Titel: | Ueber elektrische Accumulatoren. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 201 |
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Ueber elektrische Accumulatoren.
Ueber elektrische Accumulatoren.
Ein guter elektrischer Accumulator muſs bei gegebenem Volumen oder Gewicht im Stande
sein, eine möglichst groſse Menge Elektricität aufzuspeichern, ferner von dieser
aufgespeicherten Elektricität bei der Entladung einen möglichst groſsen Theil
wiederzugeben und endlich die aufgespeicherte Elektricitätsmenge mit thunlichst
geringem Verlust möglichst lange zu bewahren. Diesen Forderungen genügen bis jetzt
am besten die sogen, secundären Elemente, von denen das Planté'sche das bekannteste ist.
Bei dem Planté'schen Elemente stehen zwei Bleiplatten
einander gegenüber und sind durch zwischengelegte Kautschukbänder von etwa 1cm Breite und 0cm,5 Dicke vor gegenseitiger Berührung geschützt. Diese Platten werden
einfach oder auch zu einer Spirale zusammengerollt in ein Gefäſs gestellt, welches
mit 10 Proc. Schwefelsäure haltigem Wasser gefüllt ist. Die beiden Platten werden mit
den Polen einer galvanischen Batterie (2 Bunsen'sche oder 3 Daniell'sche Elemente)
oder mit den Polen einer dynamo-elektrischen Maschine verbunden. Durch den
elektrolytischen Proceſs entsteht, wenn das secundäre Element noch neu ist, sehr
bald an der positiven Elektrode Sauerstoff, an der negativen Wasserstoff. Die
positive Elektrode wird dadurch oxydirt; es bildet sich auf ihr eine Schicht von
Bleisuperoxyd; die negative Elektrode dagegen wird, falls sie nicht schon rein
metallisch ist, durch den entstehenden Wasserstoff zu rein metallischem Blei
reducirt. Schaltet man dann die Ladungsbatterie aus und verbindet die Bleiplatten
direct mit einander, so entsteht ein secundärer Strom, welcher dem Ladungsstrom
entgengesetzt gerichtet ist und folglich auch die entgegengesetzte chemische Wirkung
hervorruft. Die vorher positive (oxydirte) Platte wird reducirt, die vorher negative
Platte wird oxydirt. Der secundäre Strom dauert so lange, bis die beiden Platten
wieder gleiche chemische Beschaffenheit erlangt haben. Planté empfiehlt, zur vollständigen Bildung seiner Elemente ein solches
Laden und Entladen oftmals mit immer gröſserer Dauer zu wiederholen und dabei,
besonders die ersteren Male, regelmäſsig die Richtung des Ladungsstromes zu
wechseln. Dadurch soll sich die Dauer der Entladung beständig steigern. Man fährt in
dieser Weise der Vorbereitung des Elementes so lange fort, bis die Dauer des
Entladungsstromes eine solche geworden, wie sie zur Erreichung des Zweckes, zu
welchem das Element dienen soll, erforderlich ist. Ist das Element dann einmal
vorbereitet, so ist es zweckmäſsig, die Richtung des Ladungsstromes beim weiteren
Gebrauch unverändert beizubehalten.
Nach L'Electricien, 1881 Bd. 1 S. 231 fanden Hospitalier und Géraldy,
daſs ein Planté'sches Element von 1540g Bleigewicht und 3350g Gesammtgewicht, bis zur Sättigung geladen, beim Entladen eine
Arbeitsleistung von 4186mk im äuſseren
Stromkreise, also 1250mk für 1k entwickelt. Die elektromotorische Kraft des
Elementes ergab sich zu 2,15 Volt, der innere Widerstand zu 0,04 Ohm; der äuſsere
nützliche Widerstand betrug 0,21 Ohm.
Die Planté'sche Zelle entladet sich für manche Zwecke,
für welche Accumulatoren anzuwenden sind, zu schnell; es sind deshalb in neuerer
Zeit mehrere andere Formen von secundären Batterien angegeben worden, welche sich
langsamer entladen. Von diesen hat am meisten von sich reden gemacht die Faure'sche secundäre Batterie, welcher auch noch andere
Vortheile vor der Planté'schen nachgerühmt werden, so
ihre schnellere Bildung und ihre Fähigkeit, bei gleichem Gewicht mehr als die
doppelte Elektricitätsmenge aufzuspeichern. Auch bei diesem Elemente sind die
Elektroden wie beim Plante'schen aus Bleiplatten
gebildet. Jede der beiden Platten wird mit einer Schicht Mennige belegt, welch letztere
durch eine mit Bleinieten befestigte Filzscheibe an der Bleiplatte festgehalten
wird. Die so vorbereiteten Platten werden dicht bei einander in ein Gefäſs mit
angesäuertem Wasser gesetzt. Beim Laden des Elementes wird die Mennige der positiven
Elektrode noch weiter oxydirt (zu Bleisuperoxyd), die der negativen dagegen zu Blei
reducirt. Bei der Entladung oxydirt sich das reducirte Blei, während das gebildete
Bleisuperoxyd sich reducirt. Der chemische Proceſs ist hier also derselbe wie bei
dem Planté'schen Elemente; da jedoch der Widerstand des
Elementes gröſser ist als der des Planté'schen, so
erfolgt die Entladung langsamer.
In den ersten Tagen des Januar 1882 sind von Allard, Le
Blanc, Joubert, Potier und Tresca in Paris
eine Reihe von Versuchen mit Faure'schen Elementen
vorgenommen worden, über deren Ergebnisse La Lumière
électrique, 1882 S. 230 berichtet. Hiernach bestand die secundäre Batterie
aus 35 Elementen mit spiralförmig zusammengerollten Platten; jedes der Elemente wog
43k,700. Die Platten waren mit einer Schicht
Mennige so belegt, daſs auf 1qm Fläche etwa 10k Mennige kam. Die angewendete Flüssigkeit war 10
Proc. Säure haltiges Wasser. Zur Ladung der Batterie diente eine Siemens'sche
Maschine. Das Laden erfolgte in 4 Abschnitten an 4 auf einander folgenden Tagen und
dauerte im ganzen 22 Stunden 45 Minuten. Die Entladung erfolgte in zwei Abschnitten
und währte im ganzen 10 Stunden 39 Minuten. Der Entladungsstrom wurde dazu benutzt,
11 Maxim'sche Lampen zu speisen. Es ergab sich nun, daſs die in die Batterie während
des Ladens eingeführte Elektricitätsmenge (694500 Coulomb) nahezu der beim Entladen
von der Batterie wieder entwickelten Elektricitätsmenge (619600 Coulomb) gleich sei;
der Verlust beträgt nur etwa 10 Proc.
Die zum Laden verwendete mechanische Arbeit betrug 9570000mk; von diesen wurden jedoch nur 6382000mk in der Batterie aufgespeichert; die bei der
Entladung im äuſseren Stromkreise entwickelte Arbeit ergab sich zu 3809000mk. Die bei der Entladung geleistete Arbeit ist
demnach 40 Procent der totalen Ladungsarbeit und 60 Procent der durch die Batterie
aufgespeicherten Arbeit. Die elektromotorische Kraft eines Elementes war im
Durchschnitt 2,11 Volt.
Entgegen dem Verfahren von Planté und Faure, welche den Elektroden ihrer Batterien durch
Auflagerung einer Schicht von oxydirtem oder schwammigem Metall eine gröſsere
Oberfläche geben, um die von der Ablagerung der Gasbläschen auf den Elektroden
herrührende Polarisation zu erhöhen, benutzt die Société
Générale d'Électricité (Procédes Jablochkoff)
in Paris (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 16319 vom 27. April 1881) für ihre Batterien
Elektroden mit möglichst glatter, am besten polirter Oberfläche. Um die
Polarisationsfähigkeit solcher Elektroden zu erhöhen, umgibt man sie mit Oel oder
anderen fetten, öligen oder harzigen Körpern, speciell Kohlenwasserstoffölen und
Mineralölen, wie z.B. Naphta und seine Verbindungen. Diese Körper sollen nach
Analogie der harzigen oder öligen Ueberzüge wirken, welche die wirksame Fläche der
Elektrophore und Condensatoren der statischen Elektricität bilden, indem sie die
Ladungen dynamischer Elektricität auf den Elektroden zurückhalten soll.
Die elektrischen Accumulatoren haben schon vielfache Anwendung erfahren, so z.B.
während der Elektricitätsausstellung zu Paris 1881 zur Speisung elektrischer Lampen
und zum Betriebe einer kleinen elektrischen Eisenbahn; ferner ist der Faure'sche Accumulator benutzt worden zur elektrischen
Beleuchtung eines Eisenbahnzuges zwischen London und Brighton, zum Betriebe von
Kreissägen u. dgl.