Titel: | Geheimmittel gegen Kesselsteinbildungen. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 537 |
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Geheimmittel gegen
Kesselsteinbildungen.
Geheimmittel gegen Kesselsteinbildungen.
Die Zeitschrift des Verbandes der
Dampfkesselüberwachungsvereine, 1883 S. 8 bis 126 und 1884
S. 20 gibt auf Grund der Mittheilungen des Ingenieurs H.
Bellmer in Stuttgart, der Heizversuchsstation des
Bayerischen Vereins u.a. eine Zusammenstellung von sogen. Kesselsteinmitteln, welchen folgende Angaben entnommen sind.
Lapidolyd von Gebrüder
Kolker in Breslau, von 4 verschiedenen Seiten eingesendet, enthielt im
Liter:
I
II
III
IV
Gesammtrückstand
85,67g
68,23g
92,73g
64,42g
Kohlensaares Natrium
37,77
9,64
34,48
11,58
Natronhydrat
10,60
9,60
11,66
13,60
Natron gebunden
0,85
8,75
–
–
Organisches (Catechu)
28,84
31,10
35,98
31,44
Der Rest trifft hauptsächlich auf Kochsalz, welches nur bei
einer Probe bestimmt und zu 7g,79 in 1l gefunden wurde, sowie in geringer Menge auf die
übrigen gewöhnlich vorkommenden Verunreinigungen des Aetznatrons. 1l Lapidolyd wird mit 20 Pf. verkauft, Werth etwa 4
Pf. (vgl. 1883 247 456).
Deutsche Kesselsteinlösung von H. Patrosio in Bochum, von ihm selbst (I) und von einem Kesselbesitzer
bezogen (II), sowie Lapidolyd von M. Neuerburg in Köln (III) enthielten im Liter:
I
II
III
Kohlensaures Natrium
71,164g
84,300g
11,579g
Natronhydrat
6,080
15,200
13,600
Kochsalz
28,952
8,120
7,796
Schwefelsaures Natrium
7,850
5,00
–
Organisch
72,084
27,168
31,440
–––––––
–––––––
–––––––
185,860g
139,788g
64,415g
Ueber die Patrosio'sche Lösung,
wovon 1l 26 Pf. kostet, leistet Dr. Muck in Bochum folgendes überaus traurige
„wissenschaftliche“ Gutachten.H. Bellmer zeigt durch Mittheilung verschiedener
Schreiben von Kesselsteinmittel-Erfindern, mit welcher Energie die Leute,
welche die Dummheit der Menschen zum Geldmachen benutzen, ihre Sache
verfolgen und daher selbst die Stellen, welche es sich zur Aufgabe machen,
Aufklärung unter das betrogene Publikum zu bringen, obscure Vereine nennen.
Diese Leute fürchten weniger die Strafgesetze als die Aufklärung, weil nur
Aufklärung und nicht Strafgesetze die Bauernfängerei aus der Welt schaffen
kann (vgl. 1883 247 456).Bellmer weist ferner im Geschäftsberichte des
Württembergischen
Dampfkesselrevisionsvereins für 1883 S. 34 nach, daſs auch Litzenmayer und Scheuten, Inhaber des Wittstein'schen chemischen Laboratoriums in
München, durch ein solches Gutachten den Geheimmittelschwindel mit
Kesselsteinmitteln unterstützen.
„Chemisches Laboratorium der westfälischen
Berggewerksschaftskasse.“
„Herr Heinrich Patrosio aus Bochum
übergab mir eine Probe seiner „Deutschen Kesselsteinlösung“ unter der
Angabe der Zusammensetzung resp. Darstellungsweise. Dieser entspricht die (auch
constatirte) Abwesenheit freier Säure, wodurch die Möglichkeit eines Angriffes
der Kesselbleche ausgeschlossen ist.“
Das Kesselsteinpulver von N.
Albert in Berlin ist nach folgender Analyse dem Paralithicon minerale (vgl. 1876 220 265)
ähnlich:
Kreide
26,14
Proc.
Kochsalz
21,04
Kalkhydrat
24,13
Natriumhydrat
8,17
Natriumsulfat
8,28
Kieselsäure
1,22
Eisenoxyd und Thonerde
0,74
Wasser
3,34
Leim (als Rest)
6,94
Die Kesselsteinlösung von J.
Marckmann in Hamburg, wovon 100k 50 M.
kosten, enthält im Liter:
Kohlensauren Baryt
16,2g
Kohlensauren Kalk
6,6
Sand
0,6
Organisches
20,1
Kohlensaures Natron
41,3
Kochsalz
24,6
Chlorammonium
6,7
–––––
116,1g
Das Kesselsteinpulver von J. Ch.
Schwieger in Dessau, wovon 100k 40 M.
kosten, besteht aus:
Kohlensaurem Natron
14,36
Kieselsaurem Natron
12,50
Chlornatrium und schwefelsaurem Natron
0,92
Organisch
14,60
Eisenoxyd und Thonerde
0,75
Sand
12,49
Wasser
44,23
–––––
99,85.
Desincrustant Ragosine ist lediglich Erdölrückstand; es
soll statt Theer zum Anstreichen der Kesselwandungen verwendet werden (vgl. 1883 247 456).
Die Antikesselstein-Composition von B. Petrik und Comp. in Bodenbach a. d. Elbe ist eine
concentrirte Lösung von unreinem kohlensaurem Natron, welche mit Orseille
blauviolett gefärbt und mit Gerbsäure haltigen organischen Substanzen
(Catechu-Abfällen, Lohrinde o. dgl.) versetzt ist. Auſserdem sind noch geringe
Mengen von Aetznatron und Ammoniak vorhanden. 100k
kosten 40 fl. ö. W.
Das Disincrustant Marseillais wird von Manchester aus zu
220 M. für 100k in den Handel gebracht und besteht
lediglich aus einem Auszuge von Gerberlohe und Catechu (vgl. S. 267 d. Bd.).
Aus Esseg in Ungarn wird Kastanienextract als
Kesselsteinmittel in den Handel gebracht.
Das Kesselsteinpulver von B.
Zöpfke und Frau Rudel in Berlin (100k zu 96 M.) hat folgende Zusammensetzung:
Schwefelsaures Natron
15,46
Chlornatrium
14,88
Natron
12,62
Kalk
28,32
Kohlensäure
8,51
Wasser
14,32
Leim
5,89
––––––
100,00.
Die Kesselsteincomposition von Th. Heim in Halle ist ein Gerbstoff haltiger Pflanzenextract.
Die Kesselsteinlösung von J.
Hauff in Feuerbach ist lediglich eine rothbraun gefärbte unreine
Natronlauge.
J. Engel in Posen liefert als Kesselsteinmittel Lösungen von unreiner Soda mit Catechu, seine „Salzmischung“ ist lediglich mit Kochsalz
versetzte Soda.
Die von Charles Benz in Basel unter dem Namen „Soda caustique“ in den Handel gebrachte
Flüssigkeit ist, wie der Name sagt, Natronlauge und zwar unreines Aetznatron.
J. G. Ulmann aus Zürich verkauft unter dem Namen „Vegetaline“ 100k gewöhnlichen Seetang (Fucus vesiculosus) zu
150 M., Selbstkosten höchstens 5 M., als Kesselsteinmittel negativ. Die von ihm
unter gleicher Bezeichnung verkaufte Flüssigkeit ist eine mit Chlormagnesium
versetzte, in saure Gährung übergegangene Abkochung von Meeresalgen.
Das von L. Cohn und Comp. in Berlin gefertigte Mittel
Corrosiv (vgl. 1879 233
217), bekanntlich wesentlich ein Gemisch aus Soda und Kalk, hat jetzt folgende
Zusammensetzung:
Natron
16,53
Aetzkalk
3,33
Chlornatrium
4,71
Kohlensaurer Kalk
38,84
Eisen und Thonerde
1,95
In Salzsäure Unlösliches
2,71
Wasser
17,89
Glühverlust (Spuren von Magnesia und Schwefelsäure)
14,04
––––––
100,00.
Harris Hewitt's Patent-Block-Composition ist ein Gemisch aus Catechu mit Gerberei ab
fallen u. dgl.