Titel: | Siemens und Halske's Energiemesser. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 275 |
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Siemens und Halske's Energiemesser.
Mit Abbildungen auf Tafel 22.
Siemens und Halske's Energiemesser.
In dem Energiemesser von Siemens und Halske in
Berlin (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 25919
vom 12. Juli 1883) ist auf dem freistehenden Ende des Kernes eines
stabförmigen Elektromagnetes B ein horizontaler
Eisenring A (Fig. 11 und
12 Taf. 22) an dem Endpunkte eines Durchmessers befestigt. An den
Endpunkten des dazu senkrechten Durchmessers sind über den Ring A zwei Rollen G und H mit feinem Drahte geschoben, welche mit einer durch
die Mitte des Eisenringes A gehenden, von einem Faden
F mit Spannvorrichtung getragenen, vertikalen
Eisenachse C so verbunden sind, daſs sie sich ohne
Reibung auf dem Ringe bewegen können. Diesen Rollen wird der Strom durch zwei gegen
einander isolirte Spiralfedern D und E zugeführt, welche sich um den Aufhängefaden
herumwinden und bei Drehung der Rollen auf dem Ringe sich der Drehung mit einer
proportional dem Drehungswinkel wachsenden Kraft widersetzen, nach Unterbrechung des
die Drehung veranlassenden Stromes aber die Rollen in ihre Ruhelage zurückführen.
Während nun eben derselbe Strom auch durch den Elektromagnetstab B den Ring A und durch
diesen die Eisenachse C magnetisirt, zieht ein am
unteren Ende der
letzteren befindlicher Eisenschuh einen kleinen, durch einen Messingbügel mit der
Achse verbundenen, beweglichen Anker J an und nach
oben; hört der Strom und der Magnetismus auf, so fällt der Anker ab und dabei greift
ein kleines, am Anker J befestigtes Messer in die
feinen Zähne eines dicht unter dem Anker und centrisch zur aufgehängten Eisenachse
angebrachten Kronrädchens. Das Kronrädchen macht demnach jede rückgängige Bewegung
der Drahtrollen mit und überträgt sie auf ein Zählwerk.
Es wird nun ein Zweig des Hauptstromes durch die Spiralfedern und die Rollen geführt
und ein Nebenschluſsstrom des ganzen Leitungsstückes, worin der Energieverbrauch
vermessen werden soll, durch die Windungen des stabförmigen Elektromagnetes B; es wird ferner der Nebenschluſs des Hauptstromes –
oder bei etwas veränderter Anordnung des Instrumentes und bei groſsen Schwankungen
in der Stärke der Ströme wegen des im Eisenringe A
zurückbleibenden Magnetismus zweckmäſsiger der Stromzweig in den Rollen G, H – regelmäſsig abwechselnd geschlossen bezieh.
unterbrochen und daher gibt das Zählwerk die Summe der verbrauchten Energie, wenn
nur die Constante des Instrumentes einmal bestimmt ist. Der Magnetismus des Magnetes
und des Ringes ist, so lange er noch hinlänglich weit vom Maximum des
Eisenmagnetismus entfernt ist, proportional der Stromstärke in den Windungen des
Elektromagnetes B; die Kraft, welche auf Verschiebung
der Drahtrollen wirkt, ist in jeder Lage derselben auf dem Ringe A daher proportional dem Producte der Stromstärken in
den Windungen des Magnetes und in denen der Rollen G,
H, also proportional dem Producte IE (vgl.
1883 249 * 475).
Die in regelmäſsigem Wechsel eintretende Schlieſsung und Oeffnung des Stromes kann
durch irgend ein Uhrwerk geschehen, welches durch den Strom selbst in Bewegung
gesetzt werden kann. Siemens und Halske verwenden aber
lieber eine Art elektrischer Quecksilberuhr. Dieselbe besteht aus einem in der Mitte
zu einem capillaren Rohre zusammengezogenen Glasrohre. Ist das Rohr zur Hälfte mit
Quecksilber gefüllt und dann luftleer gemacht und zugeschmolzen, so wird das
Quecksilber wie in einer Wasserwage in die eine oder andere Rohrseite laufen, je
nachdem es auf die eine oder andere Seite geneigt wird. Diese wechselnde Neigung
wird durch einen Elektromagnet bewirkt, welcher das drehbar an einer Achse
befestigte Rohr auf die eine Seite neigt, wenn ein Strom durch die Windungen des
Elektromagnetes geht, und mit Hilfe einer Feder (oder eines zweiten Elektromagnetes)
auf die andere zurückführt, wenn der Strom unterbrochen wird. Diese Schlieſsung und
Unterbrechung bewirkt das Quecksilber in einem Rohrschenkel mittels der
eingeschmolzenen Platin drahte.