Titel: | Ueber die Gewinnung von Zellstoff für Papier. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 111 |
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Ueber die Gewinnung von Zellstoff für
Papier.
Patentklasse 55. Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Ueber die Gewinnung von Zellstoff für Papier.
Nach A. Behr in Cöthen (* D. R. P. Nr. 28219 vom 29.
September 1883) wird zur Gewinnung von Zellstoff und Glykose
aus Holz das von Mark und Rinde sorgfaltig gereinigte Kernholz der Stämme
gespalten und im Hobelraume A (Fig. 1 Taf. 9) von einer
Spanmaschine in möglichst dünne und gleichmäſsige Scheibchen zertheilt. Die
Holzscheibchen werden durch eine Fallthür a auf die
Darrhorden b und, wenn dort genügend vorgetrocknet,
durch die Klappe c in den eigentlichen Darrraum B1 gebracht. Die Sohle
d desselben besteht aus gelochten Eisenplatten.
Durch Kanäle e tritt frische Luft in den Raum unter der
Darrsohle, welche dort
durch ein System von mit Condensationswasser geheizten Rohren f erhitzt wird. Die heiſse Luft tritt in die Räume B1 und B, dringt durch die lockeren Holzmassen und trocknet
dieselben, um schlieſslich mit dem Wasserdampfe durch Kanäle g nach dem Schornsteine zu entweichen.
Soll das Holz später mit Alkoholen behandelt werden, so muſs z.B. bei Kiefernholz
auch das in diesem enthaltene Terpentinöl zuvörderst durch Destilliren bei 160°
entfernt werden. Zu diesem Zwecke werden die Holzscheibchen mittels eines Schlotes
h durch das Mannloch i
in den mit Rührwerk versehenen eisernen Cylinder C
eingefüllt. Derselbe ist in seiner unteren Hälfte von einem Mantel umgeben, in
welchen direkter Dampf von 6at Spannung eintritt.
Zum nachherigen Trocknen des Holzes wird das sehr heiſse Condensationswasser aus den
Kochschlangen u.s.w. benutzt. Der Eintritt des Dampfes oder Wassers erfolgt durch
Hahn l, der Austritt durch Hahn m. Nachdem das Mannloch und die Hähne n
geschlossen sind, werden die Hähne o geöffnet, bis die
nöthige Menge Dampf durch die Rohre p eingetreten ist,
welche sich flach an den Cylinder anlegen. Das bei 157° siedende Terpentinöl des
Holzes entweicht mit den Wasserdämpfen durch Helm q,
Hahn r und Rohr s nach dem
Kühler t, wo sich die Terpentinöl- und Wasserdämpfe
verflüssigen, um alsdann durch den mit Glasglocken bedeckten Auffang u nach dem Behälter S zu
flieſsen. Geht kein Terpentinöl mehr über, so schlieſst man den unmittelbaren
Dampfzufluſs nach dem Mantel sowie die Hähne o und
öffnet die Hähne n und v.
Es strömt nun durch die Hähne n und die flachen Rohre
p frische Luft ein, welche mit Hilfe des Rührwerkes
mit allen Holztheilchen in Berührung kommt und dann durch Hahn v und Rohr w nach dem
Schornsteine entweicht. Die Entleerung des Cylinders findet durch eine schmale,
mittels Schieber verschlieſsbare Oeffnung x statt. Der
kleine Schieber y dient zum Herausnehmen von Proben
während dieser Behandlung.
Ist das Holz getrocknet, so wird es mittels des Aufzuges D nach dem ersten Stockwerke befördert und bei Bedarf durch den Schlot a1 und ein Mannloch in
den Holzkocher E gegeben, wo dem Holze das Harz
entzogen werden soll. Zur Lösung des Harzes können sowohl Kohlenwasserstoffe, als
Alkohole angewendet werden; doch empfiehlt es sich, von denselben nur diejenigen zu
wählen, deren Siedepunkt ein möglichst hoher und deren Preis zugleich ein möglichst
niedriger ist, namentlich Terpentinöl und Fuselöl.
Der Holzkocher wird zu ⅔ mit den ganz trockenen Holzspänen und hierauf mittels der
Pumpe a2 des Pumpwerkes
F aus dem Behälter G
mit Terpentinöl bezieh. Fuselöl so weit gefüllt, daſs die Flüssigkeit das Holz
gerade bedeckt. Durch die mit direktem Dampfe gespeiste Kochschlange b1 wird in dem Kocher
eine Temperatur erzeugt, welche etwas höher als der Siedepunkt der betreffenden
Flüssigkeit ist, wobei eine übermäſsige Spannung im Cylinder, sowie ein Entweichen des
Oeles in Dampfform durch den über dem Kocher angebrachten Kühlkasten c1 verhindert wird. Der
Oeldampf dringt in die von kaltem Wasser umspülten Rohre ein, verflüssigt sich und
tropft wieder in die Holzmasse zurück, um von neuem Harz zu lösen. Der etwa noch aus
dem Kühlkasten c1
entweichende Oeldampf wird in dem Kühler d1 vollends verdichtet und flieſst durch den Auffang
e1 in den Behälter
G zurück. Geht zu viel Oel durch den Auffang e1, so wird die
Temperatur im Kocher durch Vermindern des Dampfzuflusses in die Kochschlange b1 des Holzkochers
erniedrigt.
Ist das im Holzgewebe abgelagerte Harz vollständig in Lösung übergegangen, so wird
die breiartige Masse mittels Hahn f1 und Rohr g1 in den Extractionscylinder H übergeleitet. Etwas oberhalb des Bodens dieses Cylinders befindet sich
eine mit Drahtgeflecht bedeckte Siebplatte h1, durch welche die Harzlösung mittels Dampf
herausgepreſst wird. Ist alles Harz und Oel in den Klärbehälter J geflossen, was sich durch eine Probe aus dem kleinen
Probekühler i1 erkennen
läſst, so wird die Holzmasse noch einige Zeit der Wirkung von Dampf bezieh. Wasser
ausgesetzt, wodurch auch die im Wasser löslichen Extractivstoffe des Holzes
aufgelöst werden und nach dem Klärbehälter J
abflieſsen. Damit hier keine Spannungen entstehen, entweichen die Dämpfe durch den
Helm i2 nach dem Kühler
k2 und gelangen
tropfbar flüssig in den Behälter L. In dem Klärbehälter
J wird sich die Harzlösung oben und das Wasser mit
den Extractivstoffen unten lagern; erstere flieſst beim Oeffnen der Schnabelhähne
l1 in das Saugrohr
m1 ab und wird von
dort durch eine Pumpe d2 nach dem Destillationsapparate K geschafft.
Dieser Apparat besteht aus einem Cylinder mit Dampfkochschlange p1, Helm q1, Kühler s1 mit Kühlschlange r1 und dem Auffange t1, von welchem aus das
reine Destillat in den Behälter G zurückflieſst. Der
Rückstand in K (hellfarbiges Colophonium) wird bei u1 abgezogen und in
Formen gegossen.
Die im Klärbehälter J zurückgebliebene wässerige Schicht
wird bei l2 in den
Sammelbehälter L abgezogen, um das noch vorhandene Oel
von der wässerigen Schicht gänzlich zu trennen. Ist dies erfolgt, so wird durch die
Schnabelhähne v1 und
das Rohr w1 das Oel in
den Behälter G übergeführt und die wässerige Schicht,
um später zu Glykose verarbeitet zu werden, nach Behälter P und durch Pumpe c2 in den Behälter M über dem Glykosekocher
befördert. Der auf dem Siebe h1 des Extractionscylinders H zurückgebliebene Zellstoff enthält noch in Wasser unlösliche
Kohlehydrate und Salze; wenn Kiefernholz verarbeitet wurde, enthält die Masse
besonders auch Eisensalze, welche später den Bleichprozeſs sehr erschweren würden.
Der Zellstoff wird daher aus dem Extractionscylinder H
herausgezogen, mittels des Aufzuges bei N nach dem
ersten Stockwerke geschafft und durch einen Schlot a3 in den Glykosekocher O eingefüllt. Durch das Rohr b3 wird die nöthige Menge sehr verdünnter
Schwefelsäure zugegossen, worauf das Rührwerk c2 in Bewegung gesetzt und in den Raum zwischen dem
Cylinder und dem äuſseren Mantel m2 so viel Dampf eingelassen wird, daſs die ganze
Masse gelinde kocht. Die Dauer des Kochens hängt von dem Alter des Holzes ab. Ist
genügend gekocht, so wird der Zellstoff durch ein Rohr h2 wieder in den Extractionscylinder H zurückgeführt, wo die saure Flüssigkeit abläuft und
durch den Hahn x1 in
den Behälter P geleitet wird. Der Zellstoff wird nun
noch so lange mit Dampf ausgewaschen, bis das abflieſsende Wasser säurefrei ist, was
wiederum durch den Kühler i1 erprobt wird.
Die ablaufende saure Flüssigkeit enthält merkliche Mengen von Glykose und wird später
beim Kochen zugleich mit der unter der Harzlösung gebliebenen wässerigen Schicht
verwendet, weshalb die Flüssigkeit aus dem Behälter P
durch die Pumpe c2
ebenfalls nach dem Behälter M befördert wird. Der
Zellstoff ist alsdann fertig und kommt entweder nach dem Bleichraume, oder der Stoff
wird ausgepreſst und getrocknet.
Sämmtliche Kühlvorrichtungen werden von einem hoch liegenden Wasserbehälter R gespeist und letzteres selbst von der Pumpe b2.
Zur Gewinnung eines minderwertigen
Zellstoffes wird das von Rinde, Mark u. dgl. befreite Holz in äuſserst
feine Spänchen verwandelt, welche ohne weitere Vorbereitung unmittelbar in den
Extractionscylinder H geschafft werden; dann wird
Wasserdampf von etwa 8at Ueberdruck von oben in
den Apparat geleitet und durch die Späne gedrückt, wobei jedes Kochen zu vermeiden
ist. Durch die hohe Temperatur des Dampfes wird das vorhandene Terpentinöl flüchtig,
während das Harz, welches schon bei 135° schmilzt, hierbei sehr dünnflüssig wird.
Der Dampf sucht die Wandungen der Späne zu durchdringen und reiſst das in denselben
enthaltene Harz, Oel und andere durch Dampf entfernbare Stoffe mit sich nach dem
Klärbehälter J, in welchem das Harz bezieh. die nicht
flüchtigen Stoffe zurückbleiben, während der gröſsere Theil der Wasser- und
Oeldämpfe im Sammelbehälter L zur Verflüssigung
gelangt. Nach Beendigung dieser Behandlung wird der Dampf abgestellt, die Masse aus
dem Extractionscylinder H entfernt und unmittelbar zum
Glykosekocher O geschafft, in welchem die Masse mit
Wasser, welchem etwas Schwefelsäure zugesetzt worden, bei etwa 130° ganz in der oben
beschriebenen Weise von Kohlehydraten, Eisen u. dgl. befreit wird. Um den hierbei
verwendeten Dampf möglichst auszunutzen, werden mehrere Extractionscylinder H neben einander aufgestellt, so daſs der Dampf
dieselben der Reihe nach durchströmt. Jeder Cylinder H
ist mit einem kleinen Kühler i versehen, um das
abgekühlte Destillat prüfen zu können.
Am 28. Oktober 1884 ist durch die Entscheidung des Reichsgerichtes
der Mitscherlich'sche Patentstreit im Wesentlichen zu
Gunsten des Klägers, M. Behrendt entschieden, da das
sogen. Mitscherlich'sche Verfahren, so weit es sich auf
die Herstellung von Zellstoff bezieht (vgl. 1883 249 23.
1884 251 * 262. 252 328),
bereits von B. Ch. Tilghman in den englischen Patenten
Nr. 2924 vom 9. November 1866 und Nr. 385 vom 11. Februar 1867 beschrieben ist (vgl.
Wagner's Jahresbericht, 1867 S. 660), wie Behrendt entgegen den Gutachten der Prof. R. Weber, K. Kraut (vgl. Papierzeitung, 1884 S. 1763) und Stohmann
nachgewiesen hat (vgl. auch Chemikerzeitung, 1884 S.
1559 und 1616).
Nach dem Urtheile der beiden Sachverständigen Prof. v. Meyer und Prof. A.
Baeyer kann eine Uebereinstimmung der beiden fraglichen Patente im
Wesentlichsten nicht bestritten werden. Die Ausführung des Beklagten, daſs nach dem
Tilghman'schen Patente das wirkende Mittel
Schwefligsäure mit geringem Kalkzusatze sei, während nach seinem Verfahren mit
doppeltschwefligsaurem Kalke als Aufschluſsmittel gearbeitet würde, wurden widerlegt durch analytische
Untersuchungen von Baeyer, denen zufolge
doppeltschwefligsaurer Kalk nicht besteht, jedenfalls
nicht unter den für die Ausführung des Mitscherlich'schen Verfahrens nothwendigen Bedingungen; vielmehr handelt es
sich auch hier im Wesentlichen um eine Lösung von schwefligsaurem Kalk in wässeriger
Schwefligsäure. Die Verschiedenheiten in der Temperatur und der Spannung bei beiden
Verfahren wurden als unwesentlich bezeichnet und schlössen sich hierin die
Sachverständigen dem Urtheile des kaiserlichen Patentamtes an.
Das vom Reichsgerichte schlieſslich gefällte Urtheil lautet dahin,
daſs aus dem ersten Patentansprüche die Bereitung von
Cellulose, Klebstoffen und gährbaren Flüssigkeiten zu streichen ist,
dagegen die Fabrikation von Gerbstoff und Essigsäure aufrecht erhalten wird. Die
Patentansprüche 2 und 3 sind überhaupt nicht in Frage gekommen.
Das Verfahren von W. Flodquist unterscheidet sich nach
der Papierzeitung, 1884 * S. 1436 von den bisher
bekannten sogen. Sulfitverfahren (vgl. auch 1884 252 * 323. 253 * 371)
namentlich dadurch, daſs zur Herstellung der Kochlauge die Schwefligsäure über mit
Wasser benetzte, vorher entfettete Knochen geleitet
wird, so daſs man eine Lösung von saurem schwefligsaurem und phosphorsaurem Calcium
erhält.
Die in bekannter Weise entwickelte Schwefligsäure wird durch einen Kanal g zugeführt und geht bei der in Fig. 2 bis 4 Taf. 9 angegebenen
Stellung der Schieber w in der gezeichneten
Pfeilrichtung rundum bis zum Aufsatze a, durch welchen
es mittels des aufgesetzten Rohres i und des Aufsatzes
k unten in die erste Absorptionskammer l eintritt. Auf einem dachförmig aus hölzernen Stäben
gebildeten Rost m liegen die zur Absorption dienenden
Stoffe und zwar bei zweien der 10 Kammern entfettete Knochen, bei den übrigen 8
Kammern Kalkstein etwa 1m,5 hoch
aufgeschichtet.
Ein Behälter D erhält durch ein Rohr u anfangs einen Zufluſs von Wasser, später von der
zunächst noch zu schwachen Lauge, welche durch eine Leitung t mittels heberförmig gebogener Röhren x zu
den Brausen y geleitet wird, aus denen sich dieselbe
unausgesetzt auf eine gelochte Platte z ergieſst. Die
in den Kammern aufsteigende Schwefligsäure wirkt auf den durch das hernieder
rieselnde Wasser angefeuchteten festen Inhalt in bekannter Weise ein. Die Lösung
flieſst durch den hölzernen Rost m durch Röhren v in Kanäle v1 nach einem Hauptbehälter, aus welchem sie mittels
Pumpwerk durch Rohr u wieder in den Behälter D gehoben wird, um von hier aus ihren Lauf aufs Neue zu
unternehmen, bis die Lösung auf die zur Papierstoffkochung erwünschte Stärke von
etwa 5° B. für Holz und etwa 2,5° für Stroh gebracht ist. Sobald dies erreicht ist, wird der
Hauptbehälter, welcher nun die vollstarke Lauge enthält, behufs Entleerung
ausgeschaltet und an seiner Stelle ein anderer Behälter mit frischem Wasser gefüllt
und durch Rohr u mit D in
Verbindung gebracht, so daſs die Laugengewinnung in den Kammern l durch den Wechsel der Hauptbehälter keine
Unterbrechung erleidet.
Die aus den mit Kalkstein gefüllten Kammern hervorgehende Lauge enthält nur sauren
schwefligsauren Kalk in Lösung, die Lauge aus den mit Knochen beschickten Kammern
auch sauren phosphorsauren Kalk. Beim Abflüsse durch a2 nach dem Hauptbehälter treten beide
Laugen zusammen und werden so gemischt hernach als Kochlauge zur Zellstoffbereitung
verwendet.
Beim Emporströmen des Gases durch die erste Kammer l ist
ein Theil desselben in die abflieſsende Lauge übergegangen, der nicht aufgesaugte
gröſsere Theil des Gases, vereint mit dem aus der Reaction etwa entwickelten
Kohlensäuregase, der mitgekommenen atmosphärischen Luft u. dgl. findet aus dem
oberen Theile der Kammer nur den seitlichen Ausweg durch einen Kanal n und tritt von unten in Kammer l1 ein, geht dann in ähnlicher Weise noch
durch n1, l2 u.s.w., bis das Gas
schlieſslich aus der zehnten und letzten Kammer l9 nach oben hin austritt und zu einem Abzugschlote
streicht, welcher den nöthigen Zug veranlaſst, um das Gas auf dem beschriebenen Wege
durch den ganzen Apparat zu treiben.
Offenbar wird bei dem beschriebenen Gange die Absorption von Schwefligsäure und die
Zersetzung der Beschickung in der ersten Kammer am lebhaftesten vor sich gehen und
allmählich bis zur letzten Kammer abnehmen, woselbst nahezu oder gar keine Reaction
mehr stattfindet. Wird nun vielleicht nicht die erste Kammer zuerst fertig, sondern
beispielsweise die vierte Kammer l3, so wird dieselbe behufs Neufüllung und bei den
Knochenkammern auch behufs vorheriger Entfernung des bei der Zersetzung
zurückbleibenden Leimgutes aus der Gasströmung
ausgeschaltet. Bei dem bisher beschriebenen Gange waren nämlich die 9 Schieber f bis f8, deren je einer über den oberen Eingängen der
Kanäle n bis n8 sitzt, offen, während der Schieber f9 des Kanals n9 geschlossen war.
Hierdurch blieb den durch den Apparat ziehenden Gasen der Weg bis zum Eingange des
Kanales n9 frei. Da
letzterer Kanal, der wieder nach der ersten Kammer l
führt, verschlossen war, so muſsten die Gase einen Ausweg nach dem Abzugschlote
nehmen. Dieser Ausweg wurde durch die Düse h9 vermittelt, welche aus dem oberen Theile der
Kammer l9 führt. Auf
diese Kammer bezieh. deren Aufsatz c9 war das mit stellbarer Klappe p versehene Krummrohr o
aufgesetzt, welches mittels des Aufsatzes s9 in den Kanal q
mündete, durch welchen die Gase nach dem vorerwähnten Schlote ziehen. Der Kanal hat
5 solcher Aufsätze s bis s4, mittels welcher und des versetzbaren
Rohres o irgend eine beliebige Kammer bezieh. deren
Ausgangsdüse h an die Abzugsleitung angeschlossen
werden kann. Der Kanal q enthält eine stellbare Klappe
r; mittels dieser und der im Rohre o befindlichen Klappe p
wird die Abzugsströmung geregelt.
Um nun die Kammer l3 aus
der Leitung auszuschalten, mögen zunächst während der Umschaltungsarbeit die Klappen
w und r geschlossen
werden, um Verluste in der Gasströmung zu vermeiden; dann wird das bewegliche Zuführungsrohr i, welches bisher a und
k verbunden hatte, auf a4 und k4 gesetzt; desgleichen wird das Rohr o, welches c9 und s9 verband, auf c2 und s2 gesteckt; der Schieber f9 wird aufgezogen und dafür die bisher
offenen Schieber f2 und
f3 geschlossen.
Hierdurch ist ein neuer zusammenhängender Weg für das Gas durch alle Kammern mit
Ausschluſs der Kammer l3 geschaffen. Derselbe führt – nach nunmehriger Wiedereröffnung der
Klappen w und r – durch
g, a4, i (wie nun versetzt), k4, l4, n4, l5 u.s.w., l9, n9, l, n, l1, n1, l2, h2, c2, o (wie nun
versetzt), s2 und q nach dem Schlote.
Während nun nach nur augenblicklicher Unterbrechung der Apparat mit den übrigen 9
Kammern weiter arbeitet, wird die Kammer l3 durch Thüren e3 ihres etwaigen Inhaltes an Leimgut entleert und
nach erfolgter Neufüllung wieder in die Gasströmung eingeschaltet, worauf nach
Erforderniſs eine beliebige andere Kammer behufs Neufüllung in ähnlicher Weise
ausgeschaltet werden kann. Das hierbei aus den Knochen gewonnene Leimgut wird in
üblicher Weise für sich weiter verarbeitet, wobei ein durchsichtiger, weicher, sehr
feiner Leim gewonnen werden soll. Behufs Reinigung der
Kammer unterhalb des Rostes m wird der Mannlochdeckel
bei k3
abgeschraubt.
Die Aufsätze a, k, c und s
haben sämmtlich Wasserverschluſs zwischen ihren Doppelwänden, um jeden Gasverlust an
diesen Stellen zu vermeiden. Die Aufsätze, welche zu gegebener Zeit nicht mit den
Rohren i bezieh. o in
Verbindung stehen, sind mit Einsatzdeckeln verschlossen. Das Mauerwerk des Kanales
g, der Kammern l
u.s.w. nebst ihren Verbindungskanälen n u.s.w. ist, um
es gegen die Säurewirkung zu schützen, mit einer Mischung von Asphalt und Baumharz
ausgepicht.
Die Einrichtung zur Papierstoff-Gewinnung besteht, wie
Fig. 7
Taf. 9 andeutet, im Wesentlichen aus einem drehbaren
Kugelkocher mit direkter Dampfheizung zum Kochen unter erhöhtem Drucke,
weshalb der Kessel mit einem Sicherheitsventile l
versehen ist. Der aus Stahlplatten genietete und mit Bleiplatten ausgekleidete
Kochkessel ruht auf zwei Hohlzapfen, welche einen Durchmesser von über 30cm haben müssen, um auch deren Auskleidung mittels
Bleiplatten zu ermöglichen. Behufs Befestigung der Bleiplatten ist der Kocher mit
Schrauben versehen, welche groſse, flache, bleiplattirte Köpfe besitzen. Die
Kugelform des Kochers hat den Zweck, die Unzuträglichkeiten, welche aus der
ungleichen Ausdehnung und Zusammenziehung des Bleies und Stahles entstehen, zu
vermeiden. Die Stahlplatten sind mit einer Menge kleiner Durchbohrungen versehen,
welche der zwischen Bleiverkleidung und Kesselwandung befindlichen Luft Gelegenheit
zum Entweichen bei erhöhter Temperatur geben.
Um Sägespäne zur Papierstoffgewinnung vorzurichten, sind
dieselben zunächst von Rinden und Schmutztheilen zu befreien. Damit Raum im Kessel
für das Wasser bleibe, welches aus dem unmittelbar eingeführten Dampfe entsteht, wird der Kessel
nur etwas über die Hälfte mit Sägespänen beschickt; darauf läſst man die
vorbeschriebene Kochlauge durch den Hahn v in den
Kessel A einlaufen, bis die trockene Füllung gänzlich
von der Flüssigkeit bedeckt ist. Nun wird der Deckel auf das Mannloch k geschraubt und der Kocher etwa ½ Stunde lang mittels
des Schneckengetriebes n in Drehung versetzt, damit die
Späne die Lauge so vollständig wie möglich aufsaugen. Nach jener vorläufigen Drehung
läſst man trockenen Dampf durch die Rohre a und d, die Hähne e und f, die Rohre g, die
Stopfbüchsen und die in Viertelkreisform gebogenen,. durchlöcherten Rohre i in den Kessel einströmen. Dabei wird der im
Mannlochdeckel sitzende Hahn m geöffnet, um die im
Kessel befindliche Luft ausströmen zu lassen. Nachdem letzteres geschehen, wird der
Hahn m wieder geschlossen.
Während nun der Kessel sich stündlich etwa 4mal dreht, wird der Dampfdruck allmählich
bis auf ungefähr 4at,7 verstärkt. Dieser Druck
wird aufrecht erhalten, bis der Rohstoff in Brei verwandelt ist, was gewöhnlich nach
8 bis 9 Stunden stattfindet. Um während des Kochens zu ermitteln, wie weit der
Vorgang gediehen ist, kann man Proben durch den Hahn m
abziehen, ohne die Drehung zu unterbrechen. Nach beendigter Kochung wird der Kessel
so gedreht, daſs die Oeffnung des Rohres i über dem
Flüssigkeitsspiegel steht, dann der Hahn p nach
vorherigem Abschlüsse der Dampfzuströmung aus a
geöffnet und der Kesselinhalt in die Grube B
abgelassen. Letztere ist mit durchlöcherten Holzwänden t versehen, vermöge deren die Lauge durch Kanäle u abflieſst. Um den Kessel nach Entleerung zu reinigen und zu kühlen,
läſst man durch Hahn x Wasser einflieſsen. Die aus dem
Kocher kommende Masse wird in einem Holländer (durch Waschen und Mahlen in Ganzzeug
verwandelt.
Um Holz zur Papierstoffbereitung vorzurichten, wird es
entrindet und von schadhaften oder sonst störenden Theilen befreit und im Winkel von
etwa 45° gegen die Faserrichtung zu Scheiben von ungefähr 6mm Dicke geschnitten, welche wie vorstehend
gekocht werden. Bei der Anwendung von Stroh als
Rohstoff wird dasselbe von fremden Beimengungen, Kräutern u. dgl. befreit und dann
in einem gewöhnlichen Häckselschneider zu Längen von beiläufig 12mm geschnitten, hiernach wie vorstehend gekocht,
mit Ausnahme, daſs die Lauge nur etwa 2,5° stark sein darf und die Kochung bloſs
gegen 6 Stunden dauert.
Der in obiger Weise erhaltene Papierstoff soll eine besondere Zartheit und Weiſse
besitzen und sich sehr lange in der Farbe halten, ohne ins Rothe zu laufen.Folgende Papierstoff-Fabriken nach Flodquist'schem Verfahren befinden sich z. Z. im Baue: Hoeflinger und Comp. in Riga, Tottie zu Forsbacka in Dalsland, Schweden, Berglund in Habu, Schweden, und Boehnsdalens Pappersbruck in Boehnsdalen,
Norwegen.