Titel: | Fournier's Apparat zum Abschneiden der Druckköpfe an Dampfcylindern. |
Fundstelle: | Band 247, Jahrgang 1883, S. 65 |
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Fournier's Apparat zum Abschneiden der Druckköpfe an
Dampfcylindern.
Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Fournier's Abdrehapparat für Druckköpfe an
Dampfcylindern.
In neuerer Zeit werden in der Hauptwerkstatt zu Dirschau die Locomotiv-Ersatzcylinder
für den kgl. Eisenbahn-Direktionsbezirk Bromberg gegossen. Da dieselben dort nicht
weiter bearbeitet werden und auch eine Cylinderbohrmaschine nicht vorhanden ist, so
bot das Abschneiden des angegossenen Druckkopfes (sog. verlorenen Kopfes) in
Ermangelung passender Specialvorrichtungen viele Schwierigkeiten. Ein Abstechen auf
der Drehbank war einerseits wegen der meist zu groſsen Abmessungen der Cylinder
unausführbar; andererseits macht aber auch das Aufspannen eines Dampfcylinders mit
den für den einseitigen Schieberkasten nöthigen Gegengewichten viele
Schwierigkeiten. Es wurde deshalb der Guſskopf früher dadurch entfernt, daſs
derselbe etwa 10mm oberhalb der Schnittfläche
ringsherum angebohrt, abgesprengt und dann auf der Bruchfläche glatt gehobelt wurde.
Aber auch dieses Verfahren bietet bei der Wandstärke der Druckköpfe von 90mm viele Unannehmlichkeiten und Nachtheile, da 1
Mann mindestens 6 Tage mit dem Anbohren mittels der Bohrknarre zu thun hat. Das
Absprengen und Glatthobeln dauert auch noch 2 bis 2½ Tage, während 6 Mann reichlich
½ Tag mit der Herbeischaffung des Cylinders aus der Putzerei in die mechanische
Werkstatt und zurück zu thun haben. Die ganze Arbeit des Druckkopf-Abschneidens
dauert hierbei also jedesmal etwa 9 Tage.
Zur Vermeidung dieser Uebelstände wurde nach dem Organ für die
Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1882 S. 247 von
Ingenieur Fournier der in Fig. 11
Taf. 6 abgebildete Apparat construirt, mit welchem das Abstechen des Druckkopfes in
wenigen Stunden schnell, sauber und sicher vollbracht wird. Derselbe besteht aus der
guſseisernen Spindel a, welche in 2 guſseisernen, mit
Bronzefuttern versehenen Scheiben b gelagert ist und
oben den Messerkopf trägt. Die Lagerscheiben können je durch 3 Stellschrauben von
20mm Durchmesser in verschieden weite Cylinder
eingespannt werden und ist die Gröſse der Scheiben und Länge der Schrauben so
bemessen, daſs der Apparat für die kleinsten wie für die gröſsten Locomotivcylinder
noch zu benutzen ist. Dicht über der Lagerscheibe b
befindet sich der eigentliche Messerkopf. Das Gehäuse desselben ist zweitheilig und
die untere Hälfte mit der Spindel in einem Stück gegossen, während an die obere
Hälfte ein Hals mit einer Hülse für den Tummelbaum zur Bewegung des Apparates
angegossen ist. Beide Theile sind durch 4 Schrauben von 20mm Durchmesser fest mit einander verbunden.
Rechtwinklig zur Hauptachse der Spindel ist das Messerkopfgehäuse auf 100mm lichten Durchmesser ausgebohrt. In dieser
Bohrung verschiebt sich der eigentliche Stichelhalter c, der aus einem Stahlstück von 100mm Durchmesser
und 220mm Länge besteht. Gegen Verdrehung ist der
Stichelhalter durch den Keil d gesichert, welcher in
eine Nuth des Stichelhalters eingreift. Der Stichelhalter selbst ist oberhalb der
Mitte mit einer eingehobelten Nuth versehen, in welche der Stichel eingelegt wird.
Unterhalb der Mitte befindet sich eine Bohrung für die 16mm starke Stellschraube e zum selbstthätigen Vorschub des Stichelhalters. Diese Schraube ist
hinter dem Stichelhalter in der schmiedeisernen Platte f gelagert, die mit dem Gehäuse durch 3 versenkte Schrauben fest verbunden
ist. Auf der Stellschraube sitzt ferner noch das 12 armige Stellrad g, welches bei jeder Umdrehung der Hauptspindel durch
Anstoſsen an die Knagge h der oberen Lagerscheibe 1/12 Drehung
mitsammt der Stellschraube macht und, da dieselbe 6 Gänge auf 25mm,4 (1 Zoll engl.) hat, jedesmal einen Vorschub
von 0mm,353 bewirkt. In dem Stichelhalter sind
ferner noch 2 schmiedeiserne, verschiebbare Stege i
angebracht, durch welche die Befestigungschrauben für den Stichel hindurchgehen.
Durch die Verschiebbarkeit dieser Stege wird erreicht, daſs der Stichel
herausgenommen werden kann, auch wenn der Apparat in den Cylinder eingesetzt
ist.
Ist nun der Apparat centrisch und in richtiger Höhe in den Cylinder eingespannt, so
schneidet der Stichel von innen heraus allmählich den Druckkopf genau eben und
sauber ab, wenn an dem oben durchgesteckten Tummelbaum gedreht wird. Dieser besteht
aus einer Eisenstange von etwa 4m Länge und sind
zur Bewegung 6 bis 8 Mann erforderlich. Das Einstellen geschieht, während der
Cylinder horizontal auf der Erde liegt; zum Abschneiden dagegen wird derselbe
vertikal gestellt. Da das Abschneiden an jedem Orte geschehen kann, der genügend
freien Raum für die Arbeiter am Tummelbaum bietet, so fallt auch ein weiterer
Transport, wie er früher nach der mechanischen Werkstatt nöthig war, fort.
Die Kosten für das Abschneiden eines Druckkopfes stellen sich folgendermaſsen: Das
Einstellen des Apparates in den Cylinder durch einen Schlosser kostet bei 2 Stunden
Arbeitszeit etwa 0,50 M.; das Abschneiden selbst dauert 2 Stunden und sind dabei,
wie oben bemerkt, 6 bis 8 Mann beschäftigt, die hierfür 1,80 bis 2,40 M. Lohn
erhalten. Es kostet somit das Abschneiden höchstens 2,30 bis 2,90 M. im Ganzen. –
Das frühere Verfahren des Anbohrens, Absprengens und Glatthobeins kostete dagegen
17,50 bis 18 M., so daſs mit dem neuen Apparat bei jedem Cylinder eine Ersparniſs
von 15 M. erzielt wird. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vortheil ist die
Zeitersparniſs, welche bei dem Gebrauche des Apparates erzielt wird; während früher
das Abstechen des Druckkopfes 9 Tage dauerte, wird jetzt diese Arbeit in etwa ½ Tag
geleistet. Die Herstellungskosten des ganzen Apparates betragen etwa 200 M.