Titel: | Neuerungen an Wollwaschmaschinen. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 301 |
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Neuerungen an Wollwaschmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 23.
Neuerungen an Wollwaschmaschinen.
Die von L.
Offermann in Leipzig (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 20777 vom 22.
Juni 1882) angegebene Wollwaschmaschine soll die Handarbeit möglichst
entbehrlich machen, eine günstigere Einwirkung des Waschwassers auf die Wolle
erreichen und auch für Tuchwollen ununterbrochenen Betrieb gestatten (vgl. Mehl 1883 247 * 368). In
welcher Weise diese Vortheile erreicht sind, zeigt die nachfolgende
Beschreibung.
Wie üblich, gelangt die Wolle zunächst mittels eines Zuführtuches in die durch Fig.
22 Taf. 23 dargestellte Einweichkufe, wird durch die Zuführtrommel A untergetaucht und den mit Rechen a versehenen Trommeln B
zugeführt. Diese haben die Bestimmung, die Wolle auf den muldenförmigen Siebböden
C weiter zu befördern. Damit dieselben aber die
Wolle nicht aus dem Wasser herausheben, sind die Rechen nicht fest, sondern drehbar
angeordnet, wie dies in Fig. 21
näher veranschaulicht ist. Eine Feder g sucht jeden
Rechen radial zu stellen und werden dieselben während des Niedertauchens in das
Wasser auſserdem durch die Zwangsschiene f (Fig.
22), gegen welche sich die Zapfen d anlegen,
in dieser Lage gehalten. Beim Aufsteigen dagegen werden die Rechen durch die Schiene
h so gedreht, daſs sie nahezu tangential aus der
Wolle herausgezogen werden. Auf diese Weise schiebt die eine Trommel die Wolle der
zweiten zu, von welcher sie dann auf das endlose Tuch D
und von diesem durch
eine der bekannten Preſsvorriehtungen zu den Waschkufen befördert wird.
Hier gelangt sie zunächst, wie aus Fig. 23 zu
ersehen ist, in die unter dem Wasserspiegel arbeitende Zuführungs- und
Auflockerungsvorrichtung E; diese besteht aus der mit
kurzen Zähnen versehenen Walze k, welche mit dem
Zuführtuche gleiche Umfangsgeschwindigkeit hat, und der rascher laufenden, mit
Zähnen oder Rippen versehenen Walze l. Unter diesen
beiden Walzen beginnt der aus durchlochten Blechen hergestellte Siebboden, welcher
sich durch die ganze Kufe bis zu dem endlosen Tuche n
in der aus der Figur ersichtlichen Weise fortsetzt. Nachdem die Wolle die Walze l in Flocken zertheilt verlassen hat, wird sie durch
die Strömung des Wassers über die Mulde F hin nach der
Siebtrommel G befördert. Diese letztere schöpft vermöge
ihrer Spiralkammern das Wasser aus, welches aber sofort in die Kufe unterhalb des
Siebbodens zurückflieſst. Hierdurch wird die zum Transporte der Wolle nöthige
Strömung erzeugt, zugleich aber auch bewirkt, daſs sich die Wollflocken an den
Umfang der Trommel anlegen und so durch dieselbe auf die Abtheilung F1 des Siebbodens
befördert werden. In dieser arbeitet das durch 2 Excenter, wie aus der Zeichnung
ersichtlich, bewegte Rührwerk H, durch welches die
Wolle die zu einer ausgiebigen Spülung erforderliche Relativbewegung gegen das
Wasser erhalten soll. Die zur Weiterbewegung der Wolle durch diese Abtheilung
nöthige Strömung wird auch hier durch eine Siebtrommel G1 bewirkt, welche zugleich die Wolle auf
das Abführtuch n befördert. Diese Trommel ist der bei
G durchaus gleich, nur kleiner und bewegt sich
schneller. In Folge dieses Um Standes wird, unterstützt durch die hier geringere
Tiefenlage des Siebbodens in der Abtheilung F1, eine ungleich lebhaftere Strömung erzielt als bei
F, was für die Wirkungsweise des Apparates als
vortheilhaft befunden wurde. Sämmtliche bewegten Theile erhalten ihren Antrieb von
der längs der ganzen Kufe hinlaufenden Welle w aus. Die
Wolle wird schlieſslich an die Trommel G1 angesaugt und auf das endlose Tuch n befördert, durch welches sie in die Spülmaschine
gelangt.
Für eine solche Spülmaschine haben Rich. Franz in
Crimmitschau und Friedr. Zickler in Bremen (* D. R. P. Kl.
29 Nr. 21087 vom 12. Mai 1882) eine neue Rechenbewegung angegeben, welche sich von älteren dadurch unterscheidet,
daſs die Rechen nicht aus der Spülflüssigkeit herausbewegt werden, sondern die Wolle
nur in der Weise vorgeschoben werden soll, daſs die Rechen, welche einfach pendelnd
aufgehängt sind, sich bedeutend schneller vorwärts als zurück bewegen. Dies wird
durch Einschaltung eines Paares elliptischer Räder bewirkt. Im Uebrigen bewegt sich
die Wolle in der Spülflüssigkeit wie meistens über einen Siebboden hin und wird am
Ende desselben durch die bekannte Mc Naught'sche
Aushebevorrichtung herausgehoben (vgl. 1874 212 *
20).
Th. J. Mullings in London (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 22392
vom 5. December 1882)
will die Wolle nach Befinden mehrmals durch dieselbe Waschkufe gehen lassen, zu
welchem Zwecke ein über die ganze Kufe fortlaufendes Transporttuch benutzt wird, das
die Wolle vom Abführtuche in der Weise übernimmt, daſs letzteres um die erste Walze
des Transporttuches mit herumgeführt ist. Auf diese Weise gelangt die Wolle wieder
an das vordere Ende der Kufe. Soll endlich die Wolle die Kufe verlassen, so wird die
Spannwalze des Abführtuches herabgeklappt und letzteres geht frei unter der ersten
Walze des Transporttuches durch., ohne die Wolle an dieses abzugeben. Ob aber dieses
Aufgeben des Gegenstromprinzipes vortheilhaft ist, erscheint mindestens
zweifelhaft.
Von der Ansicht ausgehend, daſs in den Waschkufen jede kräftigere mechanische
Einwirkung der befördernden Organe auf die Wolle zu vermeiden sei, da hierdurch das
Verfilzen derselben begünstigt werde, construiren jetzt J.
und W. Mc Naught in Rochdale, wie im Textile
Manufacturer, 1883 S. 440 berichtet wird, Wollwaschmaschinen, in denen die
Beförderung der Wolle durch einen Apparat besorgt wird, welcher in seiner Wirkung
ihrer bekannten Aushebevorrichtung (vgl. 1874 212 * 20)
ähnlich ist.
Wie aus Fig. 24
Taf. 23 hervorgeht, ist hier über der Kufe ein Rahmen H
an Ketten beweglich aufgehängt und wird durch eine am Aufgebende der Maschine
befindliche Kurbelschleife mittels einer Schubstange hin- und herbewegt. Dieser
Rahmen trägt eine Anzahl Zinken und wird durch die Ketten selbstthätig gehoben und
gesenkt; dabei sind die Zinken beim Rückgange ganz aus der Waschflüssigkeit
herausgehoben, während sie beim Vorwärtsgange des Rahmens so weit eingetaucht sind,
daſs ihre Spitzen nahe über dem falschen Boden der Waschkufe hinstreifen. Auf diese
Weise wird die Wolle durch die Kufe hindurchgeführt und sodann durch den Rechen F, welcher mit H gelenkig
verbunden ist und durch eine besondere Kette gehoben und gesenkt wird, über die
schiefe Ebene D des doppelten Bodens hinweg in die
kurze Rinne A gehoben. Aus dieser Rinne gelangt die
Wolle dann zwischen die durch Gewichte mittels doppelter Hebelübersetzung unter
Einschaltung kräftiger Spiralfedern belasteten Wringwalzen, und zwar ohne daſs ihr
auf diesem kurzen Wege Gelegenheit geboten ist, die Waschflüssigkeit abzugeben;
dadurch soll hier durch das zwischen den Walzen reichlich ausgepreſste Wasser eine
vollständigere Ausspülung der Schmutztheilchen erfolgen.
Die Société
Boca-Wulvéryck Frères in Paris (* D. R. P. Kl. 76 Nr. 24979 vom 22. Mai
1883) dagegen wirft den bisherigen Rechenführungen vor, daſs sie die
Wolle in den Waschmaschinen nicht genügend durcharbeiten, so daſs sie ungleichmäſsig gewaschen aus der Kufe kommt. Um
diesen angeblichen Uebelstand zu vermeiden, werden die „Wollpackete“ zwischen
den einzelnen Transportrechen durch eigene, paarweise angeordnete, in der
Querrichtung hin- und herbewegte Gabeln „zertheilt“. Die Transportrechen sowie diese
Zertheilungsgabeln erhalten ihre schwingende Bewegung auf beliebige Weise.