Titel: | H. Grau's elektrische Uhr. |
Autor: | Schg. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 120 |
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H. Grau's elektrische Uhr.
Mit Abbildungen auf Tafel 11.
H. Grau's elektrische Uhr.
Die von Heinr. Grau in Cassel ausgeführte, höchst
sinnreiche, dabei aber einfache Vorrichtung zum Betriebe von Uhren liegt in zwei
Ausführungen vor, von denen die letztere als Verbesserung der ursprünglichen
anzusehen ist. Beide Ausführungen bilden den Gegenstand deutscher Patente, von denen
das ältere (* D. R. P. Kl. 83 Nr. 13289 vom 29. Juli 1880)In Bd. 245 S. 449 ist irriger Weise diese Patentnummer der dort beschriebenen
Uhr beigelegt worden.D. Red. in Fig. 4 und
5 Taf. 11 dargestellt ist. Das Eigentümliche der ganzen Einrichtung
beruht in der Anwendung eines rotirenden Ankers. Derselbe wird von vier im
Querschnitt kreissektorartig gestalteten Magnetstäbchen (Fig. 5)
gebildet, welche an einem beiderseitig mit Zapfen versehenen prismatischen
Messingstück befestigt und von denen die sich diametral gegenüber liegenden Stäbchen
gleichartig magnetisch gemacht sind. Die dem Anker zugekehrten, an einer Seite
abgeschrägten Enden der Elektromagnete E, E1 wirken abwechselnd der eine als Süd- und der
andere als Nordpol und umgekehrt, indem sie hierbei die entgegengesetzten Pole des
magnetischen Ankers anziehen und letzteren dadurch auf einander folgende
Vierteldrehungen machen lassen. Es tritt hierbei die vorteilhafte Wirkung ein, daſs
der erste Antrieb des Ankers ganz besonders kräftig ist, weil im ersten Augenblicke
der Bewegung z.B. die Südpole des Ankers stark abgestoſsen und die Nordpole
desselben, weil in der Achse der Elektromagnete liegend, kräftig angezogen werden.
Hierzu kommt, daſs die Oberfläche eine stetige Annäherung der Magnetstäbchen
bedingt, bis dieselben mit ihren am weitesten abstehenden Kanten den entsprechenden
Kanten der Elektromagnete gegenüberstehen.
Die beschriebene Drehung des Ankers wird durch einen auf dessen Achse sitzenden Trieb
e dem die Bewegung des Minutenzeigers direkt
bewirkenden Kronrade d übermittelt.
Damit nun der Anker immer nach derselben Richtung rotire, befindet sich auſser dem
genannten Getriebe auf der Achse noch eine Scheibe n,
deren Nuth mit Sperrzahn ähnlichen Absätzen r versehen
ist (vgl. Fig. 4), um
dem am Hebel f befindlichen halbrunden Stift o zur Anlage zu dienen, sobald der Anker sich in seiner
Ruhelage befindet. Beim Weitergang drückt dieser Vorsprung den Stift nach unten,
indem der an der anderen Seite um ein geringes beschwerte Hebel dabei gedreht wird.
Das Anschlagen des Stiftes an die dem jedesmaligen Ausgang der Nuth entgegenstehende
Fläche bedingt den Stillstand des Ankers, während die schiefe Nufhfläche h den Stift zu diesem Zwecke aufwärts schiebt.
In Fig.
6 bis 8 Taf. 11
sind die nachträglich von Grau getroffenen
Verbesserungen (* D. R. P. Kl. 83 Nr. 18057 vom 8. November 1881) veranschaulicht.
Der rotirende Anker ist aus zwei Eisenstücken gebildet worden, welche kreuzweise in
einander greifend, einen Körper von Sperrrad ähnlichem Querschnitt bilden, und
stellt hierbei die Verbindung dieser beiden Theile eine Messinghülse c her. Zwischen den Polen des Elektromagneten E befindlich werden die nach auſsen gerichteten Enden
dieser Eisenstücke magnetisch erregt und, weil der Magnet zunächst auf die nahen
Mitten eines jeden Theiles wirkt, so bilden sich an den Enden der letzteren
gleichnamige Pole. Die äuſsere Zahnbewegung des Ankers gibt denselben das Bestreben,
in derjenigen Stellung die Ruhelage einzunehmen, in welcher die gröſste Annäherung
zu den Polen k und l (vgl.
Fig. 6) statt hat.
Nach Grau's Angabe soll die Uhr schon mit schwachen
Strömen in Gang gesetzt werden können, wobei zu statten kommt, daſs die geäuſserte
Kraft im Anfange der Bewegung, wo also die Trägheit der arbeitenden Theile zu
überwinden ist, ein Maximum beträgt, weil dabei auſser der Anziehung zwischen den
ungleichnamigen auch eine Abstoſsung zwischen den gleichnamigen Polen
stattfindet.
Durch die wechselnde Richtung der Ströme wird die Bildung von bleibendem Magnetismus
in dem Elektromagnet verhindert und auſserdem der Einfluſs der Gewitterströme
beseitigt.
Schg.