Titel: | Apparate zur Verarbeitung von Schlempe. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 477 |
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Apparate zur Verarbeitung von
Schlempe.
Patentklasse 6. Mit Abbildungen auf Tafel 34.
Apparate zur Verarbeitung von Schlempe.
Bekanntlich enthält die nach der Destillation des Alkoholes zurückbleibende Schlempe
90 bis 95 Proc. Wasser, welche ihrer Verwerthung sehr hinderlich sind.
E. Hecksteden in Mildstedthof, Schleswig-Holstein (* D.
R. P. Nr. 28275 vom 31. Oktober 1883) schlägt zur Erzielung einer concentrirten
Schlempe vor, das Lutterwasser aus den Maischdestillirapparaten in einen Kessel
abflieſsen zu lassen, in welchem es durch Dampf entgeistet und dann abgelassen
wird.
Ch. Salzmann in Leipzig (* D. R. P. Nr. 28828 vom 22.
Februar 1884) verwendet zu gleichem Zwecke für Maischdestillirapparate hohle Teller
a (Fig. 5 Taf. 34), in welche
durch ein Rohr r Heizdampf eingeführt wird. Die durch
Rohre h zugeführte Maische rinnt von den seitlich
angebrachten Böden c, welche ebenfalls durch Rohre d mit Dampf geheizt werden können, über die Teller a, während die entgeistete Schlempe bei z abflieſst.
A. Kux in Berlin (* D. R. P. Nr. 25926 vom 13. April
1883) will die Schlempe in einem Vacuumapparate theilweise entwässern, welcher sich
von dem früher beschriebenen (vgl. 1883 247 * 163) nur
dadurch unterscheidet, daſs sich im unteren Theile des Verdampfkörpers eine Schnecke
befindet, um die eingedickte Schlempe nach auſsen zu schaffen.
F. Demmin in Berlin (* D. R. P. Nr. 26029 vom 25.
Februar 1883) drückt die aus den Destillirapparaten abflieſsende Schlempe durch
Filterpressen, verdunstet die Flüssigkeit in Vacuumapparaten und mischt den
Rückstand mit den aus den Filterpressen erhaltenen Preſskuchen. Um die bei
gewöhnlichen Vacuumapparaten erforderliche öftere Reinigung der Heizflächen zu
umgehen, empfiehlt Demmin die Befestigung der
Heizfläche an eine Achse, durch deren Drehung um 180° die Fläche aus der Flüssigkeit
heraus gehoben wird. Bei dem Apparate Fig. 2 und 4 Taf. 34 stehen die
einzelnen Heizkammern in Verbindung mit der drehbaren Hohlachse, welche in dem
Theile v den Dampfeingang bildet; jede einzelne Kammer
ist mit einem Röhrchen z versehen, das unterhalb in
eine Vertiefung der Kammer, oberhalb in einen besonderen gemeinschaftlichen Kanal
ausmündet, welcher mit dem anderen Theile der Achse und dem Brüdenabsaugrohre w in Verbindung steht und zur Abführung des
Niederschlagswassers dient.
In dem Apparatkörper Fig. 1 und 3 Taf. 34 besteht die
Heizfläche aus einer Anzahl Rohre, welche an beiden Enden in Kammern münden, die ihrerseits wieder
mit dem Achsentheile s der Dampfeinführung bezieh. dem
Achsentheile t und dem Brüdenabsaugrohre verbunden
sind. Auf der Achse befindet sich ein Rad, um die Heraushebung der Heizflächen aus
der Flüssigkeit zu bewerkstelligen., in welchem Falle dieselben die in Fig. 3 und 4 punktirt
angedeutete Stellung erhalten. In dieser Stellung kann auch ein vollständiges
Reinigen der Heizfläche, ohne die Flüssigkeit aus dem Körper entfernen zu brauchen,
vorgenommen werden. Soll nach einem Stillstande der Apparatbetrieb wieder erfolgen,
so müssen die Heizflächen ebenfalls in die punktirt angegebene Stellung gebracht
werden. Erst nach vollständiger Entfernung der Luft aus den Heizkammern dürfen
dieselben in ihre untere Lage gebracht werden. Die Heizflächen an diesen Körpern
können gleichfalls während des Betriebes zum Zwecke einer besseren Wirkung derselben
in pendelnder Bewegung gehalten werden, wobei die Hin- und Herverschiebung der
Heizfläche an der einzudampfenden Flüssigkeit gewissermaſsen ein Abbürsten der
Heizfläche, also Reinhalten derselben herbeiführen würde. Es ist zu diesem Zwecke an
den auf den Achsen s bezieh. v sitzenden Rädern ein Zapfen q angeordnet,
welcher mittels Gelenkstange mit einem Kurbelzapfen geringen Hubes in Verbindung
gebracht wird, um diese Bewegung der Heizfläche zu erzielen.
Zur Herstellung von trockenem Viehfutter aus Schlempe
wird 1hl derselben nach H.
Hencke und Comp. in Grüneck (* D. R. P. Nr. 25916 vom 26. Mai 1883) mit
einer Lösung von 25g Hausenblase in 1l Wasser versetzt, um die Albuminate zu fällen.
Nach dem Absetzen läſst man die klare Flüssigkeit abflieſsen, fügt zur Entsäuerung
der zurückbleibenden Masse etwa 300g Schlemmkreide
hinzu und bringt sie auf Filterpressen. Ist durch das Filtriren und Pressen die
Schlempe so weit entwässert, daſs sie teigförmig und kleisterartig geworden, so wird
die Masse auf die Darre gebracht, welche in Fig. 6 und 7 in zwei Querschnitten,
in Fig. 8 und
9 im
Grundrisse durch die Heizkanäle der oberen Darre bezieh. durch die untere Darre
dargestellt ist.
Die Darre besteht aus dem Räume, wo die Luft erwärmt
wird, aus der unteren Darrabtheilung von Eisenblech und der oberen Darrkammer, deren
Fläche aus hartgebrannten unglasirten Thonplatten auf Lehmbett und guſseiserner
Unterlage gebildet wird. Eisen ist deshalb ausgeschlossen, weil es von den noch in
der Schlempe befindlichen organischen Säuren unter Einwirkung der Wärme angegriffen
würde, wodurch das Futter schwarz werden könnte. Aus dem Feuerraume gelangen die
Heizgase zweier Oefen in die unter der unteren Darrabtheilung ansteigenden Röhren
r. Kaltluftkanäle mit den regulirbaren
Ausströmungsröhren k führen unter diese entsprechend
Luft ein, welche durch Berührung mit den Röhren sich erwärmt und durch die
Wandschlitze i und überdeckten Rohrstutzen t nach oben über die untere Darrfläche nach der oberen
Darrkammer steigt. Rings um diese Kammer, unter welcher die durch die Rohre r eingeführten Heizgase in den allmählich aufsteigenden
Kanälen z wegführen, ist etwas erhöht ein etwa 0m,5 breiter Gang H
aus Eisenblech hergestellt. Die aus den Heizkanälen z
austretenden Rauchgase führen dann unter dem Gange rings um die obere Darrwandung
durch Rohre s in den Kamin K. Durch die oberen Kaltluftkanäle L kann
noch nach Bedürfniſs mehr Luft eingeführt werden; diese wärmt sich an den Rohren s vor und strömt mit der von unten kommenden heiſsen
Luft unter den Gang durch die seitlichen Schlitze m
über die obere Darrfläche weg. Der sich entwickelnde Dampf geht durch den in der
Mitte des Gewölbes stehenden Kamin K, welcher durch die
Klappe p beliebig geöffnet und geschlossen werden kann,
ins Freie. Durch die stellbare Lufteinströmung ist ein Abdarren in beliebig heller
oder dunklerer Farbe möglich. Die heiſse Luft soll dabei eine Temperatur von 60°
nicht übersteigen.
Ehe die aus der Filterpresse kommende dicke Schlempe auf die oberste Darre
aufgebracht wird, muſs die letztere auf ihrer ganzen Fläche mit Soda leicht bestreut
werden. Die Schlempe wird dann in nicht zu dicker Schicht gleichmäſsig aufgetragen
und dann durch ein Rührwerk mit Schaufel- und Rechenvorrichtung beständig durch
einander gearbeitet und aufgeworfen, so daſs sich die Masse mit der Soda gut mischt,
damit dieselbe nicht an die Thonunterlage anhaftet und ein schnelleres Verdampfen
der Feuchtigkeit erfolgt. Durch die Mischung mit Soda werden die noch vorhandenen
Säuren neutralisirt. Bei halbtrockener Masse prüft man mit Lackmuspapier auf ihren
Säuregehalt. Sollte dann noch eine Röthung stattfinden, so kann man noch etwas Soda
zusetzen. Ist die Feuchtigkeit in der Masse beinahe verdampft, so wird sie zum
Abdarren durch die Oeffnungen q auf die untere Darre
geworfen und ausgebreitet. Diese kann also aus Eisenblech hergestellt sein, da die
Säuren neutralisirt oder verdampft sind. Die fertig getrocknete Schlempe wird dann
auf einem luftigen Boden ausgebreitet, wo sie vollständig ausgekühlt und sodann in
Säcke verpackt wird.
Treber werden unmittelbar in feuchtem Zustande auf die
obere Darre gebracht, nachdem dieselbe, wie bei der Trocknung der Schlempe, vorher
mit Soda bestreut wurde. Das Trocknen, das Neutralisiren der in den Trebern
enthaltenen organischen Säuren und das Abdarren geschieht wie bei der Schlempe, so
daſs ein trockenes Futtermaterial von spreuartiger Form entsteht.
Nach Analysen von Soxhlet (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1884 S. 751) haben die so erhaltenen
Futtermittel naſs (I) und getrocknet (II) folgende Procentzusammensetzung:
Wasser
Proteïn
Fett
StickstofffreieExtractst.
Roh-faser
Asche
Weizenschlempe
III
89,2011,39
1,4028,28
0,60 8,54
8,3033,85
0,30 8,60
0,208,74
Kartoffelschlempe(schlecht gereinigt)
III
93,90 7,83
1,2023,08
0,20 3,55
3,5040,54
0,70 8,60
0,506,40
Roggenschlempe(stark ausgewasch.)
III
91,10 5,82
1,9020,81
0,30 4,23
5,2058,20
1,00 7,08
0,503,86
Maisschlempe
III
90,6011,12
1,8021,44
1,0011,44
5,2038,96
1,0010,54
0,406,50
Biertreber
III
76,60 9,00
4,9019,89
1,10 6,62
11,0050,44
5,20 9,21
1,204,84
Weitere Versuche müssen zeigen, in wie weit dieses Verfahren vortheilhafter ist als
die Trocknung der ganzen Schlempe.
G. Pröber in Rositz (* D. R. P. Nr. 26420 vom 20. Mai
1883) bringt die zum Abdampfen und Calciniren bestimmte
Schlempe u. dgl. mittels der Pumpe e (Fig. 10 Taf. 34) in den
Behälter c, so daſs sie durch Oeffnungen i auf die obere Platte a
des Ofens fallen, um den Feuergasen entgegen nach unten zu flieſsen. Bei k angelangt, werden die Laugen mittels Saugrohr g und Pumpe e nach dem
Behälter c zurückgeführt, bis sie die zur Verbrennung
erforderliche Beschaffenheit erlangt haben. Man führt nun die Massen durch Rohr h in die Abtheilung b, um
dieselben durch die über die Feuerbrücke schlagenden Flammen der Feuerung d zu verbrennen. Die Bedienungsöffnungen n können durch eiserne Thüren verschlossen werden.
(Vgl. Lutteroth 1884 253 *
504.)