Titel: | Neuere Verdampfapparate für Zuckerfabrikation. |
Autor: | F. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 253 |
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Neuere Verdampfapparate für Zuckerfabrikation.
Patentklasse 89. Mit Abbildungen auf Tafel 20.
(Schluſs des Berichtes S. 161 d. Bd.)
Neuere Verdampfapparate für Zuckerfabriken.
Der in Fig. 1 bis 3 Taf. 20
dargestellte Verdampfapparat von F. Wellner und H. Jelinek
(Zeitschrift für Zuckerindustrie in Böhmen, 1882
Bd. 6 S. 226) ist mit Vacuummeter a, Thermometer b, Schauglas c, Mannloch
mit Lichtloch d, Saftstandglas e, Safteinlaſsventil g, Saftablaſshahn i, Dampfventil h und
Schmutzwasserabzugshahn k versehen. Die Schlangengänge
der 20mm weiten Heizrohre r haben eine solche Länge, daſs der durch Ventil l eintretende Retourdampf oder der bei m
eintretende direkte Dampf ganz condensirt wird. Die Summe der Querschnitte
sämmtlicher Heizrohre soll nie den Querschnitt des Heizdampfzuleitungsrohres
überschreiten. Die Wände des Steigraumes sind senkrecht und endigen erst in gewisser
Höhe allmählich in einen Halbkreis. Der untere Boden ist flach, der
Flüssigkeitsspiegel sehr groſs. Die Brüdenabzüge zu den Hodek'schen Apparaten haben überall sehr weite Querschnitte und die Höhe
der kochenden
Flüssigkeit verhält sich zur Höhe des Steigraumes wie 1 : 5, daher ein Ueberkochen
nahezu unmöglich ist. Das Sieden ist ein sehr ruhiges. Der Umlauf des Saftes ist ein
äuſserst heftiger, weil die ganze Masse ununterbrochen kocht, was bei Apparaten mit
hoher Saftsäule nicht der Fall ist. Das Ventil n dient
für den abgehenden Dampf noch als Retourdampfsammler, o
für abgehendes Condensationswasser. – Augenblicklich sollen 74 dieser Apparate in
etwa 40 österreichischen Fabriken im Betriebe sein.
Um das nachtheilige Entleeren des Verdampfers während des Kochens zu beseitigen und
ein ununterbrochenes Kochen zu erzielen, stellt Janda-Zednik (Organ für Rübenzuckerindustrie in
Oesterreich, 1882 * S. 856) das Druckgefäſs (Montejus) für den Dicksaft
nicht unter, sondern neben den Verdampfkörper und verbindet beide oben und unten
durch mit entsprechenden Ventilen versehenen Röhren. Will man nun Saft aus dem
Dicksaftkörper ins Druckgefäſs übertragen, so öffnet man vorläufig nur das obere
Verbindungsventil, um den Druck in beiden Gefäſsen auszugleichen, wodurch
gleichzeitig durch die entstandene Oeffnung und in Folge der Saftbewegung der Saft
rasch ins Druckgefäſs überstürzt, und ersetzt den abgenommenen Dicksaft, indem man
Dünnsaft in den Dicksaftkörper gleichzeitig zuzieht. Hierauf öffnet man, wenn das
Druckgefäſs gefüllt ist, auch das untere Verbindungsventil und läſst den Saft mit
Zuziehung des Dünnsaftes durch Druckgefäſs und Dicksaftkörper so lange umlaufen, bis
die gewünschte Dichtigkeit des Saftes erzielt ist, worauf man beide
Verbindungsventile absperrt und den Saft aus dem Druckgefäſs in üblicher Weise
abtreibt.
Im Wesentlichen den gleichen Vorschlag macht G. Kählig
in der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie in Böhmen,
1882 Bd. 7 S. 1. Das Abfluſsrohr a (Fig. 4 Taf.
20) läſst einen solchen tiefsten Saftstand zu, daſs die Heizröhren im
Verdampfapparat B noch genügend mit Saft bedeckt sind.
Die Concentration des nach dem mit Treibrohr o und
Ventilen j, k und l
versehenen Druckgefäſs A abflieſsenden Dicksaftes wird
durch den mit luftdicht aufgesetztem Glassturz und Spindel versehenen Apparat b controlirt. Mit Hilfe des Ventiles d kann man den Dicksaftabzug völlig mit der
Verdampfungsleistung des Apparates in Einklang bringen, d.h. so viel Dicksaft aus
demselben ununterbrochen in das Druckgefäſs übertreten lassen und weiter befördern,
als der Apparat vermöge seiner Construction bei Festhaltung einer bestimmten
Concentration zu erzeugen im Stande ist.
Der vom Dünnsaftkörper durch Rohr e kommende Saft tritt
durch das Vertheilungssieb f gleichmäſsig in alle
Heizrohre. Das Rohr m dient zur Erhaltung der
erforderlichen Luftleere im Druckgefäſs während des Saftlaufes und wird während des
Treibens gesperrt. Das Rohr h mit den Ventilen g und i dient bloſs zu dem
Zwecke, den ganzen Apparat, wie z.B. bei Betriebsstillständen, seines Inhaltes zu
entleeren, und wird in
diesem Falle die Luftleere im Druckgefäſs mittels des für diesen Zweck allein
bestimmten Rohres n, welches mit dem Vacuumapparate in
Verbindung ist, hergestellt; sonst sind während des Ganges der Verdampfung im
gewöhnlichen Betriebe g, i und n geschlossen und das Druckgefäſs mit dem unteren Räume des Verdampfers
auſser jeder Verbindung zu halten.
Zum Niederschlagen des Schaumes kochender Flüssigkeiten
empfiehlt C. Heckmann in Berlin (* D. R. P. Nr. 18785 vom 5. Februar 1882) in oder über den
Kochgefäſsen heiſse Schlangenrohre, erhitzte Flächen o. dgl. so anzubringen, daſs
der aufsteigende Schaum dieselben trifft, in Folge dessen die Schaumblasen
platzen.
Nach J. A.
Morrell in New-York (* D. R. P. Nr. 17159 vom 17. Mai 1881) werden die aus
Zuckerrohr, Sorghum oder Moorhirse und auch auf andere Weise erhaltenen Säfte,
welche vorher theilweise verdichtet sind, in einem fortlaufenden Strome durch ein
Schlangenrohr getrieben. Das einfache oder doppelte Schlangenrohr F (Fig. 5 Taf.
20) wird durch direkte Feuerung B erhitzt. Der vom
Behälter H aus zuflieſsende Saft steigt in dem engen
Rohre auf und flieſst in dem weiteren Rohre herunter, um schlieſslich in einen
Behälter zu treten, wo auch der entwickelte Dampf entweichen soll.
Die Dampfbildung in diesem Apparate ist jedenfalls mangelhaft und werden sich in dem
engen Rohre voraussichtlich Ansätze bilden, welche schwierige Ausbesserungen zur
Folge haben. Helle Säfte wird man mit diesem Apparate wohl nicht erzielen
können.
Um eine gleichmäſsige Dampfvertheilung und Erhitzung der Röhren in den Verdampfapparaten zu erzielen, läſst F.
Zickerick in Wolfenbüttel (* D. R. P. Nr. 13455 vom 13. März 1880) den Brüden- bezieh.
Auspuffdampf durch die Stutzen A (Fig. 6 bis
8 Taf. 20) von beiden Seiten durch die Wandungen des Apparates in die
Dampfkammer B treten, welche das Rohrsystem in zwei
Gruppen theilt. Der Dampf expandirt hier und wird nach den Stutzen C gedrückt, so daſs in Folge der gleichmäſsigen
Dampfvertheilung jedes Rohr mit dem Dampf in Berührung kommt. Die 3 Abgangstutzen
sind an ein Verbindungsrohr angeschlossen, welches das Wasser beim ersten Körper zum
Sammelbehälter (Retour d'eau) und beim zweiten Körper unten zur Brüdenpumpe führt,
zugleich aber mit der Condensation oben in Verbindung steht. Der direkte Dampf wird
durch Rohre D fast bis zur Mitte des Rohrbündels
geleitet, wo sie rechtwinklig nach aufwärts gebogen, fein durchlöchert und durch die
Blechscheidewand a von einander getrennt sind. Der hier
ausströmende Dampf soll auch das an den mittleren Röhren des zweiten Körpers sich
niederschlagende Ammoniak abwaschen und dadurch das Zerfressen derselben möglichst
verhindern.
F.