Titel: | Ueber Fortschritte im Hüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 515 |
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Ueber Fortschritte im Hüttenwesen.
(Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes S. 211
d. Bd.)
Ueber Fortschritte im Hüttenwesen.
Zur Herstellung von Aluminium und Aluminiumlegirungen
will W. Weldon in Burstow (Englisches Patent Nr. 97 vom
J. 1883) Kryolith mit Chlorcalcium oder mit einem anderen nicht metallischen
Chloride oder Sulfide zusammenschmelzen und das erhaltene Aluminiumchlorid oder
Sulfid mit Mangan, welchem auch Natrium zugesetzt werden kann, reduciren.
W. Frishmuth (Eisenzeitung,
1884 S. 197) will geglühten Bauxit oder Korund in Retorten bis zur Verdampfung
erhitzen. Die aufsteigenden Thonerdedämpfe treffen mit Natriumdampf zusammen; das
gebildete Aluminium soll in Form eines feinen Staubes
gewonnen werden, welcher durch Zusammenschmelzen mit Fluſsmitteln zu gröſseren
Kugeln zusammenflieſst. – Ob dieses Verfahren, wenn überhaupt praktisch ausführbar,
vortheilhafter als das bisher übliche ist, erscheint doch fraglich.
B.
Niewerth in Hannover (D. R. P. Nr. 26182 vom 25. Januar 1883) mischt zur
Herstellung von Aluminium Ferrosilicium mit
Fluoraluminium in äquivalenten Verhältnissen und setzt das Gemenge der Schmelzhitze
aus; es zersetzt
sich dann die Beschickung in flüchtiges Fluorsilicium, Eisen und Aluminium, welche
letztere beiden legirt sind. Um aus dieser Eisen-Aluminiumlegirung die werthvolle
Aluminium-Kupferlegirung herzustellen, schmilzt man die Eisenlegirung mit
metallischem Kupfer zusammen; es soll sich dann vermöge der gröſseren Affinität das
Kupfer mit dem Aluminium legiren und das Eisen nur einen geringen Gehalt von
Aluminium behalten. Wenn man statt des reinen Fluoraluminiums Chloraluminium
verwendet, so bildet sich angeblich Chlorsilicium und eine Legirung von Aluminium
mit Eisen; reines Silicium soll mit Chloraluminium reines Aluminium liefern. –
Referent muſs bezweifeln, daſs diese Reactionen thatsächlich so glatt verlaufen,
daſs das Verfahren praktisch brauchbar ist.
Zur Gewinnung von Metallen aus gewissen Erzen,
Kiesabbränden, Schlacken u. dgl. werden diese nach K. F. Föhr in
Schwarzenberg, Sachsen (D. R. P. Nr.
24989 vom 17. April 1883) in Rollfässern oder ähnlichen Apparaten mit
einer schwach sauren Lauge von Chlormagnesium, Chlorcalcium oder Chlornatrium mit
oder ohne Erhitzung behandelt. Hierbei geht die Hauptmenge von Kupfer, Blei u. dgl.
in. Lösung (Vorlauge). Das so ausgelaugte Erz wird mit Bromwasser unter Abschluſs
des Tageslichtes dauernd behandelt; Gold geht dabei vollständig, Silber theilweise
in Lösung; sämmtliche Schwefelmetalle von Kupfer, Blei, Zink u. dgl. werden
zersetzt. Kupfer, Zink, Zinn u. dgl. gehen in Lösung, Bleisulfat bleibt zurück
(Hauptlaugerei). Zum Schlüsse wird das Erz nochmals mit der Vorlauge oder einer
neuen Chloridlauge behandelt, wobei sich das Silber und Blei vollständig lösen
(Schluſslauge).
Die erhaltenen Laugen werden je nach Bedarf getrennt oder vereint, mit Braunstein und
Schwefelsäure zur Bromregeneration erhitzt und dann die Schwermetalle auf bekannte
Weise durch Eisen, Schwefelwasserstoff oder ähnliche Mittel ausgefällt. Die Endlauge
geht unter Umständen in den Prozeſs zurück.
Zur Gewinnung von Antimon durch Sublimation werden nach
C. A.
Hering in Bischofshofen, Oesterreich
(D. R. P. Nr. 26101 vom 19. August 1883) namentlich
arme Antimonerze und andere Saigerrückstände von der Crudumdarstellung (vgl. 1883
250 123) in einem Gasflammenofen bei entsprechend
hoher Temperatur derart behandelt, daſs das Antimon sich verflüchtigt. Es verbrennt
zu Antimonoxyd und zu antimoniger Säure. Diese Sublimationsproducte lassen sich sehr
leicht in entsprechend eingerichteten Apparaten condensiren.
Ist in den Erzen Arsen enthalten, so wird dasselbe ebenfalls sublimirt und
condensirt. Da dasselbe aber wesentlich flüchtiger ist als Antimon, so condensirt es
sich in den letzten Theilen der Condensationsapparate und kann erforderlichenfalls
für sich gewonnen werden. Die in den Erzen etwa noch vorhandenen nicht flüchtigen
Metalle verbleiben in den Rückständen und können aus denselben auf pyro- oder hydro-chemischem Wege
gewonnen werden. Der häufig auftretende Gold- und Silbergehalt der Erze ist nach
dieser Methode auf eine einfache Extractionsweise gewinnbar.
Die in den Condensationsapparaten gewonnenen Antimonoxyde werden entweder als solche
verwerthet, oder aber in einem Ofen auf Regulus verschmolzen. Der Rohregulus wird in
einem Flammofen raffinirt auf Antimonii regulus
slellatus von völliger Reinheit.
Gold- und Silbererze werden nach der Campbell Mining Company in New-York (Englisches Patent
Nr. 6076 vom J. 1882) gepulvert, geröstet und dann in ein Bad von geschmolzenem Blei
gebracht.
Eisenanalyse. Halbirtes Holzkohlen-Roheisen aus Hieflau
in Steiermark (I), graues Roheisen aus Witkowitz in Mähren (II) und aus Rokycan in
Böhmen (III) hatten nach F. Lipp und L. Schneider (Berg- und
Hüttenmännisches Jahrbuch, 1884 S. 35, welcher Quelle auch die
nachstehenden Analysen entnommen sind) folgende Zusammensetzung:
I
II
III
Kohlenstoff, chemisch gebunden
2,442
0,370
0,125
Graphit
1,631
3,414
2,830
Silicium
0,684
3,640
3,951
Phosphor
0,068
0,701
1,412
Schwefel
0,025
0,015
0,044
Kupfer
Spur
0,252
Spur
Kobalt und Nickel
Spur
0,030
0,025
Mangan
2,992
1,834
0,169
Eisen aus dem Abgange
92,158
89,744
91,444
––––––
––––––
––––––
100,000
100,000
100,000.
Graues Roheisen (1), Stahl (II) und Stahlblech (III), alle drei aus Neuberg in
Steiermark, sowie Kudsirer Normalstahl (IV) hatten nach F.
Lipp und L. Schneider folgende
Zusammensetzung:
I
II
III
IV
Kohlenstoff, chemisch gebunden
0,257
0,164
0,131
0,873
Graphit
3,425
–
–
–
Silicium
1,353
0,023
0,014
0,280
Phosphor
0,059
0,067
0,030
0,021
Schwefel
0,011
0,011
0,026
0,011
Kupfer
0,029
0,060
0,163
0,044
Kobalt und Nickel
0,019
0,008
0,030
Spur
Mangan
3,414
0,088
0,180
0,215
Eisen aus dem Abgange
91,433
99,579
99,426
98,556
––––––
––––––
––––––
––––––
100,000
100,000
100,000
100,000.
Gichtstaub von Neuberg enthält bei 100° getrocknet nach
Untersuchung von L. Schneider:
Eisenoxyd
40,50
Eisenoxydul
16,59
Manganoxyduloxyd
2,98
Kupferoxyd
0,06
Thonerde
2,95
Kalk
6,35
Magnesia
3,93
Kali und Natron
0,85
Kieselsäure
13,75
Schwefelsäure
0,30
Phosphorsäure
0,072
Kohlenstoff
4,75
Kohlensäure und Wasser
6,79
––––––
99,872.
Zink vom Hüttenwerke in Sagor, Krain, enthielt 0,943
Proc. Blei, 0,008 Proc. Eisen und 0,002 Proc. Schwefel.
Wolframstahl (I) und Wolframeisen (II) hatten nach L. Schneider
und F. Lipp folgende Zusammensetzung:
I
II
Eisen
85,000
68,363
Wolfram
11,028
28,181
Mangan
1,493
0,986
Kobalt und Nickel
Spur
Spur
Silicium
0,263
0,233
Phosphor
0,007
0,008
Schwefel
Spur
Spur
Kohlenstoff
2,147
1,882
–––––
–––––
99,938
99,653
Zur Ausführung der Untersuchung übergieſst man passend
die mit Wasser bedeckte Probe nach und nach mit der doppelten Menge Brom, erwärmt
dann gelinde, versetzt mit Salpetersäure, trocknet und wiederholt dies; schlieſslich
löst man in verdünnter Salpetersäure. Um das in der zurückbleibenden Kieselsäure und
Wolframsäure noch enthaltene Eisenoxyd zu trennen, wird mit Soda geschmolzen, mit
Wasser ausgelaugt, die Lösung mit Salpetersäure zur Trockne verdampft und das
erhaltene Gemisch von Wolframsäure und Kieselsäure gewogen. Zur Trennung beider
genügt nicht die von Cobenzl empfohlene Behandlung mit
Ammoniak, weil beim Digeriren derselben mit Ammoniak etwas Kieselsäure mit
Wolframsäure in Lösung geht und nicht unbeträchtliche Mengen von Wolframsäure bei
der Kieselsäure zurückbleiben. Auch Eisen löst sich hierbei mit der Wolframsäure
auf, wenn es nicht vorher durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron vollkommen
entfernt wurde. Zur Trennung der beiden Säuren ist es am zweckmäſsigsten, dieselben
mit der 5fachen Menge von doppelschwefelsaurem Kali zu schmelzen, die Schmelze erst
erkalten zu lassen, wenn die in derselben sichtbaren Flocken von Wolframsäure völlig
verschwunden sind, und hierauf mit einer verdünnten Lösung von kohlensaurem Ammoniak
zu behandeln. Hierbei geht die Wolframsäure in Lösung, während Kieselsäure
zurückbleibt. Das Gewicht der Kieselsäure wird vom Gesammtgewichte beider Säuren abgezogen, um das
Gewicht der Wolframsäure zu erhalten. In der auf die beschriebene Weise getrennten
Kieselsäure lassen sich durch Fluſssäure keine fremden Beimengungen nachweisen.
Die Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes im Wolframstahle
unterliegt keinen Schwierigkeiten, indem derselbe, wie es bei den anderen
Eisensorten üblich ist, in Kupferchlorid aufgelöst und der Rückstand in einem Strome
von Sauerstoffgas verbrannt wird. Gegen Wolframeisen
von der vorstehend angegebenen Zusammensetzung aber verhält sich Kupfer-Chlorid,
offenbar des hohen Wolframgehaltes wegen, völlig indifferent, so daſs die Bestimmung
des Kohlenstoffes nur durch direktes Verbrennen desselben im Sauerstoffgase
vorgenommen werden kann.