Titel: P. Samain's bezieh. Th. Hahn's Wassermesser.
Fundstelle: Band 256, Jahrgang 1885, S. 299
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P. Samain's bezieh. Th. Hahn's Wassermesser. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 19. P. Samain's bezieh. Th. Hahn's Wassermesser. In der Revue industrielle, 1884 S. 478 sind zwei von P. Samain construirte Wassermesser beschrieben, welche ihrer eigenartigen Einrichtung wegen die allgemeine Aufmerksamkeit verdienen (vgl. auch 1882 244 * 50). Dieselben gehören zur Gattung der Kolbenwassermesser und sind je nach ihrer Verwendung für gröſsere oder geringere Wasserlieferungen verschieden. Der für gröſsere Wassermengen bestimmte Apparat hat die in Fig. 1 und 2 Taf. 19 ersichtliche Einrichtung. In einem wagerechten Cylinder bewegen sich zwei durch seitliche Kolbenstangen fest mit einander verbundene Scheibenkolben, welche mittels Lederstulpen gelidert sind. Ueber dem Cylinder erhebt sich ein Schiebergehäuse, auf dessen Spiegel ein Muschelschieber gleitet. Vom Schieberspiegel führen die beiden äuſseren Kanäle auf die äuſseren Kolbenseiten, während der mittlere Kanal mit dem Raume zwischen den Kolben in Verbindung steht. Das Wasser flieſst dem Apparate durch den Seitenkanal A (vgl. Fig. 2) zu, so daſs der Schieber durch das Wasser auf seinen Sitz gedrückt wird. Das Kugelventil k verhindert dabei ein Zurücktreten des durch den Apparat gegangenen Wassers in letzteren. Der Kanal A mündet in eine unter dem Cylinder liegende Kammer P. Das Wasser verläſst den Apparat durch einen Rohrstutzen, welcher in der Mitte des Cylinders zwischen den beiden Kolben liegt. In der Kammer P hängt ein Cylinder k1, welcher an einem quer durch den Cylinder hindurch gehenden festen Rahmen R befestigt ist Der im Cylinder k1 gleitende Kolben ist mit seiner flachen Kolbenstange mittels Trapeznuthen im Rahmen R geführt und wird vom Druckwasser hoch gehalten. An dem Rahmen sind ferner 2 Knaggen j und zwischen diesen mittels eines Bolzens der Hebel g befestigt, welcher mit seinem oberen Ende unmittelbar an den Schieber angreift. Dem Hebel g wird innerhalb des Rahmens R eine gewisse Beweglichkeit gestattet, welche durch die mittlere Oeffnung des Schieberspiegels und das auf dem Hebel g drehbar hängende Bogenstück h begrenzt wird. Zwischen dem Kolben k1 und dem Hebel g spannt sich ein Kniegelenk, bestehend aus den Stangen d und d1. An den Verbindungsgelenkstangen sind Laufrollen c und an den Stangen d ist je eine Lauffläche c angebracht. Endlich ruht in einem Ausschnitte der flachen Stange des Kolbens k1 noch eine Stange f mit Laufrollen e, welche um ihr unteres Ende als Drehpunkt in dem Ausschnitte der Kolbenstange etwas schwingen kann. Die Wirkung des Apparates ist nun folgende: In der gezeichneten Lage des Schiebers tritt das Druckwasser auf die äuſsere Seite des linken Kolbens, so daſs beide Kolben von links nach rechts geschoben werden. Das vor dem rechten Kolben befindliche Wasser wird in Folge dessen durch den rechten Kanal, den Schieber und den Raum zwischen den Kolben zum Ausflusse gedrückt. Bei der Verschiebung der Kolben treffen nun die Führungsbogen a auf die Laufrollen b und strecken das Kniegelenk dd1. Da nun der obere Drehpunkt der Stange d sich nicht nach oben verschieben kann, so wird der Kolben k1 nach unten gedrückt. In der tiefsten Lage muſs aber der Kolben, trotzdem sich das Kniegelenk wieder nach der anderen Seite durchbiegt, stehen bleiben, weil sich die Flächen c über die Laufrollen e legen und damit die Stange f niederhalten. Dabei schwingt die Stange f von der linken auf die rechte Seite. Die unteren Zapfen von d1 bewegen sich bei der Durchbiegung des Kniegelenkes nach der anderen Seite aus ihren Lagern im Kolben k1 heraus. Sowie aber die Flächen c die Rollen e verlassen, wird der Kolben k1 durch das unter demselben wirkende Wasser hochgeschoben und drückt dadurch das Kniegelenk in die entgegengesetzte Endstellung; hierbei stoſsen die Stangen d gegen die Knaggen j und steuern dadurch den Schieber um, indem sie als doppelarmige Hebel wirken. Die Umsteuerung geschieht also, wie aus Fig. 1 ersichtlich, im letzten Augenblicke der Kolbenbewegung und zwar sehr schnell in Folge der Einwirkung des Kolbens auf das Kniegelenk, dessen obere Stange als Hebel wirkt. Die Messung des Wassers kann daher eine sehr genaue sein. Das Zählwerk wird, wie Fig. 2 erkennen läſst, mit der Stange d verbunden, so daſs deren Schwingungen das Zählwerk in Bewegung setzen. Ein kleinerer, für Privathäuser bestimmter Wassermesser von Samain ist in Fig. 3 bis 6 Taf. 19 dargestellt. In einem senkrecht stehenden cylindrischen Behälter ist die Scheidewand S angebracht, in welche der Zu- und Abfluſs einmündet. Unterhalb dieser Scheidewand spielt der doppeltwirkende Kolben W; über derselben liegt ein kreisförmiger Drehschieber t, welcher auf einem Schieberspiegel kurze Drehbewegungen vollführt, um abwechselnd die Räume über und unter dem Kolben W mit dem Zu- und Abflüsse in Verbindung zu setzen. Zu diesem Zwecke besitzen Schieber und Spiegel 3 Arten Kanäle o, o1 und o2. In der Schieberlage Fig. 5 tritt das Wasser, nachdem es das Rückschlagventil K gehoben hat, in den Raum über der Scheidewand S und flieſst dann durch die Kanäle o2 (Fig. 5) über den Kolben W und drückt denselben hinunter. Dagegen wird das unter demselben befindliche Wasser durch den Seitenkanal s und die Kanäle o2, o (Fig. 3 und 5) zum Ausflusse gedrängt. Soll der Kolben W steigen, so führt der mittlerweile umgesteuerte Schieber t das Wasser derart, daſs der Zufluſs mit dem Raume unter dem Kolben W, der Abfluſs mit dem oberen Raume in Verbindung steht. Der Drehschieber t ist am oberen Ende mit einer Kappe e versehen und darin durch einen Lederstulpen, welcher von einer Sprengfeder fest gegen das Innere der Kappe gedrückt wird, gedichtet. Eine Verdrehung des Schiebers t gegen die Kappe e ist ausgeschlossen, weil beide mittels 4 Leisten h, l und h1, l1 (Fig. 6) verbunden sind, von denen h, h1 dem Schieber, l, l1 jedoch der Kappe angehören. Diese Leisten gestatten aber wohl eine Verschiebung der Kappe gegen den Schieber in der Höhenrichtung. Das Innere der Kappe steht durch die Kanäle a mit dem Abflüsse in Verbindung, so daſs der Schieber in Folge seiner äuſseren Gestalt zum Theile entlastet ist und seine Bewegung keine allzu groſse Kraftwirkung voraussetzt. Die Kolbenstange P des Kolbens W, welche sich in der Scheidewand S verschiebt, ist auf der Auſsenseite mit geraden Zügen versehen, daher sie sich ohne jede Verdrehung in der Hülse d der Scheidewand senkrecht verschieben kann. Dagegen ist das Innere der hohlen Kolbenstange P mit gewundenen Zügen versehen, in welche eine ebenso hergerichtete Spindel T paſst; diese ist oben mit einem Querhaupte m versehen, welches an jedem seiner zwei Enden 3 Lager (vgl. Fig. 4 und 5) trägt, in die sich 3 Bolzen b mittels Kugelköpfe einsetzen. Die diesen Lagern entsprechenden Theile, in denen sich die anderen Kugelenden der Bolzen b einsetzen, liegen in der Decke der Kappe e. Eine Abwickelung des Lagerkreises zeigt Fig. 4. Endlich ist noch zu erwähnen, daſs auf dem Schieberspiegel ein Bock g errichtet ist, welcher durch Anschlag der Leisten l, l1 den Drehwinkel des Schiebers t und der Kappe e genau begrenzt, und daſs unterhalb der Scheidewand S ein dreiarmiger Hebel kf liegt, dessen äuſserer Arm von einer Feder nach unten gedrückt wird. Hebt der aufgehende Kolben W diesen Arm, so tritt der senkrechte Arm aus einer Sperrnuth i des Schiebers heraus, so daſs dieser gedreht werden kann; dasselbe geschieht beim Heruntergang des Kolbens. Angenommen nun, der Schieber t habe in Fig. 3 eine Stellung, daſs das Wasser unter den Kolben W tritt, so wird letzterer hinuntergehen. Da seine Kolbenstange sich in Folge der geraden Züge in ihrem Futter nicht drehen kann, so wird sie gerade heruntergehen, dadurch aber ihre innere Spindel T, welche gewundene Züge hat, um ihre Achse drehen. Mit T dreht sich aber auch das Querhaupt m mit seinen Lagern, ohne aber die Kappe e mitdrehen zu können, da die Leisten l1, h1 gegen den Bock g anliegen. Es muſs sich also e gegen t heben, weil die Bolzen b sich senkrecht stellen. Zu beachten ist, daſs dabei dem Wasserdrucke, welcher auf der Kappe e lastet, entgegengearbeitet wird. In dem Augenblicke, wo die Bolzen b senkrecht stehen, würde der Apparat, wenn derselbe abgestellt würde, in der Stellung verbleiben, welche er gerade einnimmt. Sowie aber m sich noch weiter dreht, gelangen die Bolzen b über ihre Gleichgewichtslage hinaus und würden die Kappe e und damit den Schieber t in die entgegengesetzte Richtung drehen (vgl. Fig. 4), wenn nicht der Sperrarm f den Schieber festhielte. Sowie aber das Ende der Kolbenstangennuth den linken Arm a des Hebels k niederdrückt, gibt der senkrechte Arm f den Schieber t frei und nun schiebt der auf die Kappe e wirkende Wasserdruck diese nach unten, so daſs die Bolzen b in die entgegengesetzte Endstellung kippen und e und t fast augenblicklich umstellen. Diese Umsteuerung geschieht also sehr heftig und plötzlich, dabei im letzten Augenblicke des Kolbenhubes. Nun tritt der Aufgang des Kolbens W ein (vgl. Fig. 5), gegen dessen Ende sich dasselbe Spiel der Theile m, b und e nur in entgegengesetzter Richtung wiederholt. Bei dem rotirenden Wassermesser von Th. Hahn in Posen, Gustav Pelücke in Meiſsen und Wilscheck in Posen (* D. R. P. Kl. 59 Nr. 29687 vom 22. April 1884) erhebt sich in einem stehenden cylindrischen Gehäuse A (Fig. 9 bis 11 Taf. 19), welches mit den Zufluſs- und Abfluſsstutzen versehen ist, am Boden desselben senkrecht ein Körper A1 von dem in Fig. 11 dargestellten Querschnitte. Das Gehäuse A wird von einem napfförmigen Deckel C verschlossen, auf dessen unterer Fläche ein Zapfen vorspringt, welcher als Drehachse für das Flügelrad B dient. Dieses Rad besteht aus einem cylindrischen Napfe B mit einem Boden, welcher drei Drehzapfen von C umfaſst, so daſs sich der Napf B um den Deckel C drehen kann. In dem Mantel B sind nun senkrechte Löcher gebohrt, in welche der beistehend heraus gezeichnete lange Zapfen der Flügel hineinreicht. Zwischen den einzelnen Flügeln liegen aber noch Manteltheile von B in Form von Rippen (Fig. 11), welche den Flügeln zur Führung dienen. Der Ausschlag der Flügel wird durch auf der unteren Fläche von B angebrachte Aussparungen begrenzt. Textabbildung Bd. 256, S. 303 Tritt nun das Wasser in der in Fig. 11 dargestellten Pfeilrichtung in den Apparat ein, so dreht es den gerade im Wege stehenden Flügel um seinen Zapfen bis in die durch die Aussparung in B begrenzte Stellung und führt nun, da der betreffende Flügel den Raum zwischen dem Gehäuse A und dem Körper A1 genau ausfüllt, den Napf B um den Deckelzapfen C herum. Je nachdem sich B dreht, kommen immer neue Flügel vor den Einströmkanal zu stehen und werden in der beschriebenen Weise gedreht bezieh. fortgeschoben. Gelangt das zwischen zwei radial stehenden Flügeln befindliche Wasser an den Ausfluſs, so geht es ab, während die Flügel durch die Form des Körpers A1 wieder nach auſsen gedreht werden, so daſs sie durch den engen Spalt zwischen dem Gehäuse A und der scharfen Kante von A1 gehen können. Mit dem Napfe B ist in der Achse eine durch den Drehzapfen C hindurchgehende Spindel verbunden, welche das in dem napfförmigen Deckel C untergebrachte Zählwerk in Bewegung setzt. Was diesen Meſsapparat vor vielen anderen auszeichnet, ist seine groſse Einfachheit, indem derselbe, das Zählwerk nicht mit eingerechnet, nur aus 9 Theilen besteht, welche leicht aus einander genommen, gereinigt und wieder zusammengesetzt werden können. Die einzelnen Theile sind stark gebaut und nicht leicht zerstörbar. Trotzdem ist aber die Bewegung der Flügel eine sichere, so daſs der Apparat bei genauer Ausführung, welche unschwer und nicht zu theuer zu erreichen ist, für viele Zwecke genügend genaue Messungen gestatten wird.

Tafeln

Tafel Tafel 19
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