Titel: | Duponchel's oberschlächtiges Wasserrad. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 446 |
Download: | XML |
Duponchel's oberschlächtiges
Wasserrad.
Mit Abbildungen auf Tafel 31.
Duponchel's oberschlächtiges Wasserrad.
Durch die bei der Anlage einer Wasserversorgung für die Stadt Cette in Frankreich
bedingten Verhältnisse veranlaſst, ist es Duponchel,
„Ingénieur en chef des Ponts et Chaussées“ in Paris, gelungen, ein
oberschlächtiges Wasserrad so anzuordnen, daſs dasselbe ohne beträchtlichen
Effectverlust im Hinterwasser waten darf; zugleich wurde durch eine besondere
Einrichtung des Rades eine wesentliche Steigerung der Nutzleistung – gewöhnlichen
oberschlächtigen Rädern gegenüber – erzielt. Unter Verzichtleistung auf eine
Besprechung der im Uebrigen nichts Bemerkenswerthes bietenden Wasserwerksanlage
folgt nachstehend nur eine Beschreibung dieses in mancher Beziehung von der üblichen
Anordnung abweichenden Wasserrades, nach den Annales
industrielles, 1884 Bd. 1 S. 517.
Das Wesentliche der Anordnung besteht, wie aus Fig. 11 und
12 Taf. 31 ersichtlich ist, darin, daſs das Rad seitlich vom Gerinne und
zwar mit seiner Achse parallel zur Hauptrichtung des
Gerinnes liegt, daſs also Ober- und Unterwassergraben seitlich gegen das
Rad hin abgebogen sind. Die Stromrichtung im Unterwassergraben entspricht somit der
Drehungsrichtung des Rades, weshalb man das letztere anstandslos ins Unterwasser
tauchen lassen darf.
Behufs Vergröſserung des Wirkungsgrades wird das Ausgieſsen so viel als möglich
dadurch verzögert, daſs die arbeitende Radseite vollständig umschlossen ist und zwar
die untere Hälfte durch ein gemauertes Gerinne, die obere Hälfte durch einen
eisernen Helm. Zugleich sind in jeder Zelle Kugelventile angebracht, welche sich von
selbst öffnen, sobald die Zelle gegen ihre tiefste Lage hin gelangt. Durch die
offenen Ventile tritt Luft in die sich entleerenden Zellen ein. Aus den
ziffermäſsigen Angaben unserer Quelle über die Leistung der ganzen Anlage berechnet
sich der Nutzeffect des Rades im Mittel zu etwa 87 Proc. eine Ziffer, welche im
Vergleiche zum Wirkungsgrade gewöhnlicher oberschlächtiger Räder als sehr hoch
bezeichnet werden muſs.
Höchst bemerkenswerth ist auch die von Duponchel für das
Wasserwerk der Stadt
Béziers in Aussicht genommene Anlage zweier oberschlächtiger Wasserräder über
einander, wie in Fig. 10
Taf. 31 dargestellt, von denen also jedes das halbe Gefälle ausnutzt. Durch dieses
(für groſse Gefälle geeignete) vortreffliche Auskunftsmittel wird der Vortheil, daſs
man das untere Rad im Hinterwasser laufen lassen darf, ohne seitliche Ablenkung des
Gerinnes erreicht. Man erhält damit zugleich kleinere, leichtere Räder mit
geringerem Raumbedarfe und gröſseren Umgangszahlen.