Titel: | W. Fränkel's Instrument zur selbstthätigen Aufzeichnung vorübergehender Dimensionsänderungen elastischer, fester Körper. |
Autor: | E. M. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 234 |
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W. Fränkel's Instrument zur selbstthätigen
Aufzeichnung vorübergehender Dimensionsänderungen elastischer, fester Körper.Auch für den verbesserten Dehnungszeichner ist dem Mechaniker Oscar Leuner in Dresden das Recht eingeräumt
worden, das Patent für das deutsche Reich auf seinen Namen zu nehmen.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
W. Fränkel's Dehnungszeichner.
Der nachfolgend beschriebene, von Prof. Dr. W. Fränkel
in Dresden angegebene Apparat (* D. R. P. Kl. 42 Nr. 19 398 vom 8. Februar 1882
Zusatz zu * Nr. 15 663) hat den gleichen Zweck wie das bereits früher (1882 243 * 207) mitgetheilte Instrument, nämlich die
Darstellung von Dehnungsdiagrammen, welche das ganze Veränderungsgesetz der
Inanspruchnahme eines Constructionstheiles während einer beliebig kurzen oder langen
Zeit für eine beliebig veränderliche Belastung derart veranschaulichen, daſs die
Abscissen den Zeiten und die Ordinaten den stark vergröſserten Längenänderungen
entsprechen. Der neue „Dehnungszeichner“
bietet im Vergleiche zu
dem unter Nr. 15 663 patentirten eine kinematische Umkehrung in so fern dar, als
jetzt der Papierstreifen die gleichförmige Bewegung empfängt und ein Schreibstift
senkrecht zu dieser Papierbewegung die geradlinigen Verschiebungen erfährt, welche
den zu verzeichnenden Dimensionsänderungen des Versuchsstückes proportional sind.
Hierdurch ist die Möglichkeit geboten, beliebig lange Diagramme zu erhalten und die
schwingenden Massen auf das mindeste zu beschränken. In Fig. 7 und
8 Taf. 19 ist das Instrument in Grundriſs bezieh. Ansicht
dargestellt.
An dem zu untersuchenden Körper A sind mittels Schrauben
zwei Klemmen a und b
befestigt; die beiden Spitzschrauben a1 und b1, welche fest angezogen werden, geben die Endpunkte
der untersuchten und zu messenden Strecke an, während die um Achsen pendelnden
Schrauben a2 und b2 nur zur Sicherheit
gegen das Verdrehen der Klemmen a und b dienen. Beide Klemmen stehen durch eine hohle
Schubstange B mit einander in Verbindung, indem das
eine Ende derselben direkt am kugelförmig ausgeführten Zapfen d der Klemme b angreift,
während das andere Ende noch mittels eines prismatischen Stückes B1 mit dem kurzen,
ebenfalls mit Kugelzapfen d1 versehenen Arme des auf der Klemme a
gelagerten ungleicharmigen Hebels C verbunden ist (vgl.
Fig. 9).
Tritt nun durch eine vorübergehende Beanspruchung eine Längenänderung des
Versuchsstückes A ein, so verschiebt sich a gegen b und da das Rohr
B als nicht beanspruchter Theil seine ursprüngliche
Länge beibehält, vollführt der auf a gelagerte Hebel
C eine entsprechende Drehung. Diese Drehung wird
durch die aus Fig. 7
ersichtliche Hebelverbindung auf den Schreibstift E so
übertragen, daſs diesem eine der Längenänderung proportionale (100 bis 200 mal so
groſse) seitliche Auslenkung ertheilt wird.
Um jeden todten Gang zu vermeiden, sind die Zapfen als nachstellbare Spitzzapfen
ausgeführt, während der Spielraum in den Zahnlücken der Getriebe, welche zur
Bewegung des Papierstreifens dienen, wie früher dadurch vernichtet ist, daſs immer
eines der in einander greifenden Getriebe nach einer die Zahnbreite halbirenden
Ebene getheilt ist und diese drehbar gegen einander verbundenen Theile durch eine
Feder aus einander gedrückt werden, so daſs die activen Zahnlücken immer ausgefüllt
sind. Damit auch am Kugelzapfen d1 nie ein Spielraum entstehen kann und doch für das
Verlängerungsstück B1
vollständige Beweglichkeit vorhanden bleibt, ist die Einrichtung Fig. 9
getroffen: Die beiden die Kugel d1 fassenden Backen sind mit ebenen Flächen
ausgeführt und wird der eine Backen durch eine starke Feder immer in der
Pfeilrichtung angepreſst.
Die Bewegung des Papieres erfolgt senkrecht zu der Verschiebung des Schreibstiftes
E durch das im Inneren der Papiertrommel D befindliche, in Fig. 10 bis
12, 14 und 15 wiedergegebene Uhrwerk, welches aus dem Windfange o mit der
Bremsscheibe p und den Räderpaaren q1 bis q3 besteht; q1 ist als Kronenrad,
q3 als Schneckenrad
ausgeführt. Die Spannung des ablaufenden Papieres geschieht durch die Aufwickelrolle
r (Fig. 8),
welche zu diesem Zwecke in ihrem Inneren eine
Spannfeder enthält.
Der am Gestelle feste Schreibstift E1 gibt die Nulllinie für die Diagramme an. Das
Einstellen des Schreibstiftes E in eine mittlere
beliebige Anfangslage läſst sich leicht durch eine Verlängerung bezieh. Verkürzung
der Schubstange B bewerkstelligen, zu welchem Zwecke
die eine Mutter am Ende des Rohres rechts-, die andere linksgängig ist; es genügt
somit ein bloſses Drehen des Rohres. Das Fixiren der Länge geschieht dann durch
Anziehen der Gegenmuttern.
Die Andrückung des beweglichen Schreibstiftes E ist in
Fig. 13 verdeutlicht. Die Kuppel schiene m
der Geradführung wird durch die Feder s, welche mit dem
Röllchen t verbunden ist, nach der Trommel D in allen Lagen gleichmäſsig stark gedrückt.
Um auf dem Diagramme irgend welche beliebige Punkte markiren zu können, ist an dem
Apparate ein Elektromagnet G (Fig. 15)
angebracht, dessen Anker u durch den Winkelhebel y mit den zwei Zinken v
verbunden ist. Wird nun ein Strom durch den Elektromagnet geschickt, also der Anker
angezogen, so schlagen die beiden Spitzen v
Punktirungsmarken in den Papierstreifen n ein. Die eine
der für die Leitung nöthigen Klemmen x1 und x2 (Fig. 7) ist
natürlich isolirt. Auch das Auslösen des Uhrwerkes kann durch den Elektromagnet
geschehen (vgl. Fig. 15).
Zu diesem Zwecke befindet sich am Ankerhebel y eine
Nase, welche für gewöhnlich den Hebel z1 festhält. Dieser Hebel z1 ist mit einem Hebel z2 (Fig. 11 und
12) verbunden, welchen die angedeutete Feder in der Richtung des Pfeiles
zu bewegen sucht. Das andere Ende von z2 trägt einen Stift, welcher in einem Schlitze des
Hebels z3 gleitet und
diesen aus der in Fig. 12
angegebenen Stellung in die Lage Fig. 11
überführen kann. An einem zweiten Arme von z3 ist die Bremsfeder w
befestigt, welche in der Stellung Fig. 11 auf
die Bremsscheibe p festgedrückt ist, somit das Werk
arretirt, während sie bei Ueberführung in die Lage Fig. 12 die
Bremsscheibe nicht nur losläſst, sondern auch den ersten Anstoſs zur Drehung des
Windflügels o gibt; das Werk beginnt also zu laufen und
der Papierstreifen ward abgezogen.
Sind mehrere Apparate durch eine elektrische Leitung verbunden, so beginnen sie beim
Schlieſsen des Stromes alle zu gleicher Zeit zu laufen, während in demselben
Augenblicke auch entsprechende Punkte in die Diagramme eingeschlagen werden.
Will man das Werk mittels Hand auslösen, oder auch Punkte auf den Papierstreifen n durch die Spitzen v
markiren, so braucht man nur den Knopf y1 (Fig. 15) in
der Richtung des gezeichneten Pfeiles zu drücken, um dasselbe Spiel der Hebel wie
beim Anziehen des Ankers u
zu erzielen. Das
Arretiren des Uhrwerkes geschieht dadurch, daſs man durch Drücken auf den Hebelarm
z den anderen Arm z1 so hoch hebt, daſs er wieder auf die Nase von y zu liegen kommt.
Will man nun z.B. bei Untersuchung einer Eisenbahnbrücke die correspondirenden
Deformationen der Constructionstheile erhalten, an denen Apparate angebracht sind,
so werden dieselben durch elektrische Leitungen in entsprechender Weise verbunden.
Beim Schlieſsen des Stromes wird dann auf jedem Diagramme die betreffende Ordinate
markirt.
Um auch die Deformation für einen bestimmten Ort der rollenden Last anzugeben, werden
seitlich der Eisenbahnschienen Contacte aufgestellt, wie sie in Fig. 19 und
20 in Aufriſs und Seitenansicht dargestellt sind. Durch das erste
Locomotivrad h wird beim Darüberfahren die Platte i und damit der Hebel i1 in die punktirt angedeutete Lage niedergedrückt;
dabei wird durch die isolirt aufgesetzte Feder k der
elektrische Strom geschlossen, in die Papierstreifen also ein Paar zusammengehöriger
Punkte eingeschlagen. In der niedergedrückten Stellung wird der Hebel i1 durch die dann
übergreifende Nase l1
der Feder l gehalten.
Eine weitere Anwendung des Instrumentes ist in Fig. 16 und
17 Taf. 19 veranschaulicht. Es soll die Verdrehung einer Welle A1 bestimmt werden. Zu
diesem Zwecke wird auf die Welle A1 ein allenfalls zweitheiliges Rohr B2 aufgeschoben,
welches durch Schrauben festgestellt, also mit dem betreffenden Querschnitte fest
verbunden wird; das andere Ende ist durch lose Schrauben s1 nur centrirt, so daſs sich das Rohr
relativ gegen diesen Querschnitt verdrehen und verschieben kann. Dann wird ein
anderer Ring c aufgebracht, welcher das Instrument
trägt. Es wird hierdurch die Verdrehung des Stückes Welle gemessen, welches zwischen
den fest angezogenen Schrauben s2 liegt und zwar im Abstande, der durch die
Entfernung des Kugelzapfens Z von der geometrischen
Achse der Welle A1
bestimmt ist.
Will man auch hier bestimmte Punkte des Diagrammes markiren, so kann man die in Fig.
18 gezeichnete Einrichtung verwenden.
Der eine Pol der elektrischen Kette ist durch die Schleppfeder d mit der Welle A1 und dadurch mit dem Apparate selbst verbunden. Die
Leitung geht von der isolirten Klemme x2 des Apparates nach dem auf der Welle befestigten
Ringe e, welcher die von der Welle isolirten Knaggen
g trägt. Der Strom wird dann allemal, wenn eine der
Knaggen vor der Feder f vorbeistreicht, geschlossen,
also ein Punkt auf dem Diagramme markirt. Es würden daher im vorliegenden Falle bei
jeder Umdrehung 8 Punkte hervorgehoben werden.
Fränkel hat mit dem Dehnungszeichner nicht nur
zahlreiche interessante Versuche über die Beanspruchung der Constructionstheile an
BrückenträgernVgl. Civilingenieur, 1881 S. 268, 1882 S. 191
und 1883 S. 383., Locomotiven
(Inanspruchnahme der Kuppelstangen, Versuche über die Schieberreibung bei Locomotiven) u.s.w. gemacht,
sondern das Instrument auch zur Bestimmung des Zugwiderstandes von
Eisenbahnfahrzeugen benutzt. Es wird die Deformation eines Stahlstabes, für welchen
man vorher durch Probebelastungen die Ausdehnungsskala ermittelt hat, aufgezeichnet,
während derselbe zwischen Tender und Versuchszug eingeschaltet ist, somit die ganze
Zugkraft zu übertragen hat. Durch ein Universalgelenk ist hierbei dafür gesorgt,
daſs auch wirklich bloſs Zugspannungen in den Stab hineinkommen.
Dadurch, daſs man den Stahlstab in die röhrenförmige Schubstange B selbst hineinlegt, nimmt das Dynamometer wenig Raum
in Anspruch. Auch Hartig hat nach denselben Prinzipien
ein handliches Dynamometer für landwirthschaftliche
Maschinen construiren lassen.
E. M.