Titel: | Neuerungen an Walkmaschinen für Gewebe. |
Autor: | G. Rohn |
Fundstelle: | Band 252, Jahrgang 1884, S. 103 |
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Neuerungen an Walkmaschinen für
Gewebe.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 8.
Neuerungen an Walkmaschinen für Gewebe.
Der Zweck des Walkens der ganz- oder halbwollenen Gewebe, die Waare zu verdichten und
die einzelnen Fäden des Gewebes (Lodens) mit einander zu verfilzen, wird erreicht
durch eine mechanische Behandlung bei Gegenwart von Feuchtigkeit und Wärme (20 bis
30°). Die vorstehenden Faserenden der durch die mechanische Behandlung des Gewebes
eng an einander gebrachten einzelnen Fäden verschlingen sich, nachdem sie durch die
Feuchtigkeit und Wärme geschmeidig gemacht, durch die der Wollfaser eigenthümliche
sogen. Krimpkraft so mit einander, daſs das Tuch vollkommen gleichmäſsig dicht wird
und die Lage der einzelnen Fäden nicht mehr zu erkennen ist.
Die mechanische Behandlung, die in früherer Zeit in einer Bearbeitung durch
HämmerVgl. Hammerwalken von Bernon 1827 23 * 211, Schwalbe
1863 168 * 7 und 1883 249 * 82 bezieh. Schimmel 1869 192 * 35 und 1883 249
* 81., also in bloſsem Drucke bestand, stellt sich bei den Walken
neuerer Zeit meist in einer vereinigten Anwendung von Zug und Druck auf das in
Strangform befindliche Gewebe dar und wird hauptsächlich durch Walzen
hervorgebracht. Für Gewebe in längeren Stücken hat die Walzenwalke die Hammerwalke
fast vollständig verdrängt und es beziehen sich die nachfolgend betrachteten
Neuerungen mit nur einer Ausnahme auf Walzenwalken.
Die neueren Walzenwalken haben alle nur ein Walzenpaar, welches immer in Verbindung
mit einem Streck- und einem Stauchapparate arbeitet, so daſs ein Unterschied der
verschiedenen Constructionen nur in Bezug auf die Anordnung der Streck- und
Stauchapparate besteht.
Das in Strangform zwischen das Walzenpaar tretende Gewebe wird vor dem Eintritte in
einem Kanäle oder zwischen vertikal stehenden Walzen seitlich zusammengedrückt,
dadurch in seinem Durchgange etwas gehindert und es entsteht ein Zug in der Länge
des Gewebes. Die Kettenfäden werden durch den Zug einander genähert und das Gewebe
schwindet in seiner ursprünglichen Breite: es walkt ein. Dieses Einwalken nach der
Breite kann deshalb durch Vermehrung oder Verminderung der seitlichen
Zusammenpressung verändert werden. Das Walzenpaar liefert das Gewebe in einen Kanal
ab, wo dasselbe, an seinem Fortgange gehindert, sich anstaut und durch das immer neu
hinzutretende Gewebe einen Druck in der Längenrichtung erhält; dadurch werden die Schuſsfäden einander
genähert und es erfolgt ein Einwalken in der Länge. Dieses Einwalken wird jedoch
durch den Zug im Streckapparate, welcher auf eine Verlängerung des Gewebes hinzielt,
beeinfluſst. Durch den nach einander von verschiedenen Seiten erfolgenden Druck auf
das sich immer in andere Falten legende Gewebe erfolgt dann bei der durch die
Schnelligkeit der Bearbeitung von selbst sich bildenden Wärme und durch die
Einwirkung der Seifenlösung, durch welche die Waare vorher gezogen wurde, die
vollkommene Verfilzung der einzelnen Fäden.
In so fern als die Walzenwalken, um das Umherspritzen des Wassers und um
Wärmeverluste zu verhüten, ganz geschlossen sind, also die Waare während des
Walkprozesses nicht beobachtet werden kann und die Einstellung sowie die
verschiedene Druckertheilung der einzelnen arbeitenden Organe wesentlich den
Walkprozeſs bedingt, sind die neueren Walzenwalken mit einer groſsen Anzahl
Mechanismen zur Regulirung und Sicherung des Gewebelaufes versehen, welche nun ihre
Betrachtung finden sollen.
An erster Stelle sind hier die Neuerungen an Walzenwalken von L. Ph.
Hemmer in Aachen (* D. R. P. Nr. 7852 vom 18. April 1879 und Zusatz * Nr. 12 684 vom 6. Juli 1880,
sowie * D. R. R. Nr. 23 050 vom 7. Oktober 1882) zu erwähnen. Das erste
Patent mit dem Zusatzpatente betrifft die von dem Erfinder mit Universalwalke
benannte Ausführung seiner Maschinen, da auf derselben mit gleich gutem Erfolge die
leichtesten und die schwersten Gewebe behandelt werden können. Das zweite Patent bezieht sich
auf die von Hemmer neuerdings eingeführte Specialwalke, welche für leichtere tuchartige Gewebe
bestimmt ist.
Zunächst sei die Universalwalke mit Bezug auf die beigegebenen Zeichnungen
beschrieben, so daſs damit auch eine Ergänzung zu der schon in D. p. J. 1880 235 424
gegebenen Darstellung über den Gegenstand des Hauptpatentes Nr. 7852 besteht. Die
von dem Zusatzpatente betroffenen Theile sind jedoch in der Fassung desselben
wiedergegeben.
Die Anordnung der arbeitenden Theile bei der groſsen Hemmer'schen Universalwalke (vgl. Hemmer,
1866 175 * 186), auf der bis zu 6 Stück Gewebe
gleichzeitig behandelt werden können, ist folgende: die in einem von Glasstäben
gebideten Roste R (Fig. 1 Taf.
8) getheilt aufsteigenden Gewebestränge treten nach einander zwischen einem
horizontalen (w, d) und einem vertikalen Walzenpaare
zwischen die beiden Walzen a und b und stauchen sich dann auf einem Tische A gegen die auf denselben gedrückte Walze d1, um hinter derselben
wieder nach unten in die Walkflüssigkeit zu fallen. (Vgl. Desplace 1878 229 13.)
Die den Walkprozeſs und den Gewebegang beeinflussenden Neuerungen umfassen: 1) Den
durch Stufenscheiben s und s1 (Fig. 1 und
2) entsprechend schneller oder langsamer als die Geschwindigkeit der
Walze a erfolgenden Antrieb der Walze w. Das Gewebe wird dann leichter dem walkenden
Walzenpaare zugeführt oder erleidet eine gröſsere Streckung, so daſs es mehr oder
weniger in der Länge einwalkt. Das zuführende Walzenpaar w und d wird auch doppelt kegelförmig
gestaltet, damit die durch den Rost R aus einander
gehaltenen Gewebestränge dann leichter zusammenlaufen. 2) Ueber dem Roste R ist mit demselben ein Entfalteapparat verbunden,
welcher verhindert, daſs die Gewebestränge in der einmal durch den Druck des
Walzenpaares angenommenen Faltenlage demselben wieder zugeführt werden, also die
dann entstehenden sogen. Walkfalten aufhebt (vgl. Martin 1858 147 * 258). Zwei mit rechts- und
linksgängigen Gewinderippen versehene Messingstäbe c,
zwischen denen die Gewebe hindurchgehen, werden dabei gedreht und suchen die
einzelnen Stränge nach der Breite zu öffnen. Die Stäbe c können durch die in ihren Lagern steckenden rechts- und linksgängigen
Schraubenspindeln t mittels Kegelräder von dem
auſserhalb des Maschinengestelles befindlichen Handrade h1 gegen einander gestellt werden. 3) Um
einer zu groſsen schädlich werdenden Anstauung der Gewebe auf dem Tische A vorzubeugen, ist am Ende desselben ein Walzenpaar e, e1 angeordnet,
welches der jeweiligen Waare entsprechend den Abzug regelt. Die niedere Walze e wird durch Riemen von der unteren Walkwalze b aus und von dieser durch einen geschränkten und
offenen Riemen mit Hilfe der Zwischenscheibe g die
obere Walze e1
getrieben. Die obere Walze e1 lagert in Armen H, welche durch die
verzahnte Stange T auf der festen Nase n entsprechend eingestellt werden. Die zu beiden Seiten
des Auges von H befindlichen Federn f1 vermitteln einen
elastischen Druck.
Umfassend sind die Neuerungen in Bezug auf den Antrieb und die Druckertheilung des
Walzenpaares a, b und der Sicherung des richtigen
Gewebeganges. Die obere Walze a wird von der unteren
Walze b, anstatt wie bisher direkt, durch ein durch
Gelenke verbundenes Räderpaar R1, R2 getrieben, so daſs der Zahneingriff stets gleich
und die jederzeitige ruhige Bewegungsübertragung bei jeder Stellung der oberen Walze
gesichert ist. Die obere Walze a ist in Gleitstücken
gelagert, welche in der Mitte der Doppelhebel B hängen.
Die Enden der letzteren werden von den im Maschinengestelle geführten und am unteren
Ende mit Gewinde versehenen Spindeln p getragen. Auf
die Spindeln sind die Federn f gesteckt und vor
dieselben die Mutterbüchsen i geschraubt, welche in
Nasen des Gestelles ruhen. Die Mutterbüchsen i sind in
den auf ihnen sitzenden Schneckenrädern l mit Keil und
Nuth verschiebbar. Alle 4 Schneckenräder l sind durch
rechtwinkelig liegende Spindeln o und q und Kegelräder r
gleichzeitig von einem Punkte aus mit dem Handrade h zu
drehen. Bei einer Linksdrehung der Schneckenräder l und
damit der Mutterbüchsen i werden die Spindeln p, da sich die Mutterbüchsen auf ihre Führungsnasen
aufsetzen, gehoben und kann somit die obere Walze verschieden hoch gegen die untere
eingestellt werden. Bei der Rechtsdrehung der Schneckenräder l schrauben sich dagegen die Mutterbüchsen i
auf ihren Spindeln in
die Höhe und spannen damit die Federn f, wodurch ein
veränderlicher Druck der oberen Walze a auf die untere
b erreicht wird. Die parallele Führung der oberen
Walze, wenn dieselbe von dem durchgehenden Gewebe einseitig gehoben wird, um
Klemmungen und Beschädigungen vorzubeugen, vermittelt die Welle W, an welche auf beiden Seiten mit den Hebeln B1 die Gleitstücke der
oberen Walze angehängt sind. Wegen der geraden vertikalen Führung sind die Lager der
Welle W horizontal etwas verschiebbar.
Die Stellung und Druckertheilung der Walzen d und d1 ist in ähnlicher
Weise wie bei der oberen Walze a leicht und sicher zu
bewerkstelligen. Die an der Lagerbrücke befestigte Stange y ist mit Gewinde versehen und in dem durch Kegelräder z1 gedrehten Kegelrade
z mit Nuth und Keil verschiebbar. Beim Drehen der
Stange y wird entsprechend die Walze gesenkt oder es
werden durch die Brille u die Federn v angespannt.
Wenn sich in dem Gewebestrange eine Schlinge oder ein Knoten gebildet hat, welcher
nicht durch den Rost schlüpfen kann oder sich an diesem löst, so verhindert eine
sicher wirkende Einrichtung das Stehenbleiben des Gewebes, während die Walkwalzen
weiter laufen, und vermeidet somit sogen. Scheuerstellen. Der Rost R ist drehbar angeordnet und kann sein Gewicht durch an
den Hebel I angehängte Gewichtsscheiben G (Fig. 2 und
8 Taf. 8) ausgeglichen werden, so daſs sein Heben durch einen
Gewebeknoten sehr leicht erfolgen kann. Wenn sich der Rost R hebt, wird sofort der Antrieb der Maschine ausgerückt und ist dabei die
Einrichtung so getroffen, daſs nicht bloſs der Riemen auf die Losscheibe O gerückt, sondern auch gleichzeitig damit entspannt
wird. Der von der Gabel E geführte Antriebsriemen läuft
über die mit ihr verbundene Rolle L und ist die Gabel
mit der Rolle sowohl horizontal, als vertikal, verschiebbar durch das Gleitstück x, welches mit der Rolle k
sich auf den Hebel m stützt. Mit dem Bolzen M ist der Hebel N in einem
festen Auge des Gestelles drehbar und zugleich mit einem rechtwinkelig stehenden
Hebel U verbunden. Das Ende des Hebels N drückt mit einer Rolle gegen den Hebel S und muſs so bei einer horizontalen Verschiebung des
Gleitstückes x durch den Hebel N, weil mit dem Hebel S der Hebel m verbunden ist, dasselbe entsprechend steigen oder
sich senken, also den Riemen spannen oder entspannen. Ein durch das Gestelle
reichender Stift des Rostes R führt sich in einem
Schlitze der Stange C, welche durch den Winkelhebel D mit der an den Hebel U
angehängten Ausrückstange verbunden ist. Wird der Rost R zu hoch gehoben, so zieht er die Stange C
an (wobei die Feder F noch einen Gegendruck ausübt) und
bringt den Riemen auf die Losscheibe. Die Form des Hebels m und S ist so gewählt, daſs nicht bei
geringen Verschlingungen des Gewebes, welche sich durch den Widerstand des Rostes
leicht lösen, sofort die Maschine ausgerückt wird. In der früheren Anordnung war statt des Hebels
m eine feste schiefe Ebene vorhanden, auf welcher
das Gleitstück x sehr leicht wieder abrutschen
konnte.
Um das leichte Lösen der Schlinge durch den Arbeiter bei stillstehender Maschine zu
ermöglichen, kann der Rost R in seiner höchsten Lage
festgestellt werden. Die Stange C braucht nur
entsprechend gehoben zu werden und wird durch Einlegen der Klinke K in eine Nase der Stange Q festgehalten; es wird dann nur die Feder F1 zusammengedrückt und der Rost von der
Stange C getragen.
Wenn durch irgend einen Umstand das Gewebe still stehen sollte, ohne daſs Schlingen
oder Knoten dies verursachten, so wird ebenfalls die Maschine ausgerückt (vgl. Romey 1879 232 * 499). Wenn
das Gewebe still steht, so bleibt auch die Walze w
stehen und es wird dann durch deren Antrieb die durch Feder zusammengehaltene
Kuppelung P aus einander gedrückt. Durch Drehung des
sich anlegenden Winkelhebels wird die Stange p1 und damit der Rost R
gehoben und findet auf die vorher beschriebene Weise das Ausrücken statt.
Um die Länge des Gewebes während des Ganges und damit das Einwalken in der Länge
messen zu können, ohne die Maschine auszurücken, wird von der unteren Walze aus
durch ein Schneckenrad P1 der Zeiger Z eines Zifferblattes getrieben.
Etwaige Unterschiede, welche sich durch die Abnutzung der unteren Walze
herausstellen, können mit Hilfe einer Reibungskuppelung Y wieder ausgeglichen werden.
Die Neuerungen an der Hemmer'schen Specialwalke, soweit sie auf den Walkprozeſs
verbessernd einwirken, bestehen in der Anordnung des Einführ- oder Streckapparates
und des Stauchapparates. Die Einführung des Gewebes zwischen die Walkwalzen
geschieht in einem Kanäle e (Fig. 4 und
5 Taf. 8), dessen Seitenwände mit Glasplatten p ausgefüttert sind und gleichzeitig gegen die Mitte zu verstellt werden
können. Durch ein Handrad werden durch die gemeinschaftlich auf einer Welle
befestigten Räder o die Räder o1, welche auf den Schraubenspindeln q sitzen, gedreht und kann damit der Kanal e beliebig je nach der Stärke des zu walkenden Stoffes
verengt werden. Die Federn E vermitteln dabei einen
elastischen Seitendruck auf den durchgehenden Gewebestrang. Den Stauchapparat bildet
ebenfalls ein Kanal BD, welcher in verschiedenen
Winkeln gegen die Walkwalzen eingestellt werden kann. Der Boden des Kanales oder der
Tisch B läſst sich concentrisch um die untere Walze b verstellen und wird dadurch dem angestauten Gewebe je
nach Erforderniſs eine mehr oder weniger abschüssige Bahn gegeben. Der Deckel D des Kanales ist, indem er an den die Achse der oberen
Walze a umgreifenden Armen A befestigt ist, um die obere Walze concentrisch drehbar und damit der
jederzeitige vollkommene Abschluſs des Stauchkanales gegen die Walkwalzen erreicht.
Der Deckel D hängt mit der Stange t an dem Hebel h, welcher
durch die Stange j an die von der Feder f abwärtsgezogene Stange i
angehängt wird, und erfolgt damit ein elastischer Druck des Deckels D auf das angestaute Gewebe. Durch verschieden enge Verbindung von h mit i (die Stange j hat verschiedene Löcher zum Einhängen) kann der
Deckel D verschieden hoch eingestellt und somit auch
die Stauchung regulirt werden. Das an dem anderen Arme h1 des Hebels h hängende auswechselbare Gewicht g entlastet
je nach Bedarf den Druck der Feder f.
Für die Sicherung des Gewebeganges sind verschiedene Einrichtungen angebracht. Damit
sich das aus dem Stauchkanale abfallende Gewebe nicht querlegen kann, was besonders
oft der Fall, wenn dasselbe leicht ist, und dadurch zu Verschlingungen Anlaſs gebe,
sind im Inneren der Maschine zwei durch ein Handrad von auſsen mit der
Schraubenspindel s verstellbare Seitenwände W (Fig. 5)
angeordnet. Wenn gleichzeitig mehrere Gewebe, von denen eines länger als die übrigen
ist, gewalkt werden, so wird das längere Gewebe, um Verschlingungen der neben
einander laufenden Stücke zu vermeiden, von der Walze r
um die stellbare Walze r1 herumgenommen. Bei der Ausrückvorrichtung, wenn Verschlingungen und
Knoten vorkommen, ist die Einrichtung getroffen, daſs der Antriebsriemen bei jeder
beliebigen Hubhöhe des Rostes auf die Losscheibe gebracht werden kann. Der durch
anzuhängende Gewichte (bei G) beliebig zu beschwerende
Rost R trägt eine auſserhalb des Gestelles reichende
Nase n, welche gegen die auf der Stange l stellbare Nase m in
beliebiger Höhe stoſsen kann. Auf der die Riemenführungsgabel tragenden Welle u ist der Hebel v
befestigt, welcher auf der einen Seite ein angehängtes Gewicht und auf der anderen
Seite die Klinke k trägt, die sich gegen die
feststehende Nase w legt. Wenn beim Heben des Rostes
durch eine Schlinge auch die Stange l gehoben wird, so
hebt der auf u lose sitzende Gabelhebel x durch einen Vorsprung die Klinke k aus und das Gewicht bewegt die Riemengabel auf die
Losscheibe. Da auf diese Weise die Verbindung des Rostes mit dem Ausrückmechanismus
nicht mehr fest (wie in Fig. 3) ist,
so kann auch die Maschine ganz unabhängig, ohne den Rost R zu heben, leicht beliebig ausgerückt werden. Es ist dazu ein weiterer
Handhebel auf der Welle u vorhanden, welcher unter den
Hebel x greift und diesen hebt; durch denselben
Handhebel wird dann auch, indem er auf der anderen Seite unter den Gewichtsarm von
v greift, das Einrücken besorgt.
Von der oberen Walkwalze a aus wird durch einen
geschränkten Riemen auf eine lose laufende Scheibe c
und von der Welle derselben mit offenen Riemen auf die untere Zuführungswalze f getrieben; die Mitnahme vermittelt dabei die
Kuppelung d. Wird nun das Gewebe durch irgend einen
Umstand in seiner Bewegung aufgehalten, ohne daſs der Rost R die Ausrückung bewirken kann, so wird die Kuppelung d, da die Walze f dann
ebenfalls still steht, aus einander gepreſst und die an der Scheibe c sitzende Nase r tritt
dadurch unter die Umbiegung der Stange y und zieht
diese in die Höhe. Die Stange y ist mit der Klinke k
verbunden und es wird
somit auch diese ausgehoben und die Maschine ausgerückt. Sollte noch irgend eine
Schlinge durch den Rost geschlüpft sein, ohne daſs derselbe ausgerückt hätte, so
wird dann die Druck walze D1 etwas gehoben. Das eine Zapfenende z
derselben führt sich in einem Schlitze der Stange y und
bewirkt durch das Heben derselben die Ausrückung.
Hemmer will auch noch die beiden Walkwalzen a und b unter sich durch
Reibung betreiben. Die Achsen der Walzen tragen die Scheiben S, gegen welche die Doppelrolle F sich
anlegt. Die Federn C verhindern dabei das zu starke
Andrücken der Rollen F gegen die Scheiben S und machen den Druck elastisch.
Alle die verschiedenen Sicherheitsvorrichtungen erlauben ohne Gefahr für die Gewebe
eine groſse Geschwindigkeit der Walzen und bedingen dadurch eine groſse
Leistungsfähigkeit der Hemmer'schen Walkmaschinen.
Dieselben haben deshalb auch eine groſse Verbreitung gefunden.
Von C. A. M.
Schulze in Crimmitschau (* D. R. P. Nr. 23930 vom 30. März 1883) ist eine Einrichtung
zur gleichmäſsigen Druckertheilung und parallelen Führung der oberen Walkwalze
angegeben. Die beiden Lager a der oberen Walze (Fig.
6 Taf. 8) laufen unten in einen Kasten k aus,
in welchem die Wagenfedern b liegen. Auf die Federn b drücken die rechten Arme des Hebels f, dessen linke Arme mit einer Verzahnung g in die auf einer durch die Maschine gehenden Welle
festsitzenden Rädern r eingreifen. Von einem Handrade
h aus wird durch die Schnecke s das mit r verbundene Rad
r1 gedreht und
dadurch entweder die Federn b angespannt, oder die
obere Walze, indem der Hebel f unter die Lager a faſst, gehoben. Bei g
ist an dem Hebel f eine Eintheilung angebracht, welche
die Einstellung ablesen läſst, und eine durch das Handrad h1 stellbare Schraube stützt den
Federkasten k gegen ein zu tiefes Niederdrücken.
Die gleichmäſsige Druckertheilung für die obere Walkwalze erreicht F.
Bernhardt in Fischendorf bei Leisnig
(* D. R. P. Nr. 22782 vom 9. Juli 1882) durch Excenter
m (Fig. 8 Taf.
8), welche für beide Seiten auf einer durch die Maschine gehenden Welle l sitzen, bei ihrer Drehung auf die Hebel n wirken und dadurch die in der Hülse h liegende Feder g mit der
Platte p anspannen; mit der Hülse h ist durch die beiden Stangen i das Lager der oberen Walze a verbunden. Die
Bewegungsübertragung von der unteren Walze b zur oberen
Walze a geschieht wie bei Hemmer von dem Rade c auf das Rad f durch ein Zwischenräderpaar e, d. Dasselbe ist aber fest am Gestelle und nur in so fern, als das Rad
e in gleicher Höhe mit der Achse der oberen Walze
liegt und bei der Auf- und Abwärtsbewegung der oberen Walze sich der Achsenabstand
von c und f wenig ändert,
ist der Zahneingriff stets nahezu derselbe.
Die vordere Zuführungswalze q hat für jedes der mehreren
zu gleicher Zeit zu
walkenden Gewebe eine conische Spur, welche mit Kautschuk o. dgl. ausgelegt wird;
der Betrieb dieser Walze q erfolgt durch eine Rolle r, welche von der von der unteren Walze b mit halbgeschränkten Riemen bewegten Scheibe x mitgenommen wird. Durch die damit leicht auf jedes
Maſs einzustellende Geschwindigkeit läſst sich das Gleiten der Gewebe durch erhöhte
Geschwindigkeit der Walze q ausgleichen. Um bei dem
sich verringernden Durchmesser der unteren Walze jederzeit die Länge der Gewebe auf
einem Zifferblatte genau ablesen zu können, wird die Rolle s durch den Hebel t an die untere Walze
gedrückt und von dieser mitgenommen. Die erhaltene Drehung überträgt sich durch
Schnecke und Rad auf die Zeiger welle u.
Während die Hammerwalke die Eigenschaft besitzt, das Gewebe stark in der Länge und
weniger in der Breite einzuwalken, walkt umgekehrt die Walzenwalke mehr in der
Breite als in der Länge ein. Um also das Einwalken in beiden Richtungen gleich gut
zu erzielen, sind beide Methoden der Bearbeitung der Gewebe, durch Hämmer und
Walzen, in einer Walkmaschine zu vereinigen. Eine solche Anordnung ist von J. B. Houguenin in Reims (Erl. * D. R. P. Nr. 13 393
vom 1. Juni 1880) angegeben. Hinter dem Stauchkanale der Walzenwalke sind zwei
Hämmer H1 und H2 (Fig. 7 Taf.
8) angebracht, welche von der Doppelkurbel k1, k2 aus durch die Stangen t1, t2 in hin- und hergehende Bewegung versetzt
werden. Das hinter der durch Gewichte g beschwerten
Stauchklappe p abfallende Gewebe wird zwischen den
Klappen o und q, welche,
gegen einander gedrückt, dasselbe aufhalten, durch die Hämmer bearbeitet. Die Klappe
o ist nicht feststehend, sondern mit einer Feder,
deren anderes Ende auf einem Cylinder des Rades m
befestigt ist, elastisch angehängt. Durch Drehen an dem Handrade l wird durch Kegelräder das Rad i mit der damit verbundenen Nase n und
zugleich das mit i in Eingriff stehende Rad m gedreht und damit die Klappen o und q gleichzeitig gegen einander
verstellt. Die Walkmaschine besitzt auch die Einrichtung, daſs der Rost direkt auf
die Riemengabel wirkt. Wenn dieselbe im eingerückten Zustande nach innen zu steht,
wird sie durch den sich anlegenden Rost mit einem aus dem Gestelle hervorragenden
Stifte nach auſsen zu auf die Losscheibe gedrückt, wenn der Rost durch eine Schlinge
gehoben wird. Diese Einrichtung wirkt also bloſs bei vollständig aufgehobenem
Roste.
H.
Vandenesch in Eupen (* D. R. P. Nr. 22662 vom 5. September 1882) will die
Regulirung des Streckens und Stauchens durch conische Walzenpaare a, b und c, d (Fig.
10 Taf. 8) bewerkstelligen, von denen je nur eine Walze a und c getrieben und die
anderen b und d an die
ersteren gedrückt werden. Das Gewebe kommt von dem horizontalen Walzenpaare w, u durch das vertikal gestellte conische Walzenpaar
a, b zu den Walkwalzen A,
B. Von diesen gelangt es zu den conischen Stauchwalzenpaaren c, d über die Walze v
wieder nach unten. Werden die conischen Walzenpaare gehoben, so wird bei gleicher Umlaufzahl mehr Gewebe
durchgeführt, als wenn dieselben gesenkt werden, und dem entsprechend wird die
Streck- und Stauchwirkung kleiner oder gröſser. Bei der Walkmaschine von P.
Legrand in Paris (* D. R. P. Nr. 25284 vom 8. Mai 1883) erfährt das Gewebe
durch die mehrere Male hinter einander stattfindende Anordnung der arbeitenden
Organe eine wiederholte Behandlung und durch die Zusammenstellung mehrerer solcher
Arbeitsreihen neben einander wird die Leistungsfähigkeit eine erhöhte. Die einmalige
Anordnung der Arbeitsorgane ist in Fig. 11 und
12 Taf. 8 verdeutlicht. Von dem ersten Walzenpaare a, b gelangt das Gewebe durch ein Loch der Platte m in den Teller n, welcher
in den Einführkanal q für das nächste Walzenpaar a, b ausläuft. Der Teller n ist auf der Rückseite von einem Behälter o
umschlossen, der auch durch Dampf o. dgl. erwärmt werden kann, und zwischen dem
Teller n und Behälter o
steckt ein Lederring p, welcher sich gegen die Platte
m legt und dadurch den Teller vorn abdichtet. Die
Platte m macht eine durch das Excenter e bewirkte Bewegung so, daſs die Oeffnungen derselben
dabei einen Kreis beschreiben. Der hindurch gehende Gewebestrang wird durch diese
Bewegung zusammen gedreht und staut sich in dem Teller n an. Je dichter sich das Gewebe in dem Teller anstaut, um so besser wird
es durch die Platte m mitgenommen; es erwärmt sich
leicht und walkt kräftiger. Das Wasser wird dem Gewebe durch die Rohre r zugeführt.
Die auf einander folgende Zahl dieser Organe hängt von der Art des zu behandelnden
Gewebes ab. Um das Gewebe einzuwalken, gibt man den auf einander folgenden
Walzenpaaren eine abnehmende Geschwindigkeit. Die Maschine soll 120 Umgänge in der
Minute machen und dabei 1m Gewebe durchziehen.
Die Walkmaschine von Albert Roger in
Paris (* D. R. P. Nr. 24055 vom 10.
April 1883) ist keine Walzenwalke; doch wird auf derselben auch das
Gewebe in Strangform durchlaufend bearbeitet. Das Walken erfolgt durch wechselweise
Reibung der Gewebe zwischen Platten, welche cannelirt oder mit Unebenheiten versehen
sind und längs und quer gegen einander verschoben werden. Um die achteckigen Walzen
A (Fig. 13 und
14 Taf. 8) laufen die zu einer endlosen Kette verbundenen Platten b, welche im oberen Gange auf dem festen Tische B ruhen. Ueber diesen werden die an Gelenkketten k hängenden Platten a von
den oscillirenden Scheiben s aus hin- und hergeschoben.
Dabei werden die Platten a durch den Hebel h, welcher durch das Gewicht g auf die Rollen r drückt, auf das darunter
liegende Gewebe gepreſst. Die einzelnen Gewebestränge liegen neben einander, werden
von dem Walzenpaare c, d gezogen und hinter diesem
durch Führungsösen f aus einander gehalten. Die
schwingende Bewegung der Scheiben s wird von der Kurbel
n aus mittels der Stange t und des Hebels m erreicht.
Die Gewebe für die Walkmaschinen vorzubereiten, ist der Zweck der Walk-, Hilfs- und
Waschmaschine von C. Schumann in
Brandenburg (* D. R. P. Nr. 23931 vom
30. März 1883). Dieselbe besteht aus einem Walzenpaare a, b (Fig. 9 Taf.
8) mit darunter liegendem, mit Ablaufrohr c versehenem
Sammelgefäſse h und daran stoſsendem Bottiche k mit den Walzen d, e und
f. In dem Bottiche k
wird durch ein Dampfrohr die Walkseife aufgelöst, dann das Gewebe in der
gezeichneten Weise hindurch geführt und damit eingeseift. Das genau eingestellte
Walzenpaar drückt hierauf das Gewebe aus und läſst bloſs so viel Seife darin, als
für den Walkprozeſs nöthig erachtet wird. Die Gewebe kommen also schon vollkommen
gleichmäſsig mit der nöthigen Feuchtigkeit und Seife gesättigt auf die Walkmaschine
und der Walkprozeſs vollzieht sich von Anfang an gleichmäſsig, was nicht der Fall
ist, wenn das Gewebe erst in der Walkmaschine Feuchtigkeit und Seife erhält, da
dieselben bei den ersten Durchgängen des Gewebes noch nicht vollkommen und
gleichmäſsig aufgenommen sind.
G. Rohn.