Titel: | Neuerungen an Hähnen für Dampf- und Wasserleitungen. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 480 |
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Neuerungen an Hähnen für Dampf- und
Wasserleitungen.
Patentklasse 47. Mit Abbildungen auf Tafel 32.
Neuerungen an Hähnen.
Bei den gewöhnlichen Hähnen ist bekanntlich die Durchgangsöffnung, nach dem
Kükengehäuse zu in vertikaler Richtung aus einander gezogen, um einen kleineren
Hahnkegel zu erhalten. Hierdurch soll nach Emil Kelling in
Dresden im höchsten Theile dieser Durchgangsöffnung ein
schädlich wirkender Luftsack entstehen, welchen der Genannte bei seiner Construction
(* D. R. P. Nr. 17398 vom 23. August 1881) dadurch vermeiden will, daſs er die
Austrittsöffnung höher legt als die Eintrittsöffnung und hierdurch erreicht, daſs
hinter dem Küken die obere Begrenzung der Durchgangsöffnung horizontal wird.
Selbstverständlich können sich aber auch bei den gewöhnlichen Hähnen Luftblasen an
der bezeichneten Stelle nur halten, wenn die Flüssigkeit sehr langsam durchströmt,
und in diesem Falle wirken sie jedenfalls nicht schädlich. Es erscheint daher
fraglich, ob es sich empfiehlt, dieses geringen Bedenkens wegen den Vortheil
diametral gegenüber liegender Durchgangsöffnungen aufzugeben. Dagegen ist es wohl
als vortheilhaft zu betrachten, daſs nach Mazeline's
Vorgange (vgl. 1869 193 * 191) eine Anordnung getroffen
wurde, vermöge welcher der Hahnkegel beim Oeffnen des Hahnes etwas gelüftet wird.
Die zum Drehen des Hahnkükens dienende Spindel ist nämlich kurz über demselben mit
einigen flachen Schraubengängen versehen, mit welchen sie sich beim Aufdrehen des
Hahnes in ein entsprechendes Muttergewinde des Deckels einschraubt und hierdurch mit
dem Küken so weit gehoben wird, daſs letzteres die weitere Drehung mit nur sehr
geringer Reibung gegen das Gehäuse ausführen kann, wodurch die Abnutzung der
Dichtungsflächen jedenfalls beträchtlich verringert wird. Die Spindel des Kükens ist
durch eine Stopfbüchse im Deckel abgedichtet und dieser letztere selbst mit einer
conischen Dichtungsfläche in das Gehäuse eingepaſst und durch eine Lieberwurfmutter
festgehalten. Man kann also bei eintretender Abnutzung den Schluſs des Kükens durch
einfaches Drehen des Deckels wiederherstellen. Bei gröſseren Hähnen, bei welchen das
Gehäuse aus Eisen besteht, wird eine etwas veränderte Anordnung ausgeführt. Hier ist
der Hahnkegel umgekehrt und an seinem oberen dünneren Ende mit der Spindel zum
Drehen versehen. Vor dem Drehen wird dasselbe mittels einer durch den Boden des
Gehäuses tretenden Schraubenspindel etwas herabgezogen. Sämmtliche Hähne sind mit
entsprechenden Anschlägen versehen, um ein Ueberdrehen zu verhüten, welches
wenigstens bei der ersten Anordnung leicht zu Brüchen Veranlassung geben könnte.
Um bei dem letztbeschriebenen Hahne die Stopfbüchse für die Lüftungsschraube
vermeiden zu können, hat Kelling (* D. R. P. Zusatz Nr.
21686 vom 23. August 1882) neuerdings die in Fig. 13 und
14 Taf. 32 dargestellte Anordnung getroffen. Ueber die verlängerte
Spindel des nun wieder wie gewöhnlich mit dem dickeren Ende nach oben gestellten
Kükens ist ein Muff s geschoben und beiderseits durch
Stellringe gegen eine Längsverschiebung gesichert. Der Muff trägt ein flaches
Schraubengewinde und kann durch Drehen mittels des Schlüssels V in dem mit dem Deckel des Hahngehäuses ein Ganzes
bildenden Teller a auf- und niedergeschraubt werden,
wodurch dann auch das Küken gehoben oder gesenkt wird.
Eine ganz ähnliche Einrichtung, um den Hahnkegel beim Oeffnen ein wenig zu heben,
wird von Ed. Fromentin in Paris (* D. R. P. Nr. 21963 vom 18. Juli 1882) angewendet. Der
Hahnkegel reicht hier nicht bis auf den Grund des unten geschlossenen Gehäuses,
sondern läſst einen Zwischenraum r (Fig. 11
Taf. 32) und ist mit einem rechtwinklig gebohrten Kanäle a versehen, welcher die Räume p oder q mit dem Raume r
verbindet, so daſs das durch den Kanal a mit Druck in
r eintretende Wasser dem Kegel Auftrieb gibt, ihn
somit entlastet und die Reibung vermindert. Das Gehäuse A ist oberhalb des Hahnkegels B kegelförmig
weitert und nimmt dort den Verschluſsdeckel D auf,
welcher mit 6 Schrauben an dem Gehäuse befestigt und durch seine Kegelform gedichtet
ist. Dieser Verschluſs ist mit Muttergewinde von geringer Steigung versehen, in
welches das Gewinde eines verlängerten Aufsatzes des Hahnkegels greift. Bei seiner
Drehung gleitet der Hahnkegel in dem Gewinde in die Höhe, wodurch die Reibung sehr
vermindert wird. Um den Kegel drehen zu können, ist in demselben eine 6 eckige
Vertiefung angebracht, in welche der 6 eckige Zapfen g
einer bronzenen Bewegungsspindel C paſst. Diese Spindel
hat in dem Zapfen eine Bohrung c, welcher eine gleich
groſse Aussparung b in dem Küken B gegenüber steht. In diese Aussparungen ist eine
Schraubenfeder eingelegt, welche die conische Verstärkung d der Stange in die entsprechende Bohrung des Verschluſsdeckels
hineinpreſst und so eine genügende Dichtung herstellt. Um die Reibung möglichst
herabzuziehen, soll der Deckel eine Stahlbüchse f
erhalten. Auch hier ist für entsprechende Anschläge zur Begrenzung der Drehung
gesorgt. Die richtige Einstellung des Hahnkegels geschieht auch hier durch einfaches
Drehen des Verschluſsdeckels D.
Eine unter Umständen recht zweckmäſsige Abänderung des Farron'schen Hahnes (1875 215 * 491) ist von
Jul. Mittelstenscheid und Aug.
Memmler in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 21905 vom 6. Juni 1882) angegeben, darin
bestehend, daſs dieselben den Hahnsitz auswechselbar machen. Das äuſsere Gehäuse A dieses in Fig. 12
Taf. 32 dargestellten Hahnes gleicht vollständig dem der bekannten Absperrventile
mit sogen, geradem Durchgange. In dasselbe ist das Kükengehäuse B mittels einer Verschraubung, wie gezeichnet, oder mittels
einer Flansche so eingesetzt, daſs bei a und b ein völlig dichter Schluſs erreicht wird. In diesem
Hahngehäuse ist dann das hohle Küken drehbar. Die durchgeleitete Flüssigkeit nimmt
bei geöffnetem Hahne den durch die Pfeile angegebenen Weg, wogegen bei einer
entsprechenden Drehung des Hahnkegels die Oeffnung c in
diesem nicht mehr mit der betreffenden Oeffnung im Gehäuse B correspondirt und der Durchgang der Flüssigkeit abgeschlossen ist. Das
Küken wird durch den Druck der Flüssigkeit selbstthätig in seinen Sitz gepreſst und
bedarf daher nur einer Vorrichtung, welche ein Herabsinken verhindert, wenn der Hahn
leer ist. Diese kann, wie in Fig. 12,
aus einer Schraubenmutter, welche sich mittels eines Ringes gegen den vorspringenden
Rand der Büchse B legt, oder aus einer innerhalb des
Gehäuses angebrachten Feder bestehen, welche der Handkegel schwach nach oben
preist.