Titel: | Neuerungen an Kalkbrennöfen. |
Fundstelle: | Band 253, Jahrgang 1884, S. 80 |
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Neuerungen an Kalkbrennöfen.
Patentklasse 80. Mit Abbildungen auf Tafel 7.
Neuerungen an Kalkbrennöfen.
E. A. Schott in Kreiensen (* D. R. P. Nr. 24654 vom 28.
April 1883) empfiehlt zum Brennen von Kalk o. dgl. den in Fig. 3 und
4 Taf. 7 dargestellten Schachtofen, in
welchem in das Innere vorspringend 4 dreiseitige Prismen a eingemauert werden, die etwa 50cm hoch
über die Rostfläche r geführt und mit den je zwei
parallel gegenüber stehenden Widerlagern versehen sind. Es werden nun zwischen den
Widerlagern b von lagerhaften Kalksteinen die Bögen k aufgestellt, ebenso im rechten Winkel dagegen
zwischen den rechwinkelig zu den ersteren stehenden Widerlagern f die Bögen l. Ueber
diesen 4 Bögen werden zur Verengung des offenen Mittelraumes n längere Kalksteine m treppenartig
übergedeckt, so daſs dieser Mittelraum in einiger Höhe, etwa bei o, bis auf etwa 20cm
verengt ist. Dieses offene Mittelrohr o muſs oben von
Kalksteinen überdeckt werden, weil ohne diesen Abschluſs die Feuergase durch
Winddruck leicht nach unten durch die Feuerthüren ausströmen. Ringsherum unweit des
Auſsenrandes werden gleichmäſsig vertheilt sechs oder mehr offene Züge p angelegt, welche von dem Feuerraume q an bis oben offen sind und oben einen Röhrenaufsatz
haben. Ueber den Bögen k und l wird zwischen den Kalksteinen bis oben hin Brennmaterial gleichmäſsig
vertheilt.
Das Brennen beginnt, indem das auf den Feuerrosten r an
allen Stellen gleichmäſsig vertheilte Brennmaterial angezündet und das Feuer von den 3 Ofenthüren g aus im Gange erhalten wird, wobei nicht hoch
aufgeworfen werden darf. Die im Feuerraume q erzeugten
Feuergase werden von der überstehenden Kuppel lkl
zusammengehalten und bei n eingeschnürt, von wo sie in
dem engen Heizschachte o aufsteigen und sich nach allen
Seiten vertheilen.
Wird beabsichtigt, in diesem Ofen Cement, Ziegelwaare,
Röhren oder Topfgeschirr zu brennen, so werden
nur die untersten Bögen k und l von Kalksteinen aufgeführt und deren Oberfläche mit kleinen Kalksteinen
eben ausgeglichen, auf welche sodann die andere zu brennende Waare weitschichtig
gesetzt aufgestellt wird. Im Nothfalle, wenn es an geeigneten Kalksteinen fehlt,
können die Bögen lkl von Chamottesteinen
aufgeführt werden, welche sodann für alle nachfolgenden Brände stehen bleiben.
Die Einsatzthüren sollen, um die groſse Schwächung des Ofens an einer Stelle zu
vermeiden, auf den ganzen Umfang vertheilt werden.
L. Th. Leseigneur in Rouen (* D. R. P. Nr. 27055 vom 23.
September 1883) will durch seine Ofenconstruction einen bequemen Zugang zu jedem
Theile des Ofens dadurch erreichen, daſs sich zwei Einfüllöffnungen E und F (Fig. 1 und
2 Taf. 7) in der Vorderwand und eine dritte G gerade zwischen den beiden in der Hinterwand befindet. Die drei
Feuerungen H sind durch Roste abgedeckt, auf welchen
das zu brennende Material liegt. Die zur Ableitung der Verbrennungsprodukte
dienenden Abzugsrohre J nehmen am unteren Ende die
verschiebbaren, mit trichterförmigen Ansätzen versehenen Rohre e auf, welche beim Füllen und Entleeren des Ofens in
die Höhe geschoben werden, um die Arbeiter nicht zu behindern, zu welchem Zwecke
Oesen g angebracht sind, mittels deren man die Rohre
e an den Haken j
aufhängt.
In dem für die Ableitung der Kohlensäure bestimmten Rohre des Kalkofens der Duxer Zuckerfabrik bildete sich
bei heiſserem Gange des Ofens ein Sublimat, welches das Ableitungsrohr mehr oder
weniger verstopfte. Dasselbe hatte folgende Zusammensetzung:
Kohlensaures Calcium
34,97 Proc.
Calciumoxyd
18,61
Schwefelsaures Calcium
17,08
Schwefligsaures Calcium
1,65
Kieselsaures Calcium
6,10
Kohlensaures Kalium
1,12
Kohlensaures Natrium
16,78
Kohlensaures Lithium
0,69
Chlorcalcium
0,49
Thonerde und Eisenoxyd
2,54
Mangan, Magnesia u. dgl.
Spur
Nach W. Gintl (Berichte der österreichischen chemischen
Gesellschaft, 1884 S. 6) erklärt sich diese Bildung dadurch, daſs die
betreffenden Metalle ursprünglich wenigstens zum gröſsten Theile in der Form von Chloriden sublimirt sind,
welche durch Wechselwirkung der verwendeten Duxer Braunkohle und des Kalksteines
entstanden, dann aber durch die heiſsen Gase in obiger Weise umgewandelt wurden.