Titel: | Dickenmesser von C. Klebe in München. |
Autor: | Fr. |
Fundstelle: | Band 246, Jahrgang 1882, S. 79 |
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Dickenmesser von C. Klebe in München.
Mit Abbildungen auf Tafel 6.
Klebe's Dickenmesser.
Dieses Instrument, welches es ermöglicht, Stärkemessungen bis auf 0mm,001 genau vorzunehmen, ist nach dem Prinzip des
vom Prof. Bauschinger angegebenen Mikrometertasters zur
Ermittelung der Volumenveränderung von CementVgl. Mittheilungen aus dem mechanisch-technischen
Laboratorium der technischen Hochschule zu München. Heft
8. construirt. Es besitzt nach dem Bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1882 S. 38 die in Fig. 8 und
9 Taf. 6 ersichtliche Einrichtung.
An einem kräftigen bogenförmigen Träger F, der auf einer
ebenen, etwa 20 × 25cm groſsen guſseisernen Platte
J festgeschraubt ist, befindet sich oberhalb eine
Schlittenführung, in welcher die Gabel G in vertikaler
Richtung mittels der Führungsschraube H leicht bewegt
werden kann. In dieser Gabel ist, zwischen Spitzen um eine horizontale Achse
drehbar, der Bügel A aufgehängt, welch letzterer mit
der Meſsschraube B, deren Mutter direkt in den rechten
Arm des Bügels eingeschnitten, und dem Fühlhebelwerk C,
das durch den linken Arm desselben geführt ist, den Mikrometertaster bildet. Die
Aufhängung ist genau im Scheitel des Bügels angeordnet und für Ausbalancirung der
Meſsschraube und des Fühlhebelwerkes an letzterem ein verstellbares Gegengewicht g angebracht. Die mit besonderer Sorgfalt hergestellte
Meſsschraube B besitzt bei 10mm Durchmesser eine Steigung von 0mm,2; da nun der Umfang der mit ihr drehbaren
Trommel T in 200 Theile getheilt ist, so erscheint in
der That die Einstellung der Schraube auf 0mm,001
genau möglich. Es ist nun, um Stärken bis auf das angegebene geringe Maſs genau
messen zu können, nöthig, daſs unter allen Umständen die beiden Tasterspitzen stets
mit demselben Drucke an dem zu messendem Stücke zum Anliegen gebracht werden; dies
erreicht man aber durch das sehr empfindliche Fühlhebelwerk, in welchem eine
Uebersetzung 1 : 500 angewendet ist. Es ist nämlich der obere, den Index tragende
Arm c1 so ausbalancirt, daſs er nicht
genau auf Null einspielt, ihm vielmehr ein kleiner, nach unten gerichteter
Ueberdruck verbleibt, welcher vom vertikalen Hebel aufgenommen und auf den im
Führungscylinder c befindlichen Druckstift übertragen,
bei der Einstellung des Fühlhebels stets überwunden werden muſs und so das Maſs für
den zwischen den Tasterspitzen und in den Meſspunkten des Probestückes ausgeübten
Druck abgibt.
Der Gang der Messung ist nun folgender: Das Probestück wird ganz unabhängig vom
eigentlichen Meſsapparat auf geeignete Sättel K, K1 gelagert, oder wenn erforderlich zwischen
Spitzenträgern eingespannt, welche in Gleitschienen auf der Grundplatte J in beliebiger Entfernung festgeklemmt werden können.
Hierbei ist zugleich zu berücksichtigen, daſs die Längsachse der Probestücke
senkrecht zur Drehungsachse der Meſsschraube zu liegen kommt, weshalb sich kleine
Abweichungen der Sättel oder Spitzenträger in dieser Richtung durch die an der
Aufhängung des Bügels angebrachte Justirung aufheben lassen. Hierauf wird das Fühlhebelwerk unter Benutzung der
Führungsschraube M in entsprechende Entfernung von der
Mitte des Bügels gebracht und gegen zufällige Verschiebung im Bügel durch Anziehen
des Druckschraubchens m gesichert.
Die Dicke des Probestückes ergibt sich nun direkt in Millimeter ausgedrückt aus der
Differenz zweier Ablesungen des Meſsschraubenstandes, wovon die erstere bei
unmittelbarer gegenseitiger Anlage der beiden Tasterspitzen, die zweite bei Anlage
dieser Spitzen an den Meſspunkten des Probestückes, beidesmal unter genauem
Einspielen des Fühlhebels notirt worden ist. Die ganzen Millimeter werden hierbei
auf der Skala D, Zehntel auf der Theilscheibe EE1 und geringere
Bruchtheile auf dem Trommelumfang T abgelesen.
Bei Körpern von rundem Querschnitte ist die richtige Einstellung durch Heben und
Senken des ganzen Tasters mittels der Schraube H leicht
zu ermitteln; um sich ferner über die Centricität derartiger Stücke zu vergewissern,
hat man dieselben bei richtiger Anlage der Tasterspitzen um ihre Längsachse zu
drehen. Bleibt hierbei der Fühlhebel ruhig, sein Stand ungeändert, so ist die
Centricität des Probestückes sicher gestellt.
Der Apparat bietet in sich selbst ein Mittel, die Mikrometerschraube genau zu prüfen;
denn da die Nullstellung (bei Berührung der beiden Tasterenden) eine ganz beliebige
ist, so kann man bei mehrmaligem Messen ein und derselben Stelle des Probestückes
immer neue Theile der Schraubenspindel zum Eingriff bringen und durch Vergleich der
erhaltenen Resultate sich ein Urtheil über die Richtigkeit und Gleichförmigkeit des
Mikrometergewindes bilden.
Die Ablesungen im Ganzen bedürfen nur in so fern einer Richtigstellung, als durch
Aenderungen der Temperatur die Länge der Meſsschraube in Bezug auf den ursprünglich
für dieselbe ermittelten Werth beeinfluſst ist. Da bei jeder Messung die Nullstellung,
d.h. die unmittelbare gegenseitige Anlage der beiden Tasterspitzen neu bestimmt
wird, auch beliebig diese Einstellung wiederholt und auf dieselbe zurückgegangen
werden kann, so liegen die Aenderungen des Fühlhebelwerkes und des Bügels
vollständig auſserhalb der Messung und ist nur der Ausdehnungscoeffizient der
Meſsschraube zu berücksichtigen.
Der Apparat ist bereits mehrfach ausgeführt und haben die bisher mit ihm angestellten
Versuche durchaus befriedigende Resultate ergeben.
Fr.