Titel: | Neuerungen im Gebiete der Bleicherei, Färberei und Druckerei. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 495 |
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Neuerungen im Gebiete der Bleicherei, Färberei
und Druckerei.
Patentklasse 8. Mit Abbildungen auf Tafel 36.
Neuerungen in der Bleicherei, Färberei und Druckerei.
F.
Bernhardt in Fischendorf
bei Leisnig (* D. R. P. Nr. 25132 vom 6.
December 1882) hat ein Verfahren und Einrichtung
zum gleichzeitigen Waschen von zwei, drei oder mehreren Geweben über einander
auf Breitwaschmaschinen angegeben. Der Gedanke, anstatt wie gewöhnlich nur
eines Stückes mehrere Stücke auf einmal, in auf
einander gelegtem Zustande, durch die Breitwaschmaschinen laufen zu lassen, ist
gewiſs, in Bezug auf Zeit- und Arbeitsersparniſs, von praktischer Bedeutung;
derselbe mag da vortheilhaft zur Ausführung kommen, wo es die Umstände erlauben,
z.B. da, wo kein sogen. „Rappliquage“, d.h. kein Abklatschen der Farben von einem Stücke auf
das andere zu befürchten ist.
Damit die Stücke während ihres Laufes parallel auf einander gelagert in der Mitte der
Arbeitswalzen verharren, wird eine besondere Art von Breithaltern a (Fig. 10
Taf. 36) in Anwendung gebracht; sie bilden, in dieser Combination angewendet, den
eigentlich neuen Theil des Apparates, welcher im Uebrigen wie eine der gewöhnlichen
Waschmaschinen eingerichtet ist. Der Breithalter ist um einen parallel zu seiner
Arbeitsfläche liegenden Bolzen drehbar und schwingt bei einseitigem Auflaufen der
Stücke nach der am meisten belasteten Seite aus. So stellt Fig. 13 den
Fall dar, wo sich mehr Waare auf der rechten Seite von d bis e befindet als auf der linken von d bis c. Da nun der
Breithalter durchbrochen ist und hinter ihm, dieser Durchbrechung entsprechend, ein
Riegel f angebracht ist, dessen Vorderseite g eine Ebene mit der Arbeitsfläche des Breithalters a bildet, so trifft die Waare an diesen Riegel f (vgl. Fig. 13),
kommt hierbei auſser Eingriff mit den divergirend ziehenden Breithalterkimmen von
d bis e und wird von
den links befindlichen von d bis c gegen die linke Seite hin geleitet. In dieser Weise
spielen die Breithalter während der ganzen Dauer der Arbeit und regeln den Gang der
Stücke, indem sie dieselben stets nach der Mitte hin leiten. Ihre Empfindlichkeit
kann übrigens durch mehr oder weniger festes Anziehen des Bolzens b vergröſsert oder verringert werden.
Horace
Köchlin in Lörrach, Baden (D. R. P. Nr. 25804 vom 29. Mai 1883) hat sich ein Verfahren zum Bleichen und Entfetten von Baumwolle, Leinen
und vegetabilischen Textilstoffen überhaupt patentiren lassen. Anstatt die
Verseifung der fettigen Stoffe in den rohen Geweben durch Kochen mit einer alkalischen Lauge, wie es gewöhnlich geschieht,
vorzunehmen, dämpft Köchlin die damit getränkten
Stoffe. Das Alkali kann im kaustischen oder kohlensauren oder fettsauren Zustande
(Seife) verwendet werden; die Dauer der Einwirkung des Dampfes schwankt je nach der
Concentration der angewendeten Lösungen und nach der Höhe des Dampfdruckes zwischen
wenigen Secunden und mehreren Stunden. Wie beim gebräuchlichen Bleichverfahren geht
dieser Behandlung ein Durchgang durch ein Säurebad und nachher durch die Lösung
eines unterchlorig-sauren Salzes voran und folgt nachher in gleicher
Reihenfolge.In den meisten Fällen wird aber doch das gewöhnliche Bleichverfahren mit
einer alkalischen Behandlung, d.h. mit Kalkkochen eröffnet; auch das Chloren
erfolgt erst später und bildet den Schluſs der chemischen Operation.S.
Die Baumwolle, in Form von Gespinnst oder Gewebe, wird z.B. gewaschen und hierauf
durch ein Bad von verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure von 1,0133 sp. G.
genommen. Hierauf wird sie 1 Stunde naſs liegen gelassen und nun durch die Lösung
eines unterchlorigsauren Salzes von 1,0066 sp. G. gezogen. Köchlin wendet hierzu vorzugsweise Natriumhypochlorit an. Man läſst die
Baumwolle wiederum während 1 Stunde in Haufen liegen, wäscht und führt durch
Natronlauge von 1,0704 sp. G. Hierauf wird dieselbe 1 Stunde lang gedämpft, dann gewaschen, nochmals durch ein Bad von
unterchlorigsaurem Natron von obiger Stärke genommen, 1 Stunde in Haufen sich selbst
überlassen, dann gewaschen, durch ein Säurebad von angegebener Stärke gezogen,
nochmals gewaschen und getrocknet.
Die Reihenfolge dieser Behandlungen kann mehrere Male wiederholt werden. Die fixen
kaustischen Alkalien können durch die alkalischen Erden oder durch Mischungen
mehrerer dieser Substanzen oder durch die Lösungen von kohlensauren Alkalien ersetzt
werden. Fügt man zu diesen Laugen direkt die Lösung eines unterchlorigsauren Salzes,
so kann die Anwendung des letzteren vor und nach dem Dämpfen unterlassen werden. Das
Dämpfen wird in den gewöhnlichen in den Druckereien gebräuchlichen Apparaten,
einfacher oder continuirlicher Art, ausgeführt.
Auf Verbesserung in der Darstellung von Beiz- und
Appreturmitteln für Textilwaaren, Papier u. dgl. erhielt C. F. Cross und F. E.
Bevan ein englisches Patent (Nr. 1548 vom J. 1883). Die Patentbeschreibung
enthält die Darstellung von Stoffen, welche die Verfasser als „Gelalignosin“ und „Albulignosin“ bezeichnen. Wird Holz (und viele andere
vegetabilische Faserstoffe) unter Druck mit einer Sulfitlösung erwärmt, wie es im
Ekman'schen (1883 249
24) und anderen Verfahren (vgl. * S. 262 d. Bd.) angegeben ist, so erhält man eine
Flüssigkeit, welche eine beträchtliche Menge organischer Substanz gelöst enthält.
Die genannten Chemiker fanden, daſs, wenn man nach dem Ansäuern dieser Lösung zu
derselben Gelatine oder Eiweiſs fügt, eine neue Verbindung ausfällt, das Lignosin, in welchem im ersteren Falle die Leim-, im
letzteren Falle die Albuminsubstanz im verbundenen Zustande zurückbleibt. Beide
Stoffe können als Appretmasse, als Mordant und Fixationsmittel für Farbstoffe
Verwendung finden.