Titel: | Neuerungen an Abdampfapparaten. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 513 |
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Neuerungen an Abdampfapparaten.
Mit Abbildungen auf Tafel 39.
Neuerungen an Abdampfapparaten.
In dem Portefeuille économique des Machines, 1883 S. 177
und 1884 S. 3 findet sich eine Zusammenstellung neuerer Abdampfapparate, welche im
Folgenden wiedergegeben sind.
Der Apparat von Collet (Fig. 9 und
10 Taf. 39), der in letzterer Zeit von der Gesellschaft zur geruchlosen
Abführung der Abfallstoffe in Paris zur Abdampfung der Fäkalien in Verwendung ist,
besteht aus einem 9m,6 langen und 1m,8 im Durchmesser messenden feststehenden
Cylinder, in welchem sich eine mit Schaufeln versehene Welle dreht. Ein Gebläse A preſst Luft gegen den Rost eines Ofens B, Die heiſse Luft mit den Feuergasen tritt durch ein
Rohr D an zwei verschiedenen Stellen in den Cylinder
und kommt dann, nachdem sie mit den durch die Schaufeln zertheilten Massen in
Berührung war und mit den Gasen geschwängert ist, in den Ofen C.
Die Schaufelwelle ist an mehreren Stellen innerhalb des Cylinders unterstützt; doch
sind die Lager für eine Schmierung nicht zugänglich und nützt sich demzufolge dort
die Welle schnell ab. Die Schaufelwelle verbraucht folglich, auch durch die groſse
Fassung (2 bis 3t) des Cylinders an Massen, eine
groſse Kraft, namentlich gegen das Ende der Trocknung zu, und wird dem entsprechend
auf beiden Seiten angetrieben.
Der Apparat von Czechowicz (Fig. 11
Taf. 39), der ebenfalls zum Abdampfen dickflüssiger Abfuhrstoffe bestimmt ist, hat
als Haupttheil eine groſse Trommel T, welche an ihrem
inneren Umfange mit etwa 150mm hohen Leisten
besetzt ist und auf Rollen gelagert in langsame Umdrehung versetzt wird. Die Leisten
nehmen die in die Trommel eingebrachten Massen bei ihrer Drehung in die Höhe und
lassen sie dann getheilt wieder niederfallen. Die heiſse Luft tritt aus dem
möglichst rauchfreien Ofen O in die Trommel T, durchströmt dieselbe, nimmt dabei die stinkenden
Gase auf, tritt dann in eine zweite umgetriebene Trommel C, wo sich die Gase zum Theile niederschlagen, und endlich in den
Condensator R, aus welchem die übrig bleibenden Gase
durch einen Sauger in den Schacht S befördert werden.
Ein Sicherheitsgefäſs G
zwischen den beiden
Trommeln T und C
verhindert die Mitnahme fester Theile der Massen aus der ersten in die zweite
Trommel, indem sich letztere in G ansetzen und
zeitweilig am Boden herausgenommen werden. W ist ein
Aufwärmer und V das Rohr eines Gebläses.
Der Apparat soll ungefähr 2000 bis 2500k Dünger in
14 Stunden erzeugen.
Der Apparat von Mongin in Paris zum Trocknen
halbflüssiger Massen soll mit Erfolg bei der Poudrette-Gewinnung aus menschlichen Abfuhrstoffen verwendet werden und
besteht, wie aus Fig. 7 und
8 Taf. 39 zu ersehen, aus einem 2m
hohen gemauerten Cylinder A von 2m Durchmesser, welcher unten durch einen mit
Drosselklappe verschlieſsbaren Trichter und oben durch eine mit zwei Oeffnungen
versehene gerade Decke abgeschlossen ist. Der Cylinder A ruht auf zwei Pfeilern B, von denen der
eine gleich den mit Kokes geheizten Feuerungsraum C
enthält. In dem Cylinder drehen sich, auf einer Welle sitzend, 4 Böden F, von denen der erste und dritte im Durchmesser etwas
kleiner als die Lichtweite des Cylinders ist, der zweite und vierte aber in der
Mitte Oeffnungen besitzen. Ueber jedem Boden F befinden
sich feststehende Rechen G, deren Zinken nach
verschiedenen Richtungen schräg so gestellt sind, daſs sie das auf die Böden
gelangende Material auf dem ersten und dritten Boden nach auſsen, auf den anderen
zwei Böden nach innen zu führen.
Die abzudampfende Masse, von einem Becherwerke D
gehoben, gelangt durch den Trichter E in dem Cylinder
A auf die einmal in der Minute sich drehenden Böden
F und wird durch die Rechen G auf diesen abwechselnd nach auſsen und innen geführt, wobei die heiſse
Luft den entgegengesetzten Weg machen muſs, um in das Abzugsrohr J zu gelangen.
Versuche mit dem Ofen haben eine Verdampfung von 5k
Wasser für 1k verbrannter Kohle ergeben.
Zum Abdampfen von Syrup dient der Apparat von Schlosser (Fig. 5 und
6 Taf. 39), welcher die Masse in einer dünnen Schicht dem heiſsen
Luftstrome aussetzt. Eine Trommel A von ungefähr 2m,5 Durchmesser wird durch den gezeichneten
Antrieb in langsame Umdrehung versetzt, wobei die Trommel in die mit abzudampfender
Masse gefüllte Mulde B eintaucht. Hierbei bedeckt sich
die Trommel mit einer dünnen Schicht der Masse. Die heiſse Luft tritt durch die
Hohlachse in die Trommel A ein und auf der anderen
Seite wieder heraus. Innerhalb der Trommel A ist ein
zweiter Hohlcylinder D angebracht, welcher den
Luftstrom zwingt, an den Innenwänden von A entlang zu
streichen. Der Apparat ist mit einer Haube H abgedeckt,
aus welcher der Dunst durch die Oeffnung O abgesaugt
wird. Ein durch Gewichte g an die Trommel A angedrückter Abstreicher G nimmt die trockene Masse ab und dieselbe wird dann durch eine Schnecke
E weiter befördert.
Zur Destillation Ammoniak haltiger Flüssigkeiten dient
der in Fig. 3 und 4 Taf. 39
dargestellte Apparat von Lair (vgl. Grüneberg 1879 233 * 141.
1880 237 * 48. 1882 244 * 231.
246 * 225). Drei über einander eingemauerte Cylinder
von 0m,7 Durchmesser und 6m Länge, welche vollkommen von der heiſsen Luft
umstrichen werden können, sind immer an den entgegengesetzten Enden durch kurze
Röhren verbunden. In den Cylindern drehen sich mit ungefähr 6 Umgängen in der Minute
Schaufelwellen, welche die zugeleitete Masse den Cylinderwänden entlang befördern.
Die heiſse Luft hat in ihrem Strome die gleiche Richtung mit der Bewegung der zu
destillirenden Flüssigkeit; darauf legt der Constructeur des Apparates Werth, da,
wenn die kalte Flüssigkeit mit der heiſsesten Luft zusammen kommt, der gröſste Theil
des Wassers sogleich verdampft und die trocknende Masse nicht der hohen Temperatur
ausgesetzt wird, bei welcher sonst eine theilweise Zerstörung der Stickstoff
haltigen Substanzen eintreten soll, welche den Werth des Düngers bedingen.
Zum Trocknen der in Ciply in groſsen Mengen gewonnenen pulverigen Phosphate, welche ungefähr 20 Proc. Wasser enthalten,
benutzt man eine rotirende Trommel, ähnlich wie bei dem Apparate von Czechowicz, von. 12m
Länge und 2m,5 Durchmesser, welche durch drei auf
der Länge angeordnete Oefen geheizt wird. Die zu trocknenden Massen werden am einen
Ende der Trommel aufgegeben, in derselben durch eine feststehende Schraube entlang
gefördert und am anderen Ende trocken abgeliefert.