Titel: | Neuerungen an Letternsetz- und Ablegemaschinen. |
Autor: | A. L. |
Fundstelle: | Band 243, Jahrgang 1882, S. 461 |
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Neuerungen an Letternsetz- und
Ablegemaschinen.
(Schluſs des Berichtes S. 377 d. Bd.)
Patentklasse 15. Mit Abbildungen auf Tafel 32 und 37.
Neuerungen an Letternsetz- und Ablegemaschinen.
Das Ausschlieſsen.
Kastenbein läſst das Ausschlieſsen durch einen zweiten
Setzer besorgen. Dieser sitzt vor dem pultartig aufgestellten Ausschlieſsschiff, in
welches die Setzrinne mündet. Aus letzterer schneidet er so viel Buchstaben, als zur
Bildung einer Zeile erforderlich sind, heraus, schiebt sie auf die letzte Zeile des
im Setzschiff bereits vorhandenen Satzes und bewirkt nunmehr Senkung des ganzen
Satzes um eine Zeilenhöhe durch Niedertreten eines Fuſstrittes. Jetzt erfolgt das
Ausschlieſsen der letzten Zeile, Wortabtheilung u.s.w. Die hierzu erforderlichen
Materiale sind in besonderen Fächern neben dem Setzschiff untergebracht. Denselben
Weg schlägt voraussichtlich K. Eisele ein; in der
betreffenden Patentschrift ist wenigstens Nichts von besonderen Vorrichtungen zur
Erleichterung des Ausschlieſsens oder Ausführung desselben auf mechanischem Wege
gesagt.
Ein originelles und gewiſs in vielen Fällen vortheilhaftes
Verfahren bringt F. Wicks in Vorschlag. Er gibt den
Spatien die durch Fig. 23 und
24 Taf. 32 angezeigte Gestalt. Dieselben besitzen entweder einen oder
zwei Schlitze oder Rippen, oder Rippen und Schlitze. Sticht man nun aus der
Setzrinne u (Fig. 22)
eine Reihe ab, welche um weniges gröſser ist als die Zeile der zu bildenden Columne
und schiebt diese in das Setzschiff ein, so kann man durch Bewegen des Hebels in der
Pfeilrichtung die letzte Reihe auf Zeilenbreite zusammenrücken, weil die sämmtlichen
dicken Spatien in derselben leicht nachgeben. Gewiſs läſst sich auf diesem Wege viel
Zeit sparen. Fraglich ist nur, ob nicht die Gleichmäſsigkeit des Druckes dadurch leidet und
ob nicht durch die häufigere Erneuerung der Spatien zu groſse Kosten erwachsen.
Prasch hat einen ziemlich zusammengesetzten Mechanismus
angeordnet, um dem vor der Klaviatur der Setzmaschine befindlichen Setzer die
Bildung von Zeilen zu ermöglichen. Es sei versucht, mit Hilfe der Fig. 10
Taf. 32 und Fig. 1 Taf.
37 den Arbeitsgang und die Einrichtung darzulegen. Vor der Setzrinne s (Fig. 1)
bewegt sich auf den Gleisen Q das mit Zeilenkästen
versehene Setzschiff P. In der Setzrinne liegt der
schon früher erwähnte Ausstoſser r (Fig. 10)
und schiebt die ankommenden Typen in den eingestellten Zeilenkasten hinein. Die
erste Letter wird vor dem Umfallen durch eine Zunge des Schiebers M bewahrt. Der Schieber rückt im Laufe der Zeit immer
weiter hinaus und gibt, wenn der Zeilenkasten beinahe gefüllt ist, bei G ein Glockensignal, welches dem Arbeiter ankündigt,
das Setzen zu unterbrechen und das Schiff um eine Zeilenhöhe zu verschieben. Dies
kann er von seinem Platze aus durch einmalige Umdrehung der Kurbel h bewirken. Diese Drehung wird durch Kegelräder auf die
Welle f übertragen, welche zur Verrichtung der
verschiedenen Arbeiten verschiedene Daumen trägt. Bei Beginn der Drehung schiebt der
Daumen a1 den
Vorstoſser r so weit vor, daſs alle noch in s vorhandenen Lettern in das Schiff gelangen. Unter
Wirkung der federnden Zunge l (Fig. 10
Taf. 32) geht der Vorstoſser sogleich zurück und nun hebt der Daumen a2 die um die Achse k drehbare Führungsstange des Schiebers M aus, damit die Zunge an M aus dem Zeilenkasten tritt und die Verschiebung des Schiffes P nicht hindert. Jetzt kommt Daumen a3 zur Wirkung und
schiebt den Sperrkegel i vor. Wird nun durch den Daumen
a4 der Sperrkegel
i1 ausgehoben, so
bewegt sich das Schiff in Folge eines an die Schnur g
angehängten Gewichtes zunächst um ½ Theilung und, wenn hierauf i1 vorgeschoben und i zurückgeholt wird, abermals um ½ Theilung nach
rechts, wodurch ein neuer leerer Zeilenkasten vor die Setzrinne zu stehen kommt.
Endlich wird noch die Stange q gesenkt, der Setzer holt
mit Hilfe einer Schnur den Schieber M heran und das
Setzen kann wieder beginnen. Der ganze Gang läſst erkennen, daſs ein völliges
Ausschlieſsen – d.h. das Bringen der Zeilen auf gleiche Länge, Feststellen der
Buchstaben u.s.w. – auch hier nicht geschieht. Es muſs dies nachträglich noch durch
die Hand erfolgen; es werden nur Zeilen von nahezu gleicher Länge gebildet. Ein
geübter Setzer wird mit der Maschine vielleicht auch Wortabtheilungen am Ende einer
Zeile besorgen können. Ertönt das Glockensignal in der Mitte eines Wortes, so wird
er die angefangene Silbe aussetzen und noch einen Bindestrich (Divis) anfügen.
Auch die Maschine von K. G. Fischer
und Alf. v. Langen bildet Zeilen. Der dazu angewendete
Mechanismus ist aber bedeutend einfacher als der eben beschriebene. Das Setzschiff P (Fig. 3 Taf.
37) wird an der Setzrinne s wie bei Prasch vorüber geführt. Die ankommenden Lettern
schieben ein in jeder Zeilenrinne befindliches Klötzchen vor sich her. Dasselbe
verhindert das Umfallen der ersten Lettern; es hat aber auch zugleich die Aufgabe,
den das Setzschiff haltenden Sperrkegel bei gefüllter Zeile auszuheben. Das Schiff
rückt unter Feder- oder Gewichtswirkung vor und der Sperrkegel fällt in die nächste
Rinne ein. Bei dem Vorgange des Setzschiffes kann es sich ereignen, daſs eine Letter
gerade auf dem Schnittpunkte steht. Folgende Einrichtung ist getroffen, um auch in
einem solchen Falle regelmäſsiges Arbeiten zu ermöglichen. Die Setzrinne s ist an ihrer Mündung nach Richtung der Linie AB erweitert. Die vom Schiff mitgenommene, halb auſsen
stehende Letter wird durch diese schräge Fläche noch ganz in die Zeilenrinne
hineingedrückt. Damit bei diesem Vorgange nicht die dahinter stehenden Lettern aus
ihrer Lage kommen, liegen noch in der Mündung der Setzrinne kleine, mit Federn
versehene Schieber q (Fig. 2 und
3 Taf. 37). – In dem Zusatzpatent ist folgendes Verfahren zur Bildung
vollständig ausgeschlossenen Satzes angegeben. Schon im Manuscript wird durch
Abzählen und Eintheilen ausgeschlossen; bestimmte Zeichen am Ende der Zeilen
schreiben vor, welche Spatien oder Lettern etwa noch einzufügen sind, um die
Zeilenlänge zu erreichen. Dieses Verfahren zwingt aber zur Einführung bestimmt
dimensionirter Lettern; die schwächste Letter muſs als Einheit für jede andere
gelten; die Dicke aller anderen kann nur ein ganzes Vielfaches jener sein. Ob
dadurch viel Arbeit gespart wird, ist zu bezweifeln.
Mit Aufbietung einer groſsen Zahl von Mechanismen sucht S. W. Green das Ausschlieſsen vollständig auf mechanischem
Wege zu erreichen. Auf Wiedergabe dieses Theiles der Setzmaschine durch Wort und
Bild muſs verzichtet werden; es würde dies zu viel Raum beanspruchen. Der
Arbeitsgang ist in aller Kürze folgender: Aus der die Setzrinne füllenden
Letternreihe wird je nach Erforderniſs eine Zeile ausgeschnitten und senkrecht zur
vorherigen Bewegungsrichtung in das Schiff eingeschoben. Hierauf legt die Maschine
das zur Trennung der Zeilen nöthige Durchschuſsstück ein, worauf sofort, wenn in der
Setzrinne genügend Typen in der Zwischenzeit angelangt sind, das Anreihen der
nächsten Zeile beginnt. In die Praxis dürfte sich dieser Theil der Maschine seiner
groſsen Zusammengesetztheit wegen nicht einführen.
Die Ablegemaschinen.
Kastenbein und Prasch
haben ganz und gar auf die Construction von Ablegemaschinen verzichtet. Beide geben
der Setzmaschine nur einen kleinen Hilfsapparat bei, welcher zur Füllung der
Speicherrohre dient. Der
Satz wird aber von Hand abgelegt. Kastenbein's Apparat
läſst so viel Speicher anbringen, als in der Setzmaschine Verwendung finden. Der
Setzer wirft bei dem Ablegen die Typen in sich nach unten verengende Kanäle, deren
Mündung genau den Speicherrohren gegenüber steht. Vorstoſser besorgen dann den
Eintritt der Lettern in diese. Von dem Apparate von Prasch kann man ein zutreffendes Bild erhalten, wenn man in Fig.
10 Taf. 32 sich die Klaviatur mit den Speicherrohren entfernt und vor das
endlose Tuch eine sich dicht an dasselbe anschlieſsende Tischplatte gesetzt denkt,
auf welcher die vorher sortirten Lettern ausgebreitet werden. Der Setzer schiebt die
Lettern in richtiger Lage auf das endlose Tuch, welches den Transport nach der
Setzrinne besorgt. Die Umkehrwage ist weggelassen, weil schon durch das Auflegen der
Typen auf das Tuch die richtige Stellung im Speicher erzielt werden kann. Das
Setzschiff ist ersetzt durch einen kleinen Rahmen, welcher ein Typenrohr
aufnimmt.
Von demselben Gedanken wie Thorne,
dessen Ablegemaschine schon bei Besprechung der Setzmaschine Erledigung gefunden
hat, ist auch Osw. Poppe ausgegangen, welcher Typen und
Ausschluſsstücke von 4 verschiedenen Stärken verwendet. Jede Stärke umfaſst z.B. 32
Typen und 1 Ausschluſsstück. Der abzulegende Satz wird Zeile für Zeile in eine Rinne
eingeschoben, an deren Ende eine Rinne mit kleinerer Durchgangsöffnung angeschlossen
ist, so daſs an dieser Stelle zunächst eine Scheidung zwischen Typen und
Ausschluſsstücken (Gevierten, Halbgevierten u.s.w.) erfolgt. Hierauf geschieht
Zerlegung der Typen nach der Stärke in 4 Gruppen. Man zwingt dieselben, über im
Boden des Kanales angebrachte, der Stärkenabstufung entsprechende Oeffnungen zu
gehen. Jede Letter tritt aus der Reihe nach unten hinaus, sobald sie an die
entsprechende Stelle kommt. Die je 32 verschiedenen Lettern der vier Gruppen lassen
sich nun dadurch, daſs jede derselben eine ganz bestimmte Signatur trägt, weiter
zerlegen. Es bleibt jede Letter so lange in der Reihe, bis sie durch eine ihrer
Signatur entsprechende Durchgangsöffnung austreten kann. Die Maschine ist sehr
umständlich und dürfte kaum Eingang in die Praxis finden. Das gleiche Schicksal wird
wohl auch der Maschine von S. W. Green zu Theil werden.
Auch bei dieser erfolgt, wie bei den beiden vorerwähnten, das Ablegen ohne Zuthun
des Setzers, wenn man davon absieht, daſs dem Arbeiter lediglich die Zuführung neuen
Satzes verbleibt. Die Lettern besitzen verschiedene Signaturen, wodurch die Trennung
möglich wird. Jede Letter wird so lange an Fühlern vorübergeführt, bis der der
Signatur entsprechende Fühler erreicht ist. Greifer nehmen die Letter dann aus der
Reihe und übergeben sie dem Speicherrohre.
Am einfachsten und zweckmäſsigsten erscheint die Ablegemaschine
von Friedr. Wicks, deren Haupttheile in Fig. 4 bis
7 Taf. 37 dargestellt sind. Der abzulegende Satz kommt zeilenweise in die
Rinne a und wird durch einen mit Gewicht belasteten
Schieber nach oben gedrängt. Die oberste Letter stützt sich gegen die stellbare
Platte b und wird durch den Ausstoſser c nach dem unter 45° zum Horizont verlaufenden Kanal
d geworfen. Durch die Platte b erhält die Durchgangsspalte für die Lettern immer die
der Dicke der betreffenden Letter entsprechende Weite, so daſs nie zwei dünne
Lettern auf einmal in den Kanal d gelangen können. Wie
die Einstellung der Platte b ohne Störung des
Vorstoſsers möglich ist, zeigt Fig. 5. Geht
b nach links, entsteht eine breitere Spalte für den
Durchgang einer dickeren Letter. Die beiden Zähne des Vorstoſsers fassen jede Letter
am Fuſse und nahe unter dem Kopfe und übergreifen den Zapfen von b. Die ausgestoſsenen Lettern gleiten in dem Kanäle d (Fig. 4, 6
und 7) nach unten, bis sie durch eine geöffnete Klappe e einem Seitenkanale f
übergeben werden. Ein vor der Mündung desselben liegendes Sperrrad besorgt wie bei
Wicks' Setzmaschine die Aufrechtstellung und
Anreihung der Typen im Speicher S. Alle Bewegungen
werden bei dieser Maschine durch Niederdrücken von Tasten ausgeführt. Ist z.B. die
oberste Letter in der Rinne a ein „z“, so drückt
der Ableger auf die mit „z“ bezeichnete Taste; sogleich stellt sich die
Platte b in richtiger Weise ein, der Vorstoſser geht
hierauf vor; gleichzeitig öffnet sich die Klappe der zur Aufnahme des „z“
bestimmten Zweigrinne f und die Letter läuft dort ein.
Bei dem Druck auf die nächste Taste wird die Klappe des Kanales für „z“
wieder geschlossen, wenn die dazu angebrachte Feder dies nicht bereits vollkommen
besorgt haben sollte.
Die Ablegemaschine von K. G.
Fischer und Alf. v. Langen ist eine Umkehrung
der Setzmaschine. Durch Tastendruck wird die Type aus der Ablegerinne auf den
endlosen laufenden Riemen geworfen, auf welchen sich gleichzeitig die Mündung einer
Rinne zum Aufgreifen der Letter aufgelegt hat. Glücklich scheint diese Lösung nicht
zu sein, da Störungen vielfach auftreten dürften.
Schlieſslich sei noch die Ablegevorrichtung von Heinr. Pollack erwähnt, welche sich ebenfalls als
Umkehrung seines Setzapparates erweist und dieselbe Beurtheilung wie diese
herausfordert.
A. L.