dieser
Gase, so daſs dieselben treibend auf den Kolben wirken können.
Die erste Maschine, welche diese Erscheinung nutzbar machen soll, ist von J. Wickfeld in Bochum (Erl. * D. R. P. Kl. 46 Nr. 13002
vom 2. Juli 1880) angegeben; dieselbe besitzt zwei liegende Cylinder mit gemeinsamer
Kolbenstange. Der eine Kolben saugt Luft von auſsen an und bewirkt beim Saughub
durch den Luftdruck gleichzeitig die Füllung einer seitlich angeordneten und durch
Schieber zeitweise abschlieſsbaren Kammer mit Kohlenstaub aus einem Behälter. Beim
Rückgange des Kolbens wird ein Theil der eingesaugten Luft durch die mit Kohlenstaub
gefüllte Kammer gedrückt, um mit diesem innig vermischt in ein zum Schieberkasten
des anderen, des eigentlichen Arbeitscylinders führendes, am Umfange gelochtes,
langes Rohr aus feuerfestem Thone zu gelangen; die übrige Luft wird in ein das
Thonrohr umhüllendes Rohr geführt. Beim Eintritte in das Thonrohr wird während des
Anlaufens der Maschine die Zündung durch eine Auſsenflamme erzielt, welche durch
eine Oeffnung Zutritt findet; nach einigen Spielen soll jedoch das Thonrohr so stark
erhitzt werden, daſs es ohne Auſsenflamme die eingedrückte Ladung an seinen
Wandungen selbstthätig entzündet. Die entwickelten Gase sollen nun durch die gegen
Ende des Kolbenhubes in das Mantelrohr eingeführte und die Löcher des Thonrohres in
letzteres eindringende Luft abgekühlt werden, indem diese einen Theil der erzeugten
Wärme aufnimmt. Jedenfalls bezweckt Wickfeld, die
Verbrennung des Kohlenstaubes nur im Thonrohre stattfinden zu lassen, so daſs durch
den Schieberkasten bloſs stark erhitzte Gase in den Arbeitscylinder treten und
dessen Kolben Arbeit verrichtend je nach der Schieberstellung vorwärts bezieh.
rückwärts treiben.
Der Arbeitscylinder wird mit einem schlechten Wärmeleiter umgeben, der
Verdichtungscylinder dagegen durch Rippen gekühlt. Die gemeinschaftliche
Kolbenstange beider Cylinder geht durch den Kopf des Verdichtungscylinders hindurch
und wirkt von hier aus durch ein Gestänge auf die Arbeitswelle, welche die Steuerung
der Schieber an beiden Cylindern durch Excenter bewirkt. Eine Regulirung ist nicht
vorgesehen.
Während bei dieser Maschine der Kohlenstaub in einem besonderen Raume, dem Thonrohre,
allein zum Erhitzen von Luft verwendet wird, welche dann wie bei den
Feuerluftmaschinen durch ihre Ausdehnung in einem Cylinder wirkt, will A.
Bernstein in Boston (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 28617 vom 21. December 1883) die
Verbrennung des Kohlenstaubes im Arbeitscylinder selbst hinter dem Kolben
stattfinden lassen. Die Verbrennung wird jedoch behufs Erzielung einer sicheren
Zündung durch ein vorher zur Verpuffung gebrachtes Gasgemenge eingeleitet, welches
in das Kohlenstaubgemisch einschlagen soll. Der Arbeitskolben saugt beim Vorgange
Luft an, welche durch eine Düse den Kohlenstaubbehälter durchstreicht und auf diesem
Wege eine entsprechende Menge Kohlenstaub mitreiſst, so daſs der Cylinder mit einem
Gemische aus Kohlenstaub und Luft gefüllt ist. Dieses Gemisch wird beim Rückhube des
Kolbens verdichtet und dann beim Hubwechsel durch ein einschlagendes entzündetes
Gasgemenge zur Verbrennung gebracht. Das die Zündungsflamme bildende Gasgemenge wird
unter Druck in einen mit dem Cylinderende durch ein Ventil in Verbindung tretenden
kleinen Steuercylinder eingeführt und bei seinem Uebergange in den Arbeitscylinder
durch Elektricität entzündet.
Es kann aber auch gleichzeitig mit dem Luft- und Kohlenstaubgemenge eine gewisse
Menge Leuchtgas o. dgl. in den Arbeitscylinder eingesaugt und so das Gemenge
leichter entzündbar gemacht werden. Der Nebencylinder für das Gasgemenge wird dann
entbehrlich, da die Mischung nunmehr durch einen elektrischen Funken ohne weiteres
entzündet werden kann.
Der Arbeitsgang der beschriebenen Maschine stimmt mit dem der Deutzer
Viertakt-Gasmaschine überein; doch kann das Kohlenstaubgemenge auch in jeder anderen
Gasmaschine unter unwesentlichen Aenderungen verwendet werden.