Titel: | Ueber die Abscheidung des Schwefels aus Schwefelwasserstoff durch Königswasser in Gegenwart von Luft; von G. Lunge. |
Autor: | Georg Lunge [GND] |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 38 |
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Ueber die Abscheidung des Schwefels aus
Schwefelwasserstoff durch Königswasser in Gegenwart von Luft; von G. Lunge.
Lunge, über Abscheidung des Schwefels aus
Schwefelwasserstoff.
Auf Wunsch des Hrn. Weldon habe ich durch Hrn. G. Billitz einige Versuche darüber anstellen lassen, ob
eine Idee Weldon's zur Regeneration des Schwefels aus
Schwefelwasserstoff sich praktisch ausführen lasse. Das Ergebniſs ist zwar ein
negatives gewesen; aber eine kurze Veröffentlichung desselben (mit Erlaubniſs von
Hrn. Weldon) dürfte wenigstens den Werth haben, Anderen
die gleichen Versuche zu ersparen.
Weldon's Idee war die, daſs man den Schwefel des
Schwefelwasserstoffes, auch wenn derselbe mit viel anderen Gasen gemengt sei, durch
Königswasser abscheiden könne und daſs man die oxydirenden Verbindungen des
Königswassers durch gleichzeitig mit durchgeleitete Luft immer wieder regeneriren
könne; die Endreaction wäre dann nur: H2S + O = H2O + S; das Königswasser bezieh. Nitrosylchlorid
u.s.w. würden bloſs als Ueberträger des Luft Sauerstoffes dienen. Zwei Einwendungen
(von geringeren abzusehen) bieten sich natürlich sofort dar: erstens die allmähliche
Verdünnung des Königswassers, zweitens die Verwandlung des Schwefelwasserstoffes in
Schwefelsäure oder andere im Wasser sich auflösende und praktisch verloren gehende
Säuren. Unsere Versuche zeigten, daſs schon der zweite Umstand genügt, um das
Verfahren unverwendbar zu machen, und braucht man daher auf die erste Einwendung
nicht zurückzukommen. Die folgende Tabelle
Versuch
Menge desH2S
Menge derLuft
Angewendet
Schwefel gefunden
Bemerkungen
Salpeters.38° B.
Salzsäure20,5° B.
Wasser
im Ganzen
davon alsfreier S
als SO4H2
l
l
cc
cc
cc
g
Proc.
Proc.
1
2
4,54
10
30
40
1,4259
31
69
Absorption des H2S gut.
2
2
4
20
20
40
1,4690
23
77
Desgl.
3
2
4,5
30
10
40
1,3749
24
76
Desgl.
4
2
5
10
30
20
1,2384
31
69
Etwas H2S entwich unzersetzt.
5
2
4,54
5
35
40
1,1304
29
71
Desgl.
6
2
4,04
5
35
80
0,0305
70
30
Der meiste H2S entwich unzersetzt.
zeigt, daſs in der Regel 69 bis 71 Procent des Schwefels zu
Schwefelsäure oxydirt wurden (andere Säuren des Schwefels wurden nicht gebildet);
der eine Versuch, wo man 70 Proc. als Schwefel, 30 Proc. als Säure erhielt, ist
nicht maſsgebend, weil unter den dabei obwaltenden Umständen die Zersetzung des H2S ganz unvollständig war. Die Temperatur war bei
allen Versuchen 15 bis 21°; bei höherer Temperatur wäre augenscheinlich noch mehr
Schwefelsäure und weniger freier Schwefel entstanden. Ebenso wäre dies auch bei
gröſserer Concentration der Säuren zu erwarten gewesen- aber es nützt
augenscheinlich nichts, mit concentrirten Säuren zu arbeiten, da sich diese
jedenfalls im Laufe des Versuches fortwährend verdünnen müssen.