Titel: W. A. Rettig's Wettruderboot.
Fundstelle: Band 255, Jahrgang 1885, S. 146
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W. A. Rettig's Wettruderboot. Mit Abbildungen auf Tafel 10. W. A. Rettig's Wettruderboot. Bei der Construction von Wettruderbooten (sogen, race-boats) ist das Hauptaugenmerk auf gröſstmögliche Leichtigkeit der Boote zu richten. Die Haut wird deshalb auch allgemein aus kreuzweise über einander geleimten Furnüren gebildet. Durch diese Bauart wird aber die Festigkeit der Boote sehr beeinträchtigt- namentlich gerathen dieselben nach der Ruderarbeit aus der Form und werden schrumpelig. Diesen Uebelständen sucht W. A. Rettig in Berlin (* D. R. P. Kl. 65 Nr. 24553 vom 3. November 1882 und Zusatz * Nr. 28390 vom 30. Januar 1884) durch die in Fig. 10 Taf. 10 dargestellte Anordnung entgegenzutreten. Diese kennzeichnet sich durch Trennung des Gerippes von der Haut, so daſs letztere sich unabhängig vom Bootgerippe ausdehnen und zusammenziehen kann. Um die Einwirkung der Ruderarbeit auf den Schiffsrumpf zu vermeiden, sind die Ausleger, welche übrigens gröſserer Leichtigkeit halber wie Gitterträger gebaut sind, wie aus Fig. 10 zu entnehmen, so angeordnet, daſs der von den Dollen ausgehende Druck und Zug eines Auslegers vom gegenüber stehenden Ausleger aufgenommen wird. Die drei Hauptlängsrippen eines Rennbootes, die beiden Seitenleisten S und die Kielleiste K (Fig. 10) pflegten bisher durch in Abständen von etwa 30cm angeordnete hölzerne Querrippen verbunden zu sein, auf welche der äuſsere, aus leichtem gebogenem Holz bestehende Mantel M aufgenietet war. Durch die wechselnden Einflüsse der Feuchtigkeit und Trockenheit entsteht nun erfahrungsgemäſs trotz bester Lackirung ein Schrumpfen und Quellen dieser Hülle nach ihrer Breitenausdehnung, welche die aus Langholz geschnittenen oder gebogenen Rippen nicht mitmachen können; bei feuchter Jahreszeit bläht sich die Wandung zwischen den Rippen nach auſsen auf und die auf die Rippen aufgenieteten Stellen erscheinen als eingezogene Nähte, während im Sommer die Rippen auſsen vorstehen und die Wände dazwischen einfallen. Die auf solche Weise entstandenen, auf die ganze Länge eines Rennbootes sich etwa 40mal wiederholenden Querwellen vergröſsern die Reibung am Wasser. Das Weglassen der Querrippen und Wände hat nun den Zweck, die äuſsere Haut von jeder Berührung von Hölzern, deren Fasern nicht in derselben Richtung wie die der Auſsenwand laufen und welche daher nicht in gleicher Weise schrumpfen und sich dehnen, frei zu machen, so daſs die letztere nach der Breitenausdehnung sich ungehindert bewegen kann. Der Ersatz der Rippen durch Anordnung frei durch den Raum gehender Steifen und Anker in Verbindung mit der Versteifungsplatte V (Fig. 9 und 10) hat den Zweck, die durch Fortfall der Rippen verringerte Steifigkeit des Bootes mittels möglichst fester Verbindung der beiden Seitenleisten unter einander und mit der Kielleiste wieder herzustellen. Statt der zum wasserdichten Abschlüsse der gedeckten Bootspitzen dienenden Querwände sind in die Oeffnungen der Versteifungsplatte eingesetzte Kästen angewendet, um das Innere des Bootes wieder wasserdicht abzuschlieſsen, ohne daſs die Auſsenwand berührt wird. Auf frei durch den Raum gehenden Hauptrippen x, welche die Ausleger tragen, ist eine senkrecht stehende dünne Holzplatte y (Fig. 10) aufgenietet, welche die Kielleiste bis dicht zu ihrer Unterkante faſst. Das Verbindungsstück z ist mit den Hauptrippen vernietet und mit einer Holzschraube mit dem Kiele verbunden. An allen den Stellen, wo die Hauptrippen x fehlen, wie bei a in den Spitzen, sowie bei f und d (Fig. 9) unter den Spitzen, ist ein wagerechter Balken B angeordnet, von welchem aus die senkrechte Stütze m nach dem Kiel geht; ein aus einem Metall streifen e hergestellter Zuganker, welcher durch den Kiel durchgezogen und sowohl auf diesem, wie auch auf den Seitenleisten festgenagelt ist, zieht die Binderconstruction zusammen. Die Beine der Ruderer finden Platz in Kästen J. Diese sind aus drei Cylindermantelstücken h, i und k zusammengesetzt und zwar so, daſs sie fest und wasserdicht an die wagerechte Versteifungsplatte V anschlieſsen. Das mittlere Mantelstück i ruht auf dem Kiele, ist mittels einer kleinen Leiste l an demselben befestigt und bildet somit an dieser Stelle einen doppelten Boden.

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