Titel: | Neuerungen an Spülvorrichtungen für Abtritte. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 416 |
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Neuerungen an Spülvorrichtungen für
Abtritte.
(Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes Bd.
248 S. 483 u. Bd. 252 S. 151.)
Mit Abbildungen auf Tafel
29.
Neuerungen an Spülvorrichtungen für Abtritte.
Eine sehr einfache absatzweise wirkende Spülvorrichtung, Construction F. Cuntz, liefert Wilh.
Brückner in Wien. Wie aus Fig. 13 Taf. 29 zu
entnehmen, sind zwei guſseiserne Kasten über einander gestellt; aus dem oberen geht
in den unteren Kasten ein kleinerer Heber und aus dem unteren Kasten ein weiterer
Heber nach dem zu spülenden Orte. In Höhe der Scheitel der Heber sind in den Kasten
Böden angebracht, welche enge Aufsätze tragen, so daſs das in die Kasten
gleichmäſsig einflieſsende Wasser vor gänzlicher Füllung der Kasten schnell steigt
und damit die Heber besser in Thätigkeit setzt. Dem oberen Kasten flieſst Wasser je
nach der Zahl der voraussichtlichen Spülungen in entsprechender Menge zu. Hat das
Wasser im oberen Kasten den Heberscheitel erreicht, so tritt der Heber in Thätigkeit
und befördert das Wasser in den unteren Kasten, welcher dadurch nicht ganz gefüllt
wird, so daſs der untere Heber noch nicht in Thätigkeit tritt. Ist der obere Kasten
mittlerweile wieder voll Wasser gelaufen, so fängt der obere Heber wieder an, zu
wirken, und entleert zum zweiten Male den Inhalt des oberen Kastens in den unteren.
Dadurch aber wird der untere Heber auch in Thätigkeit gesetzt, welcher nun den
Inhalt beider Kasten absaugt. Für Kasten von ungefähr 7l Inhalt beträgt der lichte Durchmesser des unteren Hebers 25mm, der des oberen 13mm; letzterer tritt schon in Thätigkeit bei 0l,5 Wasserzufluſs in der Minute. Gegen die fortwährende Wasserspülung soll eine derartige absatzweise Spülung, wie sie sich z.B. bei öffentlichen Pissoirständern
empfiehlt, bedeutend Wasser ersparen.
Der Spülapparat von J. W. Stawitz in München (* D. R. P.
Nr. 23563 vom 30. December 1882) besitzt im Spülbehälter (Fig. 15 Taf. 29) 2
Abtheilungen, die gröſsere l für die Hauptspülung, die
kleinere m für die Nachspülung des Abtrittes. Beide
Kammern werden durch einen Schwimmerhahn gefüllt. Am Boden der gröſseren Abtheilung
mündet das Spülrohr k; das obere offene Rohrende ist
ausgeschliffen und dient als Ventilsitz für das untere Ende eines Heberschenkels,
dessen anderer, kürzerer Schenkel in den kleineren Behälter hineinragt. Hebt man nun
den Heber mittels eines vom Sitze aus zu handhabenden Zuges möglichst hoch, so
entleert sich zuerst der gröſsere Behälter unmittelbar durch das Spülrohr. Läſst man
nun, bevor dieser Behälter ganz entleert ist, den Heber wieder sinken, so setzt er
sich mit seinem längeren Schenkel auf das Spülrohr und wirkt nun die in letzterem
befindliche Wassersäule auf Ingangsetzung des Hebers, so daſs dieser nun auch die
kleinere Wasserkammer entleert. Die Nachspülung hängt also von dem zeitigen Senken des Hebers ab;
geschieht dies nach der Entleerung des gröſseren
Behälters, so kann natürlich auch der Heber nicht in Thätigkeit treten.
Stawitz will diesen Spülapparat besonders bei der in
Fig. 12
Taf. 29 dargestellten Abtritteinrichtung anbringen. Derselbe hat den Vorzug, daſs
die Abfalle leicht in das Abfallrohr gelangen können, daſs es aber den Kanalgasen
sehr erschwert wird, aus dem Abfallrohre in den Sitztrichter zu dringen. Es wird
dies dadurch erreicht, daſs der Querschnitt des Rohres b1 im Wasser Verschlüsse 5mal kleiner ist
als die Wasseroberfläche b im Wasserverschlusse selbst.
Die Kanalgase haben also im Rohre b1 eine 5mal höhere Wassersäule zu überwinden, als
diese bei gleich groſs bleibenden Querschnittverhältnissen betragen würde. Zwischen
Sitzbecken und Rohr b1
ist noch ein Ventil e angeordnet, welches nach dem
gleichen Prinzipe gebaut ist. Es besteht aus einem oben offenen Topfe a mit Rohr c und dem an
a befestigten, oben geschlossenen, unten aber
offenen Topfe b2,
welcher mit der Handgriffstange o in Verbindung steht.
Zieht man letztere und damit auch den Heber (Fig. 15) im Spülapparate
hoch, so flieſst das im Sitzbecken stehende Wasser mit den Ausscheidungen durch den
Wasserverschluſs b in das Abfallrohr. Die Hauptspülung
reinigt dann das Becken von etwa noch anhaftenden Stoffen. Schlieſst man nun das
Ventil e, so hört auch gleichzeitig die Hauptspülung
auf; es tritt aber sofort die Nachspülung ein, welche den oberen Wasserverschluſs
zwischen Becken d und Ventil e wieder herstellt.
Ihren im D. p. J. 1883 248 *
484 beschriebenen Spülapparat änderten J. Ed. Boyle in
Brooklyn und H. Huber in New-York (* D. R. P. Nr. 28425
vom 4. Januar 1884) dahin ab, daſs die saugende Wirkung im Rohre e durch einen Strahlapparat erzielt wird, wie aus der
schematischen Figur
11 Taf. 29 zu ersehen ist. Wie früher bezeichnet e das zum Schenkel d (Fig. 4 Taf. 33 Bd. 248)
des Abtrittes führende Luftsaugrohr und l das Spülrohr.
Hebt man das im oberen Behälter angebrachte Ventil H,
das eine verhältniſsmäſsig groſse Oeffnung verschlieſst, welche in die kleinere
Kammer F führt, so strömt das Wasser nach F und durch die Düse J in
das Spülrohr l. Dabei wird mittels der Rohre s, e und der unten in Wasser tauchenden Glocke n die Luft über dem oberen Wasserverschlusse der
Abtrittschüssel abgesaugt und unter gleichzeitiger Spülung des Beckens der Inhalt
des letzteren abgesaugt Ist dies geschehen, so dient das noch im kleinen Behälter
F befindliche Wasser zur Füllung des Beckens.
Eine eigenthümliche, wohl durchdachte Glockenheber-Spülvorrichtung hat J. S. Starnes in London (* D. R. P. Nr. 29270 vom 30.
März 1884) angegeben. Danach setzt sich auf das Spülrohr a (Fig.
14 Taf. 29) im Behälter ein Cylinder b,
welcher oben in das mittlere innere Rohr c übergeht.
Dasselbe ist unten offen und mündet in einiger Entfernung über dem Boden. Um dieses
Rohr c ist das unten geschlossene, oben aber offene
Rohr d
befestigt. Ueber dieses
System von Cylindern ist eine Glocke e gestülpt und
mittels einer Kette an einen Hebel f befestigt, welcher
vom Sitze aus gehandhabt wird. Die Glocke e wird durch
Rippen g central zu b
geführt. Durch den Kegel h und den Zwickel i ist für einen möglichst gleichmäſsigen Querschnitt
des durch die verschiedenen Cylinder gebildeten Kanales gesorgt. Der Behälter wird
durch einen Schwimmerhahn mit Wasser gefüllt. Hat das Wasser einen bestimmten (den
in Fig. 14
gezeichneten Stand erreicht), so schlieſst der Schwimmerhahn: den Wasserzufluſs ab.
Unterdessen ist unter der Glocke mit dem Steigen des Wassers im Behälter dasselbe
auch zwischen der Glocke e und dem Cylinder b gestiegen, da die Luft unter der Glocke durch das
Spülrohr a freien Abfluſs hat. Erreicht das Wasser den
oberen nach innen umgebogenen Rand von b, so flieſst es
über diesen und sammelt sich in dem Rohre d, bis die
untere Oeffnung des Rohres c verschlossen ist. Jetzt
hat die unter der Glocke befindliche Luft keinen Ausweg mehr und wird durch das noch
über den Rand von b nachflieſsende Wasser, welches nun
zwischen c und d
hochsteigt, etwas zusammengepreſst. Hört der Wasserzufluſs auf, so nimmt das Wasser
unter der Glocke die dargestellten Höhen ein. Hebt man nun die Glocke, so findet
plötzlich unter derselben eine Luftverdünnung statt und in Folge dessen und des
Höhenunterschiedes des Wassers im Behälter und in der Glocke stürzt das Wasser aus
letzterer in das innere Rohr c, füllt letzteres und
leitet so die erste Heberwirkung ein. Gleichzeitig fällt aber das Wasser aus dem
Rohre a, welches sich mit c gefüllt hat, nach b und setzt den zweiten
Heber in Thätigkeit. Das in das Spülrohr a tretende
Wasser saugt nun den ganzen Behälter leer, bis Luft unter die Glocke tritt. Je nach
dem Zeitpunkte der Senkung der Glocke kann also die Spülwassermenge geregelt werden.
Gleichzeitig mit der Glocke wird auch der Schwimmerhebel gehoben und dadurch das
Wasserzufluſsventil für die Dauer der Heberwirkung geschlossen.