Titel: | Chaunier's Maschine zum Herstellen der Fischnetze. |
Autor: | E. M. |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 198 |
Download: | XML |
Chaunier's Maschine zum Herstellen der
Fischnetze.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 15.
Chaunier's Maschine zum Herstellen der Fischnetze.
Textabbildung Bd. 252, S. 198
Die vorliegende Maschine stellt das Netzwerk mechanisch mit rhombischen Maschen her
und der geschlungene Knoten ist, wie aus beistehender Skizze ersichtlich, dem durch
Hand geschlungenen Filetknoten ganz gleich, ebenso wie der Knoten, welcher die Jouannin'sche MaschineDiese Maschine war auf der Pariser Ausstellung 1867 in Betrieb zu sehen und
ist von Kick in D. p.
J. 1868 188 * 376
beschrieben. liefert. Sowohl bei Jouannin's, als auch bei Chaunier's Maschine
erfolgt die Netzbildung durch das Zusammenwirken zweier
Fadensysteme: Bei Jouannin faſst eine Hakennadel zuerst den von der Spule kommenden Faden, dreht ihn zu einer
Schlinge, ergreift durch diese Schlinge hindurch den zweiten Faden, dreht auch
diesen zu einer Schlinge und zieht diese dann so weit aus, daſs sie über die Spule
des ersten Fadens abgeworfen werden kann. Nach Chaunier
dagegen wird zuerst ein Faden durch einen Fadenführer um 2 Stifte herum geführt, ein
anderer Theil desselben Fadens hierauf von unten mittels einer Gabel durch die erste
Schlinge gehoben, so daſs ein Fach entsteht, durch welches die in einer Art
französischer Broschirlade gelagerte Spule des zweiten Fadensystemes hindurch
gestoſsen wird. Die Leistung der Maschine entspricht einer Tagesarbeit von 300
Fischern, indem sie gegen 3500 Maschen in der Minute macht. Ein Arbeiter genügt zur
Ueberwachung.
Die Figuren auf Tafel 15 sind – ausgenommen Fig. 16 bis
18 – dem Génie civil, 1883/4 Bd. 4 S. 274
entnommen und es stellen dar: Fig. 1 bis
3 Vorderansicht, Querschnitt und Grundriſs der Maschine mit der Anordnung
der hauptsächlichsten Theile der Jacquardmaschine. Die Fig. 6 bis
11 geben die bei der Bildung der Knoten zusammenwirkenden Werkzeuge im
Einzelnen an. Die schematischen Skizzen Fig. 12 bis
15 und Fig. 16 bis
18 veranschaulichen die Herstellung des Knotens in der richtigen
Aufeinanderfolge der Lagen der einzelnen Organe, welche zur Fertigstellung einer Maschenreihe nöthig sind.
Alle arbeitenden Theile finden ihre Lagerung an dem guſseisernen Gestelle Z (Fig. 1 bis
3). Die den Faden stützenden und führenden Organe werden durch die
Jacquardmaschine bewegt, welche aber doppelt ausgeführt
ist und abwechselnd wirkt. Die Antriebsriemenscheibe M
ist auf der oberen Welle M1 festgekeilt. Die beiden Messer H und J, welche die Platinen k
heben, sind in Rahmen H1, J1
gelagert, die im Gestelle gerade geführt und mittels Lenkstangen von den beiden
Hebeln N aus gehoben und gesenkt werden. Die Hebel N empfangen ihren abwechselnden Antrieb durch 2
Curvenscheiben K, welche um 180° gegen einander
verdreht auf der Welle M1 festgekeilt sind. Die Platinen k werden in
der üblichen Weise gegen die Messer angedrückt und erhalten ihre Ablenkung durch
verschiedene Hebel. Die Mechanismen für diese einzelnen Bewegungen, wie auch
verschiedene andere unwesentliche Bestandtheile sind der Deutlichkeit wegen in den
Zeichnungen weggelassen.
Die Figuren 6 und 7 zeigen
Längs- und Querschnitt der Schützenlade S und des
Kammes A. Die Schütze O
enthält die mit dem Schuſsfaden angefüllte Spule P, und zwar sind diese Schützen neben einander in die
um die Zapfen S1
schwingende Schützenlade S eingereiht. Die Spulen
können nur eine sehr geringe Höhe haben und sind deshalb von ziemlich groſsem
Durchmesser gemacht, so daſs sie immerhin eine beträchtliche Menge von Schuſsfaden
aufzunehmen im Stande sind. Die Spulen können sich frei im Inneren der Messingschütze O drehen; gegen die Innenfläche der Schütze wird jede
Spule durch eine Feder R gepreſst, welche dadurch die
Drehbewegung bremst und die Spannung des Schuſsfadens regelt, Der Schuſsfaden y verläſst die Spule, indem er durch einen in der
Schütze angebrachten Spalt geht; von da aus läuft er um eine kleine Spannrolle q mit vertikaler Drehachse; eine kleine Schraubenfeder
s, schwächer als R,
bestimmt deren Spannung. Der Hauptzweck dieser Spannrolle ist der, das Ablaufen des
Schusses während der Knotenbildung zu regeln und zu
verhindern, daſs der Faden vorn je schlaff wird. Von dieser Spannrolle aus geht der
Schuſs y durch ein Oehr oder einen Fadenführer t weiter. Die Schützen selbst sind in den eigentümlich
geformten Tragbügeln U untergebracht, welche von der
Lade S nach unten gehen und so viel Spielraum zwischen
sich lassen, daſs sie ein freies Hindurchgehen der Fäden x, die hier der Analogie halber Kettenfäden
genannt werden mögen, gestatten.
Auſser der schwingenden Bewegung der Lade S, an welcher
alle Schützen theilnehmen, haben diese noch eine geradlinige Hin- und Herschiebung
in der Längsrichtung der Lade. Diese letztere Bewegung wird ihnen durch den Kamm A mitgetheilt, dessen Hauptkörper aus einem Kupferrohre
A1 besteht und das
eben so lang ist wie die Lade S; dieselbe hat wegen der
Längsverschiebung der Spulen um eine Theilung hin und zurück einen Spulen träger
mehr, als die Anzahl der Spulen beträgt. Quer in dieses Rohr At sind eben so viel Zähne oder
Stahlzungen z eingesetzt, als Schützenträger vorhanden
sind; dieselben bewirken die Längsverschiebung der Schützen. Die Längsbewegung des
Kammes wird durch eine Platine des Jacquardmechanismus eingeleitet; dabei
erleichtern kleine Rollen a1, a2 (Fig.
6 und 7) die
Beweglichkeit.
An zwei anderen Prismen B und B1 (Fig. 2 und
9), den Knotenprismen, sind Finger b2 angebracht, welche
an ihren vorderen Enden senkrechte Stifte – die Spitzen b und b1
– tragen, um welche herum die Knotenbildung stattfindet
und welche die fertigen Knoten vorübergehend tragen. Die Anzahl der Spitzen b und b1 auf jedem Prisma ist
gleich der Anzahl der Kettenfäden. Es erhalten die beiden Prismen ebenfalls zwei
abwechselnde Bewegungen, eine Quer- und eine Längsbewegung, welche wiederum vom
Jacquardmechanismus ausgehen. Die Gröſse der Maschen
wird durch die Entfernung zwischen den Spitzen b, b1 bestimmt, und zwar genügt bloſs die Aenderung
dieser Entfernung, um eine andere Maschengröſse zu erzielen; es kann dieselbe bei
der vorliegenden Maschine zwischen 15 und 60mm
betragen.
Die Kettenfäden x sind auf gebremsten Spulen
aufgewickelt, welche neben einander auf ein Prisma L
(Fig. 1, 2, 12 bis 15)
aufgesteckt sind. Das Prisma ist an den äuſseren Enden der Hebel L1 angebracht, welche
um die Achse L2
schwingen, eine Bewegung, welche wiederum vom Jacquard mittels der Hebel L3 veranlaſst wird
(vgl. Fig. 2). Von den Spulen laufen die Kettenfäden durch Fadenführer c (Fig. 12 bis
15), d. s. Stahlröhrchen, welche durch die Platte q mit dem Fadenführerprisma C fest verbunden
sind. Die Aufgabe dieses Prismas besteht darin, den Abzug der Kettenfaden zu
bewirken und dann dieselben zu führen. C läuft zu
diesem Zwecke auch wieder auf kleinen Rollen und erhält auſser der schwingenden
Querbewegung ebenfalls eine geringe Längsverschiebung, so daſs die Kettenfäden um
die Haken e und die Stifte b,
b1 herumgeschlungen werden. Die
Schwingungsweite des Spulenprismas L ist gleich der
Länge des zur Bildung einer Masche nöthigen Fadens. Der leichten Beweglichkeit
halber ist das Gewicht des Prismas durch Gegengewichte ausgeglichen.
Die Figuren 10 und 11 geben
einen Theil des sogen. Hakenprismas E wieder. Dasselbe
trägt eben so viel Haken e, als Fadenführerröhrchen c vorhanden sind, und ist ebenfalls mit Laufröllchen
versehen, mit denen es auf Bahnen läuft; es erhält wieder zwei Bewegungen, ähnlich
wie die früher erwähnten Hilfswerkzeuge. Die Haken e
ziehen die Kettenfäden x zu Schlingen aus, durch welche
die von unten kommenden Finger f (Fig. 8)
einen weiteren Theil der Kette hindurch heben, der sich dann mit dem Schusse in der
weiter unten angegebenen Weise kreuzt. Dem Prisma F mit
den Fingern f wird deshalb auſser einer Querbewegung,
welche ihm gestattet, das Hakenprisma zu begleiten, nicht nur eine Längsbewegung,
sondern auch noch eine Verschiebung in vertikalem Sinne zu Theil. Die Kettenfäden
werden auſserdem noch einmal zwischen den Knotenprismen B und den Haken e durch eine mit Einschnitten
w versehene vertikale Platte unterstützt.
Die zur Bildung einer Maschenreihe nöthigen Bewegungen
und die dabei auftretenden Verschlingungen sind in Fig. 12 bis
18 dargestellt: Fig. 12
zeigt die Anfangslage der hauptsächlichsten Organe beim Beginne einer neuen
Maschenreihe; die Fäden x gehen von den Stiften b1 aus und werden durch
die Führerröhrchen c an dem Stifte b vorbei um die Haken e
herumgeführt; die letzte Bindungsstelle mit dem Schusse y ist bei dem benachbarten Stifte b1, wo sich die eben gebildete Maschenreihe noch
befindet. Die Lieferung der nöthigen Kettenlänge erfolgt durch den früher
angedeuteten Niedergang des Hebels L1. Die Kettenfaden x
werden, nachdem sie um die Haken e herumgeführt sind,
noch durch die Führerröhrchen c um die Stifte b herumgeschlungen. Durch die hierbei entstehende
Anspannung wird die Schleife an den curvenförmig gestalteten Hinterflächen e2 der Haken e in die Höhe gezogen, bis sie an den Knöpfchen ihre
Stützung finden (vgl. Fig. 13 und
16).
Hierauf verschieben sich die Finger f längs des Prismas
F, fassen dadurch den tiefer liegenden Faden x1, bringen ihn unter
die Mitte der von den Fäden x gebildeten Schleife und
gehen dann mitsammt dem Faden x1 in die Höhe (vgl. Fig. 17),
so daſs ein Fach entsteht, durch welches nun die Schützen O mit dem Schuſsfaden hindurch geschoben werden. Es senkt sich nämlich
die Lade S (Fig. 14),
die Federn z schieben die Schützen O um eine Theilung nach hinten, so daſs, wenn nun die
Lade S und damit die Schützen O in die Höhe gehen, die Fäden y durch die
Fäden x1, die zwischen
Feder und Spule hindurch schlüpfen können, gebunden sind (vgl. Fig. 18).
Gehen nun die Finger f zurück und lassen sie damit die
Fäden x1 frei, so wird,
da alsbald auch die Haken e die Schlingen x abwerfen (vgl. Fig. 15),
bei dem darauf folgenden Aufwärtssteigen des Hebels L1 ein Straff ziehen der Kettenfäden
eintreten, somit ein Knoten gebildet, wie er in Fig. 4 in
etwas gelockertem Zustande dargestellt ist, während Fig. 5 ein
Stück des auf dieser Maschine gefertigten Netzes wiedergibt.
Die Knoten sind jetzt an den Stiften b gebildet worden
und werden auch durch diese Spitzen festgehalten; b und
b1 vertauschen vor
Bildung der nächsten Maschenreihe ihre Rolle; das Knotenprisma B1 und damit die Stifte
b1 gehen nach unten
und es streifen sich dadurch die fertigen Maschen ab; B1 und b1 steigen dann nach innen aufwärts, während b nach auſsen geschoben wird. Gleichzeitig mit diesem
Platzwechsel der Knotenprismen B und B1 wirkt ein Hebel m (Fig. 2) auf
ein Sperrrad, welches das mit Kautschuk überzogene Walzenpaar n um einen dem fertig gewordenen Netzwerke
entsprechenden Bogen dreht. Die fertige Waare wird auf dem Zeugbaume G aufgewickelt.
Alle wirkenden Theile kehren in ihre Anfangslage zurück, auch die Schützen, welche
also bei der Bildung einer jeden Maschenreihe einmal von links nach rechts und
einmal von rechts nach links gestoſsen worden sind. Die zuletzt gebildete
Maschenreihe in Fig. 5
befindet sich bei b.
Die erzeugten Netze sind zum Fischfange, zum Schütze von Gewächsen gegen Vögel u.
dgl. verwendbar.
E. M.