Titel: | Die Seife in der Färberei; von Lauber und A. Steinheil. |
Autor: | Lauber , A. Steinheil |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 507 |
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Die Seife in der Färberei; von Lauber und A. Steinheil.Nach Lauber's Handbuch des
Zeugdrucks, Lieferung 2 S. 60 ff. (Dasselbe erscheint im Selbstverlage
des Verfassers.)
Ueber die Seife in der Färberei.
In der Zawiercier Fabrik ist zur Herstellung von Seife nachfolgende Methode im
Gebrauch, womit stets gute Resultate erzielt werden: Man bringt in eine Holzstande
360l Wasser mit 69k Lauge von 36° B. zum Kochen und gibt unter fortwährendem Umrühren nach
und nach 140k Elaïnsäure zu, rührt so lange, bis
keine Seifenklumpen mehr sichtbar sind, worauf noch weitere 320l Wasser zugesetzt werden. Stündiges Rühren
erzielt eine gleichmäſsig klare Seifenlösung.
Es zeigte sich trotz genauer Einhaltung der angegebenen Gewichtsverhältnisse doch
einige Male Ueberschuſs von Fettsäure, so daſs Lauge nachgegeben werden muſste. Um
dies und insbesondere einen Ueberschuſs an Lauge, der bei diesem Verfahren leicht
auftreten könnte, zu vermeiden, verseift man am besten mit etwas mehr Lauge, z.B.
mit 68k,5, und neutralisirt dann mit
Elaïnsäure.
Im Bulletin de Mulhouse, 1882 S. 142 hat O. Scheurer einen bemerkenswerthen Artikel über die
Elaïnseife und deren Einfluſs in der Avivage der Farben veröffentlicht: Damit eine
Seife zur Avivage der mit Garancine oder künstlichem Alizarin gefärbten Stücke
geeignet sei, soll dieselbe ein vollkommenes Weiſs im Grunde herstellen, die Farben
lebhaft machen und sie möglichst wenig beschädigen.
Wenn man die verschiedenen Handelsseifen von diesen Gesichtspunkten aus vergleicht,
wird man nach Ansicht Scheurer's dazu gelangen, der
Marseiller Seife den Vorzug zu geben, ohne daſs man sich einen klaren Aufschluſs
über die zwischen den verschiedenen Seifen bestehende Verschiedenheit geben könnte.
Wenn eine Seife die Farben zu sehr angriff, sagte man, sie sei zu alkalisch, und
doch ergab die Analyse
nicht immer mehr Alkali als in den Seifen, welche die besten Resultate liefern. Die
Elaïnseife vor Allem hatte den Ruf der Alkalität; sie bräunte das Roth, beschädigte
das Violett und verdarb das Weiſs.
Da die elementare Zusammensetzung der verschiedenen Seifen beinahe die gleiche ist,
konnte der Unterschied nur von der Art und Weise der Bindung von Fettsäuren und
Basis herrühren. Scheurer konnte von diesem
Gesichtspunkte aus nachweisen, daſs die für alkalisch und zur Avivage unbrauchbar
gehaltenen Elaïnseifen solche sind, in welchen die Verbindung der Bestandtheile
unvollständig ist; daſs sie alkalisch sind, weil das Alkali nicht vollständig durch
die Fettsäure gesättigt ist, und daſs es genügt, das Sieden so lange fortzusetzen,
bis die Verbindung vollkommen eingetreten ist. Und wenn die Elaïnseifen immer
alkalischer gewesen sind als die anderen, so kann man ohne Zweifel die Ursache davon
der allgemein angenommenen Vorstellung zuschreiben, daſs die groſse Affinität der
Oelsäuren ein verlängertes Sieden nicht nöthig mache, um eine vollkommene Seife zu
erhalten. Nur tritt die vollständige Verbindung von Fettsäure mit Alkali erst nach
längerer Zeit ein; es entstehen sicher zu Anfang 2 Seifen, eine saure und eine
basische, welche sich nach und nach zur Bildung von neutraler Seife verbinden.
Erhöhung von Temperatur und Druck beschleunigen bedeutend das Eintreten dieser
Verbindung und man kann in 2 Stunden bei 1at,5
eine bessere Seife erhalten als bei 12stündigem Sieden bei 100°.
Dies vorausgesetzt, hat Scheurer die weiſse Seife von
Daumas d'Alléon
in Marseille als Muster genommen, welche die Marke Savon
d'olive trägt und für die Avivage als die beste gilt. Diese Seife, wie sie
in den Handel kommt, enthält 55 Th. Fettsäure, 6 Th. Natron und 39 Th. Wasser, d. i.
9,106 Th. Natron auf 100 Th. Fett.
Scheurer hat versucht, mit dem Elaïn eine Seife zu
sieden, welche bei der Anwendung dieselben Resultate gebe wie diejenige von Daumas und ist nach vielen Versuchen zu folgenden
Verhältnissen gelangt: 100 Th. Elaïn, 46 Th. Natronlauge von 38° B. und 200 Th.
Wasser. (2 Stunden kochen bei einem Druck von 1at,5 in einem mit Dampfmantel und Röhren versehenen Autoclaven.) Diese Seife
enthält 10,81 Natronhydrat auf 100 Elaïnsäure (d. s. 1,704 Natronhydrat mehr auf 100
Fett als die von Daumas); ihr Aussehen ist, wenn sie
kalt ist, gelatinös wie eine starke Leimlösung und die Zähigkeit ist
verschwunden.
Scheurer hat ferner nachgewiesen, daſs man das Alkali um
½ bis 1 Proc. vermehren kann, ohne ihre Eigenschaften für das Seifen zu verringern,
und rührt dies von oben angeführter Eigenschaft her. Alle diese Versuche sind mit
beinahe chemisch reinem Wasser gemacht worden, wie es in Thann ist, und Scheurer stellt die Frage, ob die Anwendung von Kalk
haltigem Wasser die erzielten Resultate etwa ändern würde.