Titel: | Dampfpumpen von Th. H. Ward in Tipton (England). |
Autor: | S–n. |
Fundstelle: | Band 249, Jahrgang 1883, S. 481 |
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Dampfpumpen von Th. H. Ward in Tipton (England).
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 32.
Th. H. Ward's Dampfpumpen.
Das sich auf direkt wirkende Dampfpumpen beziehende Patent (* D. R. P. Kl. 59 Nr.
22538 vom 14. Mai 1882) von Th. H. Ward in Tipton (vgl.
1883 247 * 112) umfaſst verschiedene Neuerungen, welche
sich theils zusammen an einer Dampfpumpe anbringen, theils auch in Verbindung mit
anderen Pumpen anwenden lassen. Ein charakteristisches Merkmal dieser Ward'schen Pumpen ist das Fehlen sämmtlicher
Deckelschrauben an den Cylindern.
Wie Fig. 8 Taf. 32 erkennen läſst, werden der äuſsere Deckel des
Dampfcylinders und der des Pumpencylinders durch eine centrale Ankerstange f zusammengehalten. Die inneren Deckel der beiden
Cylinder sind durch einen Bock a fest mit einander
verbunden und bestehen mit letzterem aus einem Guſsstücke. Die beiden Kolben sind
durch eine röhrenförmige, die Ankerstange umschlieſsende Kolbenstange e verbunden, welche durch Stopfbüchsen der inneren
Cylinderdeckel hindurch geführt und hier durch Anziehen der nach beiden Seiten
wirkenden Muttern und Bolzen e1 mit Rechts- und Linksgewinde gedichtet wird.
Auſserdem wird noch der Dampfkolben gegen die Ankerstange durch eine Stopfbüchse e2 abgedichtet, um eine
Verbindung des Dampf- mit dem Pumpencylinder unmöglich zu machen. Für die
Stopfbüchsen der inneren Cylinderdeckel empfiehlt Ward
das Einlegen von aufgeschnittenen Metallringen, welche abwechselnd im inneren
Durchmesser kleiner als die Kolbenstange und abwechselnd im äuſseren Durchmesser
gröſser als die Stopfbüchsenbohrung sind. Diese Ringe werden über die Kolbenstange
geschoben bezieh. in die Stopfbüchsenbohrung hineingepreſst und durch eine Mutter
fest auf einander gedrückt.
Die Steuerung des Dampfcylinders ist folgende: Auf dem Cylinder (Fig. 9 bis
11) befindet sich ein angegossener Ansatz k
mit Kanälen k1 für den Einlaſs des Dampfes und k2 für dessen
Ausströmung. Die Oeffnungen
k3 vermitteln den
abwechselnden Ein- und Austritt des Dampfes auf den beiden Seiten des Dampfkolbens.
Der Auspuffkanal k2
steht mit dem Räume zwischen der Auſsenfläche der Steuerungsschieber l und der Innenfläche der Dekel k4, welche durch Schrauben k5 gehalten werden, in
Verbindung, der Einlaſskanal dagegen mit dem Räume zwischen den Schiebern l; der in diesem Innenraume vorhandene Dampf tritt
daher je nach der Stellung der Schieber durch die Oeffnungen k3 abwechselnd hinter und vor den
Dampfkolben. Die beiden Steuerschieber l sind durch
einen Ankerbolzen l1
mit einander verbunden und gleiten auf Spiegeln, welche auf entgegengesetzten Seiten
des Ansatzes k angeordnet sind. Der Bolzen l1 ist in einem
Gleitstücke l2
gelagert, welches in dem länglichen Auge eines Hebels l3 hin- und hergleiten kann. Letzterer
dreht sich um den Bolzen l4, welcher von den Platten l5 getragen wird, und ist am unteren Ende mit Zähnen
versehen, die mit den Zähnen der von dem Dampfkolben durch schiefe Knaggen hin- und
hergeschobenen Schieberstange s (vgl. 1883 247 * 112) in Eingriff stehen. Bei dieser Einrichtung
erfolgen die Bewegungen des Doppelschiebers parallel zu denjenigen des Kolbens.
Soll die Bewegung der Schieber rechtwinkelig zu der des Kolbens erfolgen, so ist eine
Anordnung am Platze, welche in Fig. 12 bis
14 Taf. 32 an einer Compound-Dampfmaschine dargestellt erscheint;
hiernach läſst sich ihre Verbindung mit einer einfachen Dampfmaschine leicht
begreifen. Das Mittelstück Q dient den beiden zusammen
liegenden Cylinderenden als Deckel und enthält eine gemeinschaftliche Stopfbüchse.
Zur Ermöglichung der Dichtung derselben von auſsen empfiehlt es sich,
Baumwollabfälle oder anderes passendes Packungsmaterial in den die Kolbenstange
ringförmig umgebenden Hohlraum durch nach auſsen führende Kanäle einzutreiben und
dann diese Kanäle durch Verschraubungen zu schlieſsen. Auſser der Stopfbüchse
enthält das Stück Q noch die Dampfkanäle und die
Schieber l, welche letztere nach Art der eben
beschriebenen Schieber angeordnet sind; sie bilden hier jedoch zwei Doppelschieber,
indem auf jedem Ende des Bolzens l1 je 2 Schieber, ein gröſserer und ein kleinerer,
sitzen, welche den Dampf nach den Enden der beiden Cylinder vertheilen. Die Bewegung
der Schieber rechtwinkelig zur Kolbenstange wird nun dadurch bewirkt, daſs der
Bolzen l1 von dem
langen Arme r eines um die Achse r1 drehbaren 3
schenkeligen Winkelhebels umfaſst wird, dessen kurze Arme r2 in die beiden an einander stoſsenden
Cylinderenden hineinreichen und hier beim Gange der Maschine von schrägen
Anschlagflächen x der beiden Dampfkolben abwechselnd
getroffen und umgestellt werden.
Um eine Absorption der Luft in den Windkesseln durch das Druckwasser zu vermeiden,
trennt Ward beide Medien durch eine elastische oder
faltige Haut. Die Patentschrift gibt verschiedene Ausführungen eines derartig
construirten Windkessels an.
Weitere von Ward angegebene Neuerungen an Dampfpumpen
finden sich in dem deutschen Patente Kl. 59 Nr. 23403 vom 27. Juni 1882. Sie
betreffen zunächst die oben erwähnte Kolbenstangenpackung zwischen dem Hoch- und
Niederdruckcylinder der Compound-Dampfmaschine und will Ward dieselbe vorzugsweise bei den in seinem englischen Patente Nr. 4672
vom J. 1881 beschriebenen Dampfpumpen verwenden. Der Kanal, in welchen das die
Kolbenstange umgebende Packungsmaterial hineingestopft wird, liegt nicht in einer
Ebene, sondern ist schraubenförmig gewunden und setzt sich mittels zweier geraden
Kanäle bis zur Auſsenseite des den Hoch- mit dem Niederdruckcylinder verbindenden
Stückes fort. Es hat diese Anordnung den Vortheil, daſs man die Einstopfung des
Packungsmaterials nur von der einen Seite vorzunehmen braucht. Erscheint dasselbe
dann an der anderen Seite, so kann man sicher sein, daſs die Packung eine
vollständig dichte ist. Auſserdem ermöglicht diese Vorrichtung, die Kolbenstange
während des Ganges der Maschine vollständig neu zu dichten. Der schraubenförmige
Kanal wird in einer Büchse hergestellt, welche durch Eingieſsen von Weiſsmetall mit
dem Zwischendeckel der Cylinder verbunden wird.
Die Steuerung der Compoundmaschine geschieht hier mittels der Schieber D. R. P. Nr.
22538, welche jedoch nicht durch maschinelle Mittel, sondern durch direkten
Dampfdruck bewegt werden. Betreffs der Einzelheiten dieser Steuervorrichtungen muſs
auf die Patentschrift verwiesen werden.
Fig. 1., Bd. 249, S. 483
Sind nicht, wie oben angenommen, die sich einander gegenüber liegenden Deckel des
Hochdruckcylinders und der Pumpe mit einander fest verbunden, sondern die
betreffenden Cylinder selbst, so befestigt Ward die
Deckel auf letztere in derselben Weise wie bei der vorhin beschriebenen
Stopfbüchsenanordnung, d.h. mittels Schrauben mit Rechtsund Linksgewinde und
gemeinschaftlichen Muttern. Die Befestigung der Stopfbüchsendeckel kann in diesem
Falle die alte bleiben, oder durch folgende in Textfigur
1 skizzirte Einrichtung ersetzt werden. Auf der Kolbenstange a sind 2 Hülsen b
angeordnet, welche genau in die an den Deckeln sitzenden Töpfe c passen und hier noch durch Dichtungsringe und Stulpen
gedichtet werden. Diese Hülsen besitzen an den einander zugekehrten Enden Flanschen
und können unter Einlegung einer Packung in die ausgedrehten inneren Kanten mittels
Schrauben zusammengepreſst werden, wodurch sich die Dichtung fest gegen die
Kolbenstange legt. Will man statt der dreikantigen Packung eine solche von
rechteckigem Querschnitte anwenden, so empfiehlt es sich, in den Hülsen cylindrische
Ausdrehungen anzuordnen und in diese eine kleinere, gegen die Packungen sich
anlegende Hülse anzubringen.
Fig. 2., Bd. 249, S. 484
Die Pumpenventile sind Hubventile und gleiten auf einer das Ventilgehäuse (Textfigur 2) der Länge nach durchdringenden Stange i. Die Ventile bestehen aus den langen Führungsstücken
n, welche an den Schluſsenden mit Lederscheiben
versehen sind. In geschlossenem Zustande legen sich die Theile n gegen die mit Gummipuffern o versehenen, auf der Stange i befestigten
Muttern m oder gegen die gleichfalls mit Puffern o versehenen Deckel p. Der
Schluſs der Ventile wird durch Schraubenfedern veranlaſst.
S–n.