Titel: | G. E. Marshall's Kocher für Zellstofferzeugung. |
Fundstelle: | Band 251, Jahrgang 1884, S. 214 |
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G. E. Marshall's Kocher für Zellstofferzeugung.
Mit Abbildung auf Tafel 17.
G. E. Marshall's Kocher für Zellstofferzeugung.
Nach G. E. Marshall in Turners Falls, Mass.
(Nordamerikanisches Patent Nr. 286031, vgl. Papier
Zeitung, 1883 S. 1784) haben die bisher gebauten
Kocher für Zellstoff u. dgl. den Uebelstand, daſs sie mehr oder weniger undicht
werden, sobald ein gewisser Druck erreicht ist, etwa bei 4at; bei 8at
Druck soll sogar nicht selten ein Verlust von ¼ des Kocherinhaltes entstehen, so
daſs man von vorn herein einen Ueberschuſs des betreffenden Alkalis zusetzen muſs.
Dieses Lecken findet in den Nietfugen statt und erfüllt das ganze Kochhaus mit einem
unangenehmen Gerüche, welcher auch die Gesundheit der Arbeiter gefährdet. Zur
Abhilfe hat man die Platten an den Stoſsfugen genau gehobelt und durch Schrauben
verbunden u.a.m., ohne dem Uebel wirksam zu steuern, da bei dem stetigen Wechsel der
Temperaturen, beim Füllen, Kochen und Entleeren, die Fugen nicht dicht zu halten
sind.
Aus diesem Grunde hat Marshall die in Fig. 12
Taf. 1.7 skizzirte Einrichtung in Vorschlag gebracht. Der Behälter A für Lauge und Holz befindet sich im Inneren eines
zweiten Kessels B. Man leitet nun in den Zwischenraum
Dampf von derselben Spannung wie in den Kocher und erreicht damit, daſs das Material
des Kochers durch den Druck überhaupt nicht in Anspruch genommen wird. Die Fugen des
äuſseren Mantels haben nur dem Dampfe oder reinem Wasser zu widerstehen und bleiben
stets dicht.
Die Füllung des Kochers geschieht bei M, die Entleerung
bei C. Daselbst ist ein Schieber angebracht, der oben
von O aus bewegt wird und dazu dient, das Holz während
des Beschickens vom Ablaſsventile D
fern zu halten. Der
Dampf gelangt nach dem Kocher von H aus und in den
Mantel von L aus. Kocher und Mantel sind durch ein Rohr
F in Verbindung gebracht und auſserdem mit einem
Regulirventile R versehen. Das Rohr G dient dazu, die unter dem Siebboden E befindliche Lauge wieder nach oben zu befördern.
Mittels des Rohres d wird der Kocher ausgewaschen. Zu
den sonstigen Ausrüstungen gehören Manometer K und
Sicherheitsventil N.
Mit der Ummantelung des Kochers hat Marshall den von ihm
ausgesprochenen Zweck jedenfalls erreicht; er hat aber, wie in der Quelle
hervorgehoben wird, zugleich zwei Fehler in die Construction hineingebracht, welche
unter Umständen sehr schwere Folgen haben können. Sind nämlich zwei solche Kessel in
einander gestellt, so darf nichts verabsäumt werden, wodurch an irgend einer Stelle
ein Bruch und damit eine Explosion vermieden werden kann. Vor Allem ist darauf zu
sehen, daſs einer Ausdehnung des einen oder anderen Theiles nicht schädliche
Hindernisse in den Weg gelegt werden. Die Unterstützungsschrauben P für den Innenkessel sollen das Gewicht desselben
aufnehmen; sind sie in kaltem Zustande fest angeschraubt, so werden sie später mit
sehr groſser Gewalt die Kessel aus einander zu treiben suchen, da sich der äuſsere
Kessel weniger ausdehnen ward als der innere. Der andere sehr bedenkliche Fehler
besteht aber darin, daſs die Ableitung des Kochers seitlich durch den Mantel gelegt
ist und obendrein aus einem guſseisernen Rohre besteht, das mit ziemlicher
Sicherheit brechen wird. Es liegt doch sehr nahe, die Ableitung unten zu haben, wo
einer Ausdehnung des Kochers nichts im Wege stehen würde.
Die Idee, den Kochkessel mit einem Dampfmantel zu
umgeben, damit das Blech des Kessels unter Umständen auch dann halte, wenn
es schon schadhaft ist, könnte in jetziger Zeit nützliche Anwendung finden. Bis
jetzt suchte man sich gegen ein Rosten der Sulfitkocher
durch einen Ueberzug zu schützen und hatte auch Vorkehrungen getroffen (d.h. Löcher
angebracht), um ein Schadhaftwerden der Ueberzugsstellen zu entdecken. Wenn aber
beides nicht ausreicht und das Blech durchrostet, so kann eine Explosion sehr wohl
vermieden werden, wenn ein Dampfmantel vorhanden ist; denn das Blech des Kochers
würde praktisch nur dazu dienen, die Kochflüssigkeit zusammenzuhalten. Würde beim
Lecken des Kochers Säure in den Mantel gelangen, so würde sie bei fortwährendem
Ablassen des Condensationswassers kaum Schaden anrichten, da hier eine Undichtheit
schnell nachzuweisen wäre und es nur auf Beseitigung derselben ankäme.