Titel: | Zur Nachahmung der Patina; von Ed. Donath in Leoben. |
Autor: | Ed. Donath |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 376 |
Download: | XML |
Zur Nachahmung der Patina; von Ed. Donath in
Leoben.
Donath, zur Nachahmung der Patina.
Die Bildung des Edelrostes oder der sogen. Patina hat in der letzteren Zeit mehr als
je das Interesse weiterer Kreise hervorgerufen. Die Thatsache, daſs viele der
neueren Bronzebildwerke sich binnen kurzer Zeit mit einem unschönen, dichten,
grauschwarzen Ueberzuge bedeckten, welcher den betreffenden Gegenständen ein
ungefälliges Aeuſsere verlieh, veranlaſste zu Untersuchungen über die Ursachen
dieser Erscheinungen einerseits, sowie über die Bedingungen der Bildung jener
schönen, glatten und dichten Patina, wie sie insgesammt die älteren und auch mehrere
der neueren Bronzen zeigen.
Am gründlichsten ist die Patinabildung in neuester Zeit von Rud. Weber (vgl. 1882 245 86 ff.) studirt
worden.Die Hauptergebnisse seiner Untersuchungen lassen sich in Kürze in Folgendem
zusammenfassen: 1) Auſser auſseren Einflüssen der Atmosphärilien, Regen und
Sonne, hat auf die Bildung und Beschaffenheit der Patina den wesentlichsten
Einfluſs die Zusammensetzung der Legirung. 2) An Zink reiche Legirungen, wie
dieselben von den Kunstgieſsern jetzt häufig wegen ihrer geringeren Härte
und anderen beim Gusse vortheilhaften Eigenschaften benutzt werden, sind
hauptsächlich die Ursachen des erwähnten grauschwarzen, stumpf aussehenden
Ueberzuges. Ebenso nachtheilig sind schon geringere Beimengungen von Arsen
und Antimon in den Legirungen. 3) Die Ursache des nachtheiligen Einflusses
stark zinkischer Legirungen liegt in der Ausfällung eines dunklen, fast
schwarzen Körpers aus der durch die Atmosphärilien bewirkten Kupferlösung
durch das Zink, welcher sich nach durch Einwirkung einer Kupferlösung auf
Messing nachahmen läſst. Die chemische Natur dieser Substanz, die Weber vorläufig als „Kupferzinkkörper“
anspricht, ist noch nicht festgestellt; dieselbe hält sich an der Luft
längere Zeit unverändert und übergeht nur unter besonders günstigen
Bedingungen, namentlich einer feuchten Atmosphäre, bei häufigen
Niederschlägen in grüne Oxydverbindungen, welche jedoch nicht die
Beschaffenheit der normalen Patina, namentlich ihre Dichte und ihren Glanz
besitzen. Derselbe schlägt für den Guſs der Bronzedenkmäler vor, nur
Zinn haltige und an Zink möglichst arme Legirungen anzuwenden. Nach Brühl (1882 243 251) sind
die vielen Steinkohlen und insbesondere die Dampf kesselfeuerungen der Gegenwart die
Ursache jener Miſsfärbung. Brühl's Ansicht, daſs diese
Ueberzüge frei von Schwefel wären, wird indeſs von Weber nicht beigepflichtet. Nach J. v. FalkePolytechnisches Notizblatt, 1883 S.
100. begünstigt auſserdem besonders der Umstand, daſs die
Erzbilder der Neuzeit wegen der anfänglich günstigeren Wirkung in der körnigen
Guſshaut gelassen werden, wesentlich das Anhaften von Ruſs und Staub und somit die
Bildung jenes miſsfärbigen dunklen Ueberzuges. Am Schlüsse seiner Abhandlung spricht
sich Weber in Kürze über die sogen, künstliche Patinirung aus, die bisher gar keine
irgendwie günstigen Erfolge geliefert habe und welche, wie es scheint, nach Weber deshalb als bedeutungslos anzusehen sei. Dieser
Ansicht nun dürfte aus mehrfachen Gründen nicht beizupflichten sein.
Allerdings wird keine künstliche Patinirungsmethode auf den Bronzen Ueberzüge
hervorrufen, welche der echten natürlichen Patina, namentlich rücksichtlich der
Festigkeit und des Glanzes, gleich kommen, da diese Eigenschaften jedenfalls
wesentlich durch die Langsamkeit der Bildung bedingt sind. Allein die künstlichen
Patinirungsmethoden scheinen aus mehrfachen Gründen gerade jetzt der gröſseren
Berücksichtigung werth. Es besteht erstens bereits eine gröſsere Anzahl von
Bronzedenkmälern, welche die zur Bildung guter Patina nach Weber nothwendige Zusammensetzung nicht besitzen und die daher zur
Conservirung irgend eines künstlichen Schutzes bedürfen, und weiters wird weder der
Widerstand der Kunstgieſser (vgl. 1882 244 215) gegen die
schwieriger zu bearbeitenden Zinnkupferlegirungen, noch der der Künstler gegen die
möglichst glatte Bearbeitung der Oberflächen so bald zu überwinden sein. Zudem sind
schon früher mehrfach Behauptungen aufgestellt worden (vgl. Technisches Wörterbuch von Kick und Gintl, Bd. 5 S. 574), daſs auch die Patina der
Bronzedenkmäler der Alten häufig nicht natürlich entstanden, sondern künstlich
beschleunigt worden sei, welchen Anschauungen neuerer Zeit sich Brühl (1882 243 251) und J. v. Falke anschlössen. Daſs die künstlichen
Patinirungsmethoden auch schon befriedigende Erfolge erzielten, sieht man an den
sehr gefälligen Nachahmungen von Florentiner Patina an kleineren Gegenständen, wie
sie häufig käuflich zu haben sind; allein die betreffenden Verfahrungsweisen
scheinen als Geheimniſs
behandelt zu werden und sind in ihren Einzelheiten nicht in die technische Literatur
übergegangen.In einem jüngst erschienenen Artikel in der Wiener
Abendpost vom 29. Juni 1884 theilt J. v.
Falke mit, daſs Direktor Stegmann vom
Gewerbemuseum in Nürnberg demnächst ausführliche Mittheilungen über
Zusammensetzung, Bearbeitung und Patinirung der Bronzen machen
wird. Wir dürften uns zufrieden geben, wenn manche der vielen
Bronzedenkmäler, welche jetzt mehr einem miſsfärbig gewordenen Eisengusse gleichen,
das gefällige Aeuſsere der erwähnten Patina-Nachahmungen zeigen würden.
Soweit aus der betreffenden Literatur ersichtlich ist, sind fast alle bisher
vorgeschlagenen Patinirungsmethoden von zwei entgegengesetzten Standpunkten
ausgegangen. Entweder man behandelte die Erzbilder mit vorzugsweise Säuren (wie
Essigsäure, Kleesäure, Kieselfluſssäure o. dgl.) enthaltenden Flüssigkeiten, oder
aber mit solchen, deren wesentliche Bestandtheile Ammoniak, kohlensaures Ammoniak u.
dgl. waren. Man kann also gewissermaſsen von sauern
oder alkalischen Patinirungsmethoden sprechen.
Mit gröſseren technischen Schwierigkeiten verknüpft ist das ebenfalls vorgeschlagene
Verfahren, die zu patinirenden Gegenstände abwechselnd der Einwirkung einer
Essigsäuredämpfe enthaltenden und einer an Kohlensäure reichen Atmosphäre
auszusetzen, wodurch die Patinabildung entsprechend dem Bleiweiſsprozesse erfolgen
würde.
Ich habe mit mehreren der sauern und alkalischen Patinirungsmethoden Versuche mit
kleineren Figuren aus messingartigen Legirungen, gröſseren Bronze- und Kupfermünzen
angestellt. Die mit Säuren bewirkten Ueberzüge, zu
deren Bildung längere Zeit erforderlich ist, sind anfangs mehr oder minder deutlich
krystallinisch und zumeist blaugrün, erst später mehr grünspanartig werdend, gegen
die Behandlung mit Wasser aber stets zu wenig widerstandsfähig. Durch Behandlung mit
ammoniakalischen Flüssigkeiten bilden sich zwar
sehr rasch Ueberzüge von blaugrüner bis graugrüner Farbe, welche aber ein mattes und
erdiges Aussehen besitzen.
Ich glaube die Behauptung aussprechen zu dürfen, daſs keine der bekannten sauern oder
alkalischen Patinirungsmethoden im Groſsen befriedigenden Erfolg ergeben würde.
Allerdings scheinen bei der Bildung der natürlichen Patina neben der Kohlensäure
vorzugsweise die geringen Mengen von Ammoniaksalzen (kohlensaures und
salpetrigsaures Ammoniak) des Regenwassers eine Rolle zu spielenNach Cloëz (Neues Handwörterbuch der Chemie, Bd.
1 S. 851) enthält die Patina auch salpetrigsaure und salpetersaure
Salze., da sich die Patina zuerst vorzugsweise auf der
Wetterseite ausbildet, in den vertieften Stellen eine dichtere, stärkere Schicht
derselben sich ansetzt als an den erhabeneren, auf welchen ein rascheres Abflieſsen
des Regens erfolgt und namentlich auf den Sockeln aber besonders starke
Patinaüberzüge erscheinen. Allein hier ist die Langsamkeit der Bildung wesentlich
die Ursache der groſsen Dichtigkeit und des Glanzes, während bei der Behandlung mit ammoniakalischen
Patinirungsflüssigkeiten die Ueberzüge durch rasche Verdunstung der erfolgten Lösung
von Kupfercarbonat sich bilden. Ich kann übrigens nicht umhin, darauf hinzuweisen,
daſs die bisher angewendeten Patinirungsmittel vorzugsweise verändernd auf das
Kupfer und Zink, weniger aber auf das Zinn der betreffenden Legirungen
einwirkenIch gedenke im nächsten Studienjahre die Patinirungsversuche mit solchen
Mitteln fortzusetzen, welche auf das Zinn energischer einwirken und habe zu
diesem Zwecke nebst anderen eine ammoniakalische Lösung von
Wasserstoffsuperoxyd ins Auge gefaſst., während die wenigen
vorhandenen Analysen der echten Patina gerade einen hohen Gehalt an Zinnoxyd, nach
Schuler (1879 232 333)
z.B. 49,13 Proc. aufweisen und es immerhin möglich ist, daſs sowie das
Kupfercarbonat vorzugsweise die Färbung der Patina, das Zinnoxyd andererseits den
fast emailartigen Charakter derselben bedingt. Dies würde zugleich noch nach einer
anderen Richtung hin die von Weber gefundenen und
vorhin vorgeführten Thatsachen erklären, daſs bei Kupfer-Zinklegirungen, selbst wenn
der anfangs gebildete schwarze Kupferzinkkörper unter günstigen Bedingungen in grüne
Ueberzüge übergeht, diese nicht so glatt und glänzend sind wie bei reiner
Zinnbronze.
Vor nicht langer Zeit hat Brühl (1882 243 251) an einem Aachener Bronzedenkmale
Patinirungsversuche (mit einer Mischung von 20 Th. Eisessig und 100 Th. Knochenöl)
mit, wie er berichtet, günstigen Erfolgen angestellt. Anknüpfend daran habe ich nun
zunächst, statt Knochenöl, käufliche Oelsäure genommen, da ja das Knochenöl. zumeist
aus Oelsäureglycerid besteht und die Bildung der Kupferseife, welche die von Brühl beobachteten grünen Ueberzüge veranlaſst, erst
nach der erfolgten Zersetzung des Fettes in Glycerin und freie Fettsäure erfolgen
kann, zudem aber die oxydirende Einwirkung der Oelsäure auf Metalle bei Gegenwart
von Sauerstoff eine viel energischere ist. Weiters habe ich die Oelsäure selbst mit
etwas ölsaurem Kupferoxyd versetzt, was sehr einfach durch Erwärmen von Kupferoxyd
oder gefälltem Kupfercarbonat mit überschüssiger Oelsäure bei ungefähr 60°
geschieht, bis sich dieselbe tiefgrün gefärbt hat. Solche ölsaures Kupferoxyd gelöst
enthaltende Oelsäure hält sich für längere Zeit unverändert; mit Eisessig gemischt
aber entfärbt sich dieselbe allmählich gröſstentheils, indem das gelöste Kupferoxyd
durch die Essigsäure entzogen wird und sich am Boden des Gefäſses abscheidet. Diese
Mischungen müssen daher vor der später zu erörternden Anwendung gelinde erwärmt und
durch Schütteln gemischt werden.
Die Versuche mit den angeführten Mischungen von Oelsäure und Essigsäure allein, sowie
mit Kupfer haltiger Oelsäure und Essigsäure ergaben keine befriedigenden Ergebnisse.
Es bildeten sich zwar auf den Gegenständen nach mehrfacher Abreibung oder
sorgfältiger Bepinselung grüne Anflüge, welche jedoch zu saftgrün und selbst in stärkeren Schichten zu
durchsichtig waren und auſserdem sich sehr lange fettig anfühlten. Ich habe deshalb
die Versuchsstücke zuerst mit einer starken Lösung von kohlensaurem Ammoniak
möglichst dünn und gleichmäſsig überpinselt, wobei nach mehrmaliger Wiederholung
alsbald genügend starke blaugrüne Ueberzüge sich bildeten. Nun wurde die oben
angeführte Mischung von Oelsäure und Eisessig, welche zugleich ölsaures Kupferoxyd
gelöst enthält, gelinde erwärmt, um sie möglichst dünnflüssig zu erhalten, und
ebenfalls mittels eines Pinsels sorgfältig und möglichst dünn auf die erwähnten
Stücke aufgetragen. Durch Aufstellen der letzteren an einen mäſsig warmen Ort wurde
deren Oberfläche binnen wenigen Tagen trocken und hatten zugleich die Ueberzüge eine
mehr dunkelgrüne Färbung und eine glattere Oberfläche erhalten. Die Färbung war
abhängig von dem Verhältnisse der Stärke der Schichten, welche durch die Behandlung
mit kohlensaurem Ammoniak einerseits und durch die mit der ölsauren Mischung
andererseits erzielt wurden. Beim Ueberwiegen der ersteren sind die schlieſslich
erhaltenen Ueberzüge mehr hellgrün, der Malachitfärbung gleichkommend, im
entgegengesetzten Falle, beim Ueberwiegen des ölsauren Kupferoxydes, mehr
dunkelgrün. Die mit den angeführten kleineren Versuchsstücken erhaltenen Ergebnisse
waren ganz befriedigend.
Ich will dessen ungeachtet die gemachten Mittheilungen nur als Vorschläge betrachtet wissen, da mir Erfahrungen an
gröſseren und freistehenden Bronzedenkmälern vollständig fehlen. Um dieselben nach
dem im Prinzipe beschriebenen Verfahren zu patiniren, wäre es zu empfehlen,
dieselben zuerst zu wiederholten Malen mit sehr verdünnten Lösungen von
Ammoniumcarbonat zu behandeln, bis ein genügend starker und zugleich gleichmäſsiger
Ueberzug von basischem Kupfercarbonat sich gebildet hat, und sodann ebenfalls
wiederholt mit der Kupfer haltigen Oelsäuremischung entweder mit Wolle abzureiben,
oder mittels Pinsel zu behandeln. Für die Nachahmung der Patina als Metallverzierung
auf kleineren Gegenständen aus Kupfer, Bronze oder bronzirtem Eisenguſs aber eignet
sich das beschriebene Verfahren zweifellos. Zu diesem Zwecke erfolgt die Behandlung
der ersteren in der bereits angegebenen Weise; bei den letzteren nur mit einer
Bronzeschicht überzogenen Gegenständen aus Eisenguſs aber hat man einfach statt der
Lösung von kohlensaurem Ammoniak allein eine solche von Kupfercarbonat in
kohlensaurem Ammoniak anzuwenden, welche sich sehr einfach durch längeres Digeriren
von auf nassem Wege erhaltenem Kupfercarbonat in einer Lösung von kohlensaurem
Ammoniak und nachheriges Filtriren herstellen läſst.