Titel: | Ueber Neuerungen in der Drahterzeugung. |
Fundstelle: | Band 254, Jahrgang 1884, S. 329 |
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Ueber Neuerungen in der
Drahterzeugung.
Patentklasse 7. Mit Abbildungen auf Tafel 24.
(Fortsetzung des Berichtes S. 54 d.
Bd.)
Ueber Neuerungen in der Drahterzeugung.
Die von Hugo
Kuhne in Hagen, Westfalen (* D. R. P. Nr. 25276 vom 16. März 1883) angegebene
Vorrichtung bezweckt die selbstthätige Auslösung der
Drahtziehtrommel, wenn sich auf dem Abwickelhaspel eine Verschlingung des
Drahtes einstellt, oder wenn der Draht zwischen den beiden Trommeln reiſst.
Wie aus den Fig.
3 und 4 Taf. 24 ersichtlich, ist der Abwickelhaspel d nicht, wie sonst üblich, auf eine feste, sondern auf eine um b drehbare Achse c
gesteckt, welche an dem einen Ende des Gestelles F
gelagert ist. Die Achse c besitzt unten eine
Verlängerung k, die durch eine Kette p mit dem gabelförmigen, unterhalb der Grundplatten und
der Drahtziehtrommel D um o drehbar gelagerten Hebel a verbunden ist;
letzterer ist an seinem gabelförmigen Ende mit den beiden Hebebolzen a1 versehen, welche,
sobald an der Kette p ein Zug nach links in der
Richtung des Pfeiles erfolgt, mittels des Hebels a die
Drahttrommel heben und auf diese Weise ausrücken. Die Drahttrommel D ist lose auf die Achse q
gesteckt und wird durch den auf q festgekeilten
Mitnehmer q1
gedreht.
Diese Ausrückung der Drahttrommel D tritt selbstthätig
ein, sobald der Draht sich auf dem Abwickelhaspel festklemmt und letzterer von dem
sich abwickelnden Drahte nach rechts gezogen wird, wodurch die Verlängerung k der Achse c nach links
geht und den Hebel a durch Kette p nach abwärts zieht. Achse c und Hebel a nehmen alsdann die punktirte
Stellung ein. Damit der Abwickelhaspel d bei
regelmäſsigem Betriebe in lothrechter Stellung stehen bleibt, ist an k ein Arm m angebracht,
welcher mit einem Gewichte t belastet ist.
Es tritt nun häufig bei Drahtzügen der Fall ein, daſs der Draht im Zieheisen reiſst,
in welchem Falle ebenfalls ein Ausrücken der Drahttrommel erfolgen muſs, um ein
Verschlingen des Drahtes auf der Trommel zu verhüten. Um auch hierbei die Auslösung
der Trommel selbstthätig zu bewirken, ist der Theil der Grundplatte n, welcher das Zieheisen M
enthält, in Gestalt einer nach unten sich öffnenden Klappe i um i1
drehbar mit der Grundplatte n verbunden und mit einem
Hebelarme e versehen, an dessen unterem Ende eine Kette
p1 angreift,
welche, über Rollen p2
gehend, mit der Kette p verbunden ist. Die Klappe i wird in ihrer wagerechten Lage nur durch den durch das Zieheisen
gehenden Draht gehalten und fällt sofort herunter, wenn der Draht reiſst; hierbei
dreht sich der mit ihm fest verbundene Hebelarm e nach
rechts in die punktirte Stellung und zieht in Folge dessen mittels der Ketten p1 und p den gegabelten Hebelarm a nach abwärts, wodurch die Drahttrommel D
ausgerückt wird.
Das Zieh eisen M ist auf der Klappe i verstellbar befestigt; vor demselben liegt das
ebenfalls verstellbare Schmiergefäſs N, durch welches
der Draht hindurchgeht.
Da beim Reiſsen des Drahtes die Verschlingung des Drahtes auf der Drahttrommel durch
das Ausrücken der Trommel allein nicht verhütet wird, wenn nicht gleichzeitig das
gerissene Ende festgehalten wird, so ist für den letztgenannten Zweck noch folgende
Vorrichtung getroffen: An dem Tische i ist ein kurzer
Arm h befestigt, auf dem ein in der Grundplatte n auf- und abbewegbarer Stempel g ruht, welcher, wenn derselbe hoch gehoben ist, gegen den auf n befestigten Winkel f
stöſst. Unter diesem Winkel f geht der Draht von d nach D fort, so daſs,
wenn beim Reiſsen des Drahtes in M der Tisch i nach unten fällt, der Stempel g sofort nach oben geht und das gerissene Drahtende gegen f klemmt, vermöge des Druckes, welchen das Gewicht des
Tisches i auf h und g ausübt. Dasselbe geschieht, wenn der Draht
vollständig durch M durchgezogen ist.
Beim Beginne des Drahtziehens muſs der Draht von Hand durch N und M geführt werden, um in der Zange der
Trommel D befestigt zu werden. Zu diesem Zwecke ist es
erforderlich, den Tisch i mit seinem Zubehöre in eine
wagerechte Stellung zu bringen, was durch Drücken auf den seitwärts aus dem Gestelle
hervorragenden Handhebel r geschieht. Unter den Winkel
f legt sich dann der Draht von selbst, sobald seine
Aufwickelung auf der Trommel beginnt.
H. Kuhne hat auſserdem unter * Nr. 25651 vom 11. März 1883 eine Drahttrommel
mit excentrischem Anzuge in Vorschlag gebracht, welche der Beachtung werth
erscheint. Bei den bekannten Drahtziehtrommeln ist die das Drahtende erfassende
Zange auf dem gröſsten Durchmesser der Trommel befestigt. Das Erfassen des Drahtes
erfolgt deshalb immer ruckweise; um dies zu vermeiden, ist auf der unteren Seite der
Trommel ein Excenter angebracht, dessen Umfang allmählich in die Mantelfläche der
Trommel übergeht. Die Kette, an welcher die Zange hängt, wird nun an dem kleinsten
Radius des Excenters befestigt, so daſs die Bewegung der Zange beim Beginne des
Durchzuges entsprechend dem kleinen Radius des Excenters sehr langsam erfolgt. Die
Bewegung wird aber um so schneller, je weiter sich die Kette auf dem Excenter
aufwickelt, bis endlich der Draht auf den Mantel der Trommel zu liegen kommt und nun
der Durchzug des Drahtes in gewöhnlicher Weise mit normaler Geschwindigkeit erfolgt.
Für die Zange sind auf dem Umfange des Excenters entsprechende Aussparungen angeordnet, in
welche sich die Zange hineinlegen kann.
Gebrüder
Schmidt in Schwelm (* D. R. P. Nr. 26634 vom 11. September 1883 und * Nr. 26893 vom 2.
September 1883) stellen Draht mit sternförmigem Querschnitte durch 4 bezieh. 5 in Winkeln von 90° bezieh.
72° gegen einander gelagerte Walzen (vgl. 1883 250 * 293)
her. Der Draht soll durch das von den Walzenflächen gebildete Kaliber hindurch gezogen werden.
Max
Bongardt in Roeslau (* D. R. P. Nr. 24551 vom 28. Juli 1882) wendet zum Glühen und Härten von Draht folgendes Verfahren an: Der
Draht wird von einem Haspel abgewickelt und gelangt in ein feuerfestes Rohr, welches
quer durch einen Glühofen gelegt ist. Nachdem sich der Draht hier bis zur
Rothglühhitze erwärmt hat, tritt derselbe durch Rollen geführt in ein Bleibad und
von hier in ein Wasserbad, dessen Inhalt durch Zuführung frischen Wassers stets
erneuert wird. Die Geschwindigkeit des sich vom Haspel abwickelnden Drahtes, sowie
die Länge des Bleibades sind so bemessen, daſs stärkerer Draht ½, dagegen
schwächerer Draht ¼ Minute in dem Bleibade verbleibt. Das Wasserbad kann auch
ausgeschaltet werden, so daſs der Draht lediglich ausgeglüht wird. Das Neue des
Verfahrens besteht also darin, daſs der Draht fortlaufend hinter einander ein
Glührohr, ein Blei- und dann ein Wasserbad durchzieht.Vgl. Ramsden 1880 238
* 290. Law 1881 240
402. Die dazu benöthigte Vorrichtung kann natürlich auch zum
gleichzeitigen Glühen von mehreren Drähten benutzt werden. Bongardt will nach demselben Verfahren auch beliebig schwere Schienen glühen und härten.
Einen ununterbrochenen Glühbetrieb erzielen Wilh. Treeck und Friedr. Teichmann in
St. Petersburg (* D. R. P. Nr. 24299
vom 24. Januar 1883) auf andere Weise; die mit Draht gefüllten Kessel
durchlaufen langsam in ununterbrochener Reihe einen Glühkanal.
Dieser Glühkanal besitzt auf jeder Seite je eine eigenthümliche Feuerung a (Fig. 1 und 2 Taf. 24), welche aus
einem zwischen zwei durchbrochenen Mauern x und y liegenden schmalen Räume von der Höhe des Kanales
besteht. In diesem sind Brücken b aus feuerfesten
Steinen angebracht, auf welche das durch die Oeffnungen h aufgegebene Brennmaterial von einer Brücke zur anderen fällt und hierbei
unter Zutritt von erwärmter Luft verbrennt; die Verbrennungsluft strömt nämlich
durch die Kanäle z bezieh. u, welche in die Atmosphäre bezieh. in den unteren Kanalraum münden, durch
den die Wagen mit den Glühtöpfen sich bewegen. Durch diese Vorkehrung wird nebenbei
das Kanalmauerwerk gekühlt, sowie auch die Wagen vor Verbrennung geschützt werden.
In den Kanälen z bezieh. u
sind Schieber zur Regelung des Luftzutrittes angeordnet. Eine fernere Luftzuführung
zu den Feuerungen findet
durch die Thüren t statt, welche mit verschlieſsbaren
Oeffnungen n versehen sind. Die Luft tritt dann durch
die äuſsere durchbrochene Mauer y zum
Brennmateriale.
Die Verbrennungsgase gelangen auf der ganzen Fläche der inneren Mauer x, welche ebenfalls gleichmäſsig vertheilte
Durchbrechungen besitzt, in den Glühkanal. Hier vereinigen sie sich mit der von der
rechten Seite des Kanalofens durch eine gleichfalls in ihrer ganzen Höhe mit
verstellbaren Oeffnungen versehene Thür v eintretenden
Luft, nachdem dieselbe sich an den in der Abkühlung begriffenen rechts von der
Feuerung befindlichen Glühkesseln erwärmt hat. Hierdurch wird eine auf den ganzen
Querschnitt des Glühkanales gleichmäſsig vertheilte gelinde Flamme erzeugt, welche
nach Abgabe ihrer Wärme an die links von den Feuerungen befindlichen Glühkessel
durch die Züge g zum Schornsteine entweicht. Es wird
hierdurch eine möglichst vollkommene Rauchverbrennung angestrebt. Die Feuerungen
können nach Oeffnung der in Angeln drehbaren Thür t und
Entfernung der lose aufgebauten äuſseren Mauer y
gereinigt und von Schlacke befreit werden.
In der ganzen Länge des Glühkanales ist ein Schienengeleise s auf eingemauerten Schienenenden r
befestigt. Auf diesem Geleise stehen die eisernen Wagen w. Dieselben werden durch ein Mauerwerk d aus
2 oder 3 Schichten Chamottesteinen vor zu groſser Erhitzung geschützt. Auf den Wagen
stehen die guſseisernen Glühkessel k. Die Bodenplatten
der Wagen sind vorn mit einer Feder und hinten mit einer Nuth versehen, um mittels
Lehmausstriches eine Abdichtung zu erzielen.
Die Seitenwände des Glühkanales erhalten bei l
Mauerabstufungen, auf welchen den Ofenmauern entlang eiserne, mit Sand gefüllte
Rinnen befestigt sind, in welche die herabgebogenen Ränder der Wagenplatten
hineingreifen und dergestalt eine Abdichtung an den Seiten bewirken, so daſs aus dem
unter den Wagen befindlichen Räume keine direkte Luftzuströmung nach dem Feuerraume
erfolgen kann. Auf beiden Seiten des letzten, mit w1 bezeichneten Wagens sind Schieber e und e1 in guſseisernen Rahmen angebracht, damit man
diesen Wagen ohne Betriebsunterbrechung in die Reihe der im Glühkanale befindlichen
Wagen einschalten kann.
Die Vorwärtsbewegung der Wagen geschieht durch eine Windevorrichtung, welche am
Ausgangsende des Glühkanales angebracht ist.
Auſserhalb des Glühkanales liegt ein zweites Schienengeleise c in gleicher Höhe und parallel mit s,
welches mittels Schiebebühnen f an beiden Ofenenden mit
dem inneren Schienengeleise in Verbindung steht. Die Anzahl der Wagen und hiernach
die Länge des Glühkanales sind abhängig einerseits von der Menge der täglich zu
glühenden Eisentheile, andererseits von der Schnelligkeit, mit welcher die
Ausglühung vor sich gehen soll. Ein Glühkanal faſst 20 Wagen mit je einem Glühkessel
von 800k Inhalt; von letzteren kann alle 30
Minuten einer herausgezogen werden. Der Verbrauch an Brennmaterial während dieser Zeit
ist mit 24k angegeben.Die Oefen sollen nach der Patentschrift folgende Vorzüge besitzen: 1)
Möglichst geringer Verbrauch von Brennmaterial wegen vollkommener Ausnutzung
der erzeugten Wärme, sowie wegen der zweckmäſsigen Regelung des zu
erzeugenden Hitzegrades. Hierzu kommt die Möglichkeit, ohne bedeutende
Verluste den Betrieb nach Wunsch auf kurze Zeit einzustellen, weil nach
erfolgter Schlieſsung sämmtlicher Luftzutritte und Absperren des Essenzuges
die Kessel in der ruhig lagernden heiſsen Luft nur eine sehr geringe
Abkühlung erleiden können. 2) Je nach dem vorhandenen Räume kann ein solcher
Ofen geradlinig, halbkreisförmig oder kreisförmig angelegt werden. 3) Der
Ofen verlangt wenig Arbeitskraft und 4) geringen Verbrauch an Kesseln, weil
dieselben langsam und regelmäſsig erwärmt und abgekühlt werden und weil ein
Ueberschreiten des notwendigen Hitzegrades ganz vermieden werden kann. 5)
Beste Qualität der geglühten Eisentheile, weil die Erwärmung und Abkühlung
mit groſser Regelmäſsigkeit und in beliebiger Zeitdauer zu besorgen
ist. Natürlich können statt Draht auch Nieten oder ähnliches
Kleineisenzeug in den Oefen ausgeglüht werden (vgl. G.
Fischer 1884 253 * 367).