Titel: | Dampfräder, eine neue Gattung von Dampfmaschinen; von Prof. Georg Wellner in Brünn. |
Autor: | Georg Wellner |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 263 |
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Dampfräder, eine neue Gattung von Dampfmaschinen;
von Prof. Georg Wellner in Brünn.
Mit Abbildungen auf Tafel 19.
G. Wellner's Dampfrad.
Die Dampfräder (Oesterreichisches Patent Kl. 14 vom 14. Januar 1882) bilden eine neue
Gattung von Dampfmotoren und bestehen im Wesentlichen aus einfachen, zum gröſsten
Theile in heiſses Wasser eingetauchten Zellenrädern, in deren Zellen auf der emporsteigenden Seite der von
unten eintretende Dampf durch seinen Auftrieb hebend und dabei drehend arbeitet.
Fig.
9 Taf. 19 gibt den Verticalschnitt durch die Schaufeln des Zellenrades,
Fig. 10 den Querschnitt. G stellt ein
abgeschlossenes Gefäſs dar, worin das Zellenrad R
drehbar gelagert ist. Der unten bei E einströmende
Dampf tritt in die tiefst liegenden Zellen, verdrängt das dort befindliche Wasser,
expandirt hierauf während der Weiterdrehung des Rades, den Zelleninhalt immer mehr
ausfüllend, bis er dann auszuströmen beginnt und endlich oben vollends mit dem
oberen Dampfraum in Verbindung tritt. Die Zellen tauchen weiters wieder unter
Wasser, bleiben auf der herabgehenden Radseite mit Wasser gefüllt, bis dann unten
abermals neuer Dampf eintritt. Der Vorgang wiederholt sich nach einander bei jeder
Zelle im Kreise bei stetiger Dampfzuströmung von unten. Der Dampf kann unmittelbar
unten erzeugt oder von anderwärts hinzugeleitet werden. Das obere Dampfaustrittrohr
A kann in die freie Atmosphäre oder in einen
Condensator geführt sein.
Die mechanische Arbeit besteht in der Hebung des specifisch leichteren Dampfes in der
schwereren Flüssigkeit. Die bewegende Kraft ist der Auftrieb des Dampfes in den
Zellen der steigenden Radseite.
Die motorische Leistung kann in verschiedener Weise nach auſsen fortgeleitet werden;
in Fig. 10 durchsetzt die Radachse eine an der Gefäſswand angebrachte
Stopfbüchse und trägt am Ende eine Riemenscheibe für den weiteren Antrieb. Das
Dampfrad kann als selbstständige Kraftmaschine gebraucht werden, oder im Anschluſs
an bestehende Dampfmaschinen, indem man den Auspuffdampf der letzteren noch im
Dampfrad verwerthet.