Titel: | Apparat zum Eindampfen organischer Flüssigkeiten. |
Fundstelle: | Band 250, Jahrgang 1883, S. 529 |
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Apparat zum Eindampfen organischer
Flüssigkeiten.
Mit Abbildungen auf Tafel 37.
A. Bernard's Eindampfapparat für organische
Flüssigkeiten.
Nach A. Bernard in Courrières (* D. R. P. Kl. 75 Nr.
24403 vom 11. Januar 1883) kommt es bei der trocknen Destillation der Melassenschlempe in geschlossenen Gefäſsen zum Zwecke
der Gewinnung von Methylen, Ammoniak, essigsauren
Salzen und Methylamin wesentlich darauf an,
daſs die Masse möglichst vollständig zertheilt werde, da man alsdann zur
vollständigen Zerstörung der in der Schlempe enthaltenen organischen färbenden
Stoffe einer verhältniſsmäſsig nur geringen Erhitzung bedarf. Auf Grund dieser
Beobachtung ist der in Fig. 7 und
8 Taf. 37 im Längs- und Querschnitte dargestellte Apparat construirt
worden.
Die Schlempe gelangt durch den Trichter D und die Klappe
z in den langen Kessel B, welcher von der Feuerung F durch
Vermittelung des Wasserbades w geheizt wird. In diesem
Kessel B wird die Masse durch die Rühr- und
Transportirvorrichtung E langsam gegen das andere Ende
des Kessels hin bewegt, um dort, zu Staub eingedampft, aus dem Kessel auszutreten.
An dem Rahmen E sind die Kratzer b und die durchbrochenen Schaufeln a befestigt, vor denen sich die in Gelenken hängenden Klappen c befinden, welche bei der Bewegung der Schaufeln von
rechts nach links die Durchbrechungen derselben offen lassen und der Schlempe den
Durchtritt gestatten, während sie sich bei der entgegengesetzten Bewegung der
Schaufeln gegen diese anlegen und die einzudampfende Masse vor sich hin
schieben.
Der Rahmen E erhält von irgend einer Betriebskraft aus
sowohl eine senkrechte, als auch eine wagrechte hin- und hergehende Bewegung;
erstere wird durch Vermittelung der Stangen f bewirkt,
die an ihrem unteren gabelförmigen Ende mit den Rollen e versehen sind, über welche der den Rahmen E
tragende Bügel d läuft. Oben gehen die Stangen f durch Stopfbüchsen durch die Decke des Kessels und
sind mit ihrem oberen Ende mit den um h drehbaren
Hebeln g durch ein Gelenk verbunden. Die Hebel g und mit diesen die Stangen f erhalten durch die mit Hebedaumen versehene Welle M zeitweilig eine auf- und abgehende Bewegung. Durch
dieselbe Welle M wird auch die Klappe z des Trichters D
abwechselnd geöffnet und geschlossen und hierdurch der Zufluſs der Schlempe in den
Kessel B geregelt. Die wagrechte hin- und hergehende
Bewegung erhält der Rahmen E durch die durch eine
Stopfbüchse gehende Stange l, welche durch eine Kurbel
oder ein Excenter m angetrieben wird.
Die staubförmige Masse, welche sich aus der Eindampfung der Schlempe ergibt, wird am
Ende des Apparates in einen mit Rührer H versehenen
geschlossenen Auslauger G geschoben. Hier werden die
Salze u. dgl. aufgelöst, der eine kohlige Masse bildende Rückstand wird von dem
Rührwerke des Auslaugers ausgeworfen, während die Lösung direkt in die Raffinerie
geleitet wird, um dort eingedampft zu werden.
In Fabriken ohne Raffinireinrichtung wird die pulverförmige Rohpotasche auf eine
durch Wasser gekühlte Verlängerung des Apparates gestoſsen und dort von Zeit zu Zeit
von den Arbeitern weggeschaufelt, so daſs der Ausgang des Kessels stets von auſsen
von der ausgestoſsenen Masse bedeckt bleibt, damit keine Luft in den Apparat
hineingelangen kann.
Die beim Glühen entwickelten Gase gehen nach einem Kühlapparate, in welchem sie sich
zu einer Ammoniak und Methylamin haltigen Flüssigkeit verdichten. Die nicht
verflüssigbaren Gase werden in den Feuerungen der Fabrik verbrannt.