Titel: | W. H. Harfield's bez. Hastie's Steuerapparat für Schiffe. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 247 |
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W. H. Harfield's bez. Hastie's Steuerapparat für
Schiffe.
Patentklasse 65. Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Harfield's bez. Hastie's Steuerapparat.
Der Steuerapparat von W. H. Harfield in
London (* D. R. P. Nr. 30152 vom 24.
Mai 1884) ist für Hand- und Dampfbetrieb eingerichtet. Die Drehung des
Steuerrades D (Fig. 12 Taf. 16) wirkt
zunächst durch Klauen g seiner Welle e auf entsprechende Klauen g1 welche mit dem Zahnrade c2 lose auf der Welle
e zwischen den Klauen g sitzen. Je nach der Umdrehungsrichtung des Steuerrades D wird das eine oder das andere Klauenpaar g, g1 mit einander in
Eingriff kommen; hierbei findet in Folge der eigenthümlichen Form der Klauen eine
Verschiebung des Getriebes c2 längs der Welle e und dadurch eine Bewegung
des Dampfvertheilungsschiebers i statt. Die
Dampfmaschine d beginnt zu arbeiten und bewegt die
Steuertrommel a mittels Zahnradübersetzung c, c1, b durch die Kurbeln B
(Fig.
13). Hält man nun das Steuerrad D, so wird das
von den Zahnrädern c, c1 gleichfalls umgetriebene groſse Zahnrad b
das Triebrad c2 weiter
zu drehen suchen; es wird aber nur eine der ersteren entgegengesetzte Verschiebung
der Klauenmuffe erfolgen, wodurch der Schieber i in
seine Mittelstellung zurückgeführt wird.
Die zum Verschieben des Triebes c2 dienende Einrichtung kann verschiedenartig sein:
In Fig. 12
und 13 ist
der Trieb c2 mit seinem
Muffe fest verbunden gedacht; in Fig. 11 ist der den Trieb
c2 tragende Muff
l verschiebbar, während der den Muff l mitnehmende Trieb c2 an dieser Verschiebung nicht theilnimmt. Fig. 14 zeigt
eine Anordnung mit schraubenförmigen Nuthen m, m1 und entsprechendem mit der Achse verbundenen
Querstifte n; in Fig. 15 dient eine
Schraube zur Verschiebung des Triebes c2; in Fig. 16 ist der Muff
durch zwei Paar Gelenke o mit der Welle e verbunden; die Figur stellt die Endlagen der
Verschiebung dar.
Da der Trieb c2 trotz seiner Längsverschiebung ununterbrochen mit
dem Stirnrade b in Eingriff bleibt, so kann der
Steuerapparat auch jederzeit von Hand in Thätigkeit gesetzt werden. Werden daher
auch die Dampfmaschinen durch irgend welchen Zufall plötzlich wirkungslos, so bleibt
dies doch ohne jede nachtheilige Folge für die Wirksamkeit des Steuerapparates
selbst. Beim Drehen des Spindelrades D wird eben stets
das eine oder andere Klauenpaar gekuppelt, so daſs das Weiterdrehen des Zahnrades
b bezieh. der Kettentrommel a nunmehr auch unmittelbar mittels des Triebes c2 wie bei den gewöhnlichen von Hand
betriebenen Steuerapparaten durch die Kraft des Steuermannes selbst geschehen kann,
ohne daſs dabei der Steuermann erst nöthig hätte, irgend welche Verbindungen zu
lösen oder besondere Theile auszuschalten. Zur Verringerung der erforderlichen
Arbeitskraft kann eine Hebelvorrichtung j angebracht
sein, mittels deren die beiden Antriebräder c, c1 auſser Eingriff mit dem Stirnrade b gebracht werden können.
Auch der Steuerapparat von J. Hastie in Greenock, England (* D. R. P. Nr. 30284 vom 19. Juni
1884) ist für Hand- und Dampf- bezieh. hydraulischen Betrieb anwendbar.
Die Abbildungen Fig. 17 und 18 Taf. 16 zeigen aber
nur seine Anwendung für Handbetrieb. Durch die Drehung des Steuerrades wird die
Welle a nach der einen oder anderen Richtung
umgetrieben, so daſs mittels des linken und rechten Schraubengewindes die auf
Stangen e gleitenden Muttern b gegen einander oder aus einander bewegt werden. Diese Bewegung der
Muttern b wird durch die Stangen c auf den doppelarmigen Hebel d übertragen, welcher in bekannter Weise das die Steuerketten aufnehmende
Bogenstück f um dessen Achse schwingen läſst. Um die
Handsteuerung auszurücken, wird die Verbindung zwischen b und c gelöst; die Vorstecker g werden aber in die Oesen der Stangen c gesteckt und dann in die Schlitze h eines Rahmens gebracht, damit die Stangen c geführt werden. (Vgl. Engineering, 1885 Bd. 39 * 8. 539.)
Um das schnelle Bewegen des Ruders bei stürmischem Wetter durch Wasserdruck zu
verhindern, ist eine Bremse i vorgesehen, welche auf
den Theil k des Bogenstückes f wirkt. Diese Bremse soll am zweckmäſsigsten durch einen Fuſstritt in
Thätigkeit gesetzt werden, welchen der Steuermann von seinem Stande leicht
niedertreten kann.