Titel: | R. Bolton's bezieh. Geoghegan und Sturgeon's Kolben für Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 155 |
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R. Bolton's bezieh. Geoghegan und Sturgeon's Kolben für Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 13.
Bolton's bez. Geoghegan und Sturgeon's Kolben.
Die zwei in Fig. 7 und
8 bezieh. Fig. 9 Taf.
13 nach dem Engineer, 1882 Bd. 54 S. 174 und
195 dargestellten Kolben sind beide hohl, nach der Cylinderwand hin offen und
werden beide durch frischen Dampf geheizt. Verschieden ist aber bei denselben die
Art der Einführung des Dampfes, wie auch der leitende Gedanke, welcher zu der
Einrichtung geführt hat.
Bei der Anordnung Fig. 7 und
8 von R. Bolton in Hoddesdon bei Herts
strömt der Dampf durch die verlängerte Kolbenstange ein und aus, zu welchem Zweck
zwei Röhren durch dieselbe hindurchgehen (vgl. den vergröſserten Querschnitt Fig.
8). Die Ausströmröhre ist bis zu dem tiefsten Punkte des Kolbens geführt,
so daſs das Condensationswasser mit abgeleitet wird. Die Menge des in den Kolben
gelangenden Dampfes kann durch einen in der Zufluſsröhre angebrachten Hahn geregelt
werden. Die Heizung des Kolbens soll hier die auſserdem vorhandene Heizung des
Cylindermantels und der Cylinderdeckel ergänzen.
Einfacher ist die Dampfzuleitung bei der Anordnung Fig. 9 von
S. Geoghegan in Dublin und J. Sturgeon in London. In der Cylinderwand ist an jedem Ende in der Nähe
des Einströmkanales eine Bohrung A angebracht, welche
beim Wechsel des Kolbenhubes auf kurze Zeit mit dem Inneren des Kolbens in
Verbindung tritt, so daſs am Anfang jedes Hubes eine gewisse Dampfmenge, nämlich
soviel, wie sich während des Kolbenhubes niederschlägt, in den Kolben einströmt. In
diesem Falle soll die Kolbenheizung die Heizung des Cylindermantels in vorteilhafter
Weise ersetzen.
Ein groſser Uebelstand des gewöhnlichen Dampfmantels ist es, daſs wegen der gröſseren
Temperaturdifferenz eine viel gröſsere Wärmemenge von dem abströmenden Dampfe vor
dem Kolben als von dem expandirenden Dampfe hinter dem Kolben aufgenommen wird.
Diese Heizung des Abdampfes, welche nicht nur nicht vorteilhaft, sondern, namentlich
bei Condensationsmaschinen, sehr schädlich ist, soll durch die in Fig. 9
dargestellte Einrichtung möglichst vermieden werden. Der in dem Kolben
eingeschlossene Dampf gibt während des Hubes auch Wärme an die Cylinderwand ab und
zwar in der Weise, daſs die erwärmten Stellen der Wandung immer nur mit dem
Hinterdampfe in Berührung treten, während dem Vorderdampfe nur durch eine Kolbenwand
Wärme zugeführt wird. Sehr vortheilhaft ist auch, daſs der frisch einströmende Dampf
gegen eine heiſse Kolbenwandung trifft. Die Heizung der Cylinderwand wird allerdings
nicht so gut sein wie bei Anwendung eines Dampfmantels; dennoch ist es sehr wohl
möglich, daſs wegen der geringeren Wärmeverluste durch den Abdampf diese
Kolbenheizung vortheilhafter wirkt als die Heizung der Cylinderwand durch einen
Dampfmantel. Das in dem Kolben sich ansammelnde Condensationswasser wird durch die
Hähne B abgelassen. (Vgl. auch * D. R. P. Kl. 14 Nr.
20244 vom 7. Mai 1882.)