Titel: | Delany's Vielfachtelegraphie. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 328 |
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Delany's Vielfachtelegraphie.
Mit Abbildungen.
Delany's Vielfachtelegraphie.
Bei der absatzweisen vielfachen Telegraphie, bei welcher eine Anzahl von
verschiedenen, aus je einem Geber und einem Empfänger bestehenden Apparatpaaren in
rascher Abwechselung an ein und dieselbe Telegraphenleitung angelegt werden, wird
gewöhnlich – wie namentlich von B. Meyer (vgl. 1875 215 * 310. 1878 229 * 530.
1883 250 * 307) bezieh. von A.
Granfeld (vgl. 1878 228 * 122) – die Leitung
jedem einzelnen Apparatpaare jedesmal auf eine so lange Zeit zugewiesen, daſs in
derselben die sämmtlichen zur Erzeugung eines ganzen telegraphischen Zeichens
(Buchstaben, Satzzeichen u.s.w.) erforderlichen Ströme entsendet werden können; nur
selten hat man (z.B. A. Bauer 1874 213 * 17. 1878 228 120) diese
Zeit auf den für ein bloſses telegraphisches Elementarzeichen erforderlichen Betrag
herabzumindern versucht. Dagegen hat Paul La Cour schon
in seinem 1878 erschienenen Schriftchen (deutsch von J.
Kareis, Leipzig 1880) auf die Verwendbarkeit des von ihm 1875 erfundenen
phonischen Rades für die Vielfachtelegraphie
hingewiesen und auch bereits im J. 1880 durch Versuche auf der Telegraphenlinie
Nyborg-Fredericia dessen Brauchbarkeit nachgewiesen und zwar hat er dabei die
Abwechselungen zwischen den einzelnen Apparatpaaren so rasch auf einander folgen
lassen, daſs die Nachwirkung in den Elektromagneten so zu sagen die Zeiten
überbrückt, während welcher die Leitung fremden Apparatpaaren zugetheilt ist. Damit
fällt für den Telegraphirenden die Unbequemlichkeit weg, daſs er mit dem Entsenden
eines Zeichens an gewisse Zeiten gebunden ist, und er kann ganz so telegraphiren,
als ob die Leitung bloſs für ihn und also auch beständig für ihn vorhanden sei; gleichwohl bleibt
natürlich die sonst zulässige Einfachheit der Apparate und Schaltung auch jetzt noch
zulässig und es sind nahezu die Vorzüge beider Arten der mehrfachen Telegraphie
vereinigt, die Unbequemlichkeiten beider aber bis auf die Erhaltung des
Synchronismus herabgemindert.
Um die weitere Durchführung dieses Gedankens bemüht sich seit dem Ende des J. 1883
Patrick Bernard Delany in New-York und dieser hat
vor Kurzem damit sehr günstige Erfolge erzielt. Es wurde nämlich während eines mit
dem 17. Juli 1884 abschlieſsenden Zeitraumes von 30 Tagen auf einem der beiden
Telegraphendrähte (galvanisirter Eisendraht Nr. 6) zwischen Boston und Providence
(etwa 80km) theils mit Morse, theils mit
Typendruckern so gearbeitet, daſs derselbe bald 6, bald 12, bald 36 und selbst 72
Drähte ersetzte und nach dem Journal of the Franklin
Institute, 1884 Bd. 118 S. 161 wurde der dabei erforderliche Synchronismus
durch die beiden in Boston und Providence aufgestellten phonischen Räder während der
ganzen Zeit in einer solchen Vollkommenheit aufrecht erhalten, daſs keine
Unterbrechung von 10 Minuten eintrat, auſser wenn etwa die Räder absichtlich
angehalten wurden, oder Störungen auf der Leitung auftraten. Nach jedem Anhalten
aber war stets binnen 1½ Minuten der Synchronismus wieder hergestellt und zwar durch
die Apparate selbst, ohne daſs die Beamten an beiden Enden der Linie mit zu wirken
brauchten. Ueber die Leistung bei diesen Versuchen sei nur erwähnt, daſs, wenn der
Draht zur 6fachen Telegraphie mit Morse benutzt wurde, beim Telegraphiren langer
Sätze 40 Wörter in der Minute auf jedem der 6 Apparatpaare gegeben werden konnten
und in ähnlicher Weise 20 Wörter auf jedem Paare bei 12facher Telegraphie.
Aus einem weiteren Versuche schlieſst Delany, daſs diese
vielfache Telegraphie nicht bloſs zwischen denselben beiden Endämtern einer Leitung
durchgeführt werden kann, wenn die Telegraphenapparate in diesen Aemtern selbst
aufgestellt sind, daſs man vielmehr von den beiden
Orten, in denen die Vertheiler sich befinden, auch von einander ganz unabhängige
Leitungen nach benachbarten Orten weiterführen und somit diese letzteren Orte
paarweise zu absatzweiser vielfacher Telegraphie mit einander verbinden könne, d.h.
so, daſs die Paare abwechselnd nach einander in telegraphische Verbindung gesetzt
werden, indem die Vertheiler das zwischen denselben gelegene, allen Paaren
gemeinschaftliche Leitungsstück abwechselnd an die verschiedenen Paare der von den
Vertheilern strahlenförmig auslaufenden besonderen Leitungen legen.Besonderer Werth wäre nach dem oben genannten Journal Bd. 117 *S. 52 bei
einer derartigen Verwendung der Vielfachtelegraphie darauf zu legen, daſs
unter Benutzung von Typendrucktelegraphen, deren Bedienung keine besondere
Uebung bedarf, die Leitung unmittelbar Privatpersonen zur Benutzung
überlassen werden könnte und, wenn dies in der Weise geschähe, daſs diese
Personen bleibend paarweise durch die Vertheiler unter einander verbunden
würden, jedes Paar jederzeit sofort in telegraphischen Verkehr mit einander
treten könnte, ohne daſs Zeit durch Rufen und Umschalten verloren ginge,
wiederum unter bester Wahrung des Telegraphengeheimnisses gegenüber
Unbefugten. Ebenso müſste die Durchführung des Gedankens für Telephone vortheilhaft sein, mit denen
derselbe nach den in D. p. J. 1879 231 144 mitgetheilten Beobachtungen wohl
durchführbar sein dürfte. Es ist hierauf und daſs sich dabei voraussichtlich
zugleich noch eine Beseitigung des so störenden Mithörens aus einer oder
mehreren benachbarten Leitungen werde erreichen lassen, von E. Zetzsche bereits in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1884 *S. 447
hingewiesen worden. Eine Bestätigung haben die an jene Beobachtungen und
einige im November 1884 angestellte Vorversuche geknüpften Erwartungen
inzwischen durch eine Reihe von Versuchen von W. C.
Barney erfahren, worüber derselbe unterm 29. December in dem Telegraphie Journal, 1885 S. 22
berichtet.
Einen besonderen Reiz hat ein am 14. Juli angestellter Versuch, bei welchem die 6
verschiedenen Apparatpaare zur Uebertragung sämmtlich unter einander verbunden
wurden und namentlich u.a. auch ein auf dem Paar Nr. 1 von Boston nach Providence
gegebener Punkt nach seinem Wiedereintreffen in Boston auf dem Paar Nr. 6
selbstthätig nochmals durch das Paar Nr. 1 nach Providence gegeben wurde und bei
seinem Wiedereintreffen wiederum u.s.f., so daſs also der Punkt auf einer endlosen
Wanderschaft zwischen den beiden Städten begriffen war, wobei er in der Minute den
6fachen Weg 300mal, den einfachen also 1800mal durchlief, oder rund 145000km in einer Minute zurücklegte, in 5 Minuten aber
18 mal den Weg um den Erdäquator.
Der gute Erfolg war aber bei diesen Versuchen ganz wesentlich durch die sichere
Erhaltung des Synchronismus der beiden Contactarme bedingt, welche die Apparatpaare
abwechselnd mit der Leitung zu verbinden haben. Delany
erstrebte dieselbe auſser der Benutzung des phonischen Rades durch eine
selbstthätige elektrische Correction und soll dieselbe in solcher Vollkommenheit
erreicht haben, daſs der Synchronismus tagelang aufrecht erhalten werden kann, ohne
daſs ein Instrument von dem anderen um 1/600 Secunde abweicht. Die Einrichtung dazu ist in
beiden zusammen arbeitenden Stationen ganz die nämliche und nach dem Journal of the Franklin Institute, 1884 Bd. 117 S. 56
folgende.
Fig. 1., Bd. 255, S. 330
Fig. 2., Bd. 255, S. 330
Das phonische Rad Fig. 1 und 2 weicht von der Anordnung, die ihm La Cour
gegeben, nicht wesentlich ab. Auf einem Grundbrette G,
welches mit den nöthigen Klemmen zum Anlegen der Verbindungsdrähte Fig. 1. versehen ist, steht die senkrechte Achse x mit ihrem unteren Ende in einer Lagerplatte, mit
ihrem oberen in einem Bügel U gelagert. Die Achse x trägt am unteren Ende einer Verdickung j1 einen Arm C, in dessen äuſseres Ende eine verstellbare
Contactfeder f eingeschraubt ist; mit ihrem unteren
Ende berührt die Feder f die obere Fläche einer die
Achse x concentrisch umgebenden Scheibe V, in welche eine entsprechend groſse Anzahl von Fig. 2. isolirten Contactplatten eingesetzt sind. An
dem Säulchen J ist eine zweite Contactfeder j befestigt, welche sich mit dem freien Ende an die
schon erwähnte Verdickung j1 der Achse x anlegt. Wenn demnach die Achse
x mit dem Arme C
umläuft, so wird die an das Säulchen J geführte
Telegraphenleitung nach einander über j, j1,
C und f der Reihe nach
mit den einzelnen in die Scheibe V eingelegten
Contactplatten verbunden.
Ein wenig oberhalb der Verdickung j1 sitzt auf der Achse x
die Ankerscheibe Z aus weichem Eisen, welche beim
Umlaufen der Achse x mit ihren zahnförmigen Vorsprüngen
nahe an den Polen eines Elektromagnetes m
vorüberstreicht. Der Elektromagnet m ist an einem
Winkelträger i befestigt, dessen Fuſs mit einem
länglichen Führungsschlitze versehen und mittels einer durch diesen Schlitz
hindurchgreifenden Schraube an einem zweiten festliegenden Winkelträger u festgehalten wird; mittels der in u gelagerten Schraube i1 kann der Träger i
nebst dem Elektromagnete m wagerecht verschoben und so
die Kerne des Elektromagnetes in der richtigen Entfernung von den Zähnen der Scheibe
Z eingestellt werden. Die Kernenden sind so
geformt, daſs sie sich den Zähnen der Scheibe möglichst anschmiegen. Auf der oberen
Fläche der Scheibe Z endlich ist noch, concentrisch zur
Achse x, eine mit Quecksilber gefüllte Büchse Q angebracht, welche die Umlaufsgeschwindigkeit der
Achse x sammt Zubehör unverändert erhalten soll.
Ist das Rad Z in Ruhe und durchläuft die Rollen des
Elektromagnetes ein Strom, so wird jeder Pol von m den
ihm nächsten Zahn des Rades Z anziehen und in gröſster
Nähe an sich festhalten. Werden dagegen die Rollen von m von einer regelmäſsigen Folge von Strömen durchlaufen und wird zugleich
das Rad Z in Bewegung gesetzt, mit einer
Geschwindigkeit, welche den Zahn während der Dauer eines Stromes an dem gegenüber
liegenden Pole vorüber zu gehen veranlaſst, so werden die Ströme das Rad in stetiger
Umdrehung erhalten und die Umlaufsgeschwindigkeit desselben wird von der Zahl der
Ströme in einer gegebenen Zeit, von der Raschheit der Aufeinanderfolge der Ströme
abhängen. Jeder Zahn unterliegt nämlich bei seinem Vorübergehen vor dem Pole erst
einer beschleunigenden, dann einer verzögernden Wirkung seitens dieses Poles. Liegt
nun der Pol bei Beginn seiner Wirkung symmetrisch gegen den vom Zahne während der
Wirkung des Poles zurückgelegten Weg, so werden die Beschleunigung und die
Verzögerung einander gleich sein und die Geschwindigkeit des Rades durch den
Elektromagnet nicht geändert werden. Stimmt dagegen die Radgeschwindigkeit nicht zu
der Zeitfolge der Ströme, so wird entweder die Beschleunigung, oder die Verzögerung
länger dauern und überwiegen, die Umlaufsgeschwindigkeit des Rades daher bei
zurückgebliebenem Rade vergröſsert, bei vorausgeeiltem Rade aber verkleinert
werden.
Die Stromsendungen durch den Elektromagnet m des
phonischen Rades vermittelt nun und beherrscht zugleich eine Stimmgabel, welche sich
dabei überdies selbstthätig durch die Wirkung eines zweiten elektrischen
Lokalstromes in Schwingung erhält. Die hierzu in jedem Amte getroffene Anordnung
veranschaulicht Fig. 3. Die stählerne Stimmgabel z ist auf einem Säulchen N
befestigt; ihre beiden Zinken z1 und z2 ragen zwischen die Kernenden eines Elektromagnetes M hinein, in welche Stellschrauben c1 und c2 aus magnetisirbarem
Metalle eingesetzt sind, damit so die Pole des (Vibrator-) Elektromagnetes M in der für die genaue Regelung der Schwingungszahl
günstigsten Entfernung von den Schenkeln z1 und z2 eingestellt werden können.
Fig. 3., Bd. 255, S. 332
An der Innenseite sind die Schenkel z1 und z2 nahe am Ende mit Platinplättchen belegt, denen
Contactfedern aus Platin an den neben den Zinken z1 und z2 liegenden, auf der Grundplatte des Apparates
isolirt angebrachten Contacthebeln k und h gegenüber stehen. Die nach N hin liegenden Enden dieser Hebel k und h werden durch Spiralfedern gegen Stellschrauben
gedrückt und mittels dieser Schrauben läſst sich leicht ein sicherer und feiner
Contact zwischen den Contactplättchen und den Contactfedern herstellen. Der punktirt
angegebene Stromweg der Lokalbatterie b1 führt vom positiven Pole der Batterie durch M nach N und z, über den Contact der Zinke z1 nach k und
zum negativen Pole der Batterie. Eine zwischen v1 und N liegende
Nebenschlieſsung zur Contactstelle mit dem Widerstände W1 verhütet die schädliche Funkenbildung
an der Contactstelle. Wird nun die Gabel angeschlagen, so unterbricht und schlieſst
die Zinke z1 bei ihren
Schwingungen den Strom der Batterie b1 abwechselnd und bei jeder Schlieſsung gibt der
Strom mittels des Elektromagnetes M den Zinken z1 und z2 einen neuen Anstoſs
und erhält so die Gabel z unausgesetzt in Schwingung.
Ebenso hat z2 durch
ihre Schwingungen den Strom der Batterie b2 zwischen sich und dem Hebel h in gleich rascher Folge zu unterbrechen und wieder
herzustellen; dieser Strom läuft vom positiven Pole nach dem Hebel h, der Zinke z2 und dem Säulchen N,
von da aber durch die Rollen des (Motor-) Elektromagnetes m des phonischen Rades Z nach dem negativen
Pole. Die Funken zwischen v2 und N verhütet wieder eine Nebenschlieſsung
mit dem Widerstände W2
zu der Contactstelle an der Stimmgabel. Auf diese Weise erhält die unter dem
Einflüsse des Vibrator-Elektromagnetes M schwingende
Gabel zugleich die Scheibe Z des phonischen Rades über
der Vertheilerscheibe V in regelmäſsiger Umdrehung, mit
einer Geschwindigkeit, welche von der Schwingungszahl der Gabel abhängig ist. Der
Zweck des Elektromagnetes n1 und des Widerstandes w wird später bei
Besprechung der elektrischen Correction erläutert werden.
Unter Weglassung dieser zur Erhaltung des Synchronismus nöthigen Theilewird die übrige
Einschaltung zweier zusammen arbeitender Aemter I und II sehr einfach. Nach Fig. 4 werden die beiden synchron über den Scheiben
V1 und V2 laufenden Arme C1 und C2 durch die einfache
Telegraphenleitung L mit einander verbunden. Bei Beginn
des Telegraphirens gibt man den Rädern Z1 und Z2, welche in Fig. 4
gröſserer Deutlichkeit halber so gezeichnet sind, als ob dieselben unter V1 und V2 lägen, mittels eines
an der Achse x sitzenden Knopfes einen so kräftigen
Anstoſs, daſs sie sich mit einer Geschwindigkeit drehen, welche etwas, gröſser ist
als diejenige, worin die Räder von den Motor-Elektromagneten m bei deren regelmäſsiger Thätigkeit versetzt werden: bald geht dann die
Laufgeschwindigkeit auf die regelmäſsige herab.
Fig. 4., Bd. 255, S. 333
Die Vertheilerscheiben V1 und V2 haben in Fig. 4 je
60 Contactplatten in 6 Gruppen zu je 10; natürlich könnten sie auch mehr oder
weniger erhalten. Die Verbindung der Contactplatten unter einander hängt von der
Anzahl der vorhandenen, gleichzeitig in Betrieb zu nehmenden Apparatpaare ab. In
Fig. 5 sind deren 4 vorausgesetzt, von denen
jedoch nur von dem dritten die Apparate wirklich gezeichnet worden sind. Deshalb
sind denn von den vorhandenen 6 Gruppen immer je 2 Contactplatten unter sich
verbunden und dem nämlichen Apparatsatze (Geber und Empfänger bezieh. Relais)
zugewiesen und zwar das erste und fünfte bezieh. das zweite und sechste, sowie das
vierte und achte dem ersten bezieh. zweiten oder vierten Apparatsatze, welche sich
von dem dritten Satze durchaus nicht unterscheiden; mit dem dritten Satze sind die 6
dritten und siebenten Contactplatten verbunden.. Die neunten und zehnten
Contactplatten der 6 Gruppen sind für Correctionszwecke aufgespart. Die Drähte d1 bis d4 verbinden die vier
Apparatsätze mit den Contactplatten des Vertheilers. Bei jedem Umlaufe über V legt daher C jeden
Apparatsatz 12mal an die Linie L und verbindet
denselben durch diese mit dem dazu gehörigen Apparatsatze des anderen Amtes; alle
anderen Apparatpaare aber sind während dieser Zeit isolirt.
Jeder Apparatsatz besteht aus einem Relais R und einem
Geber T;
letzterer ist mit den
beiden Linienbatterien B1 und B2 in
der sonst gewöhnlichen, aus Fig. 5 zu entnehmenden
Weise zur Entsendung von Wechselströmen verbunden und deshalb nicht beständig
eingeschaltet; vielmehr kann das Relais R mittels des
Kurbelumschalters u sowie des Drahtes q und e unmittelbar an
Erde E gelegt, der Taster T also ausgeschaltet werden. Die Relais R
sind polarisirte, weil dieselben gegen die Unterbrechungen der positiven und
negativen Ströme, welche der laufende Arm C veranlagst,
unempfindlich sein müssen. Für alle 4 Klopfer S ist
eine gemeinschaftliche Lokalbatterie vorhanden, deren Elemente in 4 Gruppen parallel
geschaltet sind; auch die 4 Klopfer liegen durch die Drähte p1 und p2 in Parallelschaltung an den Batteriepolen.
Fig. 5., Bd. 255, S. 334
Machen nun die Stimmgabeln der beiden Aemter in der Secunde 85 Schwingungen und
besitzen die Ankerscheiben Z1 und Z2 an
ihrem Umfange 30 Zähne, so werden die Scheiben und die Arme C1, C2 in der Secunde 2⅚ Umläufe über den
Vertheilerscheiben V1
und V2 machen; da
ferner jedem Apparatsatze 12 Contactplatten zugewiesen sind, so wird jede
Apparatgruppe in jeder Secunde 34mal mit der Leitung L
in Verbindung gesetzt und dies wirkt bezüglich des Telegraphirens genau so, als wenn
die Leitung beständig und ohne jede Unterbrechung in Verbindung bliebe. Der Gebende
kann daher ganz ebenso gleichmäſsig fortarbeiten, als wenn die Leitung
ausschlieſslich nur mit seinem Apparatsatze und dem zugehörigen des empfangenden
Amtes verbunden wäre. So lange der Gebende seinen Taster auf dem Ruhecontacte liegen
läſst, werden die in rascher Folge entsendeten kurzen Ströme sämmtlich von der
Gegenbatterie B2
geliefert und im Drahte t2 der Leitung zugeführt; so lange er dagegen den Tasterhebel auf den
Arbeitscontact niederdrückt, entsendet die Arbeitsbatterie B1 im Drahte t1 Ströme von entgegengesetzter Richtung
in die Leitung. Die zwischen den einzelnen Strömen von einerlei Richtung liegenden
stromlosen Pausen bringen im Relais keine Wirkung hervor, lassen den Relaishebel in
seiner bisherigen Lage und machen sich daher auch nicht auf dem Klopfer hörbar.
Jeder Wechsel in der Stromrichtung hat dagegen ein Umlegen des Ankerhebels im
polarisirten Relais des empfangenden Amtes zur Folge, somit ein Schlieſsen bezieh.
Unterbrechen des Stromes der Lokalbatterie und ein Ansprechen des Klopferhebels
bezieh. dessen Rückgang in die Ruhelage. Der Klopfer gibt also genau das mit dem zugehörigen Taster
Telegraphirte wieder. Bei einem nicht polarisirten Relais würde ein Zerreiſsen der
Zeichen zu befürchten sein, weil dasselbe in den stromlosen Pausen den Anker
abfallen lassen könnte. Die Benutzung polarisirter Relais für diesen Zweck rührt von
Delany's Mitarbeiter, E. A.
Calahan, her.
Obwohl nun die Umlaufsgeschwindigkeit des Armes C von der Schwingungszeit der Gabel z abhängt, lassen sich doch zwei an verschiedenen Orten
aufgestellte Stimmgabeln nicht auf gleicher Schwingungszahl erhalten. Deshalb wendet
Delany eine selbstthätige
elektrische Correction mittels der noch verfügbaren Contactplatten 9 und 10 der Scheiben V an. Dazu sind in Fig.
4 in Station I von den sechs mit 9
bezeichneten Contactplatten drei unter sich gleich weit entfernte, also 180° von
einander abstehende, unter sich und mit der Batterie B3 verbunden, deren zweiter Pol zur Erde
E2 abgeleitet ist;
in gleicher Weise sind in Station II die entsprechenden, ebenfalls um 120° von
einander abstehenden, mit 10 bezeichneten
Contactplatten unter sich und mit einem Drahte D2 verbunden, welcher durch die
Correctionsvorrichtung und dann zur Erde E2 führt; die neben den bereits verbundenen
Contactplatten 9 in I und 10 in II liegenden Contactplatten 10 und 9 bleiben frei und unverbunden. Ebenso werden die neben
den noch nicht verbundenen und auch nicht zu verbindenden, sondern frei zu lassenden
Contactplatten 9 in II und 10 in I befindlichen Contactplatten 10 und
9 unter sich verbunden und in I mittels eines
Drahtes D1 durch die
Correctionsvorrichtung hindurch an Erde E1 gelegt, in II aber mit dem einen Pole der Batterie
B4 verbunden, deren
zweiter Pol an Erde E2
liegt. Die unter einander verbundenen Contactplatten 10
sind in jeder Station gegen die benachbarten Contactplatten 9 hin verbreitert oder ausgeladen und, um dazu den nöthigen Raum zu
gewinnen und die Symmetrie der übrigen Contactplatten nicht zu stören, sind zwischen
diesen Paaren von Contactplatten die zwischen den übrigen Contactplatten eingelegten
Entladungscontacte weggelassen, welche in Fig. 4 und
5 nicht mit gezeichnet wurden, obwohl sie für den
Betrieb auf langen Linien unentbehrlich sind, um die Leitung von der statischen
Ladung zu befreien. Dadurch nimmt jede verbreiterte Contactplatte 10 mit ihrer Platte 9
genau den gleichen Raum ein, wie zwei sonstige Contactplatten nebst dem
zwischenliegenden Entladungscontacte.
So lange nun C1 und C2 in beiden Aemtern I und II synchron laufen, d.h.
so lange sie sich mit ihren Contactfedern genau gleichzeitig über gleichbezifferten
Contactplatten und noch genauer über gleichen Stellen dieser Platten befinden, so
lange ist kein Bedürfniſs nach einer Richtigstellung vorhanden und so lange
entsendet auch keiner der beiden Apparate einen Correctionsstrom. Wenn dagegen C2 ein wenig schneller
läuft als C1, so liegt
C2 bereits auf der
verbreiterten Contactplatte 10, während C1 sich noch auf einer
mit der Batterie B3
verbundenen Contactplatte 9 befindet. Daher sendet
jetzt die Batterie B3
– oder bei der Schaltung nach Fig. 5 gleich die Telegraphirbatterie B1
– durch die Leitung L
einen Strom nach II und der daselbst befindlichen Correctionsvorrichtung. Wenn C1 schneller läuft als
C2, wird der
Correctionsstrom von B4
geliefert. Der Correctionsstrom kann somit bei jedem Umlaufe des Contactarmes 3mal
entsendet werden und es erfolgt dies, ob nun C1 oder C2 zu schnell läuft; im ersteren Falle geht der Strom
aber von II nach I, im zweiten Falle von I nach II. In beiden Fällen müssen daher
die Correctionsströme eine verzögernde Wirkung hervorbringen, weil dieselben nach
demjenigen Amte gesendet werden und in demselben wirken sollen, dessen Contactarm
vorausgeeilt ist. Die Correctionsströme werden daher dazu verwendet, um einen
Widerstand w (Fig. 3) im
Stromkreise der Vibratorbatterie b1 auszuschalten, damit deren Strom in M verstärkt und dadurch die Anziehung dieses
Elektromagnetes auf die Zinken der Stimmgabel z
vergröſsert wird, was eine Vergröſserung der Schwingungsweite und eine Verkleinerung
der Schwingungszahl und eine Verlangsamung der Stromsendungen durch m, sowie eine Verminderung der Umlaufsgeschwindigkeit
des phonischen Rades Z und des Contactarmes C und eine relative Rückwärtsstellung der letzteren zur
Folge hat. Der Correctionsstrom durchläuft den Draht D1 bezieh. D2 und das in denselben eingeschaltete
Relais r1 bezieh. r2, so daſs dasselbe
seinen Anker anzieht und dadurch den Strom einer Batterie b3 (Fig. 3)
durch einen zweiten Elektromagnet n1 bezieh. n2 unterbricht, worauf der abfallende Ankerhebel
dieses Elektromagnetes eine kurze Nebenschlieſsung für den im Vibratorstromkreise
liegenden Widerstand w1
bezieh. w2
herstellt.Etwas anders – und zwar einfacher – ist die elektrische
Correctionsvorrichtung in einem unter dem Titel: The
Delany Synchronons Multiplex Telegraph System erschienenen,
anscheinend kurze Zeit vor der Beschreibung im Franklin Journal verfaſsten Schriftchen beschrieben und
gezeichnet. Da führt nämlich der Draht D1 bezieh. D2 nach einer zweiten Umwickelung des
Vibratormagnetes M und dann zur Erde, der
Correctionsstrom verstärkt also die Wirkung von M auf die Stimmgabelzinken unmittelbar. Dabei ist zugleich ein den
Elektromagnet n ersetzender Elektromagnet in
eine Leitung eingeschaltet, welche von einer der nicht unter einander
verbundenen Contactplatten 9 nach der Erde
führt, so daſs dieser Elektromagnet bei synchronem Laufe der beiden
Contactarme bei jedem Umlaufe einmal anspricht. Der dadurch
verstärkte Strom verkleinert dann durch M die
Schwingungszahl der Stimmgabel und in zweiter Reihe durch m die Geschwindigkeit der Scheibe Z.
Wenn der Telegraphirende in einer der beiden Stationen den
Elektromagnet n ansprechen hört, so erfährt er dadurch
die Ankunft eines Correctionsstromes in seiner Station. Schaltet man aber noch ein
Relais g mit Klopfer s
(Fig. 4) auf jeder Station zwischen den
Contactplatten 9 und der Erde in den
Correctionsstromkreis ein, so markirt sich auch die Absendung jedes
Correctionsstromes. Es ist nicht schwer, hiernach zu beurtheilen, welches der beiden
Instrumente ein wenig voraus ist.
Beim Beginne des Telegraphirens kann man auch bei Oeffnung der
Umschalter K und H (Fig. 4) das Ansprechen des Relais R (Fig. 5) beobachten,.
um einen Anhalt über das Vorhandensein des Synchronismus zwischen C1 und C2 zu erlangen, und
dann durch Verstellung der Polschrauben in M oder
Veränderung der Stromstärke der Batterie b1 die Schwingungszahl der Gabel und die
Umlaufsgeschwindigkeit des schneller laufenden Contactarmes vermindern, bis das
Ansprechen der Relais aufhört. Dann befinden sich die Arme in Uebereinstimmung und
nun schlieſst der Beamte die beiden Umschalter K und
H; er merkt also in der eben besprochenen Weise aus
dem Ansprechen der Elektromagnete n1 und n2 bezieh. der Relais, ob noch einer der beiden
Apparate und welcher vorauseilt, und regulirt dann seinen eigenen Apparat, bis ihn
das Ansprechen der Elektromagnete n1 und n2 bezieh. ihrer Relais vom vorhandenen Synchronismus
überzeugt. Hierzu hat sich als zweckmäſsig erwiesen, dem Widerstände w die Form eines Widerstandskastens zu geben, damit man
rasch die Gröſse des für gewöhnlich in den Stromkreis der Batterie b1 eingeschalteten
Widerstandes ändern könne. Bei einer kleinen Abänderung der Schaltung unter
Vertauschung der Contactplatten von 9 und 10 können die Correctionsströme auch von dem langsamer
laufenden Apparate entsendet werden und auf diesen beschleunigend wirken, oder es
können verschiedene andere Anordnungen für die Stromgebung zum Zwecke der Correction
getroffen werden.
Bei dieser Art von Vielfachtelegraphie bedürfen die Apparate eine weit weniger zarte
Einstellung als beim Doppelgegensprechen. Während bei dem letzteren eine Aenderung
in den elektrischen Verhältnissen, welche einer Verlängerung der Leitung um 16km entspricht, das Gleichgewicht stört und die
Verständigung zum Stocken bringt, kann bei Delany's
Vielfachtelegraphie eine Aenderung, welche 8000km
entspricht, plötzlich herbeigeführt werden, ohne daſs der Synchronismus der
Contactarme gestört oder die verschiedenen Stromkreise unterbrochen würden.
Hervorgehoben sei schlieſslich, daſs Delany bei seinen –
überdies im Vergleiche mit La Cour's Versuchen zwischen
Nyborg und Fredericia weit umfassenderen – Versuchen zwischen Boston und Providence
zwar an dem phonischen Rade (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 3332 vom 23. December 1877),
dessen Verbindung mit der Stimmgabel und der Geschwindigkeitsregulirung beider
wesentliche Verbesserungen nicht angebracht hat, daſs dagegen in der eigenartigen
Correction und in der Schaltung und Betriebsweise der eigentlichen
Telegraphenapparate ein wesentlicher Fortschritt gegenüber La Cour sich vorfindet. Bei den Versuchen auf der Linie Nyborg –
Fredericia hat La Cour durch die Vertheiler Ströme der
Telegraphirbatterie in Nyborg durch die Leitung und den Elektromagnet (M in Fig. 3) der
Stimmgabel in Fredericia entsenden lassen, um diese in „vollkommen synchrone“
Schwingungen mit der Gabel in Nyborg zu versetzen; auf den Gedanken, die Gabeln und
phonischen Räder der beiden Stationen sich unabhängig von einander bewegen zu lassen
und dieselben nöthigenfalls nur durch Aenderung der Stromstärke in dem
Elektromagnete der einen Stimmgabel zu corrigiren, kommt er erst in seinem deutschen
Reichspatente * Nr. 22404 vom 28. September 1882. Delany's Correctionsvorrichtung erscheint als vollkommener; ebenso erhöht
die Anwendung der polarisirten Relais – an Stelle der von La
Cour 1880 benutzten gewöhnlichen – die Sicherheit des Telegraphirens.