Titel: | Neuerungen an Sims- und Kehlhobelmaschinen. |
Autor: | Mg. |
Fundstelle: | Band 248, Jahrgang 1883, S. 55 |
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Neuerungen an Sims- und
Kehlhobelmaschinen.
Patentklasse 38. Mit Abbildungen auf Tafel 5.
Neuerungen an Sims- und Kehlhobelmaschinen.
Die Sims- und Kehlhobelmaschinen bilden den Uebergang von der Hobelmaschine zur
Fräsmaschine. Die Hauptschwierigkeit bei ihrer Construction liegt in der Ausführung
und Stellung des Messerkopfes sowie der Messer. Die Form der zu erzeugenden Kehlungen
verbietet oft die Anwendung eines Profilmessers und
bedingt bei Benutzung mehrerer wie auch nur eines Messers ein verschieden weites
Hervorstehen derselben vor dem Spindelkopfe; in Folge dessen federn die Messer und
arbeiten unsauber. Nach dem Vorgange von Robinson wird
diesem Uebelstande am besten entgegengetreten, wenn die liegenden Messerspindeln in
einen Rahmen gelagert werden, welcher entsprechend der Profillinie des Simses schräg
und möglichst parallel zu derselben eingestellt werden kann, oder besser, wenn der
Auflegetisch des Holzes eine entsprechende Schrägstellung gestattet. Bei stehenden
Spindeln ist die Erzielung einer parallelen Lage zwischen Messern und Kehlung
erleichtert.
Die vorliegenden Constructionen verfolgen den Zweck, jene Maschinen, mittels welcher
sogen. parallele Kehlungen hergestellt werden, d.h. solche, deren Querschnitte über
die ganze Länge der Leiste einander congruent sind, auch zur Erzeugung von conischen
Kehlungen, wie sie in neuerer Zeit besonders bei Särgen vielfache Verwendung finden,
benutzen zu können. Bei der Herstellung gerader fortlaufender Kehlungen hat der
Profilhobel nur stetig umzulaufen. Um jedoch conische Kehlungen zu erzielen, muſs
das Messer sich so ändern, daſs unter Beibehaltung der Grundform eine ähnliche, aber
verkleinerte Profillinie sich ergibt. Mittels eines aus einem Stück bestehenden
Hobelmessers ist dies nicht zu erreichen; man bedarf dazu mehrerer einzelner
Profilmesser, welche so angeordnet werden müssen, daſs sie bei einer Verschiebung
gegen einander in der Achsenrichtung immer dieselbe Profillinie ergeben. Diese
Verschiebung der einzelnen Messer muſs genau und selbstthätig vor sich gehen.
Die erste Construction dieser Art scheint ein Messerkopf gewesen zu sein, welcher in
seiner Diagonale getheilt war; der eine Theil lief unverrückbar um, während der
andere in der Achsenrichtung verschoben wurde. Beide Theile des Messerkopfes waren
zu diesem Zwecke in schwalbenschwanzförmigen Führungen vereinigt. Eine
Vervollkommnung dieser Anordnung wird von A. A. Zeidler
und J.
Brandt und G. W. v. Nawrocki in
Berlin (* D. R. P. Nr. 1609 vom 3.
November 1877) angegeben.
Die von der Riemenscheibe a (Fig. 1 bis
3 Taf. 5) umgetriebene Messerwelle c, welche
in zwei Lagern i, i1
läuft und durch Bunde gegen Seitenverschiebung gesichert wird, trägt auf einer
geraden Fläche ein mittels einer Schraube befestigtes Hobelmesser k (vgl. Fig. 1 und
3). Auf der Stahlwelle sind zwei um 60° gegen einander versetzte Flächen
angeordnet, so daſs die die Welle c umfassenden kurzen
Rohrwellen l, l1 sich
gleichzeitig mit der ersteren drehen und dabei doch verschieben können. Jede
Rohrwelle trägt ein Hobelmesser k1 bezieh. k2, welches auf gleiche Weise wie k
befestigt ist; sie wird von zwei Lagern x, x1 umfaſst, welche mittels je eines Auges
o an einer quadratischen Stange m geführt werden.
Diese Anordnung der Wellen l und l1 gestattet eine Verschiebung der
Messerköpfe in der Richtung der Längsachse mittels der Zugstangen p bis p3, welche mit einem Stellmechanismus
verbunden sind. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einem guſseisernen Schlitten
q, der durch ein Zahngetriebe hin- und herbewegt
wird. Der Schlitten trägt zwei verschiebbare Rahmen y, y1, welche um einen Mittelzapfen drehbar
sind und durch je eine Schnecke t, t1 mit Zahnbogen u,
u1 schräg gelegt werden können, wobei
Schrauben v, v1 zur
Feststellung dienen. In den Rahmen y, y1 bewegen sich zwei Kreuzköpfe, welche
durch die Zugstangen p bis p3 auf die beweglichen Wellen l, l1 wirken und diese
je nach der schrägen Stellung der Rahmen y, y1 mehr oder weniger verstellen.
Bei rechtwinkliger Lage der Rahmen y, y1 zur Messerwelle findet keine Verschiebung
statt; die Maschine hobelt dann parallele Kehlungen. Zum Hobeln geschweifter
Kehlungen ist es nöthig, statt der geraden Rahmen y
solche einzusetzen, deren innerer Schlitz der zu erzeugenden Curve gemäſs geformt
ist; doch muſs dann das mittlere Hobelmesser k entfernt
werden, so daſs die Maschine nur mit zwei Messern arbeitet.
Das zu behobelnde Brett wird auf dem guſseisernen Schlitten durch Klauen b festgehalten. Zur sicheren Führung des zu hobelnden
Brettes dienen belastete Druckwalzen. Die Bewegung des Schlittens erfolgt von der
Transmission aus durch ein Deckenvorgelege. Die Messerwelle c macht 3000 Umdrehungen in der Minute, in welcher Zeit sich der Schlitten
3m vorwärts bewegt.
Eine Abänderung dieser Maschine wird von J. Brandt in
Berlin (*D. R. P. Nr. 11518 vom 9. April 1880) vorgeschlagen. Die Messer sitzen bei
dieser Construction statt auf einer auf mehreren hinter einander liegenden Wellen.
Hier sind zwei horizontale, stählerne Messerwellen D
(Fig. 4 und 5 Taf. 5) zu
beiden Seiten des guſseisernen Mittelstückes in Supporten E vorhanden. Der zwischen den Lagern befindliche Theil dieser Messerwellen
ist von quadratischem Querschnitt und es sind auf jeder derselben zwei Schlitten K (Fig. 5)
angeordnet, welche innerhalb gewisser Grenzen in der Richtung der Längsachse
verschiebbar sind. Auf den freien Seiten können 2 Messer L angebracht sein, während die Schlitten je ein Messer tragen.
Die Verschiebung der Schlitten K geschieht durch einen
für jede Welle besonders vorhandenen, in vertikaler Richtung verschiebbaren Support
N, welcher sich in dem Verhältniſs wie 1 : 10 zum
Hin- und Hergang des Schlittens B auf- und abbewegt.
Der Antrieb jedes Supportes N erfolgt vom Vorgelege des
Schlittens B aus durch die Welle o mittels des Zahnrades b,
und zwar wird diese Welle, je nachdem der Weg des Schlittens es erfordert, bald
rechts, bald links herum gedreht. Die Auf- und Abwärtsbewegung des Supportes N erfolgt durch eine Spindel S, welche je nach Bedarf mit der Hand oder durch die Maschine gedreht und
ausgerückt werden kann, zu welchem Zwecke sich zwischen den auf den Spindeln S lose sitzenden Stirnrädern R und
Schneckenrädern T je eine Klauenkupplung U befindet, welche auf S
in Nuth und Feder verschiebbar ist. Eine von Hand drehbare Schnecke steht dem
entsprechend mit den Rädern T in Verbindung.
Um die Schlitten K in gewünschter Weise auf den Wellen
verschieben zu können, sind auf den vertikal beweglichen Supporten Führungen W angeordnet, welche um einen Mittelzapfen drehbar
sind. Schraubend, welche sich in bogenförmigen Schlitzen bewegen, stellen die
Führungen fest. In den Führungen läuft mit einer kleinen Rolle je eine
Führungsstange Z. Dieselben sind in genügend langen
Bohrungen der Supporte E geführt und tragen eine
halbkreisförmig gestaltete Haube m, mittels welcher
eine runde Scheibe n, welche an dem Schlitten K befestigt ist, verschoben wird. Bei der Umdrehung der
Wellen D stehen demnach die Schlitten K durch die Stangen Z
stets mit dem Mechanismus zur Querverschiebung in Verbindung.
Bei Anwendung geschweifter Führungen entstehen geschweifte Kehlungen sind dieselben
gerade, so werden auch die Kehlungen geradlinig. Für Kehlungen, welche aus
fortlaufend sich verjüngenden, einander ähnlichen Profilen gebildet werden, sind die
Führungen schräg zu stellen. Ist die Nuth, in welcher sich die Stangen Z führen, geradlinig, so werden die Kehlungen
geradlinig verjüngt; sind geschweifte Führungen W
eingesetzt, so gestalten sich auch die Kehlungen geschweift-conisch.
Damit die Druckwalzen nach Vollendung des Durchlaufes der Platte deren scharfe Kanten
nicht abquetschen, sind an der Stützwelle Anschläge vorgesehen, welche durch
Schrauben r so einstellbar sind, daſs die Walzen nur um
ein Geringes sinken können, wenn die Holzplatte unter ihnen fortgezogen ist.
Später hat J. Brandt (* D. R. P. Zusatz Nr. 14 767 vom
17. Oktober 1880) Veränderungen an der Messerwelle vorgeschlagen; die Maschine hat
ferner eine derartige Umgestaltung erfahren, daſs mittels gerader Schlitzhebel
geschweifte conische Profile gehobelt werden können.
Die zwischen beiden Lagerstellen rechteckige hohle Messerwelle A (Fig. 6 und
7 Taf. 5) nimmt in Schlitzen a und b Schieber auf, welche die Messer c tragen. Diese Schieber I
und II, welche in Fig. 9 und
10 in gröſserem Maſsstabe skizzirt sind, können unabhängig von einander
vom Inneren der Welle aus verschoben werden; sie sind von entsprechender Breite, um
die Messer c behufs Erreichung einer gröſseren
Mannigfaltigkeit der Profile beliebig versetzen zu können.
Die Verstellung des Schiebers I geschieht durch die
Stange d, zu welchem Zweck derselbe mit Bolzen i an die Stange d
angeschlossen ist. Der Schieber II erhält seine
Bewegung mittels einer die Stange d umfassenden
röhrenartigen Stange m, welche ebenso wie d concentrisch in der Welle A verschiebbar ist. Wie Fig. 8
zeigt, sind die Messerschieber so construirt, daſs der in den Schlitzen der
Messerwelle geführte
prismatische Mitteltheil mit einer der zur Aufnahme der Messer dienenden Platten aus
einem Stück hergestellt ist, während die andere Platte mit Schrauben aufgesetzt
wird.
Als besonderen Vortheil dieser Einrichtung führt der Erfinder den Umstand an, daſs
bei schneller Umdrehung der Messerwelle beide Theile der Schieber I und II durch die
Centrifugalkraft nach auſsen gedrängt werden, so daſs ein Festklemmen derselben
vermieden wird.
Die Verschiebung der Stangen d und m erfolgt mittels gerader Schlitzhebel D (Fig. 11),
welche an dem vertikal auf- und abbewegten Support N
(vgl. auch Fig. 4)
befestigt sind. Jeder Schlitzhebel nimmt eine an einem Zapfen befindliche Rolle p auf, welche je an einem Arme E, E1 (Fig. 6)
angeschlossen wird. Diese Arme werden in etwas umständlicher Weise geführt; ein Arm
des Lagers H der Messerwelle bildet die eine Führung
für den Arm E, welcher selbst wieder mit einer
Führungsnuth versehen ist. Dadurch wird die Führung kurz gehalten; doch können
besser beide Arme E, E1
an einem gemeinschaftlichen Prisma geführt werden. Der Arm E umfaſst lose die Stange d des Schiebers I, während die Stange m im
Arme E ruht. Gegenmuttern sichern gegen willkürliche
Längsverschiebungen.
Die Schlitzhebel D sind um einen Mittelzapfen w drehbar und am unteren Ende durch eine Stange Z verbunden, welche verlängert und verkürzt werden
kann. Durch einen an den äuſseren Schlitzhebel angeschlossenen Gewichtshebel i werden beide nach auſsen gezogen und dabei mittels
einer unrunden Scheibe L die Lage der Schlitzhebel D verändert bezieh. die Verstellung der Messerschieber
bewirkt.
Der Gestalt der unrunden Scheibe entsprechend kann auch unter Beibehaltung der
gleichen Schlitzhebel nach Belieben bogenförmig, geschweift und gleichzeitig conisch
gehobelt werden.
Eine Abänderung der ersten hier besprochenen Maschine wurde ferner von A. F. Richter und A. A. Zeidler in
Berlin (* D. R. P. Nr. 4758 vom 10.
Mai 1878) angegeben. Die verschiedenen Profilhobel sind auf mehreren
hinter einander liegenden und unabhängig von einander umlaufenden Wellen angeordnet,
welch letztere während der Arbeit der Maschine die nöthige seitliche Verschiebung
erfahren. Letztere wird im vorliegenden Falle durch einen etwas umständlichen
Hebelmechanismus bewirkt, welcher von einem Schraubenquadranten, dem Vorschübe des
Schlittens entsprechend, in Bewegung gesetzt wird. Verschiedene Grade der Conicität
werden durch eine Längenveränderung des Gestänges erzielt. Um Kehlungen mit
congruenten Profilen zu hobeln, wird der Verschiebungsmechanismus ausgerückt.
Die Erfinder geben folgende Vergleichung der Leistung zwischen
dieser Maschine und einem Arbeiter an: Hiernach vermag im Mittel ein geschickter
Arbeiter in 10 Stunden 35m, also in der Stunde
3m,5 herzustellen; die Maschine dagegen
leistet mit zwei gewöhnlichen Arbeitern bei 2000 Umdrehungen in der Minute
folgendes:
Durchgangszeit eines Brettes von 2m Länge
25
Zeit des Rückganges
12,5
Zeitverlust des Auswechselns eines
Brettes
60
–––
Zusammen
97,5
oder rund 100 Sekunden; somit bringt die Maschine
täglich 2\times\frac{10\times 60\times 60}{100}=720^m conische
Kehlung fertig, d.h. ersetzt 720:35 oder 20 bis 21 Arbeiter.
Bei der Maschine von J. F. Winkler (* Erl. D. R. P. Nr.
5773 vom 7. Februar 1878) wird die Verschiebung der Messerwellen von einer
Leitschiene besorgt, welche in schräger veränderlicher Lage zur Mittellinie des
Tisches sich mit dem zu hobelnden Brett gleichmäſsig fortbewegt. Diese Leitschiene,
welche behufs ununterbrochenen Betriebes doppelt, also an jeder Seite des Tisches
vorhanden ist, liegt auf einem Schlitten, welcher unterhalb des Tisches in üblicher
Weise durch Zahnstange und Zahnrad bewegt wird. Geht der eine Schlitten vor, so
läuft der andere zurück. Eine entsprechende Verdrehung dieser Leitschiene läſst die
erzeugte Profilcurve sich verändern, so daſs jede Art geschweifter Kehlungen mit
verjüngten und erweiterten Profilen herstellbar erscheint. Das Charakteristische
dieser Anordnung liegt in den gleichzeitig in entgegengesetzter Richtung sich
bewegenden Schlitten, wodurch die Zeit des Rückganges eines Schlittens durch den
Vorschub des anderen ausgenutzt wird.
Die Maschine soll bei einem Vorschub von 5m in der Minute mit einem Kraftaufwande von 4 bis
5e in 10 Stunden 2000m conische oder parallele Kehlungen herstellen,
was einer Leistung von 50 bis 60 geübten Handarbeitern entsprechen würde.
Mg.