Titel: | Neuerungen an Heizungs- und Lüftungseinrichtungen für Eisenbahnwagen. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 359 |
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Neuerungen an Heizungs- und Lüftungseinrichtungen
für Eisenbahnwagen.
Patentklasse 20. Mit Abbildungen auf Tafel 25.
Heizungs- und Lüftungseinrichtungen für Eisenbahnwagen.
J. Lacey in San Francisco (* D. R. P. Nr. 28717 vom 19.
März 1884) hat für die Rohrleitung der Dampfheizung bei
Eisenbahnwagen eine Kuppelung angegeben, durch
welche bei dem Zusammenstoſsen der Wagen selbstthätig eine Verbindung der an jedem
Wagen angebrachten Rohrleitungen mit einander hergestellt wird, während bei dem
Auseinanderziehen gleichfalls in selbstthätiger Weise die Verbindung gelöst und ein
dampf dichter Abschluſs der einzelnen Rohrleitungsstücke erzielt werden soll. Um die
Rohre bei jeder Stellung der Wagen kuppeln zu können, ist eine doppelte Rohrleitung
angeordnet. Die bemerkenswerthe Kuppelung ist in Fig. 15 Taf. 25
dargestellt.
Das Rohr D ist durch eine nicht gezeichnete
Schraubenfeder elastisch an dem Wagen aufgehängt und läuft in eine Düse mit einem
Ventile H aus, welches durch Feder- oder Dampfdruck auf
seinen Sitz gepreſst wird. Das Rohrstück F ist an dem
nächsten Wagen fest angebracht und endigt in einen Trichter C; ferner ist das Rohr F mit einer
Stopfbüchse bei G versehen und enthält achsial eine
feststehende Stange K. Auf diesem Rohre F ist weiter ein Gehäuse L
mit Ventil M angebracht, welches durch seine eigene
Schwere niedergehalten wird. In diesem Ventilgehäuse kann sich um die durch zwei an
einem umgelegten Bande angebrachten Zapfen R gegebene lothrechte Achse eine
mit Flansche N versehene Kammer O drehen, von welcher aus das Dampfleitungsrohr B weiterführt. Beim Zusammenstoſsen der beiden betreffenden Eisenbahnwagen
wird nun die Düse des Rohres D in den Trichter des
Rohres F dringen; es erhält in der Stopfbüchse G seine Führung und hebt bei weiterem Vordringen das
Ventil M auf. Zugleich wird aber auch die Stange K das Ventil H aufstoſsen,
so daſs der Dampf durch die Rohrleitung BD strömen
kann- bei dem Auseinanderziehen der Wagen wird das Rohr D wieder aus dem Rohre F treten und die
Ventile H und M schlieſsen
sich selbstthätig.
Eine andere Anordnung von Dampf- oder
Warmwasserleitungen, welche zum Zwecke der Heizung von Eisenbahnwagen längs
des Zuges laufen, ist von M. J. Walsh in New-York (* D.
R. P. Nr. 23607 vom 23. August 1882) angegeben und soll die Heizleitung an den
Stellen, wo dieselbe der äuſseren Luft ausgesetzt ist, vor Wärmeverlusten schützen,
dagegen innerhalb der Wagen die Wärmeabgabe der Heizröhren unterstützen. Hierzu ist
die Heizleitung theilweise innerhalb der Rückleitung angeordnet, so daſs letztere
die erstere schützt; theilweise liegen beide Leitungen neben einander, oder die
Heizleitung umgibt die Rückleitung. In der Patentschrift sind die Constructionen der
Hähne und Kuppelungen angegeben, um die Anordnung der Leitungen in der erwähnten Art
zu ermöglichen.
Für die Lüftung von Eisenbahnwagen hat Fürst J. Pignatelli d'Aragon in Paris (* D. R. P. Nr.
22 790 vom 21. September 1882) einen Apparat patentirt erhalten, welcher zur
Einführung von gereinigter Auſsenluft dienen soll (vgl. Born 1883 250 * 353). Die auf der Decke des
Wagens anzubringende Vorrichtung besteht, wie aus Fig. 16 und 17 Taf. 25 zu
ersehen, aus einem trichterförmigen Windfang a, welcher
sich in die Richtung der Zugbewegung einstellen läſst. Die von dem Trichter
abgefangene Luft wird durch die Düse y auf die
Oberfläche des Wasserinhaltes eines Kastens d geleitet;
die Luft streicht über dem Wasserspiegel hinweg, soll hierbei etwa mitgerissenen
Staub abgeben, was allerdings nur theilweise der Fall sein wird, und tritt dann
durch das neben dem Trichter liegende gekrümmte Rohr m
in den Wagenraum. Das Rohr m führt von dem seitlichen
Ansätze q des Kastens d ab
und ist mit einer vom Wagenraume aus zu handhabenden Klappe w versehen, um die Einführung von Frischluft einleiten zu können. Damit
das in dem Kasten d durch die Klappe g eingefüllte Wasser nicht bei den Bewegungen des
Wagens durch das Rohr m in den Wagenraum spritzt, sind
im unteren Theile des Kastens sowie in dem seitlichen Theile q Wände v angebracht, welche den Wasserraum
in mehrere kleinere Abtheilungen trennen, um dadurch die starken Bewegungen des
Wassers zu verhüten; ferner ist das Rohr m mit einer
ringförmigen Ausbauchung l versehen, aus welcher das
etwa dahin geschleuderte Wasser durch ein kleines Rohr nach dem Kasten d abgeleitet wird. Die Anordnung ist einfach und erscheint deshalb
brauchbar. Die Reinigung der Luft durch das Wasser wird allerdings nur in mäſsiger
Weise erfolgen; doch dürfte dies für den besonderen Zweck genügen, da ohnehin die
Luft in Eisenbahnwagen in Folge Eindringens von aufgewirbeltem Staub durch
Undichtheiten an Fenstern, Thüren u.s.w. gewöhnlich sehr unrein ist.
Schlieſslich sei erwähnt, daſs in der Revue universelle des
Mines, 1884 Bd. 15 * S. 1 eine längere Studie über
die Heizung von Eisenbahnwagen von E.
Belleroche veröffentlicht ist, welche bemerkenswerthe Angaben enthält.
Verfasser empfiehlt schlieſslich, Wasserheizung
anzuordnen und zwar entweder das Heizwasser in einem besonderen Heizkessel zu
erzeugen, in welchen die Rückleitung mündet, wobei dann das Heizwasser durch die
Leitungen wie durch die zwischengeschalteten Heizkörper mittels einer Pumpe
getrieben wird, oder es soll der Dampf des Locomotivkessels benutzt werden, um mit
Hilfe eines Injectors, welcher Wasser aus einem im Tender stehenden Behälter saugt,
wohin die Rückleitung mündet, dieses angesaugte Wasser zu erwärmen und durch die
Heizleitung und Rückleitung zu treiben. Die Abhandlung ist mit Figuren versehen,
welche das letztere System, sowie die Heizkörper, als welche Belleroche flache, in den Boden eingelassene hohle Guſskörper verwendet,
veranschaulichen.