Titel: J. M. F. du Temple's Dampferzeuger.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 246, Jahrgang 1882, S. 397
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J. M. F. du Temple's Dampferzeuger. Mit Abbildungen auf Tafel 29. J. M. F. du Temple's Dampferzeuger. In Frankreich hat in den letzten Jahren ein ganz eigenartiger Dampferzeuger Auſsehen erregt, welcher von dem französischen Marineofficier J. M. F. du Temple in Paris (* D. R. P. Kl. 13 Nr. 1584 vom 1. August 1877 und * Nr. 12850 vom 29. Juni 1880) herrührt und in den Fig. 5 bis 12 Taf. 29 abgebildet ist. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einer groſsen Anzahl sehr enger gezogener Stahlrohren, welche kalt in zick-zackformige Windungen gebogen und paarweise unten in einem kastenartigen Behälter S, oben in einem cylindrischen Kessel K befestigt sind. Der innere Durchmesser der Röhren beträgt je nach der Gröſse des Dampferzeugers nur 9,5, 13 oder 17mm, ihre Wandstärke bezieh. 1,75, 2 und 2mm,5. Ursprünglich waren noch viel engere Röhren von 2 bis 3mm Durchmesser an in Aussicht genommen. Die Behälter S und K sind auſserdem durch zwei weite Rohre R mit einander verbunden und sammt diesen auſserhalb des Feuerraumes angebracht, während die engen Röhren, in einen Ofen eingebaut, unmittelbar im Feuer liegen. Der obere hauptsächlich als Dampfsammler dienende Kessel K soll etwa bis zur Hälfte noch mit Wasser gefüllt sein. Er ist mit Wasserstandsglas, Sicherheitsventilen u.s.w. versehen. Die Röhren liegen in einander verschlungen (vgl. auch Fig. 12), dicht neben einander und sind in allen Theilen so geneigt, daſs sie nach Oeffnen der an S befindlichen Ablaſshähne a vollständig entleert werden können. Ihre aus Fig. 7 bis 10 ersichtliche Befestigung in den Theilen S und K gestattet eine schnelle und bequeme Auswechselung. Auf die Enden der Röhren sind nämlich kleine kegelförmige Bronzemuffe A gelöthet, welche mit Hilfe von Gabelhebeln E (vgl. Fig. 11) fest in die entsprechend kegelförmigen Oeffnungen der Gefäſswand gepreſst werden. Die Hebel E fassen mit dem einen Ende unter eine aufgeschraubte ⊤-Schiene G und werden am anderen Ende durch Schrauben H niedergedrückt. Da in den Röhren eine sehr starke Verdampfung vor sich geht, mithin die Wassersäule in den äuſseren Rohren R ein starkes Uebergewicht erhält, so muſs auch der Wasserumlauf mit auſserordentlicher Geschwindigkeit stattfinden und wegen dieser groſsen Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser bezieh. das Wasser- und Dampfgemisch in den Röhren aufsteigt, ist es auch möglich, daſs die letzteren ziemlich rein bleiben. Die festen Niederschläge sollen sich auf dem Boden des unteren Behälters S sammeln, zu welchem Zwecke die Rücklaufrohre R tief in S hinabreichen. Von da können sie durch die Hähne a zeitweilig abgeblasen werden. Die Speisung erfolgt durch das in den Behälter S eingelegte Rohr T, welches den Mündungen der Schlangenröhren gegenüber mit Löchern versehen ist, welche um so gröſser sind, je weiter sie von der Eintrittstelle des Rohres T in S entfernt liegen. Hierdurch soll eine möglichst gleichmäſsige Vertheilung des Wassers in die Röhren erreicht werden. Es wird eine ununterbrochen arbeitende Speisepumpe vorausgesetzt. Um den Wasserstand in dem Oberkessel annähernd immer auf gleicher Höhe zu halten, ist in demselben an einem langen Hebel ein Schwimmer angebracht, welcher beim Steigen des Wasserstandes über eine bestimmte Höhe mittels der Stange C (Fig. 7 und 8) ein Rücklaufventil D öffnet. Durch das Rückschlagventil D1 tritt das Wasser in das Rohr T ein. Dieser Dampferzeuger ist seit 5 Jahren in der französischen Marine für kleine Dampf boote benutzt worden und soll sehr befriedigende Resultate ergeben haben. In den Sitzungsberichten der Société d'Encouragement, 1882 S. 172 finden sich über denselben folgende Angaben. Auf Befehl des Marineministers wurden in den J. 1877 bis 1880 Versuche mit dem Dampferzeuger ausgeführt, welche nachstehende Ergebnisse lieferten: April Februar November Februar Zeit des Versuches 1877 1878 1879 1880 Durchmesser der Röhren in mm 6 9 12 13 Heizfläche in qm 4,75 8 8 6,2 Pferdestärken 9,5 23 25 22 VerdampftesWasser in der Stunde kfür 1qm Heizfläche stündl.für 1k Kohlefür 1e 207  13       3,7  26 475  39    5  21 660     83,3         7,14  25 550  90       7,7  25 Mit den 6mm weiten Röhren ist mithin nur eine 3,7 fache Verdampfung erreicht, dagegen mit den 13mm weiten Röhren eine 7,7fache. Wahrscheinlich hätte wohl bei den dünnen Röhren eine bessere Ausnutzung der Heizgase erzielt werden können. Im Privatbetriebe soll auch schon eine 12 fache Verdampfung erreicht worden sein. Die Hauptvorzüge der du Temple'schen Construction sind jedoch in der Verminderung der Explosionsgefahr, in der schnellen Dampferzeugung, der Zulässigkeit hoher Spannungen und dem bequemen Auseinandernehmen und Wiederzusammensetzen bezieh. Auswechseln von Röhren zu suchen. Bei einer Reparatur, bei welcher ein Arbeiter benutzt wurde, welcher den Dampferzeuger nie gesehen hatte, war es z.B. möglich, daſs nach Verlauf von 2 Stunden, von denen eine auf die eigentliche Reparatur kam, sämmtliche Röhren herausgenommen, wieder eingesetzt und die Maschine in Gang gesetzt war. Bei einem Versuche in Toulon wurde in 6 Minuten nach dem Anzünden Dampf von 9at Spannung erzielt. Hiernach würde sich die Anordnung ganz besonders für Dampfspritzen eignen. Am meisten dürfte das Verbrennen und Verstopfen der Röhren zu befürchten sein; doch wird versichert, daſs sie in Folge des äuſserst lebhaften Wasserumlaufes sich lange halten. Es wird über mehrere Fälle berichtet, in welchen die Röhren in Folge von Wassermangel rothglühend geworden waren und ohne weiteres in diese glühenden Röhren gespeist wurde, ohne daſs irgend ein Nachtheil zu bemerken war. Zum Beweise, daſs die Bedienung des Kessels sehr einfach und leicht sei, wird angeführt, daſs du Temple Kinder als Heizer benutzt. Auch auf der Ausstellung für Elektricität in Paris 1881 hatte ein 13jähriger Bursche eine Locomobile von 4e zu bedienen, welche nach diesem System gebaut war. Die bis jetzt ausgeführten Dampferzeuger sind für 2 bis 60e effectiv bestimmt; doch will du Temple auch solche für 500 bis 600e bauen. Für industrielle Zwecke, namentlich, wenn es auf sehr regelmäſsigen Gang der Maschine ankommt, wird diese Construction jedoch kaum Anwendung finden können. Whg.

Tafeln

Tafel Tafel 29
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