Titel: | Ludw. Lehmann's Schienen-Contactapparat. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 289 |
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Ludw. Lehmann's
Schienen-Contactapparat.
Mit Abbildungen auf Tafel
21.
Ludw. Lehmann's Schienen-Contactapparat.
Um die Contact machenden Theile der unmittelbaren Beanspruchung seitens der auf den
Schienen laufenden Räder zu verhüten, hat Ludw. Lehmann
in Mährisch-Ostrau dem seitwärts an der Schiene zu befestigenden Contacte nach dem
Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens,
1884 S. 214 die in Fig. 11 und 12 Taf. 21
veranschaulichte Anordnung gegeben.
Die wirksamen Theile dieses Contactapparates bestehen in 2 Prellhämmern, von denen
der obere – mit doppelarmigem Hebel a und Hornklotz b – um die Achse c
schwingt. Dieser Hammer trägt am leichteren Hebelende die Stellschraube s mit Platinstift und hat die Aufgabe, die mäſsigen
Erschütterungen der Fahrschienen zur Contactherstellung zu verwerthen. Der untere
Prellhammer ist ein einarmiger, um die Achse f
schwingender Hebel e, der am anderen Hebelende den
Hornklotz d tragt und darüber – mittels des isolirten
Muffes m verbunden – die Feder n mit am freien Ende aufgelöthetem Platinstreifen. An diesem Muffe ist
rückwärts zugleich auch die Klemmschraube i für die
Luftleitung angebracht. Der untere Prellhammer, der ein beträchtliches
Trägheitsmoment besitzt, hat die auf die Fahrschiene kommenden starken Stöſse zur
Contactherstellung zu verwerthen. In der Ruhelage liegen beide Prellhämmer auf ihren
Hornunterlagen g bezieh. h
auf.
Stellt man nun die Schraube s zur Contactstelle der
Feder n auf beiläufig 2 bis 4mm Entfernung ein, so werden die über die Schiene
rollenden Fahrzeuge
in ersterer mehr oder minder starke Erschütterungen hervorbringen, welche der an der
Schiene starr befestigte Contactapparat mitmacht. Demzufolge werden sich die
Prellklötze b und d in der
Richtung des Stoſses empor bewegen und, da die Stoſswirkungen ungemein schnell
erfolgen, die beiden Contactstellen von s und n (mittels ihrer Hebel) an einander schmiegen, wobei
der Feder n die Aufgabe zufällt, allzu jähe
Stoſswirkungen auszugleichen.
Bei langsam fahrenden Zügen wirkt denn auch vorzugsweise der obere Hammer bei der
Contactherstellung, wogegen bei schnell fahrenden Zügen der untere Hammer die
weniger kräftigen Bewegungen des oberen fast ganz überwältigt. Der Apparat ist somit
unabhängig von der Fahrgeschwindigkeit, sofern nicht der Zug über dem Contacte
stillsteht.
Die Erdleitung stellt sich durch den metallischen Zusammenhang von s, a, c, dem Gehäuse und der Schiene her. Die
Luftleitung wird durch den kräftig ausgeführten Kabelhalter k nach i und n
eingeführt. Sämmtliche Apparattheile befinden sich in einem starken, mit
Gelenkdeckeln versehenen Gehäuse, welches am äuſseren Schienenstrange befestigt
ist.
Daſs die Contactherstellung eine innige ist, bezeugen u.a. die
tadellosen Marken am Registrirapparate. Es sind nämlich zwei dieser Apparate in
obiger Ausführungsform seit Anfang Februar 1884 in der Gefällstrecke
Pohl-Weiſskirchen der Kaiser Ferdinand-Nordbahn angebracht und registriren in der
letzteren Station die Fahrgeschwindigkeitsausmaſse der Züge.