Titel: | Ferranti-Thomson's Wechselstrommaschine. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 450 |
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Ferranti-Thomson's
Wechselstrommaschine.
Mit Abbildung.
Ferranti-Thomson's Wechselstrommaschine.
In London sind jüngst Versuche mit einer neuen Wechselstrommaschine angestellt
worden, welche durch Zusammenarbeiten von Will. Thomson, S.
Ziani de Ferranti und Alf. Thompson entstanden
ist. Die äuſsere Ansicht der Maschine bietet nichts wesentlich Neues. Zwei Systeme
von im Querschnitt sectorförmigen Elektromagneten, 2 × 16 an Zahl, sind an je einer
Guſseisenscheibe im Kreise herum so angeordnet, daſs jedem Nordpol ein Südpol zur
Seite und gegenüber liegt. Zwischen diesen hindurch bewegt sich eine dünne Scheibe
mit einem beistehend schematisch dargestellten sinoidenförmig gebogenen, aus
mehreren Lagen bestehenden Metallbande, dessen radiale Stücke denselben Abstand wie
die Magnetpole haben.Die gleiche Form des inducirten Leiters (z. Th. in etwas anderer Lage) findet
sich bei Frick (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 3147 vom
6. December 1877) bezieh. bei Schuckert (* D.
R. P. Kl. 21 Nr. 7701 vom 15. Oktober 1878). Sie soll nach der Elektotechnischen Zeitschrift, 1883 S. 15 auch
von Siemens und Halske vor Jahren schon
versucht worden sein und zur jetzigen Construction der Siemens'schen Wechselstrommaschine geführt
haben. Ebenso behauptet O. Schulze in
Straſsburg i. E. eine solche Maschine Anfang 1881 entworfen und vom November
1881 bis Februar 1882 ausgeführt zu haben; er habe das Modell, mit Anker von
300mm Durchmesser, mit einem
Stromabgeber versehen, um sowohl Wechselströme, als gleich gerichtete Ströme
erhalten zu können; die Ergebnisse der ersten Versuche im Februar 1882 seien
aber nicht ganz befriedigend gewesen. Wenn sich bei der Rotation
das eine derselben einem Nordpol nähert, so rückt jedes benachbarte um ein gleiches
Stück gegen einen Südpol vor, so daſs in ihnen Ströme entgegengesetzter Richtung
erregt werden, welche sich gemäſs der Windungsform des Bandes zu einem einzigen
Strome summiren. Dreht sich die Scheibe um die Gröſse des Abstandes zweier
Magnetpole weiter, so wird zufolge der Annäherung an entgegengesetzte Pole jetzt ein
Strom von entgegengesetzter Richtung erzeugt; es entstehen also bei fortwährender
Rotation Wechselströme, welche durch Schleiffedern abgeleitet werden können.
Textabbildung Bd. 247, S. 450
Das 36m lange Kupferband ist bei der
Versuchsmaschine 12mm,5 breit und 2mm dick und von dem darüber und darunter liegenden
Band durch gleich breite Kautschukstreifen isolirt. Die Befestigung der Bänder auf der Scheibe
vermittelt ein Eisenring, welcher mit seitlichen Vorsprüngen versehen ist, um welche
sich die Bänder legen. Der Zwischenraum zwischen den einzelnen radialen Stücken ist
also mit Eisen ausgefüllt, welches durch den Einfluſs der äuſseren Magnete
magnetisch wird und hierdurch die Inductionswirkung verstärken soll.
Nach Engineering, 1882 Bd. 34 * S.
526 speist die Versuchsmaschine 320 Swan-Lampen von je
20 Kerzen in einem Stromkreise und gab denselben eine Lichtstärke, welche auf 15 bis
17 Kerzen geschätzt wurde; die ganze Maschine nimmt nur 60 × 50 × 45cm Raum ein und wiegt weniger als 610k. Die Maschine wurde von einer 16e halbtransportabeln Fowler'schen Dampfmotor getrieben, welche am Schwungrade etwa 26e ergab, und lief mit 1900 Umdrehungen in der
Minute, was 500 Stromumkehrungen in der Sekunde liefert. Die 320 Lampen bildeten 107
Gruppen, nämlich 106 zu je 3 und 1 zu 2 Lampen in Hintereinanderschaltung. Mit 300
Lampen war die elektrische Leistung etwa 22e,5,
der Nutzeffect also 22,5 : 26 = 86,5 Proc.; doch müſsten noch etwa 2e für die kleine, die Elektromagnete erregende Siemens-Maschine gerechnet werden.
Es betrug
der Widerstand des Metallbandes
0,0265
Ohm
„ „ „ Lampenstromkreises
0,7735
„
„ Gesammtwiderstand
0,8
„
die elektromotorische Kraft im
Hauptstromkreis
125
Volt
„ Stromstärke „ „
156
Ampère
der Widerstand jeder Lampe
31,5
Ohm
die in jeder Lampe verbrauchte
Stromstärke
1,3
Ampère
„ „ „ „
„ elektromot. Kraft
41
Volt.