Titel: | Neuerungen an Flammrohr- und Rauchröhrenkesseln. |
Autor: | Whg. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 9 |
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Neuerungen an Flammrohr- und
Rauchröhrenkesseln.
Patentklasse 13. Mit Abbildungen auf Tafel 1.
Neuerungen an Flammrohr- und Rauchröhrenkesseln.
Hinsichtlich der Form und Herstellungsweise der Flammrohre ist
zunächst eine Construction bemerkenswerth, welche in England der Firma Hawksley, Wild- und Comp. in Sheffield patentirt worden
und in Fig. 1 bis 3 Taf. 1
nach Engineering, 1882 Bd. 33 S. 27 dargestellt ist.
Jedes Flammrohr besteht aus abwechselnd weiten und engen Schüssen, von denen die
letzteren an den Enden so aufgeweitet sind, daſs sie mit den ganz cylindrischen
weiten Schüssen verbunden werden können, Diese Anordnung macht zunächst das Rohr in
der Längsrichtung etwas elastisch, sehr widerstandsfähig gegen das Zusammenklappen
und sonstige Versteifungen überflüssig; sie gestattet ferner bei
Zweiflammrohrkesseln, daſs zwischen zwei engen Schüssen ein Mann behufs der
Kesselreinigung einsteigen kann. Die Heizgase werden durch die Eueren Vorsprünge und
wechselnden Querschnitte zu inniger Mischung veranlaſst. Die Wasserquerröhren können
von innen eingesetzt und daher cylindrisch gemacht werden. Die Construction muſs
sich auch ganz gut bewährt haben, da schon über 2000 derartiger Kessel in Betrieb
sein sollen.
Eine innige Mischung der Heizgase zu erzielen, ist der Hauptzweck
der durch Fig. 4 und
5 Taf. 1 veranschaulichten Construction von C. Pieper
in Berlin (* D. R. P. Nr. 15696 vom 5.
März 1881). Die Rohre sind ähnlich wie die von H.
Schmidt (vgl. 1881 239 * 256) aus an beiden Enden geflanschten
Schüssen zusammengenietet. Die Schüsse haben jedoch verschiedene Durchmesser und
sind so zusammengesetzt, daſs die Rohre entweder von einem Ende bis zum anderen sich
mehr und mehr verengen (Fig. 4),
oder auch sich wiederholt verengen und erweitern (Fig. 5). Die
Achsen der einzelnen Schüsse können zusammenfallen oder parallel sein. Durch die
Vorsprünge, welche an den Verbindungsstellen der Schüsse entstehen, sollen die
Heizgase wiederholt von der Wandung nach der Achse des Rohres hin gedrängt und so
eine gute Mischung und Ausnutzung derselben verursacht werden.
Eine an A. G. Schultze's Dampfkessel
mit getauchtem Dampfraum (vgl. 1864 171 * 172) erinnernde
Anordnung zeigt der in Fig. 6 und
7 Taf. 1 abgebildete Kessel von M. Krudewig
in Frankfurt a. M. (Erl. * D. R. P. Nr. 12102 vom 5. Februar 1880), welche den Zweck
hat, den Dampf gut zu trocknen. Der Dampfsammler G ist
nicht nur in den Wasserraum, sondern auch theilweise in das Flammrohr hineingesenkt
und steht durch drei Stutzen J mit dem übrigen
Dampfraum des Kessels in Verbindung. Die Heizgase werden durch eingemauerte Zungen
zunächst in Zickzackwindungen unter dem Kessel nach hinten geführt, kehren darauf in
seitlichen Zügen m nach vorn zurück und treten dann
erst in das Flammrohr ein. Dennoch dürfte die Anordnung etwas bedenklich sein.
In Fig. 8 bis
10 Taf. 1 ist eine neuere Construction von Fr. Demmin
in Berlin (* D. R. P. Nr. 16164 vom 1.
Mai 1881, 3. Zusatz zu Nr. 1776 vom 9. November 1877) dargestellt, weiche
die Anwendung der früher für Kessel mit Unterfeuerung patentirten
Circulationseinrichtungen (vgl. 1881 239 * 257) auf
Kessel mit Innenfeuerung zeigt. Der Flammrohrkessel
wird durch je zwei Rohrstutzen mit einem oder bei langen Kesseln (wie gezeichnet)
mit zwei Oberkesseln verbunden und erhält eine etwas geneigte Lage. Statt der
Verlängerung des vorderen Verbindungsstutzens a und der
ihn oben umgebenden Schale sind in den Oberkessel die Blechwände g und h eingesetzt. Der
Blechkanal b, durch welchen das Wasser aus den
Oberkesseln niederflieſst, ist bei zwei Flammrohren zwischen diesen angebracht (vgl.
Fig. 9), bei einem Flammrohr wird er getheilt. Die Seitenwände desselben
schlieſsen nicht dicht an die hintere Stirnwand des Kessels an, so daſs das Wasser
auch zum Theil schon oben aus b austreten kann. Es soll
hierdurch im ganzen Querschnitt des Flammrohrkessels
eine möglichst gleichmäſsige Strömung herbeigeführt werden. Um oberhalb der Roste
die Strömung noch zu steigern, sind an dieser Stelle über den Flammrohren besondere
Kappen d (Fig. 8)
angeordnet. Der Schlammsack C ist wieder unterhalb der
Stelle angebracht, wo das Wasser eine absteigende Bewegung hat. Durch die Anordnung
zweier hinter einander liegender Oberkessel wird sowohl
das Aufsteigen des Dampfes erleichtert, als auch der schädlichen Wirkung der
ungleichen Ausdehnung von Ober- und Unterkessel etwas vorgebeugt.
Für sehr weite Flammrohre ist die in Fig. 11 und
12 Taf. 1 veranschaulichte Construction von F. A.
Neumann in Aachen (* D. R. P. Nr. 11373 vom 2. April 1880, Zusatz zu Nr. 9437 vom 26. October 1879,
vgl. 1880 238 * 266) bestimmt. Um bei solchen
die Heizgase besser auszunutzen, ist hinter der Feuerbrücke ein Wassersack
eingebaut, der von einem Rauchröhrenbündel durchzogen wird. Der unterhalb dieses
Wasserkastens bleibende Kanal A kann noch mit einer
Regulirklappe versehen werden. Die innere Reinigung der Röhren kann durch eine bei
B angebrachte Thür mittels Drahtbürste oder
Dampfstrahl ausgeführt werden. Dagegen ist der Boden der Wasserkammer, auf dem sich
viel Kesselstein absetzen wird, und die Auſsenwand der meisten Röhren nicht gut
zugänglich.
Bei dem in Fig. 13 und
14 Taf. 1 nach Engineering, 1881 Bd. 32 S. 4
dargestellten Kessel von J. Bellamy in London ist der
ganze hintere Theil des Flammrohres durch ein Rauchröhrenbündel ersetzt. Durch
beiderseits neben dem Flammrohr liegende, etwas weitere Röhren kehren die Heizgase
aus der hinteren Rauchkammer nach vorn zurück und bestreichen schlieſslich noch die
untere Hälfte des Kessels von auſsen. In der vorderen Rauchkammer soll ihre
Temperatur selten 200° übersteigen. Ein kleiner Dampfsammler ist durch einen Stutzen
mit dem Kessel verbunden und unterhalb desselben ist ein Dampfsammelrohr eingehängt,
um möglichst trocknen Dampf zu erhalten. Ein solcher Dampfsammler dürfte schon aus
Festigkeitsrücksichten den gebräuchlichen Domen vorzuziehen sein. Die Einmauerung
des Kessels ist eine sehr einfache. Auf der Ausstellung zu Derby im Juli 1881 war
ein derartiger Kessel mit Rauchröhren von 7cm,5
bezieh. 10cm innerem Durchmesser ausgestellt.
Die seitlich neben dem Flammrohr liegenden Röhrenbündel finden
sich auch bei dem in Fig. 15 bis
17 Taf. 1 nach Iron, 1881 Bd. 17 S. 408
dargestellten Kessel von F. G. Bone in Long Lane,
Bermondsey; die Leitung der Feuergase ist hier jedoch entgegengesetzt zu der bei dem
Bellamy-Kessel. Es ist hier Unterfeuerung angewendet und die Heizgase ziehen
zunächst an der Auſsenwand des Kessels nach hinten, kehren durch die engen Röhren
nach der vorn vorgebauten Rauchkammer zurück und durchstreichen dann erst das mit
Galloway-Querröhren versehene Flammrohr. Letzteres wie auch sämmtliche enge Röhren
sind von vorn bequem zugänglich. Das Flammrohr wird bei dieser Leitung der Feuergase
allerdings mehr geschont, dafür aber der Kesselmantel selbst über dem Rost stark
angegriffen. Sehr zweckmäſsig ist es, daſs (wie aus der Zeichnung zu schlieſsen ist)
der Kessel unter dem
Flammrohr befahrbar ist, so daſs wenigstens für Beseitigung des Kesselsteins an der
gefährlichen Stelle gesorgt werden kann. Ein derartiger Kessel soll nur eine
Grundfläche von 5m,5mal 2m,4 einnehmen und bei 3at Dampfspannung eine 13fache Verdampfung geben,
wenn die Temperatur des Speisewassers 100° beträgt.
Die Kesselanlage von Ad. Leinveber in
Gleiwitz (* D. R. P. Nr. 16 161 vom
15. April 1881) besteht, wie aus Fig. 18 bis
21 Taf. 1 ersichtlich, aus einem Flammrohrkessel A und einem verticalen Rauchröhrenkessel B,
welche oben in der Höhe des Wasserstandes durch einen Stutzen c mit einander und unten durch Stutzen e und d mit einem
Schlammsammler u verbunden sind. Die Heizgase treten
hinten aus den beiden Flammrohren in einen Raum, welcher den Verticalkessel und den
Schlammsammler umgibt, und aus dem sie nur durch die engen Rauchröhren nach oben
entweichen können. Durch diese hinreichend abgekühlt, bestreichen sie noch den
Kessel A auf- und absteigend von auſsen und gelangen
unter dem Stande des Kesselwärters in den Fuchs. Da jedenfalls in dem Verticalkessel
die stärkste Verdampfung stattfindet, so wird in demselben auch eine starke Strömung
des Wassers nach oben und hierdurch ein Wasserumlauf hervorgerufen werden. Derselbe
wird noch dadurch befördert, daſs das Speisewasser in den Flammrohrkessel unterhalb
eines muldenförmigen Bleches h (Fig. 18 und
19) eingeführt wird, so daſs es direct in den Schlammsammler abströmen
muſs und dabei saugend auf das Wasser in A wirkt. Der
Dampf wird aus dem Röhrenkessel entnommen und in dem nach vorn geführten Dampfrohr
gut getrocknet. Die Rauchklappe k ist in einfachster
Weise mit zwei Armen verbunden, welche sich, wenn die Klappe geöffnet ist, vor die
beiden Feuerthüren legen (vgl. Fig. 20),
so daſs, wenn eine der Thüren geöffnet wird, die Klappe sich zugleich schlieſst.
Whg.