Titel: | Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Glas. (Patentklasse 32.) |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 529 |
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Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Glas.
(Patentklasse 32.)
Ueber die Herstellung und Verarbeitung von Glas.
Zur Herstellung eines Marmor oder Jaspis ähnlichen
Glases schmilzt Weiskopf und Comp. in
Morchenstern, Böhmen (D. R. P. Nr. 27087 vom 29. August 1883) 100 Th. Sand, 3 Th.
Glaubersalz, 4 Th. Eisenoxyd oder Caput mortuum, 12 Th. Graphit oder Holzkohle, 36
Th. Soda, 12 Th. Kalk und 12 Th. Potasche zu einem schwarzen Kohlenglase zusammen.
Beim Herausarbeiten nimmt der Glasmacher ein kleines Stück an die Pfeife und formt
es zu einem kleinen Oval, läſst es so weit erstarren, daſs er wieder etwas Glasmasse
aufnehmen kann, welche in gleicher Weise behandelt wird. Dies wiederholt der
Glasmacher 3 bis 5 mal, wodurch das Glas einen graugrünen Kern und eben solche Ringe
annimmt. Das derart an der Pfeife behandelte Glas kann nun beliebig hohl oder
massiv, zu Hohl- oder Preſsglas, zu Stangen, Stengeln u.s.w. verarbeitet werden. Aus
diesem Rohglase lassen sich wieder Knöpfe, Perlen und ähnliche Artikel herstellen,
wie dies mit anderem Rohglase geschieht. Alle diese Sachen können, um
verzierungsfähig zu sein, entweder einfach gepreſst oder geschliffen und polirt,
sowohl im Feuer als auf der Scheibe hergestellt werden.
Durch Verzierung dieses Glases mit 1 Th. Schwefelsilber und 5 Th. Eisenocker treten
namentlich die dunkelgrünen Flasern hervor. Eine Masse aus 1 Th. Schwefelsilber und
5 bis 10 Th. Braunstein bedingt ein Hervortreten von dunkel- und hellbraunen
Flasern. An Stelle des Schwefelsilbers kann man überall Chlorsilber anwenden; doch
ist dasselbe weniger ausgiebig. Ein Gemenge von 1 Th. kohlensaurem Kupfer und 1 bis
3 Th. Eisenocker gibt eine hell- bis dunkelrothbraune Färbung. Eisenocker,
Manganoxyd und Thonerde können sich unter einander stets ersetzen, da dieselben
vornehmlich nur dazu bestimmt sind, das Silber- bezieh. das Kupferoxyd in eine
passende Verbindung zu bringen, und weil diese Hilfsstoffe bei Hervorbringung der
Farbentöne nicht so viel selbstständigen Charakter besitzen, daſs deren Wirkung
nicht durch Verwendung eines anderen Materials erreicht werden könnte. Stärkeres
oder geringeres Auftragen der Stoffe verändert die Farbentöne bis zum kräftigsten
Kobaltblau.
Die Verzierung geschieht derart, daſs der betreffende Stoff mit Wasser angerieben,
mit dem Pinsel oder sonstwie auf das bestimmte Glas aufgetragen, sodann letzteres
einer leichten Rothglut ausgesetzt und nach dem Erkalten abgewaschen wird. Dabei
sollen sich die Verzierungsmittel mit dem überschüssigen Eisenoxyd und Graphit im
Glase verbinden und so die verschiedenartig gefärbten und gestalteten Zeichnungen
hervorrufen.
Zur Herstellung eines dauerhaften Silberglanzes auf
Flaschen für Wein, Liqueur, Paraffin u. dgl. löst M. N. Schmitt in Bingen a. Rh. (D. R. P. Nr. 26161 vom 10. Mai 1883) Blattaluminium in möglichst concentrirter Salzsäure auf
und bestreicht mit dieser Lösung von Chloraluminium die gereinigte Glasflasche von
auſsen; das im Handel vorkommende Chloraluminium hält derselbe für weniger rein. Die
so bestrichenen Flaschen werden in einem Glühofen unter Luftabschluſs bis zur
Rothglut erhitzt, wobei dann der silberartige Glanz hervortritt.
Nach einem zweiten Verfahren soll man fein geschlämmte reine Thonerde mittels eines
Klebmittels auf die Flaschen auftragen, dieselben zum Glühen erhitzen und so lange
Schwefelkohlenstoffdämpfe darüber leiten, bis sich alle Thonerde in Schwefelaluminium verwandelt hat. Gleichzeitig stellt
sich dann auch der silberglänzende Ueberzug her.
Zur Vereinigung eines gefärbten und erweichten Glases mit
flüssigem Glase wird nach C. F. E. Grosse in
Berlin (D. R. P. Nr. 26458 vom 9. September 1883) ein Stück farbig überfangenes oder
gefärbtes Glas im Flammofen erweicht und entweder in die Form eingeführt, oder auf
den Gieſstisch gelegt. Dann wird geschmolzenes Glas darauf gegossen und, je nachdem,
durch Pressen oder Walzen innig mit dem gefärbten Glase vereinigt. Das Ganze wird
hierauf gekühlt. Es wird so besonders ein rubinroth überfangenes Kathedralglas hergestellt.
A. Schierholz in Plauen, Schwarzburg Sondershausen (D.
R. P. Nr. 26080 vom 12. Juli 1883) will zum Verzieren von
Glas das betreffende Stück mit syrupartig angeriebenem Email überziehen,
dann kleine Perlen aufstreuen und diese festbrennen. In entsprechender Weise läſst
sich Kathedralglas herstellen, indem man Glasplatten
gänzlich mit Email überzieht, mit Streuperlen bestreut und diese einbrennt.
Zur Herstellung von Emailverzierungen auf Glaswaaren
wird nach W. B. Fitch in Deptford, England (D. R. P.
Nr. 26693 vom 4. Juli 1883) das mit den betreffenden erhabenen Buchstaben oder
Zeichnungen versehene Glas, vor dessen Abkühlung im Kühlofen, unter einer mit
heiſser Emailmasse überzogenen, unverbrennlichen, drehbaren Walze hinweggeführt,
wodurch die Erhabenheiten Email aufnehmen, welches in dem Kühlofen, in welchen die
Glaswaare darauf eingeschoben wird, festbrennt und erhärtet. Die Walze ist mit
Asbestzeug belegt und wird dadurch mit Email überzogen, daſs man dieselbe über eine
Platte hinwegrollt, auf welcher Email geschmolzen ist.
Um die Anordnung der Filigranstreifen, welche die alten venetianischen Filigrangläser zeigen, wieder zu erreichen und Gläser
herzustellen, deren Filigranstreifen an beliebigen Punkten des Glasumfanges anfangen
und aufhören, soll man nach E. F. Rönneberg in
Flensburg (D. R. P. Nr. 27094 vom 28. Oktober 1883) folgendermaſsen verfahren: Der
Glasbläser nimmt mit dem Hefteisen zunächst etwas Weiſsglas auf dasselbe und wickelt
um das Weiſsglas beliebig einige Streifen Email. Dieses Glasgemisch wird nun an das
Mundstück der Pfeife geheftet, an welche ein kegelförmiger Dorn gehalten wird, und
unter fortwährendem Drehen des Hefteisens und auch der Pfeife um diesen Dorn
gewickelt. Die auf dem Dorne befindliche Glasspirale glättet man dann so weit, daſs
sie einen dichten Trichter bildet. Es entstehen also hierbei sich gegenseitig
kreuzende Emailfäden, welche spiralförmig von der Spitze des Trichters nach dessen
Mündung aufsteigen. Man entfernt hierauf den Dorn aus dem Trichter und schlieſst den
letzteren in der bekannten Weise, worauf das Glas wie gewöhnlich geblasen wird.
Setzt man nun den Fuſs des Glases an den der Pfeifenmündung gegenüber liegenden
Punkt der Glasblase an und schneidet die letztere an der Pfeifenmündung auf, so
entstehen Gläser, bei welchen die Filigranstreifen spiralförmig um den Umfang des
Glases von dessen Boden aus aufsteigen. Wenn man den Fuſs unter einem beliebigen
Winkel zur Achse der Pfeife ansetzt und die Blase an der dem Ansatzpunkte des Fuſses
gegenüber liegenden Stelle aufschneidet, an der Pfeifenmündung hingegen schlieſst,
so entstehen Emailspiralen, welche sich um eine schräg zur Glasachse liegende Linie
drehen.