Titel: | Ueber Steingutglasuren. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 374 |
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Ueber Steingutglasuren.
Ueber Steingutglasuren.
Macht man nach den Versuchen von Heinecke (Thonindustriezeitung, 1884 S. 22) eine Fritte nach der
Formel 10 SiO2 : Al2O3 : Na2O
: K2O : CaO : PbO, so erhält man ein ziemlich
zähflüssiges Glas, welches bei Silberschmelzhitze auf dem Scherben von Veltener Thon geschmolzen, glasurrissig wird.
Vermindert man den Thonerdegehalt und mischt die Glasur in den Verhältnissen 8,25
SiO2 : 0,5 Al2O3 : Na2O
: K2O : CaO : PbO, so wird das Glas dünnflüssiger,
bekommt in Silberschmelzhitze matte Flecken und wird glasurrissig. Als man diese
Scherben längere Zeit den Einwirkungen der Atmosphäre aussetzte, zeigten sich an den
matten Stellen weiſsliche Ausschläge, ein Beweis, daſs die Basen der Glasur an
diesen Stellen nicht in dem Maſse an Kieselsäure gebunden sind wie an den Stellen,
an denen die Glasur dicker liegt, daſs das Silicat an diesen Stellen sich den
einfachen Silicaten, welche im Allgemeinen leichter zersetzbar sind als höhere
Silicate, mehr genähert hat. Nimmt man zur Erzielung bleifreier Glasuren: 10,5 SiO2 : Al2O3 : K2O: Na2O: 2 BaO, so
erhält man eine grünlich weiſse, durchscheinende Schmelze, welche auf dem Scherben
gebrannt, einen blanken, weiſslichen Ueberzug liefert, der glasurrissig und in den
dünnen Lagen matt ist. Die Schmelze:
10,5 SiO2 : Al2O3 : K2O : Na2O : ZnO :
BaO
ist mehr glasig als die vorhergehende und läſst auf der
Oberfläche Zeichen eines krystallinischen Gefüges sehen; sie hält auf dem Scherben
und hat in den dünnen Lagen ebenfalls matte Flecken. Doch hat sie nicht das schöne
glasartige Aussehen, den Spiegel, welchen eine gute Glasur haben soll. Geht man in
dem Thonerdegehalte herab und bildet die Schmelzen nach den Formeln: 8,25 SiO2 : 0,5 Al2O3 : Na2O : K2O : 2 BaO und 8,25 SiO2 : 0,5 Al2O3 : Na2O : K2O : BaO : ZnO, so werden die Gläser dünnflüssiger; sie haben beide
krystallinische Ablagerungen und halten nicht auf dem Scherben. Die glasirten,
gebrannten Scherben zeigen, nachdem sie lange Zeit den Einflüssen der Luft
ausgesetzt gewesen sind, weiſsliche Ausblühungen, die an Baryt ärmere nur an den
Glasurrissen, die an Baryt reichere dagegen hat einen weiſslichen Ueberzug über die
ganze glasirte Fläche bekommen.
Versuche mit den Schmelzen:
I)
14 SiO2 : Al2O3 : Na2O : K2O : BaO : ZnO,
II)
17,5 SiO2 : Al2O3 : Na2O : K2O : BaO : ZnO
und
III)
21 SiO2 : Al2O3 : Na2O : K2O : BaO : ZnO,
ergaben, daſs mit steigendem Kieselsäuregehalte die
Transparenz der Schmelzen zunimmt und die kristallinischen Ausscheidungen
verschwinden, daſs die Schmelzen aber eine höhere Temperatur zum vollständigen
Durchschmelzen erfordern und zähflüssiger werden. Auf dem Scherben geschmolzen,
gaben alle drei Gläser blanke Glasuren:, doch zeigten sie Spuren einer milchigen
Trübung, welche bei der dreifach sauren Glasur III am stärksten bemerkbar wurde; Die
Glasur I hielt nicht auf dem Scherben. Der Glasur II entsprechen folgende
Mischungsverhältnisse: 55,4 Th. Feldspath, 7,9 Th. calcinirte Soda, 4,8 Th.
Salpeter, 19,7 Th. kohlensaurer Baryt, 8,1 Th. Zinkoxyd und 68,4 Th. Quarzsand. Um
diese Glasuren bei niederer Temperatur flüssig zu machen, wurde ein Theil der
Kieselsäure durch Borsäure ersetzt:
I)
8,4 SiO2 : 2,1 B2O3 : Al2O3 : K2O : Na2O :
BaO : ZnO,
II)
10,5 SiO2 : 3,5 B2O3 : Al2O3 : K2O : Na2O :
BaO : ZnO,
III)
14,0 SiO2 : 3,5 B2O3 : Al2O3 : K2O : Na2O :
BaO : ZnO
und
IV)
17,5 SiO2 : 3,5 B2O3 : Al2O3 : K2O : Na2O :
BaO : ZnO.
Alle diese Schmelzen waren durchsichtige Gläser, I und II
leichter flüssig, III und IV schwerer flüssig. Auf dem Scherben geschmolzen, waren
sie sowohl in den dünnen, als dicken Lagen blank und zeigten keine matten Flecke.
Die Glasuren I, II und III hatten Glasurrisse bekommen, während die Glasur IV ohne
Risse geblieben ist und alle Eigenschaften einer guten Glasur zeigt. Der Formel IV
entsprechen folgende Verhältnisse: 55,4 Th. Feldspath, 7,9 calcinirte Soda, 4,8 Th.
Salpeter, 19,7 Th. kohlensaurer Baryt, 8,1 Th. Zinkoxyd, 68,4 Th. feiner Quarzsand
und 37,7 Th. krystallisirte Borsäure.
Deckende Glasuren erhält man durch Einführen von Zinnoxyd an Stelle eines Theiles der
Kieselsäure, z.B.:
16 SiO2 : 1,5 SnO2 : Al2O3 : Na2O :
K2O : BaO : ZnO
und
19,5 SiO2 : 1,5 SnO2 : Al2O3 : Na2O :
K2O : BaO : ZnO.
Diese Schmelzen haben das Aussehen geschmolzenen, weiſsen
Emails und halten auf dem Veltener Thonscherben. Die Glasur:
16 SiO : 1,5 SnO2 : 3,5 B2O3 : Al2O3 : K2O : Na2O : BaO :
ZnO
entspricht den Anforderungen, welche man eine gute deckende
Glasur stellt: sie läſst den Scherben nicht durchscheinen, ist vollständig weiſs,
flieſst gut, hat bis jetzt keine Haarrisse bekommen und sich weder durch Einwirkung
des Scherbens bei der Schmelztemperatur, noch durch Einwirkung der Atmosphäre
während 2 Jahren verändert; sie enthält annähernd 12 Proc. SnO2. Folgende Mischung entspricht den angeführten
Molekularverhältnissen: 55,4 Th. Feldspath, 7,9 Th. calcinirte Soda, 4,8 Th.
Salpeter, 19,7 Th. kohlensaurer Baryt, 8,1 Th. Zinkoxyd, 59,4 Th. feiner Quarzsand,
22,5 Th. Zinnoxyd und 37,7 Th. krystallisirte Borsäure.
Wenn man durchsichtige oder opake farbige Glasuren
machen will, welche annähernd denselben Schmelzpunkt haben wie eine der oben
erhaltenen farblosen oder opaken Glasuren, so vermindert man die Molekularverhältnisse der
gesammten Fluſsradicale (R2O) gleichmäſsig und
rechnet gleiche Moleküle färbender Radicale in die Formel. Ein Gehalt von 5 Proc.
färbenden Radicals genügt bei durchsichtigen Glasuren, um eine lebhafte Färbung
hervorzubringen. Durch Mischen der so gefärbten Glasuren unter einander und mit
farbloser Glasur läſst sich eine beliebig groſse Palette gefärbter Glasuren
herstellen. Will man zum Färben Chromoxyd verwenden, so thut man gut, dasselbe an
Stelle von entsprechenden Molekülen Thonerde in die Formel einzurechnen. Bei den
opaken Zinn haltigen Glasuren ist etwas mehr Farbradical erforderlich, um eine
gleich kräftige Färbung wie bei den durchsichtigen zu bewirken.
Aus den verschiedenen Versuchen ergibt sich, daſs Thonerde haltige, aus mehreren
Fluſsradicalen zusammengesetzte Gläser durchsichtiger sind, als die weniger
Fluſsradicale enthaltenden derselben Constitution. Glasuren aus schwerer
glasbildenden Bestandtheilen müssen an Kieselsäure reicher zusammengesetzt sein, als
Gläser aus leichter glasbildenden Bestandtheilen, damit sie durch Einwirkung des
Scherbens bei höherer Temperatur oder durch Einwirkung der Atmosphäre bei
gewöhnlicher Temperatur nicht zersetzt werden können. Saure und Thonerde haltige
Glasuren werden schwerer durch die Basen des Scherbens nach Eintreten der
Schmelztemperatur zersetzt (entglast), als weniger saure und Thonerde haltige
Glasuren. Ein gewisser Gehalt an Borsäure verhindert ebenfalls das Entglasen der
Glasur durch die Basen des Scherbens. Kalk haltige Glasuren haften nicht auf einem
stark Kalk enthaltenden Scherben, wie der Veltener Thonscherben.
W. Schumacher (Daselbst S. 31) bespricht das Glasurabspringen beim Steingute.
Der Fehler besteht bekanntlich darin, daſs von dem Rande der
Teller, Schüsseln u. dgl. die Glasur abspringt, oder auch selbst an stark gewölbten
Flächen sich abschält. Die Ursache ist in einer Spannung zwischen Glasur und
Scherben zu suchen, welche namentlich im Scherben selbst liegt – und zwar in einer
Schicht parallel der Glasur – und hier zu einer Trennung der Scherbentheilchen
führt. Daſs ein hoher Gehalt an Kieselsäure diese Spannung wesentlich veranlaſst,
hat schon Seger (vgl. 1883 248 168) nachgewiesen; doch tritt die Erscheinung auch dort auf, wo für
gewöhnlich ein Uebermaſs an freier Kieselsäure im Verhältnisse zur Glasur nicht
angenommen werden kann, oder überhaupt der Scherben nicht an Kieselsäure reich ist.
In jenem ersteren Falle kann durch einen gröſseren Gehalt an Kieselsäure, der für
gewöhnlich zwar nicht zum Ränderabspringen führt, doch eine gewisse Empfindlichkeit
herbeigeführt werden, bei welcher es nur der Mitwirkung einer Gelegenheitsursache
bedarf, um die Erscheinung hervorzurufen. Mit Verhältnissen dieser Art werden wir es
zu thun haben, wenn das Ränderabspringen sich bei einer sonst gesunden Waare von
Zeit zu Zeit einmal vorübergehend zeigt. Unter den Gelegenheitsursachen wird die
Verminderung der Mahlfeinheit des Kieselsäurematerials keine seltene sein.
Denken wir uns eine Masse, welche im normalen Zustande schon so
viel freie Kieselsäure durch den Thon und die zugeführten gemahlenen
Kieselsäurematerialien enthält, daſs sie mit dem Gehalte an Kieselsäure nicht weit
von der Grenze entfernt ist, wo die Beziehungen zwischen Glasur und Scherben eine
Spannung im Scherben mit Abspringen der Glasur erzeugen, so ist es erklärlich, daſs eine solche
Masse – man kann sie empfindlich nennen – nur eine kleinere Vermehrung der
Kieselsäure oder eine Veränderung der Mahlfeinheit dieser zu erleiden braucht, um
auf das Maximum der Spannung zu gelangen. In Wirklichkeit tritt nun in der Regel das
Ränderabspringen nicht bei jedem Stücke, bei jedem Teller ein; unter vielen
beschädigten gibt es auch immer gesunde. Dies weist darauf hin, daſs die Veränderung
des Kieselsäurematerials nicht allein die Ursache ist,
sondern andere Umstände noch hinzukommen müssen, um das Abspringen der Ränder herbei
zu führen. Und das ist die Scherbenspannung in Folge
von Differenzen der Gefügedichtigkeit der gebrannten Waare. Diese Spannung ist
abhängig von Nebenumständen, z.B. zu groſser und zu geringer Wassergehalt der Masse,
zu poröse Gypsform, trockene Form bezieh. stark saugende Form, starker Druck beim
Ein- und Ueberformen, ungenügendes Abnehmen der Ränder, sowie Zusammentreffen dieser
Verhältnisse. So kann ein Dreher beim Ueberformen von Tellern die Gewohnheit haben,
während des Andrückens des Masseblattes mit den Händen auf den Rand des Blattes (des
Tellers) stärker zu drücken; dieser Druck allein würde bei der betreffenden Masse
jedoch noch keine Gefügedifferenzen herbeiführen, welche groſs genug wären, das
Ränderabspringen zu bewirken; nun bekommt der Dreher aber dazu noch eine Reihe von
ganz trockenen Formen unter die Hände, welche die durch den stärkeren Druck bewirkte
Gefügedifferenz erheblich vermehren, und der Fehler tritt bei diesen Stücken ein und
zwar so lange, bis die Formen im Gebrauche wieder durch Wasseraufnahme schwächer
saugend geworden sind. Dieser Dreher wird unter seinen Tellern immer einen Posten
mit abgesprungenen Rändern haben, während ein anderer Dreher, selbst wenn er mit
trockenen Formen arbeitet, bei derselben Masse gar keine hat und jener bei einer
weniger empfindlichen Masse auch ohne Unglück arbeitet. Ränder von übergeformten
Gegenständen werden, wenn irgend möglich, nach dem Abnehmen von der Form mit dem
Polireisen oder auch mit dem Polirhorne geglättet und selbst etwas Masse dabei oft
abgedreht bezieh. mit dem Polireisen weggenommen; je nachdem das Eisen mehr oder
weniger wegnimmt, kann auch die Spannung durch Gefügedifferenz mehr oder weniger
abgeschwächt oder ganz beseitigt werden, indem eben die gespannte Randschicht
verschwindet. In einer Fabrik, die zeitweise sehr stark an Ränderabspringen zu
leiden hatte, wurde beim Auftreten des Fehlers der Rand der Teller u.s.w. stark
abgenommen und dies hatte immer guten Erfolg.
H. Seger bespricht in der Thonindustriezeitung, 1884 S. 143 den Einfluſs der
Schwefelsäure auf Glasuren. Ein von ihm geschmolzenes Bisilicat, mit
Sulfaten gesättigt, enthielt 4 Proc., ein Trisilicat nur 2 Proc. Schwefelsäure, so
daſs das Bisilicat bei Aufnahme von Kieselsäure 2 Proc. Schwefelsäure abgegeben
hatte. In der That gaben die vorher klar geschmolzenen Gläser auf dem Scherben, also
mit Kieselsäure in Berührung, schaumige Massen. Dieser Vorgang dürfte die häufigste
Ursache von Aufkochen und Eierschaligkeit der Steingutglasuren sein.
Die Glasurbestandtheile, wie Bleiweiſs, Soda, Potasche u. dgl., enthalten mehr oder
weniger Schwefelsäure; zuweilen werden sogar Gyps und Schwerspath mit verwendet.
Enthält nun die Fritte Sulfate und es wird weiterer Sand oder Thon zugesetzt, welche
aus der Fritte eine saurere Glasur bilden, so tritt ein Austreiben der Schwefelsäure
und damit eine Entwickelung von Gasen ein, welche die Glasur eierschalig bis
groſsblasig machen. Oft findet dabei noch eine Ausscheidung von Galle auf der
Oberfläche statt, welche dieselbe gleichsam wie eine Fettschicht überzieht, sie
blind macht. Am auffälligsten sind diese Erscheinungen, wenn die Glasur in der
Muffel eingebrannt wird, weniger im Ofen. Der Brand geht in der Muffel rascher von statten,
die Blasen haben nicht Zeit, bis an die Oberfläche zu kommen, hier zu platzen und
sich dann wieder auszuebnen; ferner herrscht in der Muffel in der Regel eine
oxydirende Atmosphäre, im Ofen dagegen oft eine zeitweise reducirende. Die
Hervorbringung einer reducirenden Atmosphäre ist nämlich das einzige zuverlässige
Mittel, um die Schwefelsäure aus der Glasur zu entfernen und die damit verbundenen
Erscheinungen zu beseitigen, ein Mittel, welches allerdings mit Vorsicht angewendet
werden muſs. Seger schiebt, wenn die Muffel so hoch
erhitzt ist, daſs die Glasur sich eben schlieſst, 2 bis 3mal kieniges Holz durch das
Schauloch hinein, so daſs sich die Muffel mit dickem Qualme erfüllt. Dies darf aber
nicht früher geschehen, als bis die Glasur die Farben vollständig deckt und dadurch
vor der Einwirkung der reducirenden Gase schützt, sonst würden gegen reducirende
Einflüsse empfindliche Farben, wie Pink, Antimongelb u.a., schwinden. Mit dieser
Vorsicht ist es aber möglich, auch solche Farben zu erhalten, welche leicht durch
reducirende Gase zerstört werden können. Auch darf bei Anwendung von Bleiglasuren
die Reduction nicht zu kräftig und zu lange andauernd bewirkt werden, damit nicht
ein Schwärzen der Glasur eintrete. Dabei ist wohl zu beachten, ob das Bleioxyd als
solches in der Glasur enthalten ist, oder ob es darin gebunden, eingefrittet, als
kieselsaures Blei vorkommt. Freies Bleioxyd wird viel leichter durch reducirende
Einflüsse in metallisches Blei verwandelt, als kieselsaures Blei.
Ganz ungefährlich erscheint der Schwefelsäuregehalt bei Porzellanglasur. Hier wird
stets mit stark reducirender Flamme bis zu hoher Temperatur hinauf gebrannt, die
Schwefelsäure wird hierdurch vollständig zerstört und ausgetrieben. Es ist deshalb
auch zulässig, den Kalk hier in Form von Gyps in die Glasur einzuführen, was wegen
der eigenthümlichen molekularen Beschaffenheit des Gypses seine Vorzüge hat. Der zur
Herstellung der Masse verwendete Thon enthält oft Gyps, Schwefelkies u. dgl. Zur
Austreibung der so in den Scherben gelangten Schwefelsäure ist eine sehr hohe
Temperatur erforderlich. Bei verhältniſsmäſsig leicht flüssigen Ziegelthonen tritt
die Austreibung selbst unter reducirenden Einflüssen nicht unter Schmelzhitze ein
und erfolgt erst leicht bei der Sinterung des Thones. Bei den verhältniſsmäſsig
höher feuerfesten Materialien der Steingut- und Porzellanindustrie erfolgt die
Austreibung der Schwefelsäure jedenfalls bei entsprechend höherer Temperatur. Bei
Ziegelthonen kann aber Schwefelsäure unter oxydirenden Einflüssen noch dann
bestehen, wenn der Thon in Fluſs geräth. Nach dem Rohbrande können darum nicht
unerhebliche Mengen von Schwefelsäure in der Masse vorhanden sein, welche von dem
beim Glasiren verwendeten Wasser gelöst und der Glasur wieder zugeführt werden.
Scherben, welche bei ausschlieſslich oxydirender Flamme gebrannt sind, z.B.
Steingut, ergeben stets eine mehr zur Eierschäligkeit und Blasigkeit geneigte Glasur als solche, bei
welchen in hoher Temperatur zeitweise eine reducirende Ofenatmosphäre angewendet
wurde.
Gelangt beim Drehen des Thones über Gypsformen Gyps in die Masse, so kann dieses beim
Porzellan das Pockigwerden bewirken. Unter oxydirendem Einflüsse – und Pocken
entstehen nur bei oxydirendem, nie bei reducirendem Feuer – kann sich der
schwefelsaure Kalk un-zersetzt erhalten, bis völlige Verdichtung des Scherbens
eingetreten ist. Erst wenn flüssige Bestandtheile im Scherben enthalten sind,
beginnt die Reaction mit einer Austreibung der Schwefelsäure, wie Seger nachgewiesen hat.
Eine weitere Quelle für die Einführung von Schwefelsäure finden wir im Wasser, welches zum Anmachen der Glasur verwendet wird.
Besonders verhängniſsvoll kann dies in der Steingutindustrie werden, weniger in der
Porzellanfabrikation, weil hier ja immer durch die reducirende Flammenbeschaffenheit
etwaige Schwefelsäure, besonders wenn sie fein vertheilt in Glasur und Masse
vorkommt, beseitigt werden kann.
Bei Verwendung Schwefel haltiger Brennstoffe enthalten die Verbrennungsgase
Schwefligsäure und Schwefelsäure, welche sich mit dem Schwitzwasser auf den Einsatz
niederschlagen können und dann das Durchschlagen der Farben bewirken. Das saure
Wasser schlägt sich auf den Geschirren nieder und löst die meisten Farben, z.B.
Kobaltoxyde, Manganoxyd, Chromoxyd u. dgl., auf und führt sie auf die andere Seite
der Gefäſse hin; mit der Verdunstung des Schwitzwassers lagern sich alsdann die
färbenden Metalloxyde wieder ab und so erscheint oft auf der Innenseite der Gefäſse
ein vollständiges Spiegelbild der Malerei auf der äuſseren.
Sind schlieſslich die verwendeten Farben nicht ausgewaschen, enthalten sie namentlich
noch Sulfate, so zeigt sich häufig Eierschaligkeit oder Blasigwerden, oder auch
vollständiges Entglasen in Folge der Abscheidung von Glasgalle.