Titel: | F. A. Schöpfleuthner's Vorlage zur Abführung durch Condensation gewonnener ätherischer Flüssigkeiten. |
Fundstelle: | Band 256, Jahrgang 1885, S. 221 |
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F. A. Schöpfleuthner's Vorlage zur Abführung
durch Condensation gewonnener ätherischer Flüssigkeiten.
Mit Abbildung auf Tafel
15.
Schöpfleuthner's Vorlage für ätherische Flüssigkeiten.
Dämpfe lassen sich unter dem Drucke der Atmosphäre niemals vollständig
niederschlagen, wenn dies unter Ausschluſs jedweden Absorptionsmittels im einfachen
Kondensator durch Wärmeentziehung geschieht; es wird in allen Fällen ein permanentes
Gas zurückbleiben, dessen Vorhandensein in gewissen Fällen höchst unangenehm werden
kann. Kommen aber leichtflüchtige Substanzen in Betracht, so können offene Gefäſse
hinter dem Condensator ferner dadurch schädlich werden, daſs die bereits abgekühlte
Flüssigkeit in der freien Luft theilweise verdunstet, wie dies bei reinem Aether
thatsächlich der Fall ist, welcher als Feind allen Fettes überdies die Anwendung
einer Pumpe nicht zuläſst, und, wenn auch nicht Vergiftungs- oder Explosionsgefahr
zu eigenen Hilfsmitteln zwingen, die Fortschaffung oder fernere Verwendung eine
besser entsprechende Einrichtung dennoch nöthig machen kann. Zur ununterbrochenen
Ableitung solcher Flüssigkeiten ist ferner nothwendig, daſs der sogen. Automat –
anders soll es ja nicht geschehen – aus zwei zusammenarbeitenden Theilen besteht,
wie in Fig. 1
Taf. 15 im Schnitte und in Ansicht dargestellt ist. Ein solcher Apparat bedarf
keiner Beaufsichtigung, indem derselbe beim Betriebe mit dem Condensator gleichen
Schritt hält.
Denkt man sich durch ein in der Achse eines cylindrischen Gefäſses durch dessen Boden
nach aufwärts ragendes Rohr R die Verbindung mit einer
Gasglocke bei G hergestellt, so kann bei übrigens
allseitigem dichten Verschlusse ohne weiteres Flüssigkeit zugeführt werden, da
sowohl die im Gefäſse eingeschlossene, als von der eingeleiteten Flüssigkeit dort
ausgeschiedene Luft – hier also Gas – ohne Schwierigkeit durch das senkrechte Abzugsrohr
R entweicht. Wird beim höchsten Stande der
eingeleiteten Flüssigkeit, das Abzugsrohr geschlossen und bald darauf ein Luftstrom
aus einem Preſscylinder bei P eingeleitet, so macht die
gewünschte Entleerung in höher oder entfernt stehende Behälter durch ein am Boden
der Vorlage mündendes weiteres Rohr keine Mühe. Ist dieses Prinzip an sich schon
höchst bequem, so ist die Construction eines sogen. Automaten ohne jede
Schwierigkeit, da bei Vermeidung von Stopfbüchsen, Durchbrechungen, Ventilen und
Hähnen nach auſsen durchwegs solche Verschlüsse, welche Aether nicht angreift (wie
Blei Glycerin, Schellack und Hanf), ohne weiteres angewendet werden können, wie dies
auch aus der Zeichnung hervorgeht.
Das aus Blech hergestellte Gefäſs trägt zunächst am Deckel einen Ventilkopf, in
dessen nach abwärts gerichtetem Muffe ein durch den Boden eingeführtes Rohr R geschraubt und durch einen Bleiring abgedichtet ist,
während ein Ventil u so an einem Doppelhebel d hängt, daſs es durch eine am gegenüber liegenden Ende
frei herabhängende Stange geöffnet oder geschlossen und damit die Verbindung
zwischen Gefäſs und Rohr R hergestellt oder
unterbrochen werden kann. Am Boden ist das Rohr R aus
bekannten Gründen bloſs durch eine Stopfbüchse, doch mit Bleieinlage, gut
abgedichtet und geht wagerecht zum zweiten Gefäſse und eine Abzweigung führt nach
der Gasglocke bei G. Um dieses Abzugsrohr R ist ein Schwimmer s
geschoben, welcher ohne Reibung auf und nieder geht, wenn Füllung oder Entleerung
dies veranlaſst, und an den Grenzen seiner Bahn auf wagerecht an der Gefäſswand
drehbar befestigte Hebel e drückt, welche durch
Vermittelung einer senkrechten Verbindungsstange e1 sowohl das Ventil u,
als auch das daneben getrennt aufgeschraubte und mit dem Preſscylinder bei P in Verbindung stehende Ventil i öffnen bezieh. schlieſsen. Der obere Hebel e drückt nicht unmittelbar auf die vom Doppelhebel d herabhängende Stange, sondern mit der darüber geschraubten Feder, so
daſs nach Schluſs des Ventiles u der Hebel noch
fortbewegt werden kann. Hierbei schiebt sich auch eine unter dem Ventile i über die Verbindungsstange e1 der Hebel e geschobene Spiralfeder zusammen, so daſs letztere, nachdem die Stange
e1 selbst das
Ventil aufgestoſsen hat, das Ventil hoch hält. Strömt jetzt durch i Preſsluft zu, so findet sie den Weg nach der
Gasglocke durch Ventil u geschlossen; es muſs daher die
eingeführte Flüssigkeit unter dem Drucke der Preſsluft durch das hierfür angebrachte
Ventil p entweichen; wenn der Schwimmer s in Folge dessen wieder am Boden anlangt, trifft er
gegen den unteren Hebel e und zieht auch die
Verbindungsstange e1
nieder, so daſs das Ventil i frei wird und sich unter
dem darüber lastenden Luftdrucke sicher schlieſst, so daſs jetzt der fernere Abfluſs
nur noch unter der Expansivkraft des eingeschlossenen, übrigens sehr beträchtlichen
Luftvolumens sich fortsetzt, bis endlich der Flüssigkeitsspiegel so weit gesunken
ist, daſs auch das
Ventil u, das der Entlastung wegen aus zwei in einander
liegenden Kegeln besteht, sich öffnet und alle Luft nach der Gasglocke bei G entweicht. In diesem Augenblicke hört der Druck im
Gefäſse auf; das Abfluſsrohr R würde sich jetzt nach
rückwärts entleeren, wenn nicht das Ventil p sich
gleichzeitig schlieſsen würde.
Der Zufluſs geschieht ebenfalls durch ein Ventil, welches in vorliegender Ausführung
über dem Entleerungsventile p liegt; beide stehen mit
jenen des zweiten Gefäſses in Verbindung und es bildet das Ganze einen symmetrisch
ausgeführten Apparat, zu welchem bloſs drei Rohre führen. Damit die Entleerung auch
tief genug möglich wird, steht das Ventil p im
Gefäſsinneren mit einem Rohre in Verbindung, dessen freies Ende fast den Boden
berührt; weil durch Herabfallen der Flüssigkeit eine bedeutende Verdunstung
herbeigeführt würde, reicht auch vom Einlaufventile n
ein Rohr bis zum Boden der Vorlage, beide jedoch so nahe an der Wand, daſs der
Schwimmer ungehindert vorbei kann. Die Einlaufventile n
sind durch ein Gestänge im Inneren der Rohre und Gehäuse so verbunden, daſs eines
derselben offen steht, wenn das andere geschlossen ist. Wird der Condensator (bei
C) in Gang gesetzt, so flieſst die Flüssigkeit in
die Ventilgehäuse n und durch das betreffende offene
Ventil in die Vorlage. Ist dieselbe voll, so beginnt das vorhin beschriebene Spiel,
nämlich das Ventil u schlieſst sich zuerst, dann öffnet
sich i und der Luftdruck sucht das Gefäſs zu entleeren
und zwar sowohl durch p, als auch durch das
Einlaufventil n. Nachdem aber der von der Flüssigkeit
auf das Kegelventil n ausgeübte Stoſs ohnehin den
Schluſs herbeizuführen sucht, kommt diesem auch noch jene durch die im gegenüber
liegenden Ventilkopfe verursachte Strömung nach der noch leeren Vorlage zu statten;
die Flüssigkeit öffnet sich ihren Weg und, sobald auf Ventil n der Druck herrscht, ist auch an ein Oeffnen nicht mehr zu denken, da
einerseits die bereits eingeschlagene Stromrichtung, andererseits aber die Reibung
in dem Gestänge dies gänzlich verhindern.
Um zu sehen, was aus dem Condensator nach der Vorlage flieſst, d.h. in welchem
Zustande die Flüssigkeit aus der Destillirblase kommt, sind die Einlaufventilköpfe
an ihren unteren Enden mit Hähnen ausgerüstet, welche jederzeit gestatten, eine
Probe zu entnehmen, gleichzeitig auch eine allenfalls nöthig werdende Reinigung
vorzunehmen.
Der beschriebene Apparat ist für ein chemisches Laboratorium bestimmt, weshalb
derselbe nur je 50l Fassungsraum erhielt; bei
einer für industrielle Zwecke bestimmten Ausführung wurden andere entsprechendere
Verhältnisse gewählt.