Titel: | Ueber Herstellung und Untersuchung von Knochenmehl. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 301 |
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Ueber Herstellung und Untersuchung von
Knochenmehl.
Ueber Herstellung und Untersuchung von Knochenmehl.
Ein Fabrikant von Knochenmehl stellt in der Chemikerzeitung, 1885 S. 119 folgende Rechnung auf:
100k Knochen kosten
11,50 M.
Arbeitslohn, Benzin, Fracht u. dgl.
5,00
––––––
16,50 M.
Erhalten werden:
33k
Knochenschrot
5,28 M.
40
Knochenmehl
6,00
1,5
Hornabfall
0,14
5,5
Fett
2,74
–––––––
14,16 M.
Hieraus ergibt sich somit ein Verlust von 2,34 M. Empfohlen
wird die Herabsetzung des Knochenpreises auf 8 M., des Zolles u. dgl.
J. König (daselbst 1884 S. 503) fand in 9 Proben
Knochenmehl bis 9 Proc.
Wasser und, bezogen auf wasserfreie Substanz, folgende Procentzusammensetzung:
A) Nach altem Verfahren entfettete, gedämpfte
Knochenmehle.
Fett
Leimu. dgl.
Stick-stoff
Asche
Phos-phors.
1)
Ausgekocht und dann mit 1at
gedämpft
12,77
31,13
4,35
56,10
21,04
Desgleichen andere Sorte
11,98
29,81
4,41
58,21
22,15
2)
Desgleichen
9,70
30,37
4,49
59,93
21,65
3)
Mit 1at,5 gedämpft
10,56
33,08
4,45
56,36
23,06
4)
Desgleichen
10,76
32,26
4,49
56,88
22,11
B) Nach den neueren Verfahren entfettete und
gedämpfte Knochenmehle.
5)
Nach Leuner mit ungespannten
Benzin- dämpfen entfettet und direkt gemahlen
8,53
33,98
4,87
57,49
22,05
6)
Dasselbe, aber nach der Extraction noch 10 Minuten
bei 3at gedämpft
2,29
30,24
4,54
67,47
26,49
fein
7)
Nach Seltsam durch Extraction
mit Benzin
6,34
32,15
4,75
61,51
22,72
unter 1at,25 entfettet
und dann noch
grob
einem Dampfdrucke von 1at,5 ausgesetzt
4,73
36,78
4,45
58,49
22,15
8)
Nach Richters mit Benzin im
Vacuum unter 1at
5,43
31,33
4,46
63,24
22,91
Die nach den neueren Verfahren behandelten Knochenmehle
enthalten also weniger Fett aber mehr Stickstoff, sind somit landwirtschaftlich
werthvoller als die nach dem älteren Verfahren hergestellten (vgl. Seltsam 1880 238 * 321. 1882
243 397. Th. Richters
1882 243 * 396. 244 232. Leuner 1882 244 * 232).
Nach A. Reiſsmann (Pharmaceutische Centralhalle, 1884 S. 256) wird Knochenmehl zuweilen mit
Steinnuſsabfällen verfälscht. Zur Nachweisung
derselben bringe man die mit der Lupe ausgesuchten verdächtigen Stücke auf ein
möglichst blankes Platinblech, auf ein zweites zur Gegenprobe reines Knochenmehl von
gleicher Feinheit. Nähert man ersteres Blech nun vorsichtig der Spitze einer
Spiritusflamme, so fangen die Steinnuſsstückchen an zu kohlen und verbrennen bei
weiterem Annähern plötzlich unter schnell wiederbeendetem Erglühen, bei gröſseren
Stückchen unter augenblicklicher Entflammung. Jedes einzelne Stückchen hinterläſst
nach kurzem Glühen eine weiſse, beim Aufdrücken mit dem Finger sich weich anfühlende
Asche, welche sich sofort und leicht breit drückt. Ferner zeigt sich um jedes
eingeäscherte Stückchen in Folge der plötzlichen Verbrennung auf dem blanken
Platinbleche ein mattweiſser ringförmiger Anflug, welcher um ein verbranntes
Knochenstückchen nicht erscheint. Letztere Stückchen verbrennen auf dem Bleche weit
langsamer, bleiben länger kohlig und hinterlassen ein hart sich anfühlendes weiſses
Aschestückchen, welches die ursprüngliche Form des Knochensplitters deutlich
beibehält, während die Asche von Steinnuſs nicht in der Form des Stückchens
verbleibt, sondern bedeutend zusammensintert. – Das Uebergieſsen der Probe mit
concentrirter Schwefelsäure gibt keine verläſslichen Anhaltspunkte.
C. Töllner (daselbst S. 292) kocht das fragliche
Knochenmehl mit verdünnter Salzsäure und schüttet das Gemenge auf Flieſspapier aus.
Man erkennt dann mit
der Lupe deutlich neben schwarzen und gelatinösen gelben Gewebetrümmern, etwa
vorhandenen Sandkörnern und anderen mineralischen Beimengungen die schön weiſsen,
harten Steinnuſstheilchen von quarzartigem Aussehen und oftmals faserigem
Bruche.
T. F. Hanausek (daselbst S. 329) empfiehlt dagegen die
mikroskopische Prüfung. Ferner färbt sich Steinnuſspulver mit Jod und Schwefelsäure
blau, mit Chlorzinkjod blauviolett, Knochenmehl nicht.